Die Parkinson-Krankheit, oft als "Schüttellähmung" bezeichnet, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Weltweit sind etwa 6,1 Millionen Menschen betroffen, in Deutschland schätzt man etwa 400.000 Parkinson-Patienten. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, ermöglichen eine frühzeitige Diagnose und eine umfassende Therapie den Betroffenen, ein weitgehend normales Leben zu führen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Parkinson, von den Ursachen und Symptomen bis hin zu den Behandlungsmöglichkeiten und dem Leben mit der Erkrankung.
Was ist Parkinson?
Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra, absterben. Diese Zellen produzieren Dopamin, einen Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen unerlässlich ist. Durch den Dopaminmangel entstehen die typischen motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit.
Die verschiedenen Parkinson-Syndrome
Mediziner unterscheiden verschiedene Formen des Parkinson-Syndroms, die sich in ihren Ursachen unterscheiden:
- Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS): Dies ist die häufigste Form (Morbus Parkinson) mit etwa 75-80 % der Fälle. Die Ursachen sind bisher ungeklärt, man geht jedoch von einem Zusammenspiel genetischer Faktoren, Umwelteinflüssen und Verhaltensweisen aus.
- Genetische Formen des IPS: Bei etwa 5-15 % der IPS-Patienten sind weitere Familienmitglieder betroffen. Mutationen in bestimmten Genen (z. B. GBA, LRRK2, PRKN, SNCA) erhöhen das Risiko, an Parkinson zu erkranken.
- Symptomatisches Parkinson-Syndrom (SPS): Diese Form wird durch äußere Faktoren wie Medikamente (z. B. Neuroleptika, Lithium, Valproinsäure), Vergiftungen (z. B. Kohlenmonoxid, Mangan) oder traumatische Hirnschädigungen verursacht.
- Atypisches Parkinson-Syndrom (APS): Diese Form tritt im Rahmen anderer neurodegenerativer Erkrankungen auf.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für das Absterben der Nervenzellen bei Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Risikofaktoren, die eine Rolle spielen können:
- Alter: Das Risiko, an Parkinson zu erkranken, steigt mit dem Alter. Die meisten Betroffenen sind bei der Diagnose über 60 Jahre alt.
- Genetische Veranlagung: Bestimmte Genmutationen können das Risiko erhöhen, an Parkinson zu erkranken. Allerdings müssen diese Mutationen nicht zwangsläufig zum Ausbruch der Krankheit führen.
- Umweltfaktoren: Pestizide, Lösungsmittel und polychlorierte Biphenyle (PCB) sowie häufige Kopftraumata können das Parkinson-Risiko erhöhen.
Symptome von Parkinson
Die Symptome von Parkinson entwickeln sich meist langsam und schleichend. Sie können von Person zu Person unterschiedlich sein. Zu den Hauptsymptomen gehören:
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Motorische Hauptsymptome
- Bradykinese (Bewegungsverlangsamung): Dies ist das zentrale Kardinalsymptom. Betroffene haben Schwierigkeiten, Bewegungen zu initiieren und auszuführen. Die Bewegungen werden langsamer und амплитудеarm.
- Rigor (Muskelsteifheit): Die Muskeln sind steif und angespannt, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.
- Tremor (Zittern): Das Zittern tritt meist in Ruhe auf und betrifft vor allem die Hände (Ruhetremor). Es kann aber auch in anderen Körperteilen auftreten.
- Posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen): Die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, ist beeinträchtigt, was zu Stürzen führen kann.
Nicht-motorische Symptome
Neben den motorischen Symptomen können auch eine Reihe von nicht-motorischen Symptomen auftreten, die die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen können:
- Riechstörungen: Ein vermindertes oder fehlendes Riechvermögen ist oft ein frühes Anzeichen von Parkinson.
- Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafprobleme, unruhiger Schlaf und die REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD) sind häufige Begleiterscheinungen. Bei der RBD kommt es im Schlaf zu unkontrollierten Bewegungen und Träumen werden aktiv ausgelebt.
- Verstopfung: Verdauungsprobleme, insbesondere Verstopfung, sind sehr häufig.
- Blasenstörungen: Häufiger Harndrang und Schwierigkeiten beim Wasserlassen können auftreten.
- Kognitive Einschränkungen: Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und eine Verlangsamung des Denkens können auftreten.
- Psychische Probleme: Depressionen, Angststörungen und Demenz sind häufige Begleiterkrankungen.
- Weitere Symptome: Veränderte Handschrift (Mikrographie), reduzierte Mimik (Hypomimie), Sprachstörungen (Dysarthrie), Schluckbeschwerden (Dysphagie), Müdigkeit (Fatigue), Schmerzen und Hautveränderungen können ebenfalls auftreten.
Diagnose von Parkinson
Die Diagnose von Parkinson wird in der Regel von einem Neurologen gestellt. Sie basiert auf einer umfassenden neurologischen Untersuchung und der Erhebung der Krankengeschichte.
Neurologische Untersuchung
Der Arzt achtet bei der Untersuchung auf die typischen Parkinson-Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit, Bewegungsverlangsamung und Gleichgewichtsstörungen. Er prüft die Reflexe, die Muskelkraft, die Koordination und das Gangbild.
Anamnese
Der Arzt befragt den Patienten ausführlich nach seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme. Auch die Familiengeschichte wird berücksichtigt, um mögliche genetische Faktoren zu erkennen.
Weitere Untersuchungen
- Riechtest: Ein Riechtest kann helfen, eine Riechstörung festzustellen, die ein frühes Anzeichen von Parkinson sein kann.
- Bildgebende Verfahren: Eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns kann andere Erkrankungen ausschließen, die ähnliche Symptome verursachen können.
- L-Dopa-Test: Die Gabe von L-Dopa, einem Medikament, das den Dopaminmangel ausgleicht, kann helfen, die Diagnose zu sichern. Wenn sich die Symptome nach der Einnahme von L-Dopa deutlich verbessern, ist dies ein starkes Indiz für Parkinson.
- Ultraschalluntersuchung der Substantia nigra: Diese Untersuchung kann Veränderungen in der Substantia nigra sichtbar machen.
- Genetische Untersuchung: Bei Verdacht auf eine genetische Form von Parkinson kann eine genetische Untersuchung durchgeführt werden.
Behandlung von Parkinson
Parkinson ist derzeit nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Therapie besteht aus verschiedenen Bausteinen:
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Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie ist ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Behandlung. Es gibt verschiedene Medikamente, die den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen oder die Wirkung des vorhandenen Dopamins verstärken können:
- Levodopa (L-Dopa): Dies ist das wirksamste Medikament zur Behandlung der motorischen Symptome von Parkinson. Es wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt.
- Dopaminagonisten: Diese Medikamente wirken ähnlich wie Dopamin und stimulieren die Dopaminrezeptoren im Gehirn.
- MAO-B-Hemmer: Diese Medikamente verhindern den Abbau von Dopamin im Gehirn und verlängern so dessen Wirkung.
- COMT-Inhibitoren: Diese Medikamente verhindern den Abbau von L-Dopa im Körper und erhöhen so die Verfügbarkeit von Dopamin im Gehirn.
- Amantadin: Dieses Medikament kann die motorischen Symptome von Parkinson verbessern und Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen) reduzieren.
- Anticholinergika: Diese Medikamente können Tremor und Muskelsteifheit reduzieren.
Die medikamentöse Therapie muss individuell angepasst werden, da die Wirkung der Medikamente von Person zu Person unterschiedlich sein kann. Im Laufe der Zeit kann es notwendig sein, die Medikamente anzupassen oder zu kombinieren, um eine optimale Symptomkontrolle zu erreichen.
Nicht-medikamentöse Therapien
Neben der medikamentösen Therapie spielen nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Parkinson:
- Physiotherapie: Physiotherapie hilft, die Beweglichkeit, die Balance und die Koordination zu verbessern. Sie kann auch Muskelsteifheit reduzieren und Stürzen vorbeugen.
- Ergotherapie: Ergotherapie unterstützt Betroffene dabei, ihren Alltag möglichst selbstständig zu bewältigen. Sie hilft, die Feinmotorik zu verbessern und den Umgang mit Hilfsmitteln zu erlernen.
- Logopädie: Logopädie hilft, Sprach- und Schluckstörungen zu verbessern. Sie trainiert die Muskeln, die für das Sprechen und Schlucken benötigt werden.
- Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, mit den psychischen Belastungen der Erkrankung umzugehen und Depressionen oder Angststörungen zu behandeln.
- Bewegung und Sport: Regelmäßige Bewegung und Sport können den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Symptome lindern. Geeignete Sportarten sind z. B. Tai-Chi, Tanzen, Radfahren, Schwimmen und Nordic Walking.
Tiefe Hirnstimulation (THS)
Die tiefe Hirnstimulation ist ein invasives Verfahren, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert werden. Durch elektrische Impulse können die Elektroden die Aktivität dieser Hirnregionen beeinflussen und so die Parkinson-Symptome lindern. Die THS kommt vor allem für Patienten infrage, bei denen die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend wirkt oder zu starken Nebenwirkungen führt.
Weitere Therapieansätze
- Dopamin- und Apomorphinpumpe: Bei diesen Verfahren wird das Medikament kontinuierlich über eine Pumpe in den Körper abgegeben, um einen gleichmäßigen Wirkspiegel zu gewährleisten.
- Neuroimmunologische und Gentherapien: Neue Forschungsansätze konzentrieren sich auf die Entwicklung von Therapien, die die Ursachen der Erkrankung bekämpfen. Dazu gehören Gentherapien, die Gene ausschalten, die an der Entstehung von Parkinson beteiligt sind, und neuroimmunologische Therapien, die das Immunsystem modulieren, um die Nervenzellen zu schützen.
Leben mit Parkinson
Die Diagnose Parkinson stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor viele Herausforderungen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich Unterstützung zu suchen.
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Tipps für den Alltag
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Sport sind wichtig, um die Beweglichkeit zu erhalten und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen ist wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden.
- Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Körpers und des Geistes.
- Soziale Kontakte: Pflegen Sie soziale Kontakte und nehmen Sie an Aktivitäten teil, die Ihnen Freude bereiten.
- Hilfsmittel: Nutzen Sie Hilfsmittel, die Ihnen den Alltag erleichtern, z. B. Gehhilfen, Anziehhilfen oder spezielle Essbestecke.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann sehr hilfreich sein.
- Professionelle Hilfe: Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, z. B. von Therapeuten, Sozialarbeitern oder Pflegekräften.
Unterstützung für Angehörige
Auch Angehörige von Parkinson-Patienten benötigen Unterstützung. Es ist wichtig, sich über die Erkrankung zu informieren und sich mit anderen Angehörigen auszutauschen. Auch professionelle Beratung und Unterstützung können helfen, mit den Belastungen der Pflege umzugehen.