Parkinson Ernährung: Rezepte, Tipps und wichtige Hinweise

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die oft mit motorischen Symptomen wie Zittern, Steifheit und verlangsamter Bewegung einhergeht. Was viele nicht wissen: Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Symptome und der Verbesserung der Lebensqualität von Parkinson-Patienten. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Aspekte der Parkinson-Ernährung, gibt praktische Tipps und stellt leckere Rezepte vor.

Die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung bei Parkinson

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist für Parkinson-Patienten von großer Bedeutung. Sie hilft nicht nur, die körperliche Gesundheit zu erhalten, sondern kann auch die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflussen und bestimmte Symptome lindern. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine abwechslungsreiche Ernährung, die alle Lebensmittelgruppen berücksichtigt.

Allgemeine Ernährungsempfehlungen

  • Abwechslungsreiche Kost: Essen Sie Lebensmittel aus allen Lebensmittelgruppen - reichlich aus dem grünen Bereich, mäßig aus dem gelben und sparsam aus dem roten Bereich.
  • Gut verteilte Mahlzeiten: Nehmen Sie über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten zu sich, anstatt weniger großer Portionen. Dies ist besonders wichtig, da Parkinson-Patienten oft einen langsameren Magen-Darm-Trakt haben.
  • Ausreichende Energiezufuhr: Achten Sie auf eine ausreichende Kalorienzufuhr, um ungewollten Gewichtsverlust zu vermeiden. Eine Faustregel sind 25 bis 30 Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Regelmäßige Gewichtskontrolle: Überprüfen Sie regelmäßig (wöchentlich oder monatlich) Ihr Gewicht, um rechtzeitig gegensteuern zu können, wenn ein Gewichtsverlust auftritt.

Warum Gewichtsverlust vermieden werden sollte

Parkinson-Patienten neigen häufig zu Gewichtsverlust, was verschiedene Ursachen haben kann, wie z.B. Magenentleerungsstörungen, Verstopfung, Schluckbeschwerden oder Riechstörungen. Ein erhöhter Energieverbrauch aufgrund von Tremor und Muskeltonus trägt ebenfalls dazu bei. Wird zu wenig Energie aufgenommen, baut der Körper zuerst Fett und dann Muskelmasse ab, was zu Kraftverlust, Ausdauerproblemen und erhöhter Sturzgefahr führen kann. Studien deuten darauf hin, dass ein gesundes Körpergewicht den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.

Erhöhung des Kaloriengehalts

Um einem ungewollten Gewichtsverlust entgegenzuwirken, sollte der Kaloriengehalt der Speisen erhöht werden. Greifen Sie dabei vor allem auf fettreiche Lebensmittel zurück, da Fett mit 9 Kalorien pro Gramm mehr als doppelt so viele Kalorien liefert wie Eiweiß und Kohlenhydrate (4 Kalorien pro Gramm). Geeignete fettreiche Lebensmittel sind beispielsweise pflanzliche Öle, Kuchen, Süßigkeiten und Eis.

Eiweiß und Levodopa: Was Sie beachten müssen

Eiweiß (Protein) ist ein wichtiger Bestandteil der Ernährung, der für den Aufbau und Erhalt von Muskelmasse sowie für das Immunsystem unerlässlich ist. Der Tagesbedarf liegt bei gesunden Erwachsenen bei 0,8 g pro Kilogramm Körpergewicht. Bei der Einnahme von Medikamenten mit dem Wirkstoff Levodopa (L-Dopa) ist jedoch auf den Eiweißgehalt der Mahlzeit zu achten.

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Wechselwirkungen zwischen Eiweiß und L-Dopa

Proteinreiche Mahlzeiten können die Wirksamkeit von L-Dopa beeinträchtigen, da sie die Aufnahme des Medikaments im Darm und den Weitertransport im Blut vermindern können. Es wird daher empfohlen, L-Dopa 30 bis 45 Minuten vor oder 60 bis 90 Minuten nach einer Mahlzeit einzunehmen. Nehmen Sie das Medikament am besten mit Wasser, Tee, Saft (kein Orangen- oder Grapefruitsaft), Smoothie, Apfel- oder Fruchtmus ein und vermeiden Sie proteinhaltige Getränke oder Speisen zur gleichen Zeit.

Unterschiedliche Meinungen zur Eiweißverteilung

Es gibt unterschiedliche Meinungen bezüglich der optimalen Eiweißverteilung über den Tag. Einige Experten empfehlen, insgesamt weniger Protein aufzunehmen und es gleichmäßig auf die Mahlzeiten zu verteilen, während andere den Hauptteil der eiweißhaltigen Lebensmittel am Abend zu verzehren. Es ist ratsam, dies mit Ihrem Arzt oder Ernährungsberater zu besprechen, um die für Sie passende Strategie zu finden.

Ballaststoffe und Flüssigkeit: Wichtig für die Verdauung

Viele Parkinson-Patienten leiden unter Verdauungsproblemen wie Darmträgheit und Verstopfung (Obstipation). Dies hängt mit der Beeinträchtigung des Nervensystems des Darms durch die Erkrankung zusammen. Eine unzureichende Aufnahme von Ballaststoffen und Flüssigkeit sowie mangelnde Bewegung können diese Probleme verstärken.

Die Rolle von Ballaststoffen

Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate, die für die Darmbakterien unverzichtbar sind. Sie dienen ihnen als Nahrung und sorgen für einen weichen Stuhl. Die DGE empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 30 g Ballaststoffen.

Beispiele für eine ballaststoffreiche Ernährung:

  • 1 Vollkornbrötchen, 1 Kiwi, 1 Apfel, 250g Brokkoli, 200g Kartoffel, 2 Scheiben Vollkornbrot
  • Haferbrei aus 40g Haferflocken + 125ml Milch, 1 Apfel, 1 Banane, 200g Möhren, 200g Kartoffeln, 2 Scheiben Vollkornbrot

Übersicht ballaststoffreicher Lebensmittel:

  • Obst: Äpfel, Birnen, Beeren, Kiwis
  • Gemüse: Brokkoli, Möhren, Kartoffeln, Hülsenfrüchte
  • Getreide, Getreideprodukte: Vollkornbrot, Vollkornnudeln, Vollkornreis, Haferflocken
  • Hülsenfrüchte: Linsen, Bohnen, Erbsen

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr

Parkinson-Patienten sollten, wie gesunde Menschen auch, ausreichend trinken: Die DGE empfiehlt 1,5 bis 2 Liter pro Tag. Die Flüssigkeit sorgt dafür, dass die Ballaststoffe aufquellen, das Stuhlvolumen vergrößert und die Darmtätigkeit angeregt wird.

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Schluckbeschwerden (Dysphagie) bei Parkinson

Schluckprobleme können in allen Phasen der Parkinson-Erkrankung auftreten und die Nahrungsaufnahme erheblich erschweren. Betroffene essen oft zu wenig, was zu einer Mangelernährung führen kann. Häufig wird eine einseitige Ernährung bevorzugt, die aus leicht zu schluckenden Speisen wie Joghurt, Pudding, Kartoffelbrei oder Apfelmus besteht.

Folgen einer Mangelernährung

Eine Mangelernährung kann zu Gewichtsverlust, Muskelabbau, erhöhter Sturzgefahr, Verschlechterung der Immunabwehr, Wundheilungsstörungen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit und einer insgesamt verminderten Lebensqualität führen. Zudem kann sie den Behandlungserfolg einer Schluckstörung verlangsamen.

Ernährungstherapