Gelenkschmerzen bei Parkinson: Ursachen und Behandlung

Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet ist. Obwohl das bekannteste Symptom das Zittern (Tremor) ist, leiden viele Betroffene auch unter Gelenkschmerzen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Gelenkschmerzen bei Parkinson und stellt verschiedene Behandlungsansätze vor.

Einführung

Morbus Parkinson ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung des Nervensystems, bei der Nervenzellen im Gehirn absterben und ein Mangel am Botenstoff Dopamin entsteht. Dies führt zu Bewegungsstörungen wie verlangsamten Bewegungen (Bradykinese), Muskelversteifung (Rigor) und unkontrollierbarem Zittern (Tremor). Die Diagnose Parkinson ist oft ein Schock, da die Krankheit bislang nicht heilbar ist. Es gibt drei Parkinson-Syndrome: das idiopathische Parkinson-Syndrom (klassisch, ohne erkennbare Ursache), das sekundäre Parkinson-Syndrom (durch Erkrankungen, Vergiftungen oder Medikamente ausgelöst) und das atypische Parkinson-Syndrom (als Folge anderer neurodegenerativer Erkrankungen).

Symptome von Parkinson

Parkinson entwickelt sich schleichend, und erste Anzeichen können Jahre vor den typischen Symptomen auftreten. Die Symptome verschlechtern sich nach und nach und beeinträchtigen die Betroffenen immer mehr im Alltag. Viele Symptome treten zunächst nur auf einer Körperseite auf und werden oft zuerst vom Umfeld bemerkt.

Frühe Anzeichen von Parkinson

Zu den frühen Anzeichen von Parkinson gehören:

  • Schlafstörungen
  • Sehstörungen
  • Riechstörungen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Beschwerden im Nacken- oder Lendenwirbelbereich
  • Störung der Feinmotorik (z. B. veränderte Handschrift)
  • Veränderung beim Mitschwingen der Arme beim Gehen
  • Abgeschlagenheit
  • Müdigkeit
  • Unsicherheit und Unruhe
  • Zittern
  • Depressive Verstimmung

Klassische Parkinson-Symptome

Die klassischen Parkinson-Symptome sind:

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  • Zittern
  • Bewegungsstörungen (z. B. Steifheit der Muskeln)
  • Verlangsamte Bewegungen (z. B. Einschränkungen der Mimik, Störungen der Armbewegung beim Gehen)
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Gang- und Haltungsstörungen

Weitere Symptome

Zusätzlich können folgende Symptome auftreten:

  • "Einfrieren" von Bewegungen (Freezing)
  • Sprachschwierigkeiten
  • Schluckbeschwerden
  • Störungen der vegetativen Funktionen (z. B. Blutdruck und Verdauung)
  • Schlafstörungen
  • Depressionen
  • Geistige Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz

Ursachen von Gelenkschmerzen bei Parkinson

Gelenkschmerzen bei Parkinson können verschiedene Ursachen haben:

  1. Muskelversteifungen (Rigor): Die Muskelstarre, die typisch für Parkinson ist, kann zu einer erhöhten Belastung der Gelenke führen. Die dauerhaft angespannte Muskulatur verursacht ein Ziehen im betroffenen Bereich und ein Gefühl, bei jeder Bewegung gegen einen Widerstand anzukämpfen. Hauptsächlich betroffen sind die Nacken- und Schultermuskeln, was zu Schmerzen in diesen Bereichen führen kann.
  2. Bradykinese und Akinese: Verlangsamte oder fehlende Bewegungen können dazu führen, dass Gelenke nicht ausreichend bewegt werden, was Steifheit und Schmerzen zur Folge haben kann. Die eingeschränkte Beweglichkeit kann auch zu einer Schonhaltung führen, die wiederum andere Gelenke überlastet.
  3. Haltungsstörungen: Die gebeugte Körperhaltung, die oft bei Parkinson auftritt (Kamptokormie), kann zu einer Fehlbelastung der Gelenke führen, insbesondere der Wirbelsäule, Hüfte und Knie. Die Beugung des Oberkörpers kann nach vorne oder zu einer Seite hin auftreten und erhöht die Sturzgefahr erheblich.
  4. Stürze und Verletzungen: Gleichgewichtsstörungen und eine erhöhte Sturzneigung führen häufig zu Verletzungen, die wiederum Gelenkschmerzen verursachen können. Da Parkinson-Patienten oft auch ein erhöhtes Osteoporose-Risiko haben, steigt die Gefahr von Knochenbrüchen.
  5. Fehlinterpretationen: Die mitunter schmerzhaften Muskelversteifungen werden oft als rheumatische Beschwerden fehlinterpretiert, was zu einer verzögerten oder falschen Behandlung führen kann.
  6. Begleitsymptome: Depressionen und Angstzustände, die häufig bei Parkinson auftreten, können die Schmerzwahrnehmung verstärken und zu chronischen Schmerzen führen.
  7. Restless-Legs-Syndrom: Missempfindungen in den Beinen, die sich erst beim Bewegen oder Laufen bessern, können ebenfalls zu Schlafstörungen und indirekt zu Gelenkschmerzen führen.

Diagnose von Parkinson

Sobald Symptome bemerkt werden, sollte ein Neurologe aufgesucht werden. Je früher dieser Schritt erfolgt, desto besser können Therapiemaßnahmen greifen. Die Diagnose erfolgt mithilfe verschiedener Tests, darunter Riechtests in der Frühdiagnose und der L-Dopa-Test. Um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen, wird mitunter auch ein MRT oder CT durchgeführt.

Untersuchungen zur Sicherung der Diagnose

Verschiedene Untersuchungen können bereits in der frühen Phase der Erkrankung dazu beitragen, die Diagnose zu sichern:

  • Bildgebendes Verfahren DAT-Scan (zur Darstellung von Störungen im Dopamin-Stoffwechsel)
  • Geruchstest
  • Neuropsychologische Untersuchungen (Hirnleistungstests)
  • Schlafdiagnostik
  • Elektrophysiologische Messungen der Nervenfunktion
  • Laboruntersuchungen
  • Zusätzliche bildgebende Verfahren
  • L-Dopa-Test (versuchsweise Gabe von L-Dopa zur Überprüfung der Wirkung)

Behandlung von Gelenkschmerzen bei Parkinson

Die Behandlung von Gelenkschmerzen bei Parkinson zielt darauf ab, die Ursachen der Schmerzen zu bekämpfen und die Symptome zu lindern. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die oft kombiniert werden:

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  1. Medikamentöse Therapie:
    • Dopamin-Ersatz: Medikamente wie Levodopa (L-Dopa) gleichen den Dopaminmangel im Gehirn aus und können dadurch Muskelversteifungen und Bewegungsstörungen reduzieren, was indirekt auch Gelenkschmerzen lindern kann.
    • Dopamin-Agonisten: Diese Medikamente wirken ähnlich wie Dopamin und können ebenfalls die motorischen Symptome verbessern.
    • COMT-Hemmer und MAO-Hemmer: Diese Medikamente verhindern den Abbau von Dopamin und verlängern so die Wirkung von L-Dopa.
    • Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel wie Paracetamol oder nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) zur Linderung von Gelenkschmerzen eingesetzt werden. Allerdings sollten NSAR aufgrund möglicher Nebenwirkungen nur kurzzeitig und unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
    • Muskelrelaxantien: Bei starken Muskelverspannungen können Muskelrelaxantien helfen, die Muskeln zu entspannen und Schmerzen zu reduzieren.
  2. Nicht-medikamentöse Therapie:
    • Physiotherapie: Krankengymnastik und Physiotherapie sind wichtige Bestandteile der Parkinson-Behandlung. Sie zielen darauf ab, die Beweglichkeit zu verbessern, Muskelversteifungen zu lösen, die Körperhaltung zu korrigieren und das Gleichgewicht zu trainieren. Spezielle Übungen können helfen, die Gelenke zu entlasten und Schmerzen zu lindern.
    • Ergotherapie: Ergotherapie unterstützt Parkinson-Patienten dabei, Alltagsfunktionen zu erhalten und zu verbessern. Ergotherapeuten beraten Betroffene auch in Bezug auf ihr Wohn- und Arbeitsumfeld und überdenken zusammen mit den Patienten tägliche Abläufe neu. Dazu gehört es etwa, Stolperfallen zu entfernen und Haltegriffe anzubringen.
    • Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen und Schmerzen zu lindern. Kälteanwendungen können bei akuten Entzündungen und Schwellungen hilfreich sein.
    • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Yoga können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu reduzieren.
    • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität ist wichtig, um die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten und Muskelversteifungen vorzubeugen. Geeignete Sportarten sind z. B. Wandern, Schwimmen, Tanzen oder Radfahren.
    • Hilfsmittel: Die Verwendung von Hilfsmitteln wie Gehstöcken, Rollatoren oder orthopädischen Schuhen kann helfen, die Gelenke zu entlasten und die Sturzgefahr zu reduzieren.
  3. Tiefe Hirnstimulation (THS):
    • Bei Parkinson-Patienten, bei denen die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirkt oder zu starken Nebenwirkungen führt, kann die Tiefe Hirnstimulation eine Option sein. Bei diesem operativen Verfahren werden Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert, die elektrische Impulse abgeben und so die Symptome lindern können. Die THS kann insbesondere Muskelversteifungen und Zittern reduzieren und dadurch auch Gelenkschmerzen lindern.
  4. Weitere Maßnahmen:
    • Gewichtsreduktion: Übergewicht kann die Gelenke zusätzlich belasten. Eine Gewichtsreduktion kann helfen, die Gelenke zu entlasten und Schmerzen zu reduzieren.
    • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Omega-3-Fettsäuren kannEntzündungen im Körper reduzieren und die Gelenkgesundheit fördern.
    • Psychologische Betreuung: Depressionen und Angstzustände können die Schmerzwahrnehmung verstärken. Eine psychologische Betreuung kann helfen, diese Begleitsymptome zu behandeln und die Lebensqualität zu verbessern.

Schlafstörungen bei Parkinson

Schlafstörungen treten in allen Stadien der Parkinson-Erkrankung und bei der Mehrzahl der Betroffenen auf. Da es verschiedene Ursachen für das Auftreten von Schlafstörungen bei Parkinson gibt, ist eine gezielte Behandlung nur nach sorgfältiger Analyse der Symptome und der Begleitumstände möglich. Schlafstörungen können sowohl durch nächtliche Schlafstörungen als auch durch bestimmte Medikamente hervorgerufen werden.

Behandlung von Schlafstörungen

  • Anpassung der Medikation: Bei vermehrter Tagesmüdigkeit kann ein Wechsel des Präparates mit den behandelnden Ärzten besprochen werden. Abends sollten keine stimulierenden Parkinson-Medikamente eingenommen werden.
  • Hausmittel: Warme Fußbäder vor dem Schlafengehen und Entspannungstechniken wie autogenes Training können einschlaffördernd sein.
  • Schlafmittel: Die vorübergehende Einnahme milder Schlafmittel ist bei der Parkinson-Krankheit möglich, sollte aber mit den Ärzten besprochen werden.
  • Regelmäßige Zeiten: Regelmäßige Zeiten für das Zubettgehen sollten eingehalten und tagsüber Mittagsschlaf und Nickerchen vermieden werden.
  • Lang wirksame Medikamente: Bei starker Unbeweglichkeit in der zweiten Nachthälfte kann die Einnahme eines lang wirksamen Parkinson-Medikamentes wie z. B. eines Dopaminagonisten mit langer Wirkdauer vor dem Einschlafen Linderung verschaffen.
  • Reduktion der Trinkmenge: Die abendliche Trinkmenge sollte reduziert und auf die regelmäßige Blasenentleerung vor dem Zubettgehen geachtet werden.
  • Behandlung von Restless-Legs-Syndrom: Wird das Einschlafen durch Missempfindungen in den Beinen gestört, kann ein Restless-Legs-Syndrom vorliegen, das entsprechend behandelt werden sollte.

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