Kopfschmerzen durch Nackenverspannungen: Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze

Kopfschmerzen, die durch Nackenverspannungen verursacht werden, sind ein weit verbreitetes Problem. Mehr als jede zweite Kopfschmerzattacke wird durch Nackenverspannungen verursacht. Diese Art von Kopfschmerzen gehört zu den häufigsten Formen von Kopfschmerzen überhaupt. Die komplexe Struktur zwischen Nacken und Kopf, bestehend aus Wirbeln, Muskeln, Sehnen, Bändern und Nerven, ist täglich hohen Belastungen ausgesetzt. Der schmale Hals muss den vergleichsweise schweren Kopf tragen, was oft unterschätzt wird. Der Arzt spricht in diesem Zusammenhang auch vom sogenannten Halswirbelsäulen- oder kurz HWS-Syndrom.

Ursachen von Nackenverspannungen und Kopfschmerzen

Nackenverspannungen können vielfältige Ursachen haben. Hier eine Auswahl an Ursachen, die besonders häufig zu Nackenverspannungen führen:

  • Bewegungsmangel: In Deutschland und anderen westlichen Industrienationen bewegen sich die meisten Menschen zu wenig. Durchschnittlich verbringen viele Menschen 9 Stunden der wachen Zeit im Sitzen. Der menschliche Körper ist jedoch nicht für Dauersitzen gemacht, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
  • Fehlerhafte Arbeitsplatzgestaltung: Ein schlecht eingerichteter Arbeitsplatz mit einem zu hoch oder zu niedrig eingestellten Bildschirm, einem unpassenden Bürostuhl oder ungenügender Ausleuchtung kann zu ausgeprägten Hals-, Nacken- und Schulterverspannungen führen.
  • Dauerbenutzung von Smartphones oder Tablets: Beim Blick auf Handy oder Tablet wird der Kopf oft über lange Zeit nach vorne und unten gerichtet, was für die empfindliche Hals- und Nackenmuskulatur Schwerstarbeit bedeutet.
  • Fehlhaltungen: Weitere Fehlhaltungen können ebenfalls Hals-, Nacken- und Schulterverspannungen mit anschließenden Kopfschmerzen verursachen.
  • Stress: In druck- und angstbelasteten Situationen werden ausgleichende Verhaltensweisen wie Sport oft vernachlässigt. Zudem ziehen wir in solchen Situationen meist unbewusst die Schultern hoch und den Kopf ein.
  • Schiefhals: Eine besonders starke und schmerzhafte Verspannung der Nackenmuskulatur ist der sogenannte Schiefhals, der häufig direkt nach dem Aufwachen auftritt.
  • Degenerative Erkrankungen: Verschleißbedingte Erkrankungen und Abnutzungserscheinungen der Halswirbel, wie Arthrose bzw. Bandscheibenvorfälle im Bereich der Hals- bzw. oberen Brustwirbelsäule, können ebenfalls zu Nackenschmerzen führen. Dabei kommt es meist zu starken Schmerzen im Hals- und Nackenbereich, die in die Arme sowie in den Kopf ausstrahlen können.
  • Verletzungen: Verletzungen im Hals-, Nacken-, Schulterbereich durch Stürze im Alltag, Unfälle, ruckartige Bewegungen sowie ein Schleudertrauma können ebenfalls Nackenverspannungen verursachen.

Die verdickte und verhärtete Muskulatur schmerzt dabei nicht nur selbst, sondern drückt auch auf die umliegenden Nervenbahnen.

Zusammenhang zwischen Migräne und Nackenverspannungen

Es gibt einen Zusammenhang zwischen Migräne und Nackenverspannungen. Dieses Phänomen lässt sich durch eine Verbindung des Trigeminusnervs, der bei Migräne besonders aktiviert ist, mit dem großen Hinterhauptnerv erklären, der im Hinterkopf und Nacken verläuft. Ist der Trigeminusnerv bei Migräne besonders aktiv, kann das über die Verbindung im Gehirn auch zu Nackenschmerzen sowie Nackenverspannungen führen, was dann wiederum zu Spannungskopfschmerzen führen kann.

Symptome: Spannungskopfschmerz vs. Migräne

Die Art der Symptome kann helfen, Spannungskopfschmerzen von Migräne zu unterscheiden. Spannungskopfschmerzen werden als dumpf, drückend, ziehend und über den ganzen Schädel verlaufend empfunden. Migräne-Kopfschmerzen treten dagegen meist pochend, pulsierend, klopfend und überwiegend einseitig auf. Körperliche Aktivität verschlimmert die Migräneschmerzen noch. Migräne tritt oft zusammen mit Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen, erhöhter Lärm- und Lichtempfindlichkeit, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen auf.

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Beim Spannungskopfschmerz leiden Betroffene typischerweise an dumpfen, drückenden oder ziehenden Kopfschmerzen, die beidseitig auftreten. Viele berichten über ein Gefühl, als ob der Kopf in einem Schraubstock steckt oder in einem zu engen Helm. Der Schmerz beginnt häufig im Nacken und breitet sich langsam über den ganzen Kopf bis zur Stirn oder den Augen aus und lässt sich manchmal auch nicht eindeutig lokalisieren. Die Kopfschmerzen sind meist leicht bis mittelstark und verstärken sich nicht durch körperliche Aktivitäten - vielfach werden sie durch körperliche Aktivität sogar gebessert. Als Begleitsymptom kann eine leichte Licht- oder Lärmüberempfindlichkeit bestehen. Spannungskopfschmerzen können unbehandelt eine halbe Stunde bis eine Woche anhalten.

Behandlung von Spannungskopfschmerzen durch Nackenverspannungen

Um Spannungskopfschmerzen durch Nackenverspannungen effektiv behandeln zu können, ist es wichtig, die Gründe für die Nackenverspannungen zu erkennen und zu behandeln. In den allermeisten Fällen sind die Nackenverspannungen vergleichsweise harmlos und auf Stress sowie Fehlhaltungen mit einseitiger Belastung, Überdehnung bzw. Verspannung zurückzuführen.

Hausmittel und Selbsthilfe

Wenn nur gelegentlich leichte Kopfschmerzen auftreten, können folgende Hausmittel helfen, die verspannte Nackenmuskulatur zu lockern:

  • Wärmeanwendungen: Ein gewärmtes Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche für einige Minuten auf den Nacken legen. Die Wärme wirkt durchblutungsfördernd und spannungslösend auf die verkrampfte Muskulatur, so dass auch die Kopfschmerzen meist schon nach kurzer Zeit nachlassen.
  • Massage: Eine sanfte Massage kann helfen, die verspannte Muskulatur im Nackenbereich zu lockern. Schließen Sie dazu, wenn möglich, die Augen und legen den Kopf auf einer Auflage ab, um die verkrampfte Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur zu entlasten.
  • Dehnübungen:
    • Den Kopf langsam zur Seite Richtung Schulter neigen. Diese Bewegung kann sanft mit der Hand unterstützt werden. Die Dehnung für ca. 10 - 30 Sekunden halten und dann wieder in die Ausgangsposition zurückkehren. Die Bewegung auch auf der anderen Seite wiederholen.
    • Um die Nackenrückseite zu dehnen, den Kopf langsam Richtung Brust senken. Auch hier kann die Bewegung durch Auflegen beider Hände rechts und links am Nacken sanft unterstützt werden. Die Dehnung für ca. 30 Sekunden halten und dann wieder in die Ausgangsposition zurückkehren.

Achten Sie auf fließende und ruckfreie Bewegungen und halten Sie die Dehnung solange es sich angenehm anfühlt.

Weitere Tipps zur Selbsthilfe:

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  • Bewegung: Machen Sie einen kleinen Spaziergang oder laufen Sie eine kleine Runde, um den Kopf mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen.
  • Warmes Bad: Ein warmes Vollbad hilft, die Verkrampfungen zu lösen und die Kopfschmerzen zu lindern. Ideal ist eine Wassertemperatur von 38 °C. Ein Vollbad mit z.B. Rosmarinöl kann ebenfalls helfen.
  • Kalter Waschlappen: Legen Sie einen kalten Waschlappen auf die Stirn und ruhen Sie sich ein paar Minuten aus.
  • Flüssigkeitsaufnahme: Trinken Sie genug - über den Tag verteilt sollten es mindestens zwei Liter sein.
  • Regelmäßige Mahlzeiten: Essen Sie regelmäßig, am besten Vollkornprodukte, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.
  • Magnesiumversorgung: Eine ausreichende Magnesiumversorgung entspannt die Muskeln und beruhigt die Nerven. Die Einnahme von Magnesium Phosphoricum, 1 x tägl. 10 Tabletten mit heißem Wasser übergießen und trinken kann auch helfen.
  • Vermeidung von Histamin: Verzichten Sie auf histaminhaltige Lebensmittel wie Rotwein, Schweinefleisch, reifen Käse sowie auf Produkte mit dem Geschmacksverstärker Glutamat.
  • Regelmäßiges Ausdauertraining: Regelmäßiges Ausdauertraining an der frischen Luft wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren wirkt sich günstig auf die Vermeidung von Spannungskopfschmerzen aus. Wichtig ist, sich mindestens 3 Mal pro Woche für 30 Minuten zu bewegen.
  • Training der Halswirbelsäulen- und Schultermuskulatur: Patienten mit chronischen Spannungskopfschmerzen profitieren von einem Training der Halswirbelsäulen- und Schultermuskulatur, Dehnübungen und Massage sowie Entspannungsübungen. Vermutlich wirkt sich auch eine manuelle Therapie günstig aus.
  • Entspannungsverfahren: Stress kann muskuläre Verspannungen und somit auch Kopfschmerzen fördern. Entspannungsverfahren wie Biofeedback, Yoga, Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung nach Jacobson können helfen.
  • Pfefferminzöl: Das Menthol in Pfefferminzöl wirkt kühlend und entspannend bei Kopfschmerz. Tupfen Sie einfach ein paar Tropfen auf Stirn, Schläfen und Nacken und klopfen Sie die Tinktur sanft ein.

Medikamentöse Behandlung

Bei akuten Spannungskopfschmerzen kommen vor allem Schmerzmittel zum Einsatz. Zu den beliebtesten Schmerzmitteln gehören Ibuprofen, Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac und Naproxen. Für die akute Behandlung von Spannungskopfschmerzen in Verbindung mit Hals-, Schulter- und Nackenbeschwerden hat sich Ibuprofen besonders gut bewährt. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG) empfiehlt unter anderem eine Einzeldosis von 400 mg als Mittel der 1. Wahl.

In Kombination mit medizinischem Coffein kann die bereits gute Wirksamkeit von Ibuprofen noch weiter gesteigert werden, wie eine klinischen Studie aus dem Jahr 2018 erwies. In der placebokontrollierten Doppelblindstudie mit 562 Patienten zeigte die Kombination aus 400 mg Ibuprofen und 100mg Coffein eine 40 Prozent stärkere schmerzlindernde Wirkung gegenüber dem Wirkstoff Ibuprofen alleine. In derselben Studie zeigte sich darüber hinaus, dass die Kombination aus Ibuprofen und Coffein auch bei der Wirkschnelligkeit Ibuprofen 400mg alleine überlegen ist. So konnte durch die Zugabe von Coffein eine Steigerung der Wirkschnelligkeit um 36 Prozent gegenüber seinem Einzelwirkstoff Ibuprofen alleine gemessen werden.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Paracetamol in der Behandlung von Rückenschmerzen keine Wirksamkeit hat. Es reduziert nicht die Behinderung durch den Schmerz und verbessert nicht die Lebensqualität im Vergleich zu Placebo. Paracetamol zeigte jedoch ein höheres Risiko für Störungen der Leberfunktion. Daher fordern Experten, statt alleinigem Einsatz von Medikamenten nichtmedikamentöse Therapieverfahren für die Behandlung einzusetzen.

Wichtiger Hinweis: Bei chronischen und stärkeren Schmerzen sollten Sie Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen einnehmen. Mittel der Wahl bei akuten Verspannungen mit leichten bis mittelstarken Schmerzen ist Paracetamol.

Vorbeugende Maßnahmen

Um Nackenschmerzen und damit verbundene Spannungskopfschmerzen vorzubeugen, können folgende Maßnahmen helfen:

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  • Mehr Bewegung: Versuchen Sie sich insgesamt mehr zu bewegen. Benutzen Sie öfters mal die Treppe statt des Aufzugs oder auch mal das Fahrrad statt des Autos. Gehen Sie kurze Strecken öfters mal zu Fuß und treiben Sie regelmäßig Sport. Günstig sind sämtliche Ausdauersportarten wie Walken, Laufen, Schwimmen oder Fahrradfahren, aber auch Tanzen, Wandern oder Kraftsport sind geeignet, um die Muskulatur nachhaltig zu trainieren und damit Nackenverspannungen vorzubeugen. Wichtig ist die Regelmäßigkeit.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Richten Sie Ihren Arbeitsplatz rückenfreundlich ein. Achten Sie dabei auf geeignete Tisch- und Sitzmöbel, die richtigen Abstände zum Bildschirm und eine gute Beleuchtung. Die Arme sollten in einem 90 Grad Winkel auf dem Schreibtisch aufliegen, die Blickrichtung zum Bildschirm, der direkt vor Ihnen und nicht seitlich stehen sollte, geht von oben nach unten. Denken Sie dabei auch an Alternativen, wie etwa einen Steharbeitsplatz und sprechen Sie dazu auch Ihren Arbeitgeber an.
  • Stressabbau: Versuchen Sie Stress abzubauen bzw. zu lernen, im Alltag besser mit belastenden Situationen umzugehen. Hier können Entspannungstechniken, wie Yoga, Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training oder auch Thai Chi helfen. Lokale Anbieter, Sportvereine und Volkshochschulen bieten hier oft geeignete und wohnortnahe Kurse an. Daneben werden auch immer mehr Online-Kurse angeboten, die örtlich unabhängig und oft zeitlich besonders flexibel genutzt werden können. In vielen Fällen werden die Kosten oder zumindest ein Teil davon auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Fragen Sie einfach mal bei Ihrer Krankenkasse nach.
  • Schlafumgebung: Schauen Sie sich Ihre Schlafumgebung an. Vielleicht benötigen Sie ein neues Kopfkissen oder neue Matratzen? Denken Sie daran, dass Sie einen Großteil Ihrer Lebenszeit schlafen und ein erholsamer Schlaf ist wichtig für Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit!
  • Alternative Heilmethoden: Heiße Sieben: Magnesium Phosphoricum, 1 x tägl. 10 Tabletten mit heißem Wasser übergießen und trinken.
  • Dauerhafte Vorbeugung: Progressive Muskelentspannung nach Jacobesen, Yoga, Pilates.

Wann zum Arzt?

Leiden Sie immer wieder unter Kopfschmerzen, also mehr als zehnmal im Monat? Dann sollten Sie der Ursache auf den Grund gehen. Chronische Spannungskopfschmerzen müssen in einer fachärztlichen Praxis diagnostiziert werden. Es gibt die Möglichkeit zur medikamentösen Vorbeugung. Ein Kopfschmerztagebuch hilft dabei, auf die richtige Spur zu kommen. Hier notieren Sie unter anderem, wie sich die Schmerzen anfühlen, wann sie auftreten, wo sie zu lokalisieren sind und wie stark sie ausgeprägt sind.

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