Horst Wullstein: Pionier der Tympanoplastik und Wegbereiter interdisziplinärer Medizin

Horst Ludwig Wullstein (* 24. Juni 1906 in Halle an der Saale; † 24. Bis 1930 studierte er Medizin in München, Freiburg, Wien, Düsseldorf und Hamburg. Wullstein arbeitete ab 1933 in Jena, wo er sich zum Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde ausbildete und sich bei Johannes Zange (1880-1969) im Jahre 1937 habilitierte. Es folgte eine weitere Tätigkeit in München unter Max Nadoleczny (1874-1940). Während des Zweiten Weltkrieges war er in den Jahren 1941 bis 1943 als Sanitätsoffizier (Abteilungsarzt im Rußlandfeldzug) tätig. Er praktizierte in dieser Zeit als HNO-Arzt der Universität Straßburg. Nach seiner Entlassung aus der französischen Kriegsgefangenschaft im Jahre 1947 begann er zunächst in Siegen am dortigen evangelischen Jung-Stilling-Krankenhaus eine HNO-Abteilung aufzubauen. Er beschäftigte sich dort mit der operativen Behandlung der Otosklerose. 1949 heiratete Wullstein in Olpe/Westfalen die verwitwete Ärztin Antonie Sommer (geb.

Frühe Jahre und Ausbildung

Horst Wullstein absolvierte sein Medizinstudium in verschiedenen deutschen und österreichischen Städten, darunter München, Freiburg, Wien, Düsseldorf und Hamburg. Nach seinem Studium begann er seine Facharztausbildung in Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) in Jena unter Johannes Zange, bei dem er sich 1937 habilitierte. Seine weitere berufliche Entwicklung führte ihn nach München zu Max Nadoleczny.

Kriegsdienst und Neubeginn in Siegen

Von 1941 bis 1943 diente Wullstein als Sanitätsoffizier im Zweiten Weltkrieg. Nach seiner Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft im Jahr 1947 begann er am evangelischen Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen eine HNO-Abteilung aufzubauen, wo er sich intensiv mit der operativen Behandlung der Otosklerose beschäftigte.

Wirken in Würzburg

Im Jahr 1955 erhielt Wullstein einen Ruf an die Universität Würzburg als Ordinarius für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Dort setzte er seine Arbeit auf dem Gebiet der chirurgischen Otosklerosetherapie und der Tympanoplastik fort. Von 1962 bis 1963 war er Dekan der Würzburger Medizinischen Fakultät.

Innovationen und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Wullstein war Mitbegründer der Zeitschrift für Audiologie, die 1962 erstmals erschien. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete er Sabina Wullstein, die als seine Assistentin in Würzburg tätig war. Gemeinsam entwickelten sie neue operative Verfahren in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Sabina Wullstein habilitierte sich 1975 und wurde 1984 Professorin am Würzburger Kopfklinikum.

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Beide setzten sich intensiv für ein neues Klinikkonzept ein, das eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der medizinischen Fachgebiete HNO- und Augenheilkunde, Neurochirurgie, Neuroradiologie und Neurologie vorsah. Dieses Konzept zielte darauf ab, die Patientenversorgung durch eine enge Kooperation zu verbessern. Die Bauarbeiten für das Kopfklinikum begannen 1964, wobei die HNO- und Augenklinik 1970 und die Neurochirurgie und Neurologische Klinik 1973 folgten.

Die Tympanoplastik nach Wullstein

Wullstein führte 1951 die Tympanoplastik ein und definierte sie 1952 als Verschluss eines Trommelfelldefekts mit einem freien Hauttransplantat. Er schuf eine Kategorisierung mit fünf Grundtechniken zur Wiederherstellung der Gehörknöchelchenkette bzw. des Trommefelldefektes, basierend auf den pathologischen Gegebenheiten. Ein zuvor in der Frauenheilkunde verwendetes Kolposkop wurde von Wullstein für operative Eingriffe am Ohr modifiziert.

Emeritierung und Vermächtnis

Horst Wullstein wurde 1975 emeritiert. Seine Arbeiten zur Tympanoplastik und sein Engagement für die interdisziplinäre Zusammenarbeit haben die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde nachhaltig geprägt. Er starb am 24. Juni 1987.

Publikationen (Auswahl)

  • Grundlagen und Methoden der Operationen zur Verbesserung des Gehöres.
  • Tagebuch. Tympanoplastik.
  • Der Bewegungsvorgang an den Stimmlippen während der Stimmgebung. In: Archiv für Ohren-, Nasen- und Kehlkopfheilkunde. 1937, Volume 142, Issue 2.
  • Die Klinik der Labyrinthitis und Paralabyrinthitis auf Grund des Röntgenbefundes.
  • Theory and practice of tympanoplasty. In: Laryngoscope. (1956) 66.

Ergänzende Informationen zum Klinikum Siegen und Neurologie

Das Klinikum Siegen ist ein akademisches Lehrkrankenhaus mit 13 Fachkliniken und einem angegliederten Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ). Die Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie bietet eine umfassende Diagnostik und Behandlung neurologischer Erkrankungen an, darunter:

  • Schlaganfälle und Hirnblutungen
  • Epilepsie
  • Entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems (z.B. Multiple Sklerose)
  • Erkrankungen des peripheren Nervensystems (z.B. Polyneuropathien)
  • Degenerative Erkrankungen (z.B. Demenzen oder Parkinson)
  • Kopfschmerz-Erkrankungen (z.B. Migräne)
  • Bandscheibenschäden und Rückenschmerzen
  • Infektiöse Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Borreliose)
  • Muskelerkrankungen

Schlaganfallstation und Neurocare

Die zertifizierte Schlaganfallstation (überregionale Stroke Unit) des Klinikums Siegen gehört zu den größten und bedeutendsten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland. Akute neurologische Erkrankungen werden hier optimal versorgt, einschließlich kathetergestützter Behandlungen von Hirngefäßerkrankungen. Das frührehabilitative Therapiekonzept „Neurocare“ richtet sich an ältere Menschen ab dem 65. Lebensjahr mit dem Ziel der eigenständigen Lebensführung.

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Palliativmedizin

Die Linderung der Beschwerden von schwerst oder unheilbar Erkrankten steht im Mittelpunkt der Palliativmedizin am Klinikum Siegen.

Praktisches Jahr (PJ) in der Neurologie

Studierende der Medizin können ihr Praktisches Jahr (PJ) am Klinikum Siegen absolvieren und in der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie wertvolle Einblicke gewinnen. Die Klinik bietet die Möglichkeit, an neurologischen Untersuchungen teilzunehmen und bei der Diagnostik dabei zu sein. Die enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie ermöglicht die Durchführung von Thrombektomien.

Ansprechpartnerinnen für das PJ in der Neurologie sind Dr. med. Sabine Wagner und Dr. med.

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