Parkinson-Krankheit: Aktuelle Forschung und Therapieansätze

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. In Deutschland sind etwa 400.000 Menschen betroffen, weltweit sind es schätzungsweise 6 Millionen. Die Erkrankung manifestiert sich durch motorische Symptome wie Muskelzittern, Steifheit und verlangsamte Bewegungen, aber auch durch nicht-motorische Beschwerden wie Angstzustände, Schlafstörungen und kognitive Beeinträchtigungen. Die Parkinsonforschung konzentriert sich auf das Verständnis der Ursachen, die Entwicklung von Therapien zur Verlangsamung des Fortschreitens und die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.

Neue Therapieansätze und vielversprechende Forschungsergebnisse

Fachleute sehen Grund für Optimismus in Bezug auf neue Therapieansätze und Diagnostiktests bei Parkinson. Insbesondere der monoklonale Antikörper Prasinezumab und GLP-1-Rezeptoragonisten stehen derzeit im Fokus der Forschung. Beide Ansätze wecken die Hoffnung, dass es in naher Zukunft möglich sein wird, das Fortschreiten neurodegenerativer Prozesse zu verlangsamen.

Prasinezumab: Ein Antikörper gegen Alpha-Synuclein

Prasinezumab ist ein Antikörper, der sich gegen Alpha-Synuclein richtet, ein Protein, das in den Nervenzellen von Parkinson-Patienten gefunden wird. Es wird gehofft, dass dieser Antikörper das Fortschreiten der Erkrankung bremsen kann. Die bisherigen Studienergebnisse zu Prasinezumab sind vielversprechend, und es wird derzeit überlegt, ob eine Phase-3-Zulassungsstudie geplant wird. Eine Subgruppenanalyse der PASADENA-Studie deutete darauf hin, dass Prasinezumab für Betroffene mit schnellerem Krankheitsverlauf in der Frühphase der Erkrankung Vorteile bietet. Aktuelle Analysen aus der Open-Label-Extensionsphase der PASADENA-Studie deuteten darauf hin, dass eine längere Gabe von Prasinezumab über vier Jahre hinweg das Fortschreiten der Erkrankung bei allen behandelten Patientinnen und Patienten verlangsamen könnte. Die PADOVA-Studie untersucht nun die Effekte von Prasinezumab als Zusatztherapie zur bestehenden symptomatischen Therapie bei Patientinnen und Patienten im frühen Stadium der Parkinson-Krankheit.

GLP-1-Rezeptoragonisten: Neuroprotektive Wirkung?

GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) sind eine weitere Klasse von Medikamenten, die in der Parkinson-Forschung untersucht werden. Diese Medikamente sollen neuroprotektive Wirkungen haben. Der GLP-1-RA Exenatid zeigte in einer Phase-3-Studie allerdings keine signifikanten Vorteile hinsichtlich einer Krankheitsmodifikation bei Morbus Parkinson. Multizentrische klinische Studien hätten ergeben, dass der GLP-1-RA Lixisenatid das Fortschreiten der Parkinson-Symptome in einem geringen, aber statistisch signifikanten Umfang verlangsame. Eine französische Studie zu einem Wirkstoff zur Diabetes-Behandlung, einem GLP-1-Rezeptor-Agonisten, zeigte ebenfalls potenziell positive Effekte bei Parkinson. Nach einem Jahr hatte sich die Parkinson-Erkrankung in der Placebogruppe verschlechtert, während der Unterschied zur behandelten Gruppe eher klein war und es unerfreuliche Nebenwirkungen, vor allem Übelkeit, gab. Es kommt jetzt auf Langzeitstudien an, um zu sehen, ob sich Parkinson mit dieser Klasse von Diabetesmitteln über mehrere Jahre stoppen ließe.

