Parkinson-Demenz: Komplexe Symptome, Ursachen und Behandlungsansätze

Parkinson-Demenz ist eine neurodegenerative Erkrankung, die als Komplikation bei etwa einem Drittel der Parkinson-Patienten auftritt. Die Erkrankung ist durch den Verlust Dopamin-produzierender Neuronen in der Substantia nigra des Gehirns gekennzeichnet. Zunächst ist bei Parkinson-Demenz hauptsächlich die Bewegung beeinträchtigt. Im weiteren Verlauf der Parkinson-Erkrankung sterben nicht nur jene Zellen ab, die Dopamin erzeugen, sondern auch jene, die Acetylcholin hervorbringen. Die Folge: Der Acetylcholin-Spiegel sinkt und es kommt zu einem Mangel an Acetylcholin.

Ursachen und Entstehung

Die genauen Ursachen für die Entwicklung von Demenz bei Parkinson-Patienten sind nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren dazu beitragen können. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der die körperliche Beweglichkeit steuert. Der Mangel an Dopamin im Mittelhirn gilt in der Forschung als einer der Auslöser des Parkinson-Syndroms. Er beeinflusst zugleich die Menge an Acetylcholin im Gehirn und lässt sie zunächst überschießen. Acetylcholin steuert wichtige Körperfunktionen wie beispielsweise das Gedächtnis, die Atmung oder den Herzschlag.

Das α-Synuclein und Dopaminmangel

Das Protein α-Synuclein verklumpt unter anderem in einer Hirnregion, die als „Substantia nigra“ bezeichnet wird - die schwarze Substanz. Von ihr gehen Nervenzellen in eine andere Hirnregion, wo der Botenstoff Dopamin freigesetzt wird. Wenn die Nervenzellen aber durch verklumptes α-Synuclein verstopft sind, können sie nicht mehr funktionieren. Es kommt zum Dopaminmangel, der das Zittern, die Muskelsteifheit, die verlangsamten Bewegungen und die Gangunsicherheit auslöst.

Die Braak-Hypothese

Eine mögliche Kausalkette liefert die sogenannte Braak-Hypothese aus dem Jahr 2003, die die Krankheitsentwicklung in sechs Stadien einteilt. Demnach beginnt die Erkrankung im Darm mit dem Frühsymptom Obstipation oder im Bulbus olfactorius mit Geruchsstörungen. Dies soll Folge einer Akkumulation von fehlgefalteten α-Synuclein im enterischen Nervensystem und dem retrograden Transport ins zentrale Nervensystem (ZNS) sein. Genauer sollen die Proteine über den Vagusnerv zum Hirnstamm gelangen und sich von dort weiter ausbreiten, bis das ganze Gehirn betroffen ist. Möglicherweise kann der Prozess sogar in der Gegenrichtung ablaufen. Die fehlgefaltete Proteinform neigt zur Bildung von Aggregaten und später auch Fibrillen. Sobald dieser Prozess beginnt, scheint er prionartig von Neuron zu Neuron zu springen. Sowohl im peripheren wie auch zentralen Nervensystem tauchen in zeitlicher Abfolge abnorme alpha-Synuclein-Proteine auf.

Genetische Faktoren

Außerdem wird vermutet, dass ein genetischer Faktor, die so genannte GBA1-Mutation, eine Rolle spielt. Diese könnte sowohl das Risiko für Parkinson als auch für eine Parkinson-Demenz erhöhen. Im Rahmen des Forschungsverbundes „PDdementia“ wurden bei circa zehn Prozent aller Patienten mit Parkinson Erbveränderungen im sogenannten GBA-Gen festgestellt.

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Symptome der Parkinson-Demenz

Die Symptome der Parkinson-Demenz umfassen sowohl motorische als auch kognitive Probleme. Neben den typischen Parkinson-Symptomen wie Tremor (unkontrolliertes Zittern der Gliedmaßen, mitunter auch Rumpf und Kopf), Rigor (Muskelsteifheit) und verlangsamte Bewegungen können kognitive Beeinträchtigungen wie Gedächtnisprobleme, Aufmerksamkeitsdefizite und Probleme mit dem Problemlösen auftreten. Diese kognitiven Symptome können sich im Laufe der Zeit verschlimmern und die Fähigkeit zur Durchführung täglicher Aktivitäten beeinträchtigen.

Motorische Symptome

Die Parkinsonerkrankung geht immer mit einer Bewegungsarmut oder Bewegungslosigkeit einher. Dazu kommen vier Hauptsymptome, die in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten können:

  • Muskelsteifheit (Rigor)
  • Zittern im Ruhezustand (Ruhetremor)
  • Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese)
  • Haltungs- und Gangsicherheit sind gestört (Posturale Instabilität)

Die motorischen Beeinträchtigungen zeigen sich häufig auch durch steife Gesichtsmuskeln, was zu einem starren Gesichtsausdruck und weniger Mimik führt. Der Ausdruck der Patienten wird auch als „Maskengesicht“ bezeichnet und fälschlicherweise mit Teilnahmslosigkeit assoziiert. Die Körperhaltung ist oft gebeugt und der Gang ist verändert - die Betroffenen ziehen ein Bein nach oder haben Schwierigkeiten beim Losgehen oder abrupten Anhalten. Durch die erhöhte Muskelspannung können zum Beispiel die Arme oder Handgelenke nur ruckartig bewegt werden. Auch das Sprechen, das Schriftbild und die Feinmotorik können eingeschränkt sein.

Kognitive Symptome

Die kognitiven Symptome können sich im Laufe der Zeit verschlimmern und zu einer Demenz fortschreiten, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Es gibt bestimmte Fähigkeiten, die Betroffenen mit einer Parkinson-Demenz zunehmend schwerfallen. Das betrifft vor allem das Konzentrieren, Orientieren, Planen, Erklären, Sprechen und Erinnern.

Weitere Symptome

In der Spätphase können weitere schwere Symptome hinzukommen, wie:

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  • Vergesslichkeit
  • starkes Schwitzen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Inkontinenz
  • Impotenz
  • Verstopfungen
  • Depressionen
  • Psychosen
  • Halluzinationen
  • Demenz

Frühsymptome

Vor den klassischen Hauptsymptomen zeigen Parkinsonpatienten aber auch schon andere Symptome, die wir nun auch endlich in Verbindung mit der Erkrankung bringen konnten:

  • Riechstörungen: Anfangs verklumpt das Protein α-Synuclein im Riechsystem der Gehirns. Darum haben die Mehrzahl aller Parkinsonpatienten vor den Hauptsymptomen schon eine Riechstörung.
  • REM-Schlafverhaltensstörung: Die Patienten mit einer REM-Schlafverhaltenstörung schlafen sehr unruhig, haben heftige Träume, bei denen sie auch um sich schlagen und schreien können.
  • Verstopfungen: Wenn das autonome, also unwillkürliche, Nervensystem gestört ist, bleibt der Stuhl länger im Darm.
  • Depressionen: Etwa 30 Prozent aller Parkinsonbetroffenen haben depressive Verstimmungen oder Depressionen.

Unterschiede zur Alzheimer-Demenz

Eine Parkinson-Demenz weist allerdings andere Symptome auf als eine Demenz vom Typ Alzheimer. Menschen mit Parkinson-Demenz können noch neue Inhalte lernen und abspeichern. Zudem konnten bei verstorbenen Patienten mit Parkinson-Demenz auch die sogenannten Lewy-Körperchen im Mittelhirn nachgewiesen werden. Bei der Parkinson-Demenz sammeln sich schädliche Proteine vor allem in einem bestimmten Bereich des Gehirns, der Substantia nigra. Bei der Lewy-Körperchen-Demenz befinden sie sich dagegen hauptsächlich in der Großhirnrinde. Bei der Lewy-Körperchen-Demenz treten die Probleme mit dem Denken oft zuerst oder gleichzeitig mit den Bewegungsstörungen auf. Wenn eine Parkinson-Erkrankung vorliegt, kann sich im Krankheitsverlauf eine Demenz entwickeln.

Diagnose

Wenn Sie solche Beschwerden bei sich oder Ihren Angehörigen bemerken, ist es ratsam, so früh wie möglich einen Neurologen aufzusuchen. Informationen zu neurologischen Erkrankungen in der Familie sind sehr hilfreich. Bei den Frühsymptomen ist gerade der Hinweis auf Schlafstörungen hilfreich: Im Parkinson-Frühstadium kann der Traumschlaf gestört sein. Die Patienten schreien im Schlaf, schlagen um sich und treten. Da über so etwas niemand gern spricht, weil man ja nicht weiß, dass dies zur Krankheit gehört, fragen die Neurologen dies aktiv nach.

Während man früher allein die oben genannte Bewegungsstörung im Vordergrund sah, ist inzwischen klar, dass ein Nachlassen der Stimmung (Dopamin ist auch Botenstoff im sog. Belohnungssystem), Schmerzen, Schlafstörungen und Störungen des vegetativen Nervensystems, wie Verstopfung und Riechstörung Frühsymptome der Erkrankung sind. Dies im Zusammenhang mit einem veränderten bzw. langsameren Gangbild, ggf. auch Stürzen, müssen an die Parkinson-Krankheit denken lassen. Neben dem klinischen Blick des erfahrenen Neurologen, der gemäß der aktuellen Leitlinie immer noch der wichtigste Diagnose-Schritt ist, gehören bildgebende und nuklearmedizinische Verfahren in Einzelfällen zur Diagnostik. durchgeführt. Parkinson zu diagnostizieren ist eine klinische Einschätzung, den einen Marker für die Diagnose gibt es nicht.

Um die geistigen Fähigkeiten zu überprüfen, gibt es spezielle Gedächtnistests. Ein Test, der extra für Menschen mit Parkinson entwickelt wurde, heißt PANDA-Test (Parkinson Neuropsychometric Dementia Assessment). Damit werden zum Beispiel die Aufmerksamkeit, das Erinnerungsvermögen oder die Wortfindung getestet. Wenn der Verdacht auf eine Demenz besteht, können weitere Tests wie eine MRT-Untersuchung zeigen, ob Teile des Gehirns geschrumpft sind.

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Verlauf der Erkrankung

Der Verlauf der Parkinson-Demenz ist oft progressiv und wird durch einen allmählichen Verlust kognitiver und motorischer Funktionen gekennzeichnet. Die kognitiven Symptome können sich im Laufe der Zeit verschlimmern und zu einer Demenz fortschreiten, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Zu Beginn treten die Beeinträchtigungen hauptsächlich bei umfangreicheren Aufgaben auf, beispielsweise beim Autofahren. Zudem können gelegentlich Halluzinationen auftreten. Im fortgeschrittenen Verlauf benötigen die Patienten zunehmend Unterstützung im Alltag. Im Endstadium der Parkinson-Demenz sind die Patienten auf eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung und Pflege angewiesen.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung der Parkinson-Demenz ist komplex und erfordert eine individualisierte Behandlungsweise. Die Therapie konzentriert sich bisher darauf, sowohl die motorischen als auch die kognitiven Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Eine Parkinson-Demenz ist leider bislang nicht heilbar. Doch gibt es eine Vielzahl von nicht-medikamentösen Maßnahmen, die sich positiv auf den Krankheitsverlauf und die Symptome auswirken können.

Medikamentöse Therapie

Medikamente wie Cholinesterase-Hemmer und Dopaminagonisten werden häufig zur Behandlung von kognitiven Symptomen und motorischen Problemen eingesetzt. Die medikamentöse Behandlung von Parkinson zielt darauf ab, die Botenstoffe im Gehirn wieder in ihr Gleichgewicht zu bringen und damit die motorischen Defizite abzumildern. Dazu kommen Medikamente zum Einsatz, die den Dopaminmangel wieder ausgleichen, wie zum Beispiel Levodopa (in Kombination mit einem Decarboxylasehemmer). Eine Parkinson-Demenz wird unter anderem mit ähnlichen Medikamenten behandelt wie eine Demenz vom Typ Alzheimer. Denn in beiden Fällen ist ein wesentliches Therapie-Ziel, den weiteren Abbau des Botenstoffes Acetylcholin zu verhindern. Insbesondere psychische Beschwerden sind bei einer Parkinson-Demenz häufig gut therapierbar.

Nicht-medikamentöse Therapie

Ergotherapie und logopädische Therapie sollen helfen, die alltäglichen Fähigkeiten zu verbessern und die Kommunikation zu erleichtern. Zur Linderung der motorischen Symptome der Parkinson-Erkrankung wird möglichst viel körperliche Aktivität empfohlen.

Weitere Empfehlungen:

  • Achten Sie darauf, dass Sie genügend trinken. Unser Gehirn besteht zu einem Großteil aus Wasser.
  • Achten Sie auf Ihre Ernährung. Sie sollte möglichst ausgewogen, fettarm und kalziumreich sein. Im Rahmen einer Ernährungsberatung können Sie wertvolle Tipps bekommen und gemeinsam einen Ernährungsplan aufstellen.
  • Machen Sie regelmäßig Gehirnjogging wie zum Beispiel Sudoku, Rätsel oder Denksportaufgaben.
  • Nutzen Sie kreative Therapien wie Malen, Musik und Sport.
  • Treffen Sie sich mit Freunden und anderen Betroffenen. Soziale Kontakte sind wichtig für Ihre psychische Gesundheit.
  • Nehmen Sie Ihre Wohnsituation bestenfalls schon frühzeitig unter die Lupe. Können Sie die Treppe noch bewältigen oder das Bad mitsamt der Badewanne weiterhin sicher nutzen? Bedenken Sie, dass Sie mit einem anerkannten Pflegegrad eventuellen Anspruch auf finanzielle Unterstützung der Pflegekasse bei der Wohnraumanpassung haben.
  • Achten Sie auf die Ernährung Ihres Angehörigen und darauf, dass Medikamente und manche Lebensmittel nicht miteinander kombiniert werden.
  • Nutzen Sie sogenannte Betreuungs- und Entlastungsleistungen, die Ihren Pflegealltag erleichtern sollen. Nehmen Sie mobile Hilfsdienste oder das Angebot von Kuren für pflegende Angehörige in Anspruch - auch Sie haben ein Recht auf Urlaub!
  • Wenden Sie sich an eine Selbsthilfegruppe und tauschen Sie sich mit anderen Angehörigen aus. Reagieren Sie sensibel auf Halluzinationen oder Aggressionen - diese sind nicht persönlich gemeint, sondern Folge einer Erkrankung.

Logopädie und Physiotherapie

Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten nehmen einen großen Stellenwert in der Behandlung von Parkinsonpatienten ein. Sie helfen den Patienten zum Beispiel die Sprache, Feinmotorik und das Gleichgewicht wieder zu verbessern und damit die Lebensqualität zu steigern.

Beispiele für Übungen:

  • Logopädieübung: Wenn die Stimme immer leiser wird und die Patienten undeutlich sprechen, könnte eine Übung sein, sich in einen Raum zu setzen und dreimal am Tag für fünf Minuten A-E-I-O-U zu schreien - richtig laut. Durch bewusstes Schreien wird die Stimme wieder lauter und besser verständlich.
  • Physiotherapieübung: Die sogenannte „BIG-Methode“ ist eine spezifische Bewegungstherapie bei Parkinson. Der Patient macht einen großen Ausfallschritt, reißt die Arme hoch und schreit „HALLO“. Durch den großen Ausfallschritt und das laute Schreien, können die Patienten größere Schritte wieder erlernen und auch lauter sprechen.

Parkinson-Komplex-Therapie

In Deutschland gibt es auch die großartige Möglichkeit der „Parkinson-Komplex-Behandlung“, die auch von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet wird. Dabei handelt es sich um einen zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt in Parkinsonspezialkliniken, in denen die Patienten medikamentös eingestellt werden und intensive Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädie erhalten. Aber auch andere Behandlungstherapien werden im fortgeschrittenem Stadium angeboten.

Vorbeugung

Da der Morbus Parkinson leider noch nicht heilbar ist, rückt für viele natürlich die Frage in den Vordergrund, wie man sich selbst davor schützen kann. Es gibt zwar keine »ultimative« Parkinson-Vorsorge, dennoch können Sie mit moderater regelmäßiger Bewegung, der Vermeidung von negativem Stress sowie durch regelmäßige ärztliche Checkups durchaus Einfluss auf die Risikofaktoren der Erkrankung nehmen. Und wohl auch durch gesunde und abwechslungsreiche Ernährung. Neue Studien zeigen, dass die sattsam bekannte mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, mit Ölen mit ungesättigten Fettsäuren, mit Fisch, mit Hülsenfrüchten und mit wenig Fleisch nicht nur Schlaganfällen, Herzinfarkten und Demenz vorbeugen, sondern auch den Verlauf von Morbus Parkinson verlangsamen und sogar das Risiko senken kann, überhaupt daran zu erkranken.

Konkret bedeutet das:

  • Essen Sie viel Gemüse, Vollkorn und sog. Polyphenole, z. B. aus Olivenöl, Grüntee und roten Beeren.
  • Vermeiden sie weitestgehend Fertiggerichte, gesättigte Fette und zu viel Zucker.
  • Wer auf Fleisch nicht verzichten mag, sollte zumindest auf weißes Fleisch setzen, also auf Geflügel statt Rind oder Schwein.
  • Treiben Sie regelmäßig Sport, wie die WHO es empfiehlt - tun Sie etwas für Ihre Gesundheit.

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