Parkinson alternativ heilen: Was ist möglich?

Die Diagnose Parkinson ist für Betroffene oft ein Schock. Obwohl diese chronische Nervenerkrankung nicht heilbar ist, gibt es Möglichkeiten, die Lebensqualität langfristig zu bewahren. Eine passgenaue Therapie, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist, ist dabei entscheidend.

Was ist Parkinson?

Unter dem Begriff Parkinson-Syndrom versteht man eine Vielzahl ähnlicher Erkrankungen, die sich durch gemeinsame Symptome auszeichnen. Morbus Parkinson bezeichnet die Erkrankung im engeren Sinne, auch idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS) genannt. Andere Formen werden als atypisches und sekundäres Parkinson-Syndrom zusammengefasst, darunter die Multisystematrophie (MSA), die Progressive supranukleäre Blickparese (PSP), das vaskuläre (gefäßbedingte) und das durch Medikamente ausgelöste Parkinson-Syndrom.

Das idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS) führt zu einer Störung der Reizübertragung im Gehirn, indem es die Dopamin-produzierenden Nervenzellen (Neurone) im Gehirn zugrunde gehen lässt. Dieses Absterben zeigt sich besonders deutlich in der „Schwarzen Substanz“ (Substantia nigra) in den Basalganglien. Die Folge ist ein Mangel am Botenstoff Dopamin.

Der Untergang der Nervenzellen in der Substantia nigra ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass ein Protein namens α-Synuclein nicht richtig abgebaut wird und sich als Lewy-Körperchen vor allem in den Nervenzellen anreichert, die in der Substantia nigra den Botenstoff Dopamin freisetzen.

Symptome von Parkinson

Das Hauptsymptom, ohne das kein Parkinson-Syndrom diagnostiziert werden kann, ist die Bewegungsverarmung (Akinese), die durch eine Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) und kleinräumiger werdende Bewegungen (Hypokinese) gekennzeichnet ist. Muskelsteife (Rigor), Ruhezittern (Tremor) oder Gleichgewichtsstörungen (posturale Instabilität) können hinzukommen. Zusätzlich gibt es nichtmotorische Symptome im vegetativen Nervensystem (z. B. häufiger Harndrang) und in der Psyche (z. B. Depression).

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Die Parkinson-Erkrankung beginnt typischerweise mit einer Ungeschicklichkeit einer Hand, z. B. einer kleiner werdenden Schrift. Schmerzen und Missempfindungen an einem der Arme sowie eine zunehmende Erschöpfbarkeit können hinzukommen. Einige Parkinson-Patienten werden zunächst als depressiv, überlastet oder vorschnell gealtert von ihrem Umfeld wahrgenommen. Wenn ein charakteristisches Zittern einer Hand in Ruhe auftritt - das allerdings nicht auftreten muss - dann ist die Diagnose einfach und Patienten werden schnell an einen Neurologen verwiesen.

Zu den der Parkinson-Erkrankung vorausgehenden Symptomen zählen Einschränkungen des Geruchssinnes, Verstopfung, Depression und die REM-Schlafverhaltensstörung. Damit bezeichnet man das Ausleben von Träumen während des Schlafs.

Selbstcheck zur Früherkennung

Folgender Selbstcheck zur Früherkennung der deutschen Parkinson-Vereinigung e.V. (DPV) kann hilfreich sein:

  1. Kommt es vor, dass Ihre Hand zittert, obwohl sie entspannt aufliegt?
  2. Ist ein Arm angewinkelt oder schlenkert beim Gehen nicht mit?
  3. Haben Sie eine vorübergebeugte Körperhaltung?
  4. Haben Sie einen leicht schlurfenden Gang oder ziehen Sie ein Bein nach?
  5. Haben Sie einen kleinschrittigen Gang und kommt es vor, dass Sie stolpern oder stürzen?
  6. Leiden Sie an Antriebs- und Initiativemangel?
  7. Haben Sie häufig Schmerzen im Nacken-Schultergürtel-Bereich?
  8. Haben Sie bemerkt, dass Sie sich von Ihren Freunden und Angehörigen zurückziehen, dass Sie Kontakte meiden und zu nichts Lust haben?
  9. Haben Sie Veränderungen in Ihrer Stimme bemerkt? Ist sie monotoner und leiser als früher oder hört sie sich heiser an?
  10. Haben Sie eine Verkleinerung Ihrer Schrift bemerkt?
  11. Leiden Sie an „innerem Zittern“ oder „innerer Unruhe“?
  12. Haben Sie Schlafstörungen?

Diese Checkliste soll Ihnen helfen, ein idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS) früh zu erkennen.

Diagnose von Parkinson

Die Diagnose der Parkinson-Syndrome und ihre Zuordnung zu einer bestimmten Art erfolgt klinisch anhand der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung. Es geht darum, was der Patient und sein Umfeld als Beschwerden berichten und was Neurologinnen und Neurologen beim Betroffenen während der Befunderhebung feststellen. An einem Bluttest und anderen Methoden zur frühzeitigen Diagnose wird geforscht.

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Apparative Zusatzuntersuchungen wie bildgebende Verfahren, z. B. Positronen-Emissions-Tomographie (PET), Dopamin-Transporter-Szintigrafie (DaTSCAN) und MRT, haben in der Patientenversorgung lediglich einen bestätigenden Charakter. Sie dienen zur Ausschlussdiagnose von Erkrankungen, die mit einem atypischen Parkinson-Syndrom einhergehen (z. B. Normaldruckhydrozephalus).

Verzögerungen in der Diagnose treten besonders häufig auf, wenn der Tremor fehlt, wenn die Beine überwiegend betroffen sind und der Beginn vor dem 50. Lebensjahr ist.

Diagnostische Kriterien können Neurologinnen und Neurologen bei der Diagnosestellung leiten. Dabei werden Beschwerden abgefragt, die für den Morbus Parkinson typisch sind und solche die atypisch sind. Für die Parkinson-Krankheit gehört ein gutes Ansprechen auf L-Dopa zur Diagnose. Das Ansprechen kann mit einem L-Dopa-Test geprüft werden kann. Bevor man zu dem Schluss kommt, dass kein Ansprechen auf L-Dopa-Präparate vorliegt, sollte die Levodopa-Dosis über einige Wochen in ausreichender Dosierung richtig über den Tag verteilt eingenommen werden.

Nicht typische Symptome, beispielsweise ausgeprägte Kreislaufbeschwerden oder Harninkontinenz bei Krankheitsbeginn, weisen auf ein atypisches Parkinson wie die Multiple Systematrophie hin. Bei Symptomen nur in der unteren Körperhälfte mit Kleinschrittigkeit und Gangblockaden, Festkleben, Freezing ist u. a. an ein hirngefäßbedingtes, vaskuläres Parkinson-Syndrom und einen Normaldruckhydrozephalus zu denken.

Die endgültige Diagnose kann nur nach dem Nachweis der typischen Veränderungen im Gehirn gestellt werden. Dazu zählt der Nachweis von Lewy-Körpern in Nervenzellen.

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Verbreitung und Ursachen von Parkinson

Der Morbus Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Alzheimer-Krankheit, von der mehr als ein Prozent der Bevölkerung ab 65 Jahren betroffen ist. Die Prävalenz wird sich bis zum Jahr 2030 verdoppeln. Sie tritt bei Männern etwas häufiger als bei Frauen auf. Das Erkrankungsalter liegt bei 25 Prozent der Betroffenen unter 65 Jahren und bei 5 bis 10 Prozent unter 50 Jahren.

Die Zunahme der Häufigkeit kann nur zum Teil durch die Alterung der Bevölkerung, eine höhere Lebenserwartung und durch eine bessere Diagnose erklärt werden. Die altersbereinigte Häufigkeit wächst aber schneller als andere neurologische Krankheiten wie die Multiple Sklerose. Ursachen, die möglicherweise zu diesem Anstieg beitragen, sind Umweltfaktoren wie Pestizide (z. B. Paraquat) oder Chemikalien (z. B. Trichlorethylen), von denen bekannt ist, dass sie für IPS-relevante Strukturen des Nervensystems schädlich sind. Genetische Risikofaktoren für das IPS werden zunehmend als Ursache erkannt. Die Mutation im Glucocerebrosidase-Gen (GBA1) ist der wichtigste Risikofaktor.

Zu den ersten Symptomen gehören Störungen des Magen-Darm-Traktes wie die Verstopfung (Obstipation), ein Verlust des Geruchssinnes (Hyposmie) und die Störungen des REM-Schlafs. Einseitige rheumaähnliche Schulterschmerzen und Depressionen sind auch typisch. Diese Hinweise können der Krankheit vorausgehen und werden als prodromale oder präklinische Symptome bezeichnet.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden im Jahr 2040 die neurodegenerativen Krankheiten die Krebserkrankungen als zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen überholen. In den kommenden 20 Jahren ist mit einer Verdopplung der Zahl der an der Parkinson-Krankheit leidenden Menschen zu rechnen. Wesentlicher Treiber ist die demografische Entwicklung, aber nicht nur. Es finden sich andere Faktoren wie die abnehmende Zahl an Rauchern und die Industrialisierung.

Krankheitsverlauf von Parkinson

Der Verlauf der Krankheit bei den Patienten, die in den ersten Jahren gut auf die Dopamin-Ersatztherapie ansprechen, wird häufig nach 5 bis 15 Jahren durch Wirkungsschwankungen im Tagesverlauf dieser Medikamente geprägt. Wirkungsschwankungen beinhalten Probleme wie „Wearing-Off“, die zunehmende Verkürzung der Wirkdauer einer L-Dopa-Dosis im Verlauf. Als „End-of-Dose-Akinesie“ oder Off-Phase beschreibt man die Zunahme der Steifigkeit und den Bewegungsverlust nach ein paar Stunden der guten Dosiswirkung (On-Phase). Im weiteren Verlauf können rasche Wechsel von Symptomen innerhalb kurzer Zeit bei einem Patienten auftreten. In Analogie zu einem Lichtschalter übernehmen selbst viele Patienten den Begriff des On-Off-Phänomens: Normale Beweglichkeit mit und ohne Überbeweglichkeit (Dyskinesien) wechselt mit Bewegungsverlangsamung. Wirkungsschwankungen betreffen neben der Motorik auch Stimmung und Schmerzerleben.

Für diese Langzeitprobleme stehen immer mehr therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung. Hinzu kommt ein neurologisch-neurochirurgisches Verfahren, die tiefe Hirnstimulation (THS, „Hirnschrittmacher“). Parkinson-Patienten tragen zunehmend äußerlich kleine Pumpen, die einen Dopamin-Ersatzstoff gleichmäßig in den Körper infundieren, ähnlich wie Insulinpumpen bei Diabetikern. Außerdem sind Parkinson-Medikament in Pflasterform auf dem Markt.

Aber trotz erheblicher Fortschritte in den Grundlagenwissenschaften und der wachsenden Zahl an Medikamenten dominieren in späten Stadien der Krankheit häufig Symptome wie Sturzneigung, Sprech- und Schluckstörungen sowie nichtmotorische Symptome. Zu den nichtmotorischen Symptomen zählt man eine Vielzahl von Beschwerden wie vermehrter Harndrang, Kreislaufschwindel, Depression, Apathie sowie altersabhängig auch Halluzinationen, Orientierungs- und Gedächtnisstörungen. Diese Probleme sind sowohl medikamentös als auch mit der tiefen Hirnstimulation nicht befriedigend zu behandeln.

Betroffene beschreiben Dyskinesien mit Begriffen wie Überbewegungen, Bewegungsunruhe, Überfunktion, Zappeln, Wackeln, Wellen, Überstimulation, Tänzeln und Nervosität. Diese sogenannten Peak-Dose-Dyskinesien kommen am häufigsten vor. Sie treten typischerweise auf, wenn die L-Dopa-Spiegel im Blut nach Einnahme einer Dosis ihren Höchstwert erreichen. Es ist wichtig, Peak-Dose-Dyskinesien von Tremor (Zittern) und anhaltenden Muskelverkrampfungen (Dystonie) zu unterscheiden, weil die Behandlung vollkommen unterschiedlich ist. Gering ausgeprägt werden Peak-Dose-Dyskinesien gar nicht wahrgenommen, allenfalls als „Nervosität“, und auch bei mittelgradiger Ausprägung werden diese Dyskinesien meist von Betroffenen nicht als störend erlebt. Selbst stark auftretende Dyskinesien werden als Preis für die Linderung der Parkinson-Symptome von vielen Patienten in Kauf genommen und von ihnen verdrängt. Es sind meist die Ehepartner und Angehörigen, die sich in der Sprechstunde bei Neurologinnen und Neurologen beschweren.

Gängige Behandlungsmethoden bei Parkinson

Eine ursächliche Behandlung der Parkinson-Krankheit ist bisher nicht möglich, sondern nur eine Linderung der Beschwerden. Nach wie vor ist die Dopamin-Ersatztherapie der wichtigste Baustein in der medikamentösen Therapie der Parkinson-Krankheit. Damit ist die Gabe der Dopamin-Vorläufersubstanz Levodopa und anderer Antiparkinsonika gemeint, die die Wirkung von Levodopa und Dopamin verstärken sowie Dopamin-Agonisten (Dopamin-Nachahmer). Vor allem in den ersten Jahren ist die typische Parkinson-Krankheit durch Medikamente gut behandelbar und ermöglicht vielen Patienten eine weitgehend beschwerdefreie erste Krankheitsphase von einigen Jahren.

Den aktivierenden Therapien wie Physio- und Sprechtherapie kommt eine zunehmende Rolle zu, von Anfang an den Verlauf günstig zu gestalten. Neue Entwicklungen mit Krafttraining, Tanzen, Tai Chi und Laufbandtraining kommen hinzu.

Der Neurotransmitter Dopamin fehlt bei Morbus Parkinson im Hirn. Dopamin kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, während seine Vorstufe Levodopa das kann. Damit mehr Levodopa im Hirn zu Dopamin verstoffwechselt werden kann, wird sein Abbau außerhalb des Gehirns mit Benserazid oder Carbidopa gehemmt. Diese Zusatzstoffe sind in allen Levodopa-Präparaten enthalten. Levodopa ist so schon seit einem halben Jahrhundert als Antiparkinson-Mittel im Einsatz. Ein gutes Ansprechen gilt als ein wichtiger diagnostischer Hinweis für das Vorliegen des klassischen Morbus Parkinson.

In den ersten Jahren der Levodopa-Einnahme kann die Symptomreduktion so weit gehen, dass Betroffene ihre Krankheit vergessen. Allerdings kommt es nach 5 Jahren bei über 50 Prozent der Patienten zu Wirkungsschwankungen im Tagesverlauf: zunächst zu einer verkürzten Wirkdauer einzelner Levodopa-Gaben, dann zu Dyskinesien und Off-Phasen. Lange Zeit wurde daher diskutiert, ob Levodopa den Krankheitsverlauf beschleunigen könnte.

Große Studien der letzten Jahre bestätigen wieder Levodopa als das wesentliche Parkinson-Medikament.

Weitere Therapieansätze

  • Physiotherapie (Bewegungstherapie): Sie fördert die Beweglichkeit, Körperstabilität und Reaktionsfähigkeit und kann einer Versteifung von Gelenken (Kontraktur) vorbeugen. Eine Bewegungstherapie in der Gruppe kann außerdem der Vereinsamung des Betroffenen entgegenwirken.
  • Ergotherapie: Diese "Arbeitstherapie" beruht auf der Annahme, dass ein "Aktiv-Sein" eine wohltuende oder sogar heilende Wirkung hat. Ergotherapeutische Übungen sind speziell darauf ausgerichtet, den Betroffenen in seinem alltäglichen Leben zu unterstützen und ihm eine größtmögliche Selbständigkeit zu bewahren. Die Übungen umfassen alle Lebensbereiche - Körperpflege, Ankleiden, Essen, Aktivitäten im Haushalt. Ergänzend dazu gibt es auch Hilfsmittel, die bestimmte Bewegungsvorgänge erleichtern können. Wichtig ist, dass die ergotherapeutischen Maßnahmen sehr streng auf die individuellen Beeinträchtigungen des Patienten abgestimmt sind - der Patient darf bei den Übungen nicht überfordert werden.
  • Logopädie (Sprechtherapie): Mit Hilfe der Logopädie, einer Stimm- und Sprachtherapie, können diese Symptome verbessert werden. Je früher der Betroffene mit der Therapie beginnt, desto besser. Trainiert werden Stimme, Aussprache und Sprechgeschwindigkeit, aber auch Gesichtsmimik, Mundbeweglichkeit und Atmung. Ziel ist, die verbliebene Sprachfunktion für die alltägliche Kommunikation so lange wie möglich zu erhalten. Besonders bewährt hat sich das Lee-Silverman-Sprechtraining, bei dem die Patienten lernen und üben, laut zu sprechen. Über diese Erhöhung der Sprechlautstärke wird eine allgemeine Verbesserung der Sprache angestrebt. Dieses Training setzt eine hohe Behandlungsdauer und Frequenz voraus, hat dafür aber eine lang anhaltende Wirkung. In den Aufgabenbereich der Logopäden fällt auch die Behandlung von Schluckstörungen.
  • Psychotherapie: Zeigt ein Mensch mit Parkinson noch zusätzlich Anzeichen einer Depression oder Psychose, wird eine zusätzliche medikamentöse und eventuell psychotherapeutische Therapie notwendig.
  • Operation: Alternativ zur medikamentösen Behandlung gibt es in späteren Krankheitsstadien für geeignete Patienten operative Möglichkeiten, z. B. die Tiefenhirnstimulation. Bei der Tiefenhirnstimulation werden über eine Elektrode elektrische Impulse an die betroffene Hirnregion weiter gegeben. Die Steuerung dieser Impulse erfolgt über ein unter die Haut eingepflanztes Gerät in der Größe eines Herzschrittmachers. Vorteil: die Kern-Symptome können gebessert werden.

Nachsorge und Ernährung

Regelmäßige ärztliche Untersuchungen sind auch im Verlauf der Erkrankung notwendig, damit die Arztpraxis überprüfen kann, ob die ausgewählte Therapie den gewünschten Erfolg zeigt. Dazu gehören beispielsweise Blutuntersuchungen und verschiedene neurologische Tests, die Aufschluss darüber geben, wie gut die ausgewählten Medikamente wirken.

Eine ausgewogene Ernährung mit Gemüse, Obst und tierischen Produkten liefert nicht nur die notwendige Energie, sondern schmeckt auch noch. Eine gute Basis für eine ausgewogene Ernährung bietet die mediterrane Küche. Probiotika und Vitamine können in Einzelfällen jedoch sinnvoll und erforderlich sein. Menschen mit Parkinson haben oft niedrigere Vitamin-D-Spiegel als gleichaltrige Gesunde, da sie aufgrund der Bewegungseinschränkungen weniger mobil sind und deshalb seltener direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Ein Vitamin-D-Mangel kann u. a. zu einer Osteoporose und damit zu einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche führen. Vitamin B 12 ist für Zellteilung, Blutbildung und Nervenfunktion wichtig. Mangelzustände an Vitamin B12 und auch Vitamin B6 treten bei Menschen mit Parkinson möglicherweise häufiger auf als in der gesunden Bevölkerung.

L-Dopa und Eiweiß sind sich in ihrer chemischen Struktur so ähnlich, dass sie an der gleichen Stelle im Dünndarm ins Blut übertreten. Kommt also L-Dopa gleichzeitig mit einer großen, eiweißreichen Mahlzeit im Dünndarm an, verzögert sich der Übertritt von L-Dopa ins Blut und die Wirkung auf die Parkinson-Symptome tritt dann erst verzögert oder gar nicht ein.

Sowohl eine Schluckstörung als auch eine Störung der Magenentleerung können dazu beitragen, dass die Medikamente gar nicht oder nur sehr verzögert im Dünndarm ankommen und damit auch die Wirkung nur mit großer Verzögerung eintreten kann. Zeichen einer verzögerten Magenentleerung können Völlegefühl, Übelkeit oder sogar Erbrechen sein. Große fettreiche Mahlzeiten können das Problem verstärken. Alternativ kann es sinnvoll sein, mehrere kleine Mahlzeiten am Tag einzunehmen.

Etwa 90 % aller Betroffenen leiden im Erkrankungsverlauf an Verstopfung.

