Parkinson-Demenz-Ernährung: Ein umfassender Leitfaden

Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Parkinson-Krankheit und beeinflusst nicht nur präventiv, sondern auch die Wirkung von Medikamenten und den Krankheitsverlauf. Professor Dr. Andrés Ceballos-Baumann, Chefarzt im Fachzentrum für Neurologie und Klinische Neurophysiologie an der Schön Klinik München Schwabing, betont, dass die richtige Ernährung bei Parkinson sinnvoll ist und Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und der Ernährung berücksichtigt werden müssen.

Einführung

Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die motorische und nicht-motorische Symptome verursacht. Eine zielgerichtete Ernährung kann die Lebensqualität der Betroffenen steigern und den Genuss am Essen wiederfinden, da die Nahrungsaufnahme aufgrund von Schluckstörungen, Verdauungsstörungen und vermindertem Geruchs- und Geschmacksempfinden oft problematisch ist.

Die Bedeutung der Ernährung bei Parkinson

Eine ausgewogene Ernährung ist für Parkinson-Patienten noch wichtiger als für andere Menschen. Viel Obst, Gemüse, komplexe Kohlenhydrate wie Getreide und bestimmte Proteine sowie ausreichend Flüssigkeit sind essenziell. Die Ernährung sollte vor allem dazu dienen, einer Mangelernährung vorzubeugen, da viele Parkinson-Patienten an Körpergewicht verlieren.

Ernährungstipps und Ratschläge

  • Mehr trinken: Oft kleine Schlückchen Wasser nehmen, Eiswürfel lutschen oder Mundspray verwenden.
  • Schlucken erleichtern: Vor dem Essen einige Male gähnen, um den Hals zu entspannen. Kinn nah an die Brust halten und eine gute Haltung einnehmen.
  • Regelmäßige Mahlzeiten: Zu festen Zeiten essen und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Eine tägliche Proteinzufuhr von drei Mahlzeiten wird empfohlen, aber manche Patienten bevorzugen öfter kleinere Mahlzeiten.
  • Heiße Getränke: Aus einem isolierten Becher trinken, um schnelles Abkühlen zu vermeiden. Tassen und Becher nicht zu voll schenken. Ein Trinkhalm kann nützlich sein.
  • Essen auf höherem Niveau servieren: Teller auf einen kleinen Karton oder Ständer stellen.

Gehirngesunde Ernährung: Was zeichnet sie aus?

Eine gehirngesunde Ernährung zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und gesunden Fetten aus. Fisch ist ebenfalls erlaubt, während bestimmte Milchprodukte, vor allem Käse, eher kritisch gesehen werden. Diese Ernährung liefert wichtige Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren, die für die Gesundheit des Gehirns unerlässlich sind.

Die MIND-Diät

Die MIND-Diät (Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay) kombiniert Elemente der mediterranen Diät und der DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension). Sie legt den Fokus auf grünes Blattgemüse und Beeren, die reich an Antioxidantien und Flavonoiden sind und einen neuroprotektiven Charakter haben sollen.

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Ernährungsempfehlungen im Detail

  • Milch und Milchprodukte täglich essen: Joghurt, Buttermilch, Kefir, Quark oder Käse unterstützen die Knochengesundheit und könnten das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 senken.
  • Fisch ein- bis zweimal pro Woche essen: Fettreicher Fisch wie Lachs, Makrele und Hering enthält langkettige Omega-3-Fettsäuren (DHA und EPA), die für das Herz-Kreislauf-System wichtig sind.
  • Fleisch und Wurst selten essen: Eine kleine Menge Fleisch kann die Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen erleichtern, aber der Konsum sollte auf 300-600 g pro Woche beschränkt werden. Rotes Fleisch sollte vermieden werden, da es das Risiko für Darmkrebs erhöhen kann.
  • Ab und zu Eier: Eier sind eine gute Quelle für hochwertiges Protein und lebensnotwendige Nährstoffe, sollten aber bewusst in den Speiseplan eingeplant werden.

Die Rolle des Darms bei Parkinson

Der Darm spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und dem Verlauf der Parkinson-Krankheit. Chronische Verstopfung kann ein Risikofaktor für die Entwicklung von Parkinson sein. Eine darmgesunde Ernährung ist für bereits Erkrankte wichtig, da sie häufig unter Verstopfung leiden, was die Aufnahme von Medikamenten beeinträchtigen kann.

Das Darmmikrobiom

Das Darmmikrobiom, die Gemeinschaft der Darmbakterien, ist bei Menschen mit Parkinson verändert. Eine mögliche Behandlungsstrategie ist, den Darm mit einer bestimmten Ernährung so früh wie möglich wieder ins Lot zu bringen und so das Darmmikrobiom umzuprogrammieren.

Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Ernährung

Bei der Einnahme des Parkinson-Medikaments L-Dopa ist Vorsicht beim Verzehr von Eiweiß geboten, da es die Aufnahme des Medikaments hemmen kann. L-Dopa sollte idealerweise eine halbe Stunde vor oder eine Stunde nach dem Essen eingenommen werden. Die notwendige Eiweißmenge sollte in kleinen Portionen über den Tag verteilt aufgenommen werden.

Ernährungstipps bei L-Dopa-Einnahme

  • L-Dopa auf leeren Magen einnehmen (30 Minuten vor oder 1 Stunde nach dem Essen).
  • Eiweiß in kleinen Portionen über den Tag verteilen.
  • Viel leicht verdauliches Gemüse und Ballaststoffe essen.

Umgang mit Verdauungsproblemen

Parkinson-Patienten leiden häufig unter Verdauungsproblemen wie Schluckstörungen, Magenentleerungsstörungen und Verstopfung. Eine angepasste Ernährung und bestimmte Maßnahmen können helfen, diese Probleme zu lindern.

Schluckstörungen (Dysphagie)

  • Dysphagie- oder Breikost: Spezielle Kostformen können das Schlucken erleichtern.
  • Vermeidung bestimmter Konsistenzen: Speisen von körniger, trockener, faseriger oder harter Konsistenz sind oft schwer zu schlucken. Mischkonsistenzen wie klare Suppe mit Einlagen sind ebenfalls ungünstig.
  • Logopädie: Schluck- und Haltungsübungen können den Ablauf des Schluckens verbessern.
  • Anpassung der Nahrungskonsistenz: Das Eindicken von Suppen und Getränken kann bei Problemen mit der Flüssigkeitsaufnahme helfen.

Verstopfung (Obstipation)

  • Ballaststoffreiche Ernährung: Gemüse, Getreide und Obst erhöhen den Druck auf die Darmwände und beschleunigen die Verdauung.
  • Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme: Mindestens 2,5 Liter Wasser pro Tag trinken.
  • Flohsamen oder geschroteter Leinsamen: Können helfen, die Verdauung zu fördern.

Verminderter Geruchs- und Geschmackssinn

  • Gewürze und Kräuter: Fein zermahlen im Mörser regen den Geruchssinn an.
  • Olivenöl: Ein kleiner Schuss zu zerkleinerten oder pürierten Speisen geben.

Bedeutung von Bewegung und anderen Lebensstilfaktoren

Neben der Ernährung spielen auch Bewegung, soziale Kontakte und geistige Aktivität eine wichtige Rolle bei der Parkinson-Krankheit. Regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere Sportarten mit großen Bewegungsabläufen und gleichmäßigen Rhythmen, kann den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen.

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Ultrahochverarbeitete Lebensmittel (UPF) und Demenzrisiko

Aktuelle Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln (UPF) und einem erhöhten Demenzrisiko. UPF enthalten oft viele gesättigte Fette, Transfette, raffinierte Kohlenhydrate, Salz und wenig Ballaststoffe, was die mikrobielle Vielfalt im Darm verändern kann. Daher sollte der Verzehr von UPF auf ein Minimum begrenzt werden.

Empfehlungen zur Vermeidung von UPF

  • So oft wie möglich frisch kochen.
  • Industriell hergestellte Produkte meiden.
  • Obst und Gemüse liefern Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe, die Entzündungen entgegenwirken.
  • Gesunde Fette aus Oliven- oder Rapsöl, Nüssen und fettem Seefisch stärken die Zellmembranen im Gehirn.

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