Demenz ist eine Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Familien stark beeinflusst. Zunehmende Desorientierung und Vergesslichkeit bringen viele Risiken im Alltag mit sich. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Orientierungsproblemen bei Demenz und stellt verschiedene Hilfsansätze vor, die den Alltag erleichtern und die Lebensqualität verbessern können.
Ursachen von Orientierungsproblemen bei Demenz
Desorientierung gehört zu den häufigsten Symptomen bei Demenz. Besonders bei der Alzheimer-Krankheit sind die räumliche Orientierung und das Zeitgefühl schon früh beeinträchtigt. Die genauen Ursachen sind noch nicht abschließend geklärt. Es gibt jedoch Erkenntnisse über Veränderungen im Gehirn, die mit Orientierungsproblemen in Verbindung stehen:
- Hippocampus: Dieser Bereich des Gehirns speichert und ruft Informationen ab, die für die Orientierung wichtig sind, wie Straßen, Gebäude oder andere Orientierungspunkte. Er hilft auch bei Entscheidungen, wohin man als Nächstes geht. Ist der Hippocampus geschädigt, leidet auch das Zeitgefühl.
- Parietaler Kortex (Scheitellappen): Dieser Bereich verarbeitet Sinneseindrücke wie Sehen, Hören und Fühlen. Er ermöglicht es uns, Räume und Objekte darin zu erfassen. Schäden in diesem Bereich erschweren die räumliche Orientierung.
Wie stark Orientierungsprobleme auftreten, hängt von der Demenzform und dem Krankheitsstadium ab. Menschen mit Demenz verlieren allmählich ihren "inneren Anker", der ihnen hilft, sich in ihrer Umgebung und in der Zeit zurechtzufinden. Auch wenn sich die Symptome ähneln, erleben die Betroffenen das "Nicht-mehr-fassen-Können" ihrer eigenen Realität ganz individuell.
Die verschiedenen Arten von Orientierungsverlust umfassen:
- Räumlich: Erkrankte Menschen verirren sich in ihrer Umgebung, selbst an Orten, die ihnen vertraut waren. Sie erkennen bekannte Wege nicht mehr oder wissen nicht, wie sie von einem Raum in den anderen gelangen. Einem an Demenz Erkrankten wird das nicht gelingen. Er wird unter Umständen in der eigenen Wohnung, im eigenen Haus, in dem er schon seit Jahrzehnten lebt, die Toilette nicht mehr finden. Dasselbe kann beim Verlust der räumlichen Orientierung dann natürlich auch bei anderen Räumen, wie Küche, Schlafzimmer etc. passieren.
- Zeitlich: Termine werden vergessen, der Tag und die Uhrzeit sind nicht mehr klar, und Handlungen wie das Zähneputzen werden mehrfach wiederholt. Die Fähigkeit, Ereignisse in die richtige Reihenfolge zu bringen, geht verloren. Beim Verlust der zeitlichen Orientierung kann sich der Betroffene fünf Minuten eben nicht mehr vorstellen, diese Zeitspanne ist für ihn nicht mehr greifbar. Da können dann auch vermeintlich sehr paradoxe Dinge passieren: Ein Betroffener sieht im Winter aus dem Fenster, bemerkt, dass die Sonne scheint und beschließt, spazieren zu gehen. Er tut dies dann in T-Shirt, kurzen Hosen und Sandalen bei Minus 10 Grad. Ihm fehlt die Orientierung in der Zeit, in diesem Fall in der Jahreszeit.
- Situativ: In neuen oder ungewohnten Situationen sind die Erkrankten zunehmend überfordert. Schon einfache Probleme, wie beim Kochen eine gewohnte Zutat durch eine andere zu ersetzen, können Verwirrung und Stress auslösen. Wenn nun besonders viele Menschen zusammen sind, wird es auch entsprechend viele Situationen geben, die der Erkrankte vielleicht nicht zuordnen und auch nicht verstehen kann. Das kann dann eine große Belastung sein und sehr viel Stress verursachen. Erkrankte können in solchen Situationen unruhig werden, sich sichtlich nicht wohlfühlen.