Verwenden Sie ausreichend Zeit und Sorgfalt auf die Zubereitung der Speisen, essen Sie bewusst, vermeiden Sie Hektik und Ablenkung beim Essen und vor allem: genießen Sie Ihre Mahlzeiten und den Spaß beim Kochen.

Alternative und komplementäre Behandlungen

Viele Betroffene erhoffen sich eine präventive Wirkung und / oder eine Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung (Progression) von diversen Nahrungsergänzungsmitteln / Gewürzen. Die darin enthaltenen Stoffe sollen den zellzerstörenden oxidativen Stress in den von der Krankheit befallenen Zellen im Gehirn reduzieren und so den Zellschaden und damit das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.

Für bestimmte Risikogruppen - und dazu gehören auch Parkinson-Patienten - kann die Einnahme ausgewählter Nahrungsergänzungsmittel (Supplements) jedoch sinnvoll sein. Gewürze wiederum sind im Unterschied zu NEM Pflanzenteile, welche in geringer Menge als geschmacks- bzw. geruchsgebende Zutaten zur allgemeinen Ernährung verwendet werden.

Gute Studienergebnisse bei bereits von der Krankheit Betroffenen hinsichtlich Symptomkontrolle oder Prognose sind begrenzt und beschränken sich auf wenige wirklich erforderliche Supplements. Allerdings sind Mangelzustände bei Parkinson-Patienten zu erwarten und auch nachgewiesen, vor allem aufgrund der seit Jahrzehnten propagierten proteinarmen Ernährung, der altersbedingten Malnutrition (Mangel- und / oder Fehlernährung) und der Parkinson-assoziierten Stoffwechsel- und Organtoxizität (Beispiel Magen- und Darmlähmung). Auch die Dopamin-Ersatztherapie kann in der Langzeitbehandlung mit höheren L-Dopa-Dosen zu schädlichen Abbauprodukten und in der Folge zu einem Mangel an Vitaminen, insbesondere der B-Vitamine (B12, B6 und Folsäure), führen.

Studienergebnisse zu Nahrungsergänzungsmitteln

In der von Mischley et al. 2017 veröffentlichten „CAM Care in PD“ Studie wurden 1 307 Parkinson- Patienten mit Online-Fragebögen nach ihren Krankheitsdaten und Ernährungsgewohnheiten befragt. Ergebnis: frisches Gemüse, frisches Obst, Nüsse, Samen, Olivenöl, Wein, Kokosöl, frische Kräuter und die Verwendung von Gewürzen waren mit einem langsameren Krankheitsverlauf assoziiert. Nach Ausschluss aller möglichen statistischen Fehler war nur Fischöl mit einer langsameren Progression assoziiert. Es ist reich an Omega-3- Fettsäuren, denen entzündungshemmende und zellschützende Effekte zugesprochen werden.

Eine 2020 veröffentliche Übersichtsarbeit zum Thema „Lebensstil und Ernährung bei M. Parkinson“ wählte aus über 6 000 Publikationen 55 als relevant aus. Ergänzend zu oben bereits genannten NEM wird hier auf den durch die Krankheit drohenden Eiweißmangel hingewiesen und als Quelle 20 mg Molkenprotein über den Tag verteilt empfohlen, da es schwierig sei, Bio-Fleisch oder -Geflügel für eine ausreichende Proteinzufuhr zu finden und Glutathion als NEM unwirksam zu sein scheint. Ebenso wird auf die Bedeutung einer guten Verdauung hingewiesen, welche durch eine ballaststoffreiche Kost und Bewegung unterstützt werden kann.

Vitamine und Mineralstoffe

Ein Mangel an Vitamin-D ist bei Parkinson-Patienten häufig und mit einem erhöhten Sturz- sowie Verletzungsrisiko verbunden. In mehreren Studien führte eine orale Nahrungsergänzung mit Vitamin D (1000 IE / d) zu einer erheblichen Reduktion von Frakturen (Knochenbrüche). Ist eine Osteoporose nachgewiesen, sollte eine zusätzliche Gabe von Kalzium erfolgen, wenn die Kalziumzufuhr unter 1 000 mg / d beträgt.

