Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Morbus Parkinson, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich durch vielfältige Symptome wie Muskelsteifheit, Zittern und Bewegungsverlangsamung auszeichnet. Nach der Alzheimer-Krankheit ist Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung von Parkinson, wobei auch auf spezielle Aspekte bei jüngeren Betroffenen eingegangen wird.
Einführung in die Parkinson-Krankheit
Parkinson ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung des Nervensystems, bei der Nervenzellen im Gehirn absterben und es zu einem Mangel am Botenstoff Dopamin kommt. Dieser Dopaminmangel führt zu den typischen Bewegungsstörungen. Die Parkinson-Krankheit wurde nach dem englischen Arzt James Parkinson benannt, der die Krankheit 1817 erstmals als "Schüttellähmung" beschrieb.
Was ist Parkinson?
Die Parkinson-Krankheit ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vor allem das motorische System betrifft. Sie ist gekennzeichnet durch den Verlust von Dopamin produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra, einem Bereich im Mittelhirn. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der eine entscheidende Rolle bei der Steuerung von Bewegungen spielt.
Formen von Parkinson-Syndromen
Es gibt verschiedene Formen von Parkinson-Syndromen:
- Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS): Dies ist die häufigste Form, auch Morbus Parkinson genannt, bei der die Symptome ohne erkennbare Ursache auftreten. Sie macht etwa drei Viertel aller Fälle aus.
- Sekundäres Parkinson-Syndrom: Diese Form kann durch Medikamente, Giftstoffe, bestimmte Krankheiten oder mechanische Gewalteinwirkungen ausgelöst werden.
- Genetische Formen: Hier wird Parkinson durch einen Defekt in einem einzelnen Gen ausgelöst (monogenetische Formen).
- Atypische Parkinson-Syndrome: Die Symptome treten aufgrund anderer neurodegenerativer Erkrankungen auf, wie z. B. Multisystematrophie, progressive supranukleäre Blickparese, kortikobasale Degeneration und Lewy-Körperchen-Demenz.
Ursachen der Parkinson-Krankheit
Die genauen Ursachen der Parkinson-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt.
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Dopaminmangel und Nervenzellsterben
Bei Parkinson kommt es zum Absterben von Nervenzellen in der Substantia nigra, wodurch ein Mangel an Dopamin entsteht. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff für die Steuerung von Bewegungen. Durch den Dopaminmangel und ein Ungleichgewicht mit anderen Botenstoffen wie Acetylcholin und Glutamat wird die Kommunikation der Nervenzellen gestört.
Genetische Faktoren
Nur etwa 5 bis 10 Prozent der Parkinson-Fälle sind auf einzelne schädliche Genmutationen zurückzuführen, die vererbt werden können. Diese familiären Parkinson-Formen können durch Mutationen in Genen wie PARK1 (Alpha-Synuclein) verursacht werden. Ob polygenetische Varianten (mehrere Gene betreffend) das allgemeine Risiko für Parkinson erhöhen können, ist Gegenstand aktueller Forschung.
Umweltfaktoren
Umweltgifte wie Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt schädlich auf Nervenzellen wirken. Seit Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt. Besonders gefährdet sind Landwirte und Winzer.
Darm-Hirn-Achse und Mikrobiom
Es gibt Hinweise darauf, dass Veränderungen im Darm-Mikrobiom eine Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielen könnten. Eine ungünstige Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm kann Entzündungen verursachen und die Darmschleimhaut durchlässiger machen. Das fehlgefaltete Protein Alpha-Synuclein, das eine Schlüsselrolle bei Parkinson spielt, wurde auch im Darm und im Nervus vagus nachgewiesen.
Autoimmunreaktionen und oxidativer Stress
Einige Experten vermuten, dass Parkinson zumindest teilweise eine Autoimmunerkrankung sein könnte, bei der Abwehrzellen das Protein Alpha-Synuclein angreifen. Auch oxidativer Stress, ein Ungleichgewicht zwischen Oxidantien und Antioxidantien, kann zur Schädigung von Nervenzellen beitragen.
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Aszensionshypothese
Die Aszensionshypothese besagt, dass Parkinson im Verdauungstrakt beginnt und sich über Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet. Das fehlgefaltete Alpha-Synuclein kann sich im Nervensystem des Magens und Darms ablagern und von dort über den Vagusnerv ins Gehirn "klettern". Eine Vagotomie, bei der der Vagusnerv getrennt wird, könnte das Parkinson-Risiko senken.
Symptome der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit manifestiert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die sich im Laufe der Zeit verschlimmern können. Die Symptome können von Person zu Person variieren.
Frühsymptome
Die Frühsymptome von Parkinson sind oft unspezifisch und können lange vor den klassischen motorischen Symptomen auftreten. Dazu gehören:
- Schlafstörungen
- Verstopfung
- Geruchsstörungen (Anosmie oder Hyposmie)
- Depressionen
- REM-Schlafverhaltensstörung (ruckartige Bewegungen im Traum)
- Fehlendes Mitschwingen des Armes beim Gehen
- Leisere, monotonere Stimme
Motorische Hauptsymptome
Die deutlichen Symptome im Verlauf der Erkrankung betreffen das Bewegungssystem, die Motorik:
- Tremor (Zittern): Oft als Ruhetremor, der sich bei Bewegung verringert oder verschwindet.
- Bradykinese (Bewegungsverlangsamung): Verlangsamte Bewegungen, Schwierigkeiten beim Starten von Bewegungen.
- Rigor (Muskelsteifheit): Erhöhter Muskeltonus, der zu Steifheit und Schmerzen führt.
- Posturale Instabilität (Haltungsinstabilität): Gleichgewichtsstörungen, die zu Stürzen führen können.
Weitere Symptome
Zusätzlich zu den Hauptsymptomen können weitere Symptome auftreten:
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- Freezing: Plötzliches "Einfrieren" von Bewegungen, besonders beim Starten oder Durchqueren enger Stellen.
- Dysarthrophone Sprechstörung: Leises, undeutliches Sprechen mit wenig Sprechmelodie.
- Hypomimie: Reduzierte Mimik, ausdrucksloses Gesicht.
- Dysphagie: Schluckbeschwerden.
- Vegetative Begleitsymptome: Beschwerden des Herz-Kreislauf-, Magen-Darm- oder Niere-Blase-Systems, wie z. B. Dysurie (erschwertes Wasserlassen) oder Hyperhidrosis (übermäßiges Schwitzen).
- Kognitive Beeinträchtigungen: Bradyphrenie (verlangsamte Denkabläufe), Demenz.
- Psychische Veränderungen: Depressionen, Angstzustände, Impulskontrollstörungen.
- Dyskinesien: Unwillkürliche, überschießende Bewegungen, die im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auftreten können.
Diagnose der Parkinson-Krankheit
Die Diagnose der Parkinson-Krankheit basiert auf einer neurologischen Untersuchung und der Anamnese des Patienten.
Neurologische Untersuchung
Die neurologische Untersuchung umfasst verschiedene Tests zur Beurteilung der motorischen Fähigkeiten, der Reflexe, der Koordination und des Gleichgewichts. Dazu gehören:
- AHV (Arm-Halte-Versuch): Test zur Feststellung leichter Lähmungen.
- Beinhalteversuch: Test zur Feststellung von Lähmungen in den Beinen.
- Prüfung der Diadochokinese: Beurteilung der Fähigkeit, schnelle, wechselseitige Bewegungen auszuführen (z. B. "Glühbirne einschrauben").
- Finger-Tapping: Test zur Beurteilung der Beweglichkeit der Finger.
- Headdropping-Test (Kopf-Fall-Test): Test zur Diagnose von Parkinson anhand der Art, wie der Kopf fällt.
- Glabella-Reflex: Test, bei dem das Beklopfen der Glabella (Knochenwulst zwischen den Augen) zum Schließen der Augen führt.
Weitere diagnostische Verfahren
- Riechtest: Überprüfung des Geruchssinns, da Riechstörungen ein frühes Anzeichen von Parkinson sein können.
- L-Dopa-Test: Beurteilung der Reaktion auf das Medikament L-Dopa, das den Dopaminmangel ausgleicht.
- Bildgebende Verfahren: MRT oder CT, um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen.
Therapie der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit ist nicht heilbar, aber es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen oder die Wirkung von Dopamin zu verstärken. Zu den wichtigsten Medikamenten gehören:
- L-Dopa: Eine Vorstufe von Dopamin, die im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird.
- Dopamin-Agonisten: Substanzen, die die Dopamin-Rezeptoren im Gehirn direkt stimulieren.
- MAO-B-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn verlangsamen.
- COMT-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von L-Dopa im Körper verlangsamen und so die Wirkung von L-Dopa verlängern.
Tiefe Hirnstimulation (THS)
Die tiefe Hirnstimulation ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnregionen eingesetzt werden. Durch elektrische Impulse können so bestimmte Hirnregionen positiv beeinflusst und die Symptome von Parkinson gelindert werden.
Weitere Therapieansätze
- Physiotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit, Koordination und des Gleichgewichts.
- Ergotherapie: Zur Erhaltung der Selbstständigkeit im Alltag.
- Logopädie: Zur Verbesserung der Sprech- und Schluckfähigkeit.
- Neuropsychologie: Behandlung von kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen.
Unterstützung und Selbsthilfe
Neben den medizinischen Behandlungen spielen auch die Unterstützung durch Familie, Freunde und Selbsthilfegruppen eine wichtige Rolle bei der Krankheitsbewältigung.
Jung und Parkinson
Zwischen 5 und 10 % der Patienten sind jünger als 50 oder 40 Jahre alt, wenn sie an Parkinson erkranken. In diesem Fall spricht man von frühem Parkinson. Es ist selten, aber die Parkinson-Krankheit tritt auch bei Kindern und Jugendlichen auf. So wie bei Patienten von 60 Jahren und älter unterscheiden sich die Symptome bei frühem Parkinson pro Person. Es scheint, dass junge Parkinson-Patienten eine größere genetische Veranlagung für die Krankheit haben. Allerdings entwickelt sich die Krankheit langsamer und sie behalten länger ihre kognitive Funktionen. Da jüngere Patienten sensibler auf die Nebenwirkungen von Medikamente reagieren (Zittern, Schwierigkeiten beim Gehen, unkontrollierte Bewegungen) und länger mit der Krankheit leben müssen, erhalten sie eine andere Behandlung. Die Verwendung von L-dopa wird so lang wie möglich hinausgezögert.
Besondere Herausforderungen bei jüngeren Patienten
Jüngere Parkinson-Patienten stehen vor besonderen Herausforderungen:
- Berufstätigkeit: Sie stehen oft noch im Berufsleben oder der Ausbildung und müssen die Krankheit in ihren Arbeitsalltag integrieren.
- Familienplanung: Sie sind oft noch dabei, ihre Familie zu planen, was durch die Krankheit erschwert werden kann.
- Soziale Isolation: Sie möchten sich seltener in ihrem sozialen Umfeld oder gegenüber ihrem Arbeitgeber "outen".
- Medikamentenmanagement: Sie sind oft sensibler auf die Nebenwirkungen von Medikamenten und müssen eine langfristige Behandlungsstrategie entwickeln.
Unterstützung für jüngere Patienten
Es gibt spezielle Selbsthilfegruppen für jüngere Parkinson-Patienten (JuPa), die eine wichtige Unterstützung bieten. Auch die Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. bietet weitergehende Informationen und Ansprechpartner für junge Betroffene.
Medikamenteninduziertes Parkinson-Syndrom
Medikamente, insbesondere Neuroleptika (Antipsychotika), können ein Parkinson-Syndrom auslösen. Diese Medikamente blockieren die Dopamin-Rezeptoren im Gehirn, was zu einem Dopaminmangel führt.
Ursachen und Symptome
Die häufigsten Dopamin-Blocker im Gehirn sind Antipsychotika, die in der Therapie von Psychosen und gegen starke Übelkeit eingesetzt werden. Auch Metoclopramid (MCP), ein Magenmittel, und Fluspirilen, eine "Aufbauspritze", können Parkinson-Symptome verursachen.
Die Symptome eines medikamenteninduzierten Parkinson-Syndroms ähneln denen der Parkinson-Krankheit, wie z. B. Zittern, Muskelsteifheit und Bewegungsverlangsamung.
Behandlung
Da die Dopamin-Rezeptoren im Gehirn durch die Medikamente nicht zerstört, sondern nur blockiert werden, klingt die Parkinson-Symptomatik nach dem Absetzen der Medikamente vollständig ab. Dies kann jedoch bis zu sechs Monate dauern. Es ist wichtig, mit dem behandelnden Arzt über die Symptome zu sprechen und die Dosis zu reduzieren oder das Medikament gegen ein anderes auszutauschen.
Forschung und Ausblick
Die Forschung zur Parkinson-Krankheit ist sehr aktiv und zielt darauf ab, die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen, neue Therapien zu entwickeln und Biomarker für eine Früherkennung zu finden.
Aktuelle Forschungsansätze
- Ursachenforschung: Untersuchung der Rolle von Alpha-Synuclein, Entzündungsprozessen und Genmutationen.
- Mitochondriale Dysfunktion: Erforschung der Rolle geschädigter Mitochondrien bei der Krankheitsentstehung.
- Biomarker: Suche nach messbaren biologischen Merkmalen zur Früherkennung und Verlaufsbeurteilung von Parkinson.
- Genetische Therapien: Entwicklung von Therapien, die auf die genetischen Ursachen von Parkinson abzielen.
Hoffnung für die Zukunft
Dank der wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fortschritte der letzten Jahrzehnte können die Symptome von Parkinson heute teilweise gelindert werden. Es gibt erste vielversprechende Erfolge mit neuen molekularen und genetischen Methoden, die Anlass zur Hoffnung geben, dass in den nächsten Jahrzehnten möglicherweise Therapien zum Einsatz kommen könnten, die die Parkinson-Krankheit verzögern oder gar heilen könnten.