Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich auf die Motorik und andere Körperfunktionen auswirkt. Schlafstörungen sind ein häufiges Begleitsymptom und können zu Stürzen aus dem Bett führen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Parkinson-bedingten Stürzen aus dem Bett.
Einführung in Morbus Parkinson
Morbus Parkinson ist eine unheilbare Erkrankung des Nervensystems, bei der Nervenzellen im Gehirn, die den Botenstoff Dopamin produzieren, langsam absterben. Dopamin spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung von Bewegungen. Der Dopaminmangel führt zu einer Störung der Signalübertragung in den Basalganglien, einem für die Bewegungskontrolle wichtigen Hirnareal.
Die Erkrankung verläuft von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wann, wo und wie stark ausgeprägt Symptome im Verlauf der Erkrankung auftreten, variiert stark. Es gibt jedoch einige typische motorische und nicht-motorische Symptome, die im Folgenden näher betrachtet werden.
Frühsymptome von Morbus Parkinson
Viele Parkinson-Patienten haben lange vor Ausbruch der Erkrankung unspezifische Frühsymptome. Zu diesen gehören:
- REM-Schlafverhaltensstörung (RBD): Ausleben von Träumen im Schlaf, was zu unkontrollierten Bewegungen und Lautäußerungen führen kann.
- Riechstörung: Beeinträchtigung des Geruchssinns.
- Seelische Veränderungen: Konzentrationsprobleme.
Eines Tages werden dann die typischen motorischen Frühsymptome der Erkrankung auffällig, z.B. ein Zittern oder eine Verkrampfung oder eine Verlangsamung von Bewegungen, reduziertes Mitschwingen eines Armes.
Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen
Motorische Symptome von Morbus Parkinson
Motorische Symptome sind ein wesentliches Merkmal der Parkinson-Erkrankung. Die vier Kardinalsymptome sind:
- Tremor: Zittern, meist im Ruhezustand.
- Rigor: Muskelsteifigkeit.
- Akinese/Bradykinese: Bewegungsverlangsamung oder -armut.
- Posturale Instabilität: Haltungsinstabilität, die zu Stürzen führen kann.
Schlafstörungen bei Morbus Parkinson
Schlafstörungen treten in allen Stadien der Parkinson-Erkrankung auf und können verschiedene Ursachen haben:
- REM-Schlafverhaltensstörung (RBD): Wie bereits erwähnt, führt diese Schlafstörung dazu, dass Betroffene ihre Träume im Schlaf ausleben. Dies kann zu unkontrollierten Bewegungen, Schreien und Stürzen aus dem Bett führen.
- Restless-Legs-Syndrom (RLS): Unangenehme Missempfindungen in den Beinen, die sich durch Bewegung bessern. Dies kann das Einschlafen erschweren.
- Nächtliche Akinese/Bradykinese: Verlangsamte Bewegungen und Steifigkeit während der Nacht. Dies kann das Umdrehen im Bett erschweren und zu Schmerzen führen.
- Nykturie: Häufiges Wasserlassen in der Nacht. Dies kann den Schlaf unterbrechen.
- Depressionen und Angstzustände: Können ebenfalls zu Schlafstörungen führen.
Ursachen für Stürze aus dem Bett
Mehrere Faktoren können bei Parkinson-Patienten zu Stürzen aus dem Bett führen:
- REM-Schlafverhaltensstörung (RBD): Die unkontrollierten Bewegungen während des Schlafs können dazu führen, dass Betroffene aus dem Bett fallen. "Manchmal wird der Bettnachbar morgens mit einem blauen Auge wach", sagt Prof. Wolfgang H.
- Nächtliche Akinese/Bradykinese: Die Unfähigkeit, sich im Schlaf umzudrehen, kann zu Unbehagen und dem Versuch führen, aufzustehen, was in einem Sturz enden kann.