Aufgrund der Risikofaktoren kann es bei Parkinson- Betroffenen zu einem Mangel an B-Vitaminen kommen, insbesondere Vitamin-B12, Vitamin-B6 und Folsäure. In neueren Studien wird auch über einen Mangel an Niacin berichtet. Allerdings ist ebenfalls bekannt, dass eine ungezielte „Gießkannenbehandlung“ mit Vitamin-B-Komplex-Präparaten unter Umständen sogar schädlich sein kann. Insbesondere eine Überdosierung mit Vitamin-B6 kann zu einer Hemmung der L-DOPA-Wirkung führen! Eine Ersatztherapie mit B-Vitaminen sollte deshalb erst dann erfolgen, wenn durch eine Blutuntersuchung ein Mangel festgestellt wurde.

Weitere Nahrungsmittel und Inhaltsstoffe

Für nikotinhaltige Nahrungsmittel, einschließlich Tomaten, Kartoffeln, Auberginen, Chili und Paprika, konnte ein reduziertes Parkinson-Risiko bei Männern und Frauen nachgewiesen werden, die nie geraucht hatten. Senfölglykoside verfügen im Tierversuch über einen antioxidativen Effekt. Sie befinden sich besonders in Kreuzblütengewächsen, wie Brokkoli, aber auch in Blumenkohl, Weißkohl, Rotkohl, Meerrettich, Rucola, Kresse und Senf.

Für mehrere Farbstoffe (Anthocyane) in roten Beeren und Gemüse wurde eine hemmende Wirkung auf die Monoaminooxidasen (MAO) A und B nachgewiesen. Auch für carotinhaltige Lebensmittel (u. a. Grünkohl, Karotten, Süßkartoffeln, Petersilie) und Beta-Carotin wurde in epidemiologischen Studien ein neuroprotektiver Effekt nachgewiesen: Sie verfügen über antioxidative Eigenschaften und schützen vor freien Radikalen.

Den im Tee enthaltenen Polyphenolen Theaflavin oder Epigallocatechin-Gallat werden antioxidative, antiapoptische und entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben.

Die im Rotwein enthaltenen Flavonoide Resveratrol und Quercetin hatten im Parkinson-Tiermodelleinennachweislichen neuroprotektiven Effekt.

Das Gewürz Curcumin wird seit 2500 Jahren in der ajurvedischen und chinesischen Medizin eingesetzt. Studien lassen auf einen antioxidativen, entzündungshemmenden und schmerzlindernden Effekt schließen. In Parkinson-Labormodellen zeigte es eine neuroprotektive Wirkung.

Zusammenfassend können Nahrungsergänzungsmittel vor allem aufgrund der durchwachsenen Studienlage zur Wirksamkeit speziell bei Parkinson nur bei einem bereits bestehenden Mangel uneingeschränkt empfohlen werden. Gewürze und eine ausgewogene Ernährung mit Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen sind jedoch unbedenklich und nachgewiesenermaßen von Vorteil. Gegen den drohenden Muskelabbau (Sarkopenie) scheint neben regelmäßiger Bewegung eine Nahrungsergänzung mit Molkeprotein nützlich, zudem sollte von der über Jahre empfohlenen eiweißarmen Kost Abstand genommen werden.

Aktuelle Forschung und Ausblick

Die Parkinson-Forschung macht große Fortschritte. Ein Wirkstoff zur Diabetes-Behandlung, Lixisenatid, verlangsamt möglicherweise das Fortschreiten der Symptome in einem geringen, aber statistisch signifikanten Umfang.

Mittels tiefer Hirnstimulation können elektrische Impulse die Wirkung des Dopamins nachahmen, wie Forschende der Charité - Universitätsmedizin Berlin jetzt zeigen konnten. Durch gezielte tiefe Hirnstimulation konnte der Effekt von Dopamin imitiert werden. Die Kommunikation im Hirnnetzwerk wurde schneller und die für Parkinson typische Bewegungsverzögerung verkürzte sich.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass Diabetes Typ 2 und manche neurodegenerative Krankheiten ähnliche Signalwege aufweisen.

Trotz der Fortschritte in der Forschung ist es wichtig zu betonen, dass es derzeit keine Heilung für Parkinson gibt. Die Behandlung konzentriert sich weiterhin auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.

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