Die Begriffe "Das ist doch psycho!", "Du verhältst dich total neurotisch!" oder "Du bist ja paranoid!" werden oft unbedacht und in falscher Weise verwendet. Meistens wollen Menschen damit zum Ausdruck bringen, dass sie ein Verhalten unlogisch, widersprüchlich oder übertrieben emotional finden. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Begriffe spezifische psychische Störungen bezeichnen und nicht als allgemeine Abwertungen verwendet werden sollten.
Neurose vs. Psychose vs. Paranoia
"Neurose" ist ein heute nicht mehr gebräuchlicher Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher seelischer Störungen ohne erkennbare körperliche Ursachen. Darunter fallen unter anderem Angst- und Zwangsstörungen sowie Verstimmungszustände. Auch posttraumatische Belastungsstörungen gehören dazu. Angst vor Krankheit oder Verlust kennen viele Menschen. Nur sind diese bei einer Neurose besonders intensiv und beherrschen die Gefühlswelt des Betroffenen. Der Neurotiker verliert aber nie den Bezug zur Realität.
Eine "Psychose" zeichnet sich hingegen durch eine gestörte Realitätswahrnehmung aus, wobei der Bezug zur Realität zeitweise verloren geht. Die häufigste Form einer Psychose ist die Schizophrenie. Psychotiker halluzinieren, hören Stimmen und entwickeln Wahnideen. Anders als Neurotiker haben Psychotiker zumindest in der akuten Phase keine Krankheitseinsicht und halten sich für gesund.
"Paranoia" bezeichnet eine seltene Form der Psychose, in deren Mittelpunkt ein Wahn steht, der lange, manchmal lebenslang andauert. Der Inhalt des Wahns oder des Wahnsystems ist sehr unterschiedlich, zum Beispiel Liebes-, Eifersuchts-, Größen- oder Verfolgungswahn. Auch die "paranoide Schizophrenie", die häufigste und bekannteste Erkrankung aus dem Formenkreis der Schizophrenien, ist eine andere Erkrankung. Anders als bei der Schizophrenie erscheint der Wahn des Paranoikers weniger bizarr und zumindest theoretisch nachvollziehbar und im realen Leben nicht völlig auszuschließen.
Schizophrenie: Eine tiefgreifende psychische Erkrankung
Schizophrenie, auch unter dem Begriff Psychose geläufig, ist eine schwere Erkrankung, die auf das Umfeld der Betroffenen eine zum Teil beängstigende, bizarre Wirkung hat. Gefühle, Gedanken, Verhalten und Reaktionen unterscheiden sich von den gesunden Menschen so massiv, dass sich die Erkrankten phasenweise gegenüber ihren Mitmenschen entfremden. Sie tragen nicht mehrere Persönlichkeiten in sich, die abwechselnd zum Vorschein kommen, wie das bei einer Dissoziativen Identitätsstörung der Fall ist. Experten zählen die Schizophrenie zu den endogenen Psychosen: Eine Erkrankung, die von „innen heraus entsteht“, ohne erkennbare Ursachen oder im Zusammenhang bestimmter Erlebnisse.
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Symptome der Schizophrenie
Die Symptome der Schizophrenie sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Es gibt jedoch einige häufige Symptome, die bei der Diagnose berücksichtigt werden.
- Positivsymptome: Veränderungen im Verhalten oder Denken. Betroffene haben eine gestörte Wahrnehmung und sehen, hören und spüren Dinge, die nicht real sind. Alle Sinne können von Halluzinationen betroffen sein. Patientinnen und Patienten entwickeln krankhaft falsche Vorstellungen, die nicht der Realität entsprechen. Betroffene sind von diesem Wahn so überzeugt, dass sie z. B. ihre ganzen Lebensumstände danach ausrichten. Menschen, die von Schizophrenie betroffen sind, fühlen sich z. B. verfolgt (Verfolgungswahn), in schwerwiegender Weise beeinträchtigt (Vergiftungswahn), schwer krank (hypochondrischer Wahn) oder politisch bzw.
- Denkstörungen: Willkürliche Zusammenhänge in den Gedankenvorgängen und Betroffenen mit Denkstörungen fällt es schwer, ihre Gedanken zu ordnen. Davon ist auch meist der sprachliche Ausdruck betroffen, der dadurch gestört ist.
- Gestörte Affektivität: Sie äußert sich durch eine schwankende Gemütslage. Extreme Gefühle und Stimmung können unmittelbar wechseln. Bei Patientinnen und Patienten mit Schizophrenie entspricht der Gefühlsausdruck oft nicht der eigentlichen Situation.
- Ich-Störung: Hier verschwimmt die Grenze zwischen der Umwelt und dem „Ich“. Betroffene erleben ihre Umgebung und sich selbst als fremd und unwirklich. So glauben Menschen, die dieses Symptom zeigen, dass z. B. andere ihre Gedanken lesen oder sogar beeinflussen können. Sie fühlen sich ferngesteuert oder manipuliert.
- Negativsymptome: Fehlen von Funktionsfähigkeiten, die man sonst in der Regel bei einer gesunden Person erwarten würde. Betroffene verbringen viel Zeit im Bett und haben generell keine Motivation etwas zu tun. Menschen, die von Schizophrenie betroffen sind, ziehen sich zurück und verbringen Zeit mit sich allein ohne das Bedürfnis zu haben andere Leute zu treffen. Es besteht ein Leergefühl und vor allem ein fehlender Antrieb. Die Mimik ist in diesem Fall stark vermindert, was sich darin äußert, dass Betroffene weder glücklich noch traurig sein ausdrücken können.
- Kognitive Störungen: Konzentrationsmangel, Gedächtnisschwund oder sind deutlich beeinträchtigt aufmerksam zu bleiben.
Subtypen der Schizophrenie
Anhand von Symptomen lassen sich Subtypen von Schizophrenie identifizieren, die sich aber während der Krankheit miteinander verschmelzen können. Für Schizophrenie gibt es keine passenden Schubladen. Dennoch beschreiben die Subtypen lediglich eine Ausprägung der Symptome.
- Paranoide Schizophrenie: Die verbreitetste Form der Störung. Die Hauptsymptome sind Wahnvorstellungen, vor allem Verfolgungswahn oder Abstammungswahn und Halluzinationen wie das Hören von Stimmen, die den Betroffenen bedrohen oder ihm Befehle erteilen. Reizbarkeit, plötzliche Wutausbrüche, Misstrauen und auch Furchtsamkeit bestimmen das Gefühlsleben. Jemand, der unter einem Abstammungswahn leidet, kann beispielsweise davon überzeugt sein, ein Abkömmling des Zaren von Russland zu sein, ohne dass irgendwelche Hinweise dafür vorliegen.
- Hebephrene Schizophrenie: Hier sind die Äußerungen der Betroffenen für das Umfeld oft nicht mehr verständlich oder nachvollziehbar. Das Denken und Fühlen ist so stark gestört, dass ihr Verhalten distanzlos und unannehmbar ist. Die Gedanken und Gefühle wirken für gesunde Menschen unlogisch und ohne Sinn. Umgekehrt kommt es in akuten Phasen auch vor, dass Betroffene gar nicht mehr sprechen. Die Stimmung der Patienten kann sowohl euphorisch (manisch) als auch gedrückt (depressiv) sein.
- Katatone Schizophrenie: Die Motorik der Bewegungen wirkt unkontrolliert und seltsam. Diese Ausprägung der Schizophrenie kommt heute nur noch selten vor.
- Schizophrenia simplex: Es kommen keine Halluzinationen oder Wahn vor. Die Betroffenen leiden vor allem unter Affektverflachung oder Antriebsminderung, sie wirken untätig und ziellos und es fällt ihnen immer schwerer, sich sozial einzufügen. Das kann so weit gehen, dass sie sozial regelrecht verwahrlosen und irgendwann nicht mehr imstande sind, sesshaft zu sein.
Ursachen der Schizophrenie
Über die Ursachen der Schizophrenie hat die Forschung bis heute keine abschließenden Antworten gefunden. Es wird angenommen, dass mehrere Faktoren zusammenwirken.
- Genetische Veranlagung: Genetische Faktoren gelten als wichtigster Nachweis für das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken.
- Gehirnstruktur: Schizophren weisen eine andere Gehirnstruktur als gesunde Menschen auf. Das belegen klinische Studien.
- Botenstoffe: Bei Schizophrenen lässt sich ein Überschuss am zentralen Botenstoff Dopamin nachweisen.
- Umwelteinflüsse: Schizophrenen Menschen gelingt es nicht, eine gesunde Distanz zu ihrer Umgebung zu wahren.
- Drogenkonsum: Drogenkonsum kann eine Schizophrenie auslösen.
Diagnose und Behandlung der Schizophrenie
Ärzte sprechen erst von Schizophrenie, wenn die beschriebenen Symptome mindestens vier Wochen oder länger bestehen. In einem detaillierten Anamnese-Gespräch werden Betroffene befragt. Um weitere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen, werden auch Zusatzuntersuchungen durchgeführt.
Für den Patienten wird zunächst ein individuelles gesamttherapeutisches Konzept erstellt. Dieses Konzept basiert auf drei Säulen:
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- Medikamentöse Behandlung: Medikamente sollen die Botenstoffe im Gehirn wieder ins Gleichgewicht bringen.
- Psychotherapie: Sie soll die betroffene Person langfristig stabilisieren und stärken.
- Aktive Teilnahme am Leben: Patient:innen sollen ein möglichst eigenständiges Leben führen. Betreuer:innen und Therapeut:innen motivieren Betroffene u.a.
Umgang mit Schizophrenie
- Begleitung anbieten: Seien Sie offen und gehen Sie dem Patienten nicht aus dem Weg.
- Positiv bleiben: Schaffen Sie eine positive Stimmung und Atmosphäre.
- Aufklärung: Schizophrenie verstehen, ist der erste Schritt in die richtige Richtung! Hierbei sollte nicht nur der Betroffene, sondern auch ihre Angehörige nach Möglichkeit einbezogen werden. Durch sogenannte Psychoedukation lernen Betroffene die Krankheit und die dazugehörigen Symptome kennen.
Demenz: Eine fortschreitende Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen
Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem fortschreitenden Verlust der kognitiven Funktionen einhergehen. Betroffen sind vor allem das Gedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache und die Orientierung. Im Verlauf der Erkrankung können auch Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens auftreten.
Symptome der Demenz
Die Symptome der Demenz sind vielfältig und können je nach Form der Demenz unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Gedächtnisverlust: Schwierigkeiten, sich an neue Informationen zu erinnern, vergessene Termine oder Ereignisse.
- Sprachstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden, undeutliche Sprache oder Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen.
- Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden, zeitliche oder räumliche Desorientierung.
- Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens: Reizbarkeit, Aggressivität, Angstzustände, Depressionen oder sozialer Rückzug.
- Eingeschränkte Urteilsfähigkeit: Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen oder Probleme zu lösen.
Ursachen der Demenz
Die Ursachen der Demenz sind vielfältig und können je nach Form der Demenz unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Ursachen gehören:
- Alzheimer-Krankheit: Die häufigste Form der Demenz, die durch Ablagerungen von Proteinen im Gehirn verursacht wird.
- Vaskuläre Demenz: Durchblutungsstörungen im Gehirn, die zu Schäden an den Nervenzellen führen.
- Lewy-Körperchen-Demenz: Ablagerungen von Proteinen in den Nervenzellen, die zu kognitiven und motorischen Störungen führen.
- Frontotemporale Demenz: Degeneration der Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns, die zu Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens führt.
Diagnose und Behandlung der Demenz
Die Diagnose der Demenz erfolgt in der Regel durch eine umfassende Untersuchung, die eine Anamnese, eine körperliche Untersuchung, neurologische Tests und bildgebende Verfahren umfasst.
Die Behandlung der Demenz richtet sich nach der Ursache und dem Stadium der Erkrankung. Es gibt Medikamente, die die Symptome lindern und den Verlauf der Erkrankung verlangsamen können. Darüber hinaus können ergotherapeutische, physiotherapeutische und logopädische Maßnahmen helfen, die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten.
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Umgang mit Demenz
- Unterstützung anbieten: Hilfe bei alltäglichen Aufgaben, wie Einkaufen, Kochen oder Anziehen.
- Kommunikation erleichtern: Klare und einfache Sprache verwenden, Blickkontakt halten und geduldig sein.
- Sicherheit gewährleisten: Sturzprophylaxe, Orientierungshilfen und Schutz vor Gefahrenquellen.
- Aktivitäten fördern: Beschäftigung mit vertrauten Hobbys und Interessen, soziale Kontakte pflegen.
- Entlastung suchen: Unterstützung durch Angehörige, Freunde, Selbsthilfegruppen oder professionelle Pflegekräfte.
Der Unterschied zwischen paranoider Schizophrenie und Demenz
Obwohl sowohl die paranoide Schizophrenie als auch die Demenz psychische Erkrankungen sind, die das Denken und Verhalten einer Person beeinträchtigen können, gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen.
- Ursache: Die paranoide Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, deren Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind, während die Demenz eine organische Erkrankung des Gehirns ist, die durch verschiedene Faktoren verursacht werden kann.
- Symptome: Die paranoide Schizophrenie ist durch Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkstörungen gekennzeichnet, während die Demenz durch Gedächtnisverlust, Sprachstörungen, Orientierungsprobleme und Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens gekennzeichnet ist.
- Verlauf: Die paranoide Schizophrenie kann in Schüben verlaufen, wobei sich die Symptome периодами verschlimmern und wieder verbessern können, während die Demenz eine fortschreitende Erkrankung ist, bei der sich die Symptome im Laufe der Zeit kontinuierlich verschlimmern.
- Behandlung: Die paranoide Schizophrenie wird in der Regel mit Medikamenten und Psychotherapie behandelt, während die Demenz mit Medikamenten, ergotherapeutischen, physiotherapeutischen und logopädischen Maßnahmen behandelt wird.
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