- Haltungsinstabilität: Die gestörten Reflexe, die für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts notwendig sind, können dazu führen, dass Betroffene das Gleichgewicht verlieren, wenn sie im Bett aufstehen.
- Medikamente: Einige Parkinson-Medikamente können Schwindel, Verwirrung und Müdigkeit verursachen, was das Sturzrisiko erhöhen kann.
- Umgebungsfaktoren: Eine ungeeignete Betthöhe oder das Vorhandensein von Hindernissen im Schlafzimmer können ebenfalls zu Stürzen beitragen.
Diagnose von Schlafstörungen und Sturzrisiko
Eine sorgfältige Analyse der Symptome und Begleitumstände ist entscheidend für die Diagnose von Schlafstörungen bei Parkinson. Folgende Maßnahmen können hilfreich sein:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden.
- Schlaftagebuch: Dokumentation der Schlafgewohnheiten und -probleme über einen bestimmten Zeitraum.
- Polysomnographie (Schlaflaboruntersuchung): Ableitung verschiedener physiologischer Parameter während des Schlafs, um Schlafstörungen zu identifizieren und zu quantifizieren.
- Neurologische Untersuchung: Beurteilung der motorischen und kognitiven Funktionen.
- Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
Behandlung von Schlafstörungen und Sturzprävention
Die Behandlung von Schlafstörungen bei Parkinson zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Schlafqualität zu verbessern. Folgende Maßnahmen können eingesetzt werden:
Lesen Sie auch: Die Stadien der Parkinson-Krankheit erklärt
- Medikamentöse Therapie:
- Clonazepam: Kann bei RBD helfen, die unkontrollierten Bewegungen im Schlaf zu reduzieren.
- Melatonin: Kann ebenfalls bei RBD wirksam sein.
- Dopaminagonisten mit langer Wirkdauer: Können bei nächtlicher Akinese/Bradykinese und frühmorgendlichen Krämpfen helfen.
- Schlafmittel: Kurzwirksame Schlafmittel oder niedrig dosierte Antidepressiva können bei Einschlafstörungen hilfreich sein.
- Medikamente gegen RLS: Dopaminhaltige Medikamente oder Opiate können bei RLS-Beschwerden eingesetzt werden.
- Medikamente zur Blasenberuhigung: Anticholinergika können bei Nykturie helfen.
- Nicht-medikamentöse Therapie:
- Schlafhygiene: Regelmäßige Schlafzeiten, entspannende Abendroutine, Vermeidung von Koffein und Alkohol vor dem Schlafengehen.
- Entspannungstechniken: Autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitsübungen.
- Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung kann die Schlafqualität verbessern.
- Anpassung der Schlafumgebung:
- Sicherheitsmaßnahmen bei RBD: Entfernen scharfer Gegenstände, Polsterung von Ecken, Anbringen von Matratzen auf dem Boden.
- Geeignete Betthöhe: Erleichtert das Aufstehen und Hinlegen.
- Nachtsichtlicht: Reduziert das Sturzrisiko beim Aufstehen in der Nacht.
- Hilfsmittel:
- Therapiedecke: Kann bei einigen Patienten mit Schlafstörungen hilfreich sein.
- WC-Stuhl oder Urinalkondom: Erleichtern die Blasenentleerung in der Nacht.
- Physiotherapie: Alternative Wege, wie die Hirnrinde doch die Bewegung in Gang setzen kann. Und das ist etwas, was man z.B. in der Physiotherapie trainieren kann, indem man z.B. gewisse optische Signale am Boden, wie z.B.
Bedeutung der Angehörigen
Angehörige spielen eine wichtige Rolle bei der Erkennung von Schlafstörungen und der Sturzprävention bei Parkinson-Patienten. Sie können wertvolle Informationen über nächtliche Verhaltensweisen liefern und bei der Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen helfen. Es ist wichtig, dass Angehörige in die Behandlungsplanung einbezogen werden.
Lesen Sie auch: Überblick zur Dopamin-Erhöhung bei Parkinson