Paracetamol und Schlaganfall: Wirkung, Risiken und Empfehlungen

Paracetamol ist ein weit verbreitetes Schmerzmittel, das zur Behandlung von Kopfschmerzen, Fieber und Erkältungsbeschwerden eingesetzt wird. Es ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich und wird häufig zur Selbstmedikation verwendet. Doch wie sicher ist Paracetamol wirklich, insbesondere für Risikogruppen wie ältere Menschen oder Schlaganfallpatienten? Neue Studien werfen ein Licht auf mögliche Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Paracetamol und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Schlaganfälle.

Was ist Paracetamol und wie wirkt es?

Paracetamol, auch bekannt als Acetaminophen (vor allem im Iran, Kanada und in den USA), ist ein Analgetikum und Antipyretikum. Seine Wirkung beruht auf einer starken Hemmung der cerebralen und einer schwachen Hemmung der peripheren Prostaglandinsynthese. Außerdem beeinflusst es das hypothalamische Temperaturregulationszentrum. Im Gegensatz zu nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Aspirin, Ibuprofen oder Diclofenac wirkt Paracetamol kaum entzündungshemmend und hat keine bzw. nur eine sehr geringfügige blutverdünnende Wirkung.

Paracetamol und Blutdruck: Eine neue Studie gibt Anlass zur Sorge

Eine Studie, bei der einige Teilnehmer über zwei Wochen viermal täglich ein Gramm Paracetamol erhielten, zeigte, dass der Blutdruck im Vergleich zur Placebo-Gruppe deutlich anstieg. Dieser Anstieg ähnelte dem, der bei der Einnahme von NSAR beobachtet wird, einer anderen Klasse von Schmerzmitteln, die bekanntermaßen den Blutdruck und das Risiko von Herzerkrankungen erhöhen. Die Forscher betonten jedoch, dass die gelegentliche Einnahme von Paracetamol gegen Kopfschmerzen oder Fieber unbedenklich ist. Sie schlugen vor, dass Ärzte die verschriebenen Dosen bei Patienten, die über einen längeren Zeitraum Paracetamol einnehmen, überprüfen sollten, insbesondere bei Patienten mit einem hohen Risiko für Herzerkrankungen. Ärzte und Patienten sollten gemeinsam die Risiken und den Nutzen einer langfristigen Verschreibung abwägen.

Paracetamol und Schlaganfallrisiko bei Diabetikern: Ergebnisse einer französischen Studie

Eine prospektive Beobachtungsstudie in Pflegeheimen untersuchte die Sicherheit von Paracetamol und nutzte dafür Daten des Iquare-Projektes. An dem Projekt nahmen 5429 Patienten teil, von denen gut 2200 täglich Paracetamol einnahmen. Die Studie ergab keinen Zusammenhang zwischen der Therapie mit Paracetamol und Herzinfarkten oder Todesfällen. Allerdings zeigte eines der Modelle ein signifikant erhöhtes Risiko für Schlaganfälle bei diabetischen Patienten, die Paracetamol einnahmen (OR = 3,19; 95% Konfidenzintervall [CI] = 1,25-8,18; p = 0,0157). Um eindeutige Ergebnisse zu erhalten, sind weitere Untersuchungen bei älteren diabetischen Patienten notwendig.

Weitere bedenkliche Zusammenhänge: Asthma, ADHS und Knochenbrüche

In den vergangenen Jahren wurde die Sicherheit des Analgetikums durch zahlreiche Studien in Frage gestellt. Unter anderem wurden Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Paracetamol mit Asthma, ADHS bei Kindern und einem gesteigerten Risiko von Knochenbrüchen gezeigt.

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Dosierung und Anwendung von Paracetamol

Paracetamol wird üblicherweise in Abhängigkeit von Alter und Körpergewicht dosiert. In der Regel sollte die Einzeldosis maximal 10 bis 15 mg/kg KG betragen. Die Tageshöchstdosis beträgt 60 mg/kg KG. Entsprechend können ab einem Gewicht von 50 kg 1000 mg Paracetamol als Einzeldosis Anwendung finden. Pro Tag dürfen maximal drei Tabletten zu 1 g eingenommen werden. Vorsicht ist bei Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen geboten, da der Wirkstoff in der Leber metabolisiert wird.

Paracetamol versus Ibuprofen: Was ist besser?

Internationale Wissenschaftler untersuchten, welche Auswirkungen Paracetamol im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln wie Ibuprofen auf das Gehirn haben kann. Dabei stellten sie fest, dass Paracetamol langfristig der Denkleistung schaden kann, was durch die Analyse der Daten von über 500.000 Menschen bestätigt wurde. Ibuprofen schnitt hingegen mit "durchgängig positiven kognitiven Effekten" deutlich besser ab. Es gibt jedoch noch weitere Faktoren, die für oder gegen die Einnahme eines bestimmten Medikamentes sprechen. Im besten Fall sollte dies in der Apotheke oder bei einem Arzt abgeklärt werden.

Wechselwirkungen und Nebenwirkungen von Paracetamol

Problematisch ist vor allem die gleichzeitige Einnahme von Paracetamoltabletten und Alkohol, da dabei ein giftiges Stoffwechselprodukt entsteht, welches die leberschädigende Wirkung des Medikaments erhöht. Viele Medikamente verringern oder verzögern die Paracetamolwirkung, was die Anwender zu einer Überdosierung verleiten könnte. Bei Überdosierung hat Paracetamol eine schädigende Wirkung auf die Leber. Bei normaler Anwendung sind Nebenwirkungen aber sehr selten und meist recht gutartig. Es gab bei empfindlichen Personen schon sehr schwere bis tödliche allergische Schocks durch die Einnahme des Medikaments. Aus diesem Grund empfiehlt die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) seit 2017, das Präparat mit einer verzögerten Wirkungsentfaltung auf den Markt zu bringen, was bisher jedoch nicht umgesetzt wurde.

Paracetamol und Schlaganfallpatienten: Was ist zu beachten?

Schlaganfallpatienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten besonders vorsichtig sein. Wer solche Blutverdünner nimmt, sollte keine Schmerzmittel mit Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Diclofenac einnehmen, da diese das Blut zusätzlich verdünnen können. Bei einmaligen Schmerzen kann in der Selbstmedikation zu Paracetamol gegriffen werden. Wenn Schlaganfallpatienten häufiger Schmerzen haben, sollten sie aber mit dem Arzt besprechen, welche Schmerzmedikation geeignet ist.

Alternativen zu Paracetamol

Es gibt verschiedene Alternativen zu Paracetamol, die je nach Art und Ursache der Schmerzen in Frage kommen. Dazu gehören:

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  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Entspannungstechniken, Körpergefühl und Selbstwahrnehmung können bei Kopfschmerzen eine wichtige Rolle spielen.
  • Andere Schmerzmittel: In bestimmten Fällen kann Metamizol (Novalgin) eine Alternative sein, obwohl auch dieses Medikament kritisch zu betrachten ist und nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden sollte.
  • Schmerzsalben: Bei lokalen Schmerzen können Schmerzsalben mit Wirkstoffen wie Diclofenac oder Ibuprofen eine Option sein, da sie weniger Nebenwirkungen haben als Schmerztabletten.

Empfehlungen für die Einnahme von Schmerzmitteln

  • So viel wie nötig, so wenig wie möglich: Schmerztabletten sollten generell nicht als Problemlösung gesehen werden, sondern nur als eine kurzfristige Schmerzlinderung.
  • Arzt konsultieren: Wer Schmerztabletten mehrere Tage durchgehend einnimmt und nach drei Tagen immer noch Schmerzen hat, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen.
  • Beipackzettel beachten: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte immer zuerst mit seinem Arzt Rücksprache halten und sich die Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel durchlesen - bei frei verkäuflichen Schmerzmitteln ebenso wie bei verschreibungspflichtigen Medikamenten.
  • Selbstmedikation kritisch hinterfragen: Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers und können oft einfache Ursachen haben wie etwa zu wenig Bewegung oder zu wenig Trinken bei Kopfschmerzen.

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