Stammzellforschung: Hoffnung auf Regeneration

Die Entdeckung von Stammzellen im menschlichen Gehirn hat neue Hoffnung für die Entwicklung von Therapien gegen neurologische Erkrankungen, einschließlich der Parkinson-Krankheit, geweckt. Forscher wollen Stammzellen dazu bringen, sich in Dopamin-produzierende Zellen zu verwandeln, um die abgestorbenen Zellen im Gehirn von Parkinson-Patienten zu ersetzen. In einem Forschungsprojekt konnten Wissenschaftler bei Mäusen die Bildung von zusätzlichen Dopamin-produzierenden Nervenzellen durch das Einbringen zweier Gene erreichen.

Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen

Fortschritte bei der Diagnose

Neben den Fortschritten bei der Entwicklung von Therapien gibt es auch deutliche Fortschritte bei der Entwicklung von Biomarkern, die den frühzeitigen Nachweis einer Erkrankung ermöglichen. Ein Durchbruch könnte die verlässliche Identifikation krankheitsauslösender Proteine im Nervenwasser, im Blut oder in der Haut sein. Eine neue Technik namens ASA-PD ermöglicht es, die winzigen Proteinklumpen, die als eigentlicher Auslöser von Parkinson gelten (Alpha-Synuclein-Oligomere), direkt im menschlichen Gehirn zu beobachten. Die direkte Beobachtung des Krankheitsprozesses könnte die Entwicklung völlig neuer Medikamente ermöglichen, die gezielt die Bildung dieser toxischen Oligomere verhindern.

Ursachenforschung und Risikofaktoren

Die Parkinson-Krankheit entsteht durch eine fortschreitende Funktionsstörung und den Verlust von Nervenzellen im Gehirn, insbesondere derjenigen, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Genetische Faktoren und Umweltfaktoren können zur Entstehung der Krankheit beitragen. Genetische Studien haben bestimmte Gene identifiziert, die mit einem erhöhten Risiko für Parkinson in Verbindung stehen, wie das LRRK2-Gen. Umweltfaktoren, wie die Exposition gegenüber bestimmten Pestiziden oder Schwermetallen, werden ebenfalls untersucht.

Multidisziplinäre Behandlung und Lebensqualität

Die individuelle und ganzheitliche Behandlung von Parkinson erfordert eine enge Kooperation von Fachdisziplinen wie Neurologie, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychologie und Pflege. Die koordinierte Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen kann die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig verbessern. Bewegung und Sport sind wichtige Strategien, um das Fortschreiten der neurodegenerativen Erkrankung abzumildern. Auch eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf tragen wesentlich zur Lebensqualität von Betroffenen bei.

Zunahme der Parkinson-Fälle und Prävalenz in Deutschland

Eine Studie im Fachblatt BMJ hatte prognostiziert, dass sich die Zahl der Parkinson-Erkrankten weltweit von 11,9 Millionen im Jahr 2021 bis 2050 mehr als verdoppeln könnte. Diskussionen gibt es um die Entwicklung der Prävalenz in Deutschland. Erst vor wenigen Tagen berichtete ein Team des Robert-Koch-Instituts (RKI) auf Basis von AOK-Krankenkassendaten, dass die altersstandardisierte Parkinsonprävalenz in Deutschland zwischen 2017 und 2022 abgenommen habe. Für den Rückgang der Erkrankungshäufigkeit liegt noch keine abschließende Erklärung vor. Möglich ist laut den RKI-Forschenden, dass der Rückgang bestimmter Risikofaktoren, beispielsweise von Umwelteinflüssen wie der Pestizidbelastung, oder die Veränderung von Ernährungsgewohnheiten einen Teil der Entwicklung erklären. Es sei aber auch denkbar, dass ein verändertes Diagnose- und Kodierverhalten der behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine Ursache sei. Prinzipiell könnte auch die COVID-19-Pandemie durch seltenere Kontakte mit dem Gesundheitswesen die diagnostizierte Prävalenz beeinflussen, so die RKI-Forschenden.

Lesen Sie auch: Die Stadien der Parkinson-Krankheit erklärt

Lesen Sie auch: Überblick zur Dopamin-Erhöhung bei Parkinson

tags: #parkinson #krankheit #aktuelle #forschung