- Personell: Im fortgeschrittenen Stadium verlieren Menschen mit Demenz den Bezug zu ihrer eigenen Biografie. Sie wissen nicht mehr, welchen Beruf sie ausgeübt oder wie viele Kinder sie haben.
Hilfen für Menschen mit Demenz
Es gibt viele praktische Möglichkeiten, Menschen mit Demenz zu helfen, sich im Alltag besser zu orientieren und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Diese Hilfen lassen sich in verschiedene Bereiche unterteilen:
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Wohnraumgestaltung
Die Gestaltung des Wohnraums spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Menschen mit Demenz. Die oberste Grundregel ist die übersichtliche und einfache Einrichtung des Wohnraums. Zu viele Sinneseindrücke überfordern Betroffene und erschweren eine Orientierung im Raum. Gewisse Veränderungen am Wohnraum sind nach der Diagnose notwendig, doch jede Veränderung kann eine Person mit Demenz stören und verwirren. Gehen Sie deshalb bei der Umgestaltung behutsam vor und lassen Sie die betroffene Person an den Veränderungsprozessen teilhaben. Denn Sie dürfen nie vergessen, dass die Person mit Demenz ein Individuum mit speziellen Vorlieben und Abneigungen ist. Wichtig ist zunächst erst einmal, die Zahl der Gegenstände zu reduzieren, für viel Licht zu sorgen und Gefahrenquellen möglichst zu beseitigen. Zu viel Veränderung auf einmal bedeutet jedoch unnötigen Stress für die demenzerkrankte Person.
- Übersichtlichkeit und Einfachheit: Vermeiden Sie überladene Dekorationen, da diese Demenzerkrankte überfordern können. Auf Überflüssiges zu verzichten, ist ein wichtiges Grundprinzip der demenzgerechten Raumgestaltung.
- Türen: Türen können die räumliche Orientierung von demenzerkrankten Menschen beeinflussen und stellen damit eine Barriere dar. Offene Türen sind hingegen klar als Durchgänge erkennbar und jeder kann sehen, was draußen stattfindet. An einigen Stellen muss natürlich eine Tür bleiben, wie zum Beispiel beim Badezimmer. Für eine leichte Orientierung sollten Sie solche Türen mit Schildern kennzeichnen. Wenn Sie „verbotene“ oder verschlossene Türen mit einem dunklen Vorhang verhängen, verlieren sie für Personen mit Demenz ihren Aufforderungscharakter und damit mindert sich das Interesse, durch die Tür gehen zu wollen.
- Fenster: Fenster bieten ebenfalls die Möglichkeit zur groben räumlichen Orientierung, wenn draußen markante Gebäude oder Landschaftsmerkmale zu sehen sind. Auch Fenster, die einen Blick in die Natur bieten, können einen ähnlichen Effekt haben, wie Kalender und Uhren.
- Beleuchtung: Ältere Menschen, insbesondere ältere Menschen mit Demenz, benötigen viel mehr Licht im Wohnbereich als jüngere und gesunde Menschen. Kaltweißes Licht ist für ältere Menschen besser zu sehen als warmweißes. Darauf sollten Sie beim Kauf von Leuchtmitteln achten. Beim nächtlichen Toilettengang helfen LED-Nachtlichter mit Bewegungsmelder, sich in der Dunkelheit zu orientieren und Stürze zu vermeiden. Eine andere Möglichkeit sind Lichtbänder mit integrierten Bewegungs- und Helligkeitssensoren.
- Lichtreflektionen: Spiegelndes Licht, zum Beispiel auf einem Boden mit glatter Oberfläche, sollten Sie vermeiden. Solche Lichtreflektionen können unter Umständen von den Betroffenen ganz anders wahrgenommen werden und führen dann zu einem verwirrenden Eindruck von der Umwelt.
- Farben und Kontraste: Dementiell erkrankte Personen reagieren sehr sensibel auf Farben. Setzen Sie deshalb Farbakzente behutsam und gezielt ein. Dunkle Töne sollten Sie eher vermeiden, da sie negative Gefühle auslösen können. Eine dunkle Fußmatte oder ein dunkler Teppich zum Beispiel können im fortgeschrittenen Stadium der Demenz als nicht überwindbares Loch im Boden gedeutet werden. Großflächige Muster sind sehr problematisch für Menschen mit Demenz, weil sie bei der Betrachtung sehr anstrengend wirken. Kontraste hingegen sind sehr wichtig, denn sie helfen Demenzerkrankten, Details schnell wahrzunehmen. Ein Tisch ist zum Beispiel besser erkennbar, wenn der Rand eine kontrastierende Farbe zur Tischfläche hat. Helle und freundliche Farben sind angenehm für Demenzerkrankte. Nein, starke Muster an Wänden, Böden oder Möbeln wirken verwirrend oder sogar beängstigend auf Menschen mit Demenz.
- Möbel: Manchmal haben Menschen mit Demenz Probleme bei der Tiefenwahrnehmung. Runde oder abgerundete Tische sind für diese Personen leichter optisch zu erfassen als eckige Möbel.
- Erinnerungsstücke: Oft sind es Bilder, aber auch ganz andere Dinge können wertvolle Anker für lebendige Erinnerungen sein. Versuchen Sie, solche Gegenstände zu identifizieren und zu bewahren. Gerne wählen Sie als Aufbewahrungsort eine besonders ruhige Ecke aus, in der die Person mit Demenz ohne Ablenkung und Störung in Erinnerungen schwelgen kann.
Hilfsmittel zur zeitlichen Orientierung
Auch die zeitliche Orientierung des Betroffenen können Sie mit einfachen Hilfsmitteln für eine demenzgerechte Raumgestaltung stärken.
- Kalender: Ein Kalender mit extra großen Zahlen und ausgeschriebenem Monat und Jahr sowie einem Symbol für die jeweilige Jahreszeit erleichtert Demenzerkrankten, sich zeitlich zu orientieren. Verwenden Sie einen großen, leicht verständlichen Wochenplan, in dem Sie Termine, Mahlzeiten oder Besuche eintragen. Hängen Sie den Plan an einem gut sichtbaren Ort auf, damit er täglich genutzt werden kann. Ein großer und einfacher Kalender, der sichtbar in der Wohnung hängt, hilft bei der zeitlichen Orientierung. Wichtig ist, dass Wochentage und Daten ausgeschrieben sind. Kleben Sie ein Foto der Person, die zu Besuch kommt, an den entsprechenden Tag im Kalender.
- Uhren: Eine große, gut sichtbare Wanduhr mit klaren Ziffern und Zeigern hilft dabei, den Tagesverlauf besser zu verstehen. Achten Sie darauf, dass die Uhr gut sichtbar ist und keine ablenkenden Muster oder Details enthält. Demenz-Uhren, die Betroffene als Armbanduhr verwenden können, sind oft mit einem Ortungssystem ausgestattet.
- Wochenplan: Ein Wochenplan gibt sowohl Demenzerkrankten als auch pflegenden Angehörigen eine klare Übersicht über den Tagesablauf.
- Feste Routinen: Regelmäßige Tagesabläufe, wie feste Mahlzeiten oder Aktivitäten, bieten Halt und geben Orientierung. Damit Demenzerkrankte Frühstück, Mittag- und Abendessen nicht vergessen, können Sie die Zeiten in einer Art Stundenplan für den Betroffenen eintragen.
Sicherheitsmaßnahmen
Zunehmende Desorientierung und Vergesslichkeit bringen viele Risiken im Alltag mit sich. Alltägliche Dinge wie ein Herd oder Putzmittel werden mit einem Mal zu potenziellen Gefahren.
- Sturzprophylaxe: Für die Sturzprophylaxe sollten Sie Stolperfallen wie lose Kabel und Teppiche entfernen. Auch eine gute Beleuchtung ist dabei wichtig. Das Badezimmer ist ein typischer Ort zum Ausrutschen - auch für Menschen, die nicht an Demenz leiden. Hilfreich sind dagegen oft Anti-Rutsch-Matten oder Haltegriffe.
- Herd und Küche: Menschen mit Demenz können Dinge verwechseln und so kann es passieren, dass auf einmal Spülmittel in der Kaffeetasse landet. Daher können am Herd sogenannte Herdschutzknöpfe oder auch Schutzknöpfe installiert werden, die das Einschalten des Herds erschweren. Als weitere Sicherheitsmaßnahme sollten Sie in Wohnungen von Personen mit Demenz in allen Räumen Rauchmelder installieren, damit ein Brand sofort bemerkt wird. Ein angeschalteter Herd, der vergessen wurde, auszuschalten, kann schnell zur Gefahr werden. Eine Herdsicherung sorgt dafür, dass der Herd nach einer voreingestellten Zeit automatisch abschaltet und somit Brände verhindert werden. Moderne Herde verfügen häufig schon über eine Abschaltautomatik.
- Gefahrgut: Reinigungsmittel, Messer, Kerzen, Feuerzeuge und Medikamentenvorräte können für Demenzerkrankte eine ernsthafte Gefahr darstellen. Um Unfälle zu vermeiden, sollten diese Gegenstände sicher und außer Reichweite gelagert werden. Schubladensicherungen verhindern zusätzlich ungewollten Zugriff auf gefährliche Utensilien.
- Hinlauftendenz: Manche Menschen mit Demenz entwickeln im Verlauf der Krankheit eine sogenannte Hinlauftendenz (früher als Weglauftendenz bezeichnet). Betroffene verspüren den Drang, einen bestimmten Ort aufzusuchen, der in ihrer Wahrnehmung wichtig erscheint, oft ohne Rücksicht auf die Sicherheit oder Verkehrsregeln. Dies kann gefährlich werden, insbesondere im Straßenverkehr.
- Maßnahmen: Kontaktmatten, Lichtschranken, Notfalluhren, Haustüralarm, GPS-Tracker.
Alltagshilfen
Hand in Hand mit der Wohnraumgestaltung geht die Verwendung von Alltags- und Orientierungshilfen für Demenzerkrankte. Denn es gibt zahlreiche weitere Dinge, die den Alltag und den Umgang mit der Krankheit Demenz enorm erleichtern. Im Alltag kann Vergesslichkeit zur großen Herausforderung werden: Schlüssel verlegen, Termine vergessen oder sich in der eigenen Wohnung nicht mehr zurechtfinden - das sind Situationen, mit denen Menschen, die an Demenz erkrankt sind, nur allzu vertraut sind. Das ist jedoch kein Grund, sich davon einschränken zu lassen. Alltagshilfen sind das ideale Mittel, um das Leben strukturierter und sicherer zu gestalten. Beziehen Sie die demenzerkrankte Person in die Auswahl der Hilfsmittel mit ein, um deren Akzeptanz und Interesse zu fördern. So wird die Alltagshilfe nicht nur angeschafft, sondern auch wirklich genutzt.
- Erinnerungshilfen: Erinnerungshilfen sind speziell entwickelte Hilfsmittel, die Demenzerkrankten dabei helfen, ihren Alltag besser zu organisieren und an wichtige Aufgaben oder Termine zuverlässig erinnert zu werden. Sprechende Zeitplaner helfen, ihren Tagesablauf besser zu strukturieren.
- Technische Hilfsmittel: Schlüsselfinder und Ortungssysteme, GPS-Tracker und Notfalluhren, spezielle Telefone.
- Ess- und Trinkhilfen: Demenz-Geschirr, Teller mit einem erhöhten Rand und einem geneigten Boden, Finger Food.
- Smarte Küchenhelfer
- Medikamentenboxen
- Telefone mit extragroßen Tasten
Kommunikation und Umgang
Bei Menschen mit Demenz ändert sich die Kommunikationsfähigkeit sehr stark und es ist ganz wichtig auf die Besonderheiten einzugehen, um mit ihnen gut kommunizieren zu können. Und ein ganz wichtiger Punkt ist vielleicht mal einen Perspektivenwechsel einzunehmen, gerade wenn man in eine Situation kommt, die man ganz schwer verstehen kann, sich hinein zu fühlen in die Situation, in der sich vielleicht gerade der Demenzkranke fühlt, der im Moment orientierungslos ist oder diese Situation einfach nicht einordnen kann. Bei einer Demenzerkrankung verlieren Worte auch immer mehr an Bedeutung. Das muss man sich bewusst machen. Gesten kommen oft viel besser an. Die Körpersprache ist ganz wichtig, die Mimik ist sehr wichtig. Mit Worten, vor allen Dingen mit langen Sätzen, kommt man bei Menschen mit Demenz oft nicht richtig durch. Sie verstehen einfach nicht, was man sagen möchte. Da kann man viel besser ankommen, wenn man das eben mit dem gesamten Körper tut. Seien Sie sensibel für die Gefühle und Fähigkeiten Ihres demenzerkrankten Angehörigen.
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Emotionale Verbindungen: Abstrakte Begriffe wie "Düsseldorf" oder "Oktober" werden von Menschen mit Demenz zunehmend schlechter verstanden. Oft erleichtern emotionale Verbindungen das Verständnis, wie "die Stadt, in der deine Tochter wohnt" oder "der Monat nach deinem Geburtstag".
Realitätsorientierungstraining (ROT)
Das Realitätsorientierungstraining ist eine in der aktuellen S3-Leitlinie "Demenzen" empfohlene Methode zur kognitiven Unterstützung von Menschen mit Demenz. Ziel des Trainings ist es, den Betroffenen durch regelmäßige Orientierungshilfen - wie Informationen über Zeit, Ort oder Personen - dabei zu unterstützen, sich in ihrer Umgebung besser zurechtzufinden. Dadurch fühlen sich die Betroffenen sicherer und können ihren Alltag besser bewältigen.
- 24-Stunden-Programm: Als entsprechende Maßnahmen sind zum Beispiel Orientierungshilfen geeignet (Symbole, die eine Funktion erklären wie ein Kochtopf auf einem Herd). Hilfreich sind auch Abbildungen von Alltagsgegenständen oder Bilder von Tieren und Pflanzen. Die Pflegebedürftigen sollten regelmäßig auf diese Bilder aufmerksam gemacht werden: „Sehen Sie diese Blume? Das ist eine Rose. Zur verbalen Orientierung: Die Dementen sollten regelmäßig über Ort, Zeit und Person informiert werden („Guten Tag, Herr Müller, heute ist Dienstag, der 8. November. Draußen regnet es…„). Genauso wichtig ist eine klare Struktur des Tages. Deshalb sollten Sie den zeitlichen Ablauf grundsätzlich einhalten. „Guten Tag, Herr Freitag. Mein Name ist Claudia Bern. Ich bin Ihre Pflegekraft. Ich bringe Sie jetzt ins Badezimmer. „Guten Morgen, Frau Schulze. Heute Nachmittag um 16 Uhr findet im Gruppenraum die Bastelstunde statt. „Frau Rose, Sie wohnen jetzt im Pflegeheim Lerchenhof in Hamburg.
- Gruppensitzungen: Dazu versammeln Sie vier bis acht Bewohner für täglich etwa 30 bis 60 Minuten. Mit einer Realitätsorientierungstafel als Hilfsmittel üben Sie mit den Teilnehmern zeitliche, räumliche und situative Orientierung. Dabei sollten Sie nicht nur Fragen stellen und diese beantworten lassen: Wichtig ist hier Abwechslung, die auch gern spielerisch umgesetzt werden kann. Sie können auch gemeinsam singen und basteln.
Unterstützung für Angehörige
Die Diagnose Demenz betrifft immer die ganze Familie und fordert von den Angehörigen sehr viel Aufmerksamkeit für den Demenzkranken, sehr viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Auf der anderen Seite sind auch sehr viele alltagspraktische Dinge zu organisieren. Es sind Aufgaben zu verteilen, neue Rollen aus zu tarieren. Und das kann eine ganze Familie sehr durcheinander bringen und sehr viel aufwühlen. Aber auf der anderen Seite muss man auch sagen, dass bei allen Anstrengungen, die eine Demenzerkrankung in der Familie mit sich bringen kann, ist es auch so, dass wir immer wieder hören, dass so eine Erkrankung auch die Familienmitglieder zusammenschweißt.
- Beratungsangebote: Es gibt für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen verschiedene Unterstützungsangebote, Beratungsangebote vor allen Dingen. Da kann man sich natürlich zum einen an die Deutsche Alzheimer Gesellschaft wenden. Man kann sich an Pflegeberatungsstellen, Pflegestützpunkte wenden. Immer auch an seine eigene Krankenkasse.
- Pflegekurse: Es gibt Pflegekurse für pflegende Angehörige.
- Austausch mit anderen Betroffenen: Gerade in der Nachbarschaft kann das ganz hilfreich sein, wenn der Mensch mit Demenz sich vielleicht mal verirrt, dass dann die Nachbarn Bescheid wissen, was sie dann zu tun haben.
Formen der Demenz
Es gibt verschiedene Formen von Demenz, die sich in ihren Ursachen und Symptomen unterscheiden:
- Alzheimer-Demenz: Die Alzheimer-Demenz ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, in deren Verlauf Nervenzellen des Gehirns unumkehrbar zerstört werden. Diese Demenzform verläuft bei jedem Menschen unterschiedlich. Es lassen sich jedoch grundsätzlich drei Stadien feststellen, die fließend ineinander übergehen. Von den ersten Symptomen bis zum Tod dauert es in den meisten Fällen zwischen drei und zehn Jahre. Charakteristisch ist ihr schleichender, nahezu unmerklicher Beginn. Anfangs treten leichte Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen auf, die Lern- und Reaktionsfähigkeit nimmt ab. Hinzu kommen erste Sprachschwierigkeiten. Die Menschen mit Demenz benutzen einfachere Wörter und kürzere Sätze oder stocken mitten im Satz und können ihren Gedanken nicht mehr zu Ende bringen. Örtliche und zeitliche Orientierungsstörungen machen sich bemerkbar. In diesem Stadium nehmen die Menschen mit Demenz bewusst die Veränderungen wahr, die in ihnen vorgehen. Im weiteren Krankheitsverlauf werden die Symptome unübersehbar, spätestens jetzt müssen Beruf und Autofahren aufgegeben werden. Bei alltäglichen Tätigkeiten wie Körperpflege, Toilettengang oder Essen und Trinken sind die Betroffenen zunehmend auf die Unterstützung anderer Personen angewiesen. Im Spätstadium sind Menschen mit Demenz vollkommen auf Pflege und Betreuung durch andere Personen angewiesen. Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt, eine Verständigung mit Worten ist unmöglich. Vermehrt treten körperliche Symptome wie Gehschwäche und Schluckstörungen auf. Die Kontrolle über Blase und Darm nimmt ab. Vereinzelt kann es auch zu epileptischen Anfällen kommen. Bettlägerigkeit erhöht die Gefahr von Infektionen. Die Ursachen der Alzheimer-Demenz sind bislang noch nicht ausreichend erforscht.
- Vaskuläre Demenz: Bei gefäßbedingten Demenzen kommt es infolge von Durchblutungsstörungen des Gehirns zum Absterben von Nervengewebe. Eine besondere Form vaskulärer Demenz ist die „Multiinfarktdemenz“. Hierbei führen wiederholte kleine örtliche Durchblutungsstörungen zum Absterben von Hirnzellen. Die Symptome ähneln denen der Alzheimer-Demenz, oftmals kommen jedoch körperliche Beschwerden wie Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen oder sonstige neurologische Auffälligkeiten hinzu.
- Sekundäre Demenzen: Sekundäre Demenzen, die etwa 10 Prozent aller Fälle ausmachen, können durch Intoxikationen (zum Beispiel eine Arzneimittelvergiftung), einen Vitaminmangel oder eine Schilddrüsenfehlfunktion ausgelöst werden und sind zum Teil heilbar. Dabei ist häufig eine Rückbildung der Symptome der Demenz möglich.
Risikofaktoren und Prävention
Auch wenn die Ursachen der Alzheimer-Demenz noch nicht hinreichend bekannt sind, lässt sich aus entsprechenden Studien ableiten, dass neben nicht veränderbaren Faktoren (wie Alter, Geschlecht und Genetik) und Vorerkrankungen auch Verhaltensweisen und Lebensumstände das Risiko beeinflussen, daran zu erkranken. Das Risiko sinkt beispielsweise durch körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe. Neuere Untersuchungen weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko durch Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, Diabetes, schwere Kopfverletzungen, Infektionen, Depression, chronischen Stress sowie das Vorliegen einer Hörminderung hin.
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Herausforderndes Verhalten
"Herausforderndes" Verhalten umfasst Verhaltensänderungen, die im Verlauf einer Demenzerkrankung auftreten. Beim "herausforderndem Verhalten" unterscheidet man motorische Verhaltensweisen, verbale Verhaltensweisen, aber auch Formen wo sich jemand zurückzieht, was wir apathisches Verhalten nennen. Beispiele dafür sind, dass jemand sehr unruhig ist, hin und her wandert, es kann aber auch ein ständiges Rufen sein, dass jemand beim Essen die Nahrung verweigert - all das sind Möglichkeiten, wie sich Verhalten äußern kann.
Im Zuge der Demenzerkrankung kommt es zu kognitiven Veränderungen und damit auch zu sprachlichen Veränderungen, sprich: Menschen mit Demenz können Worte nicht mehr verstehen. Genauso können sie sich selbst aber nicht mehr mit verständlichen Worten ausdrücken. In den Vordergrund tritt dieses "herausfordernde Verhalten" und da ist es einfach wichtig, dass "herausforderndes Verhalten" auch eine Möglichkeit der Kommunikation sein kann und für Angehörige ist es hier wichtig, dass sie das auch als eine Form der Kommunikation wahrnehmen und verstehen und versuchen, diese vielleicht eher nonverbale Kommunikation auch für sich so zu deuten, dass so der Angehörige mit ihnen ins Gespräch kommen möchte, in Kommunikation kommen möchte.
Lösungsansätze zum Umgang mit "herausforderndem Verhalten" wären in erster Linie, dass man sich auf den Weg macht, versucht, das Verhalten zu verstehen und da ist es letztendlich immer zentral, dass man zunächst versucht, das Verhalten möglichst präzise zu beschreiben. Das heißt: Wie häufig tritt das Verhalten auf, und welche Art des Verhaltens - ist es eher ein unruhiges Verhalten, ein teilnahmsloses Verhalten - aber sich auch bewusst wird: In welchen Situationen tritt das auf? Gibt es bestimmte Räumlichkeiten, wo das stattfindet oder in Anwesenheit von bestimmen Personen oder immer dann, wenn keiner da ist? Weil grade über eine sehr konkrete Beschreibung des Verhaltens kriegt man viele Anhaltspunkte dafür, was mögliche Ursachen für das Verhalten sein können, wo man dann gezielt Maßnahmen einleiten könnte.