Parkinson-Fehldiagnose: Ursachen, Auswirkungen und verbesserte Diagnoseverfahren

Die Diagnose eines Parkinson-Syndroms ist eine Herausforderung, und Fehldiagnosen können erhebliche Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Parkinson-Fehldiagnosen, die Konsequenzen für die Patienten und die Fortschritte in der Diagnostik, die zu einer genaueren Unterscheidung zwischen verschiedenen Parkinson-Syndromen beitragen.

Die Herausforderung der Parkinson-Diagnose

Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als idiopathisches Parkinsonsyndrom (IPS), ist nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Schätzungsweise 400.000 Menschen in Deutschland sind betroffen, und jährlich kommen etwa 12.500 neue Fälle hinzu. Die typischen Symptome sind vornübergebeugter Gang, kleine Schritte und Ruhetremor.

Die Diagnose von Parkinson ist jedoch nicht immer einfach, da die Symptome denen anderer Erkrankungen ähneln können. Experten schätzen, dass etwa 20 Prozent der Patienten mit Parkinson-ähnlichen Symptomen an einem sogenannten "atypischen Parkinson-Syndrom" leiden. Dazu gehören Multisystematrophie (MSA), progressive supranukleäre Parese (PSP) und kortikobasale Degeneration (CBD). Diese Erkrankungen haben unterschiedliche klinische Verläufe und Prognosen, was eine genaue Diagnose unerlässlich macht.

Ursachen für Fehldiagnosen

Eine der Hauptursachen für Fehldiagnosen liegt in der Ähnlichkeit der frühen Symptome verschiedener Parkinson-Syndrome. Muskelsteifigkeit, Zittern und verlangsamte Bewegungen können bei verschiedenen Erkrankungen auftreten, was die Unterscheidung erschwert. Darüber hinaus können auch andere Faktoren wie Medikamente oder vaskuläre Erkrankungen Parkinson-ähnliche Symptome verursachen.

Die Schwierigkeit, Parkinson von anderen Tremor-Erkrankungen zu unterscheiden, insbesondere vom essentiellen Tremor (ET), stellt eine weitere Herausforderung dar. Im Gegensatz zum Parkinsontremor, der ein Ruhetremor ist, tritt der essentielle Tremor bei aktiven Bewegungen auf.

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Fallbeispiel einer Fehldiagnose

Ein Bericht aus den Ruhrnachrichten schildert den Fall einer Frau, die 2007 im Alter von 63 Jahren die Diagnose Parkinson erhielt. Zuvor wurde sie aufgrund von Unruhe, Zittern und Angstzuständen in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach der Diagnose wurde sie medikamentös behandelt, doch ihr Zustand verschlechterte sich. Sie hatte Schwierigkeiten beim Gehen, litt unter Depressionen und nahm täglich neun Tabletten ein, darunter starke Psychopharmaka.

Erst durch Zufall kamen Zweifel an der Diagnose auf, als die Patientin 2018 wegen Herzproblemen in eine Klinik eingeliefert wurde. Ein Kardiologe äußerte Zweifel an der Parkinson-Diagnose, woraufhin weitere Untersuchungen durchgeführt wurden. Ein "Datscan", eine nuklearmedizinische Untersuchungsmethode, ergab schließlich, dass die Frau kein Parkinson hatte. Nach elf Jahren konnte sie die Medikamente absetzen und berichtete von einer deutlichen Verbesserung ihres Zustands.

Auswirkungen einer Fehldiagnose

Eine Fehldiagnose kann schwerwiegende Folgen für die Patienten haben. Neben der unnötigen Einnahme von Medikamenten, die möglicherweise nicht wirken oder sogar schaden, kann eine falsche Diagnose zu psychischem Leid und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Im oben genannten Fall litt die Patientin unter Depressionen und Bewegungseinschränkungen, die durch die Medikamente noch verstärkt wurden.

Darüber hinaus kann eine Fehldiagnose dazu führen, dass die eigentliche Ursache der Symptome nicht erkannt und behandelt wird. Dies kann den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen und die Lebensqualität der Betroffenen weiter beeinträchtigen.

Verbesserte Diagnoseverfahren

Um Fehldiagnosen zu vermeiden, sind genaue Diagnoseverfahren unerlässlich. In den letzten Jahren wurden erhebliche Fortschritte in der Parkinson-Diagnostik erzielt.

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Klinische Beurteilung durch Experten

Die klinische Beurteilung durch einen erfahrenen Spezialisten für Bewegungsstörungen bleibt der Goldstandard für die Diagnose von Parkinson-Syndromen. Eine sorgfältige Anamnese und eine standardisierte neurologische Untersuchung sind entscheidend, um die Symptome richtig einzuordnen und andere mögliche Ursachen auszuschließen.

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels können helfen, andere Erkrankungen auszuschließen, die Parkinson-ähnliche Symptome verursachen können. Die MRT kann auch Atrophiezeichen oder Hirnstamm- und infratentorielle Pathologien erkennen.

Der DAT-Scan ist ein weiteres bildgebendes Verfahren, bei dem die Dopamin-Transportermoleküle dargestellt werden. Dieses Verfahren kann helfen, zwischen dem idiopathischen Parkinsonsyndrom und anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden.

Eine Studie hat gezeigt, dass sich der Hirnultraschall zur Diagnose von atypischen Parkinson-Syndromen eignet. Mit dieser Methode können Veränderungen in der Substantia nigra und anderen Hirnstrukturen erkannt werden, die auf verschiedene Parkinson-Syndrome hinweisen.

Molekular basierte Diagnoseverfahren

Molekular basierte Diagnoseverfahren wie die Tau-Positronenemissionstomografie (PET) sind vielversprechend für die Differenzierung verschiedener Parkinson-Syndrome. Diese Verfahren können spezifische Biomarker im Gehirn nachweisen, die auf bestimmte Erkrankungen hinweisen.

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Riechtests

Riechtests können in der Frühdiagnose von Parkinson-Syndromen hilfreich sein. Viele Parkinson-Patienten leiden unter einem eingeschränkten Geruchssinn, der bereits in frühen Krankheitsstadien auftreten kann.

Differenzialdiagnose

Bei der Diagnose von Parkinson-Syndromen ist es wichtig, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können. Dazu gehören:

  • Essentieller Tremor (ET): Im Gegensatz zum Parkinsontremor ist der essentielle Tremor ein Aktionstremor, der bei aktiven Bewegungen auftritt.
  • Vaskuläres Parkinsonsyndrom: Dieses Syndrom wird durch chronische Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht.
  • Normaldruckhydrozephalus (NPH): Diese Erkrankung ist durch eine Trias aus Gangstörung, Harninkontinenz und Demenz gekennzeichnet.
  • Medikamenteninduziertes Parkinsonsyndrom: Bestimmte Medikamente können Parkinson-ähnliche Symptome verursachen.

Tipps für die Diagnose

Um die Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose zu verringern, sollten Ärzte folgende Tipps beachten:

  • Eine gründliche Anamnese und neurologische Untersuchung durchführen.
  • Die Medikamentenanamnese des Patienten sorgfältig prüfen.
  • Warnsymptome für atypische Parkinson-Syndrome beachten.
  • Bildgebende Verfahren und andere Zusatzuntersuchungen gezielt einsetzen.
  • Bei Unsicherheit einen Spezialisten für Bewegungsstörungen hinzuziehen.

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