Paracetamol zur Behandlung von Polyneuropathie

Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die durch Schädigung der Nerven verursacht wird. Dies führt zu einer gestörten Reizweiterleitung und äußert sich häufig in Schmerzen und Missempfindungen. Häufige Ursachen sind Diabetes mellitus und übermäßiger Alkoholkonsum.

Was ist Polyneuropathie?

Polyneuropathie ist eine generalisierte Erkrankung des peripheren Nervensystems, die Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark betrifft. Die Schädigung der Nerven beeinträchtigt die korrekte Weiterleitung von Reizen zum und vom Gehirn, was zu einem veränderten Reizempfinden führt. Es ist die häufigste Erkrankung des peripheren Nervensystems, von der etwa drei Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens betroffen sind. Der Begriff Neuropathie ist ein medizinischer Fachausdruck für Nervenkrankheit, wobei Polyneuropathie eine spezielle Form dieser Gruppe darstellt.

Symptome der Polyneuropathie

Die Symptome variieren je nach betroffener Nervenart. Es gibt sensorische Nerven, die für die Wahrnehmung von Reizen zuständig sind, und motorische Nerven, die Bewegungsabläufe steuern. Die Beschwerden beginnen meist in Beinen und Armen, aber auch Nerven, die Organe steuern, können betroffen sein.

Weitere mögliche Ursachen sind Vitaminmangel und Medikamente, insbesondere Chemotherapien. In einigen Fällen bleibt die Ursache unbekannt. Der Krankheitsverlauf hängt von der Ursache und dem Therapieerfolg ab. Eine alkoholische Neuropathie schreitet bei fortgesetztem Alkoholkonsum schneller fort, während eine diabetische Neuropathie bei schlechter Blutzuckereinstellung schneller fortschreitet.

Die typischen Symptome einer Polyneuropathie umfassen:

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  • Symmetrische, distal betonte, strumpf- oder handschuhförmige schmerzhafte oder brennende Missempfindungen
  • "Ameisenlaufen" oder Kribbeln auf der Haut
  • "Burning feet"

Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu erheblichen Einschränkungen im Alltag kommen.

Diagnose der Polyneuropathie

Die Diagnose umfasst ein ausführliches Arztgespräch (Anamnese), bei dem der Arzt Einzelheiten zu Lebensstil und Beschwerden erfragt. Relevante Themen sind familiäre Vorgeschichte, Vorerkrankungen, Alkoholkonsum und eine ausführliche Symptombeschreibung.

Zusätzlich werden verschiedene körperliche Untersuchungen durchgeführt, bei denen unterschiedliche Reize getestet werden. So wird zum Beispiel untersucht, ob und wie stark ein Nylonfaden auf Armen und Füßen wahrgenommen wird. Ebenfalls werden beispielsweise Reflexe und Vibrations- und Temperaturempfinden getestet.

Zur eindeutigen Diagnose gibt es Untersuchungen, die explizit die Nervenfunktionen überprüfen. Mittels der Elektroneurografie (ENG) wird die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen. Außerdem besteht die Möglichkeit, ein Elektromyogramm (EMG) aufzuzeichnen, um die Muskelaktivität zu überprüfen. Ob die autonomen Nervenfasern des Herzens geschädigt sind, wird mithilfe des EKGs geprüft. Eine Schädigung der Blasennerven äußert sich zumeist durch die inkomplette Blasenentleerung der Blase, d. h., es verbleibt nach dem Wasserlassen Restharn in der Blase. Diesen Restharn wird z. B.

Behandlung der Polyneuropathie

Die Behandlung zielt primär auf die vorherrschende Grunderkrankung ab. Bei einer diabetischen oder alkoholischen Neuropathie ist es das Ziel der Behandlung, die Diabeteserkrankung oder die Alkoholsucht zu kontrollieren. Weiterhin richtet sich die Therapie individuell nach den Symptomen, mit dem Ziel, diese zu lindern.

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Zusätzlich können Physio- und Ergotherapie helfen, den Körper zu mobilisieren.

Medikamentöse Therapie

Bei leichten, nicht kontinuierlichen Schmerzen kann ein Behandlungsversuch mit Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Metamizol erfolgen. Bei stärkeren Schmerzen kommen Antiepileptika wie Gabapentin, Pregabalin oder Carbamazepin zum Einsatz. Diese dämpfen die Erregbarkeit der Nervenzellen und können dadurch Schmerzen und Missempfindungen lindern. Antidepressiva wie Amitryptilin oder Duloxetin unterdrücken die Weiterleitung von Schmerzen. Opioide werden nur verordnet, wenn Antiepileptika oder Antidepressiva keine Wirkung zeigen.

Schmerzlindernde Pflaster wie Capsaicin-Pflaster oder Lidocain-Pflaster können ebenfalls eingesetzt werden. Alpha-Liponsäure soll Schmerzen und Empfindungsstörungen bei der diabetischen Polyneuropathie verbessern, die Wirkung ist allerdings umstritten.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Medikamente oft mehrere Wochen brauchen, um wirksam zu werden.

Weitere Maßnahmen

  • Füße gut pflegen: Die Empfindungsstörungen können gefährliche Folgen haben. Druckstellen oder kleine Fußverletzungen werden nicht mehr bemerkt, wodurch sich sehr leicht Fußgeschwüre entwickeln.
  • Mobil bleiben: Physikalische Therapien und Krankengymnastik helfen, gelenkig zu bleiben.
  • Wadenkrämpfe lindern: Zur Behandlung von Wadenkrämpfen kann Magnesium versucht werden.
  • Schwindel- und Schwächegefühle behandeln: Bei einer orthostatischen Dysregulation sollten Stützstrümpfe getragen werden. Außerdem sollten Sie immer langsam aufstehen, um keinen Schwindel zu provozieren.
  • Blasenstörungen in den Griff bekommen: Gehen Sie regelmäßig zur Toilette, damit sich nicht zu viel Restharn in der Blase ansammelt.
  • Erektionsstörungen ansprechen: Polyneuropathien machen auch vor dem vegetativen Nervensystem nicht halt. Zudem stören auch die zur Behandlung der Missempfindungen eingenommenen Medikamente manchmal die Erektion.

Weitere alternative Behandlungen umfassen Magnettherapie und transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS).

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Was können Sie selbst bei Polyneuropathie tun?

Um Polyneuropathien möglichst vorzubeugen ist es empfehlenswert einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Dadurch werden oft viele Erkrankungen verhindert, die sonst im Laufe der Zeit das Risiko für eine Polyneuropathie erhöhen.

Wichtig ist es, sich ausgewogen mit ausreichend Vitaminen zu ernähren, nur mäßig Alkohol zu konsumieren und regelmäßig aktiv und in Bewegung zu sein.

Behandlung von diabetischer Polyneuropathie

Bei einer Nervenschädigung infolge eines Diabetes mellitus ist vor allem eine gute Blutzuckereinstellung entscheidend für die Therapie. Diese verhindert ein rasches Fortschreiten der Erkrankung. Regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung tragen ebenfalls zu guten Blutzuckerwerten bei. In speziellen Diabetes-Schulungen können Betroffene lernen, ihre Werte langfristig zu stabilisieren.

Darüber hinaus kann Alpha-Liponsäure Schmerzen und Sensibilitätsstörungen bei Menschen mit Diabetes lindern. Alpha-Liponsäure kommt auch natürlicherweise im Körper vor und ist am Zuckerstoffwechsel beteiligt. Betroffene haben möglicherweise einen erhöhten Bedarf an dieser Substanz.

Hilfreich kann bei diabetischer Polyneuropathie zudem die sogenannte Hochtontherapie sein. Dabei werden über Elektroden an Füßen und Oberkörper sehr hohe Tonfrequenzen durch den gesamten Körper geleitet.

Alkoholische Polyneuropathie behandeln

Ist die Polyneuropathie durch hohen Alkoholkonsum entstanden, ist ein völliger Verzicht auf Alkohol beziehungsweise ein Entzug die dringlichste Maßnahme.

Personen, die schon lange alkoholabhängig sind, vernachlässigen zudem oft ihre Ernährung. So entsteht ein Vitaminmangel, der die Nerven zusätzlich schädigen kann. Eine bessere Ernährung und B-Vitamine können die Regeneration der geschädigten Nerven bei Alkoholkranken fördern und Schmerzen verringern.

Weitere Maßnahmen zur Behandlung bei Polyneuropathie

Je nachdem, welche Ursache die Polyneuropathie auslöst, kommen weitere Maßnahmen zur Behandlung infrage:

  • Gifte wie Blei oder Arsen: Im Fall einer Blei- oder Arsenvergiftung können Bindemittel wie Penicillamin helfen. Gefahrenstoffe im beruflichen und privaten Umfeld, die für die Nervenkrankheit verantwortlich sein könnten, sollten Betroffene meiden.
  • Nebenwirkung von Medikamenten: Kommt es zu einer Polyneuropathie durch die Einnahme von Arzneimitteln, sollten Betroffene mit demder ArztÄrztin besprechen, ob das Medikament abgesetzt oder auf ein anderes Präparat gewechselt werden kann. Nach Absetzen des Medikaments können sich die Beschwerden nach einiger Zeit zurückbilden.
  • Infektionskrankheit: Eine bakterielle Infektionskrankheit wie zum Beispiel Borreliose oder Diphtherie lässt sich mit Antibiotika behandeln.
  • Nährstoffmangel: Bei einem nachweislichen Nährstoffmangel (wie z. B. Vitamin B12, Vitamin B1 oder Folsäure) sollte der Mangel ausgeglichen werden. Das kann über Nahrungsergänzungsmittel oder Injektionen erfolgen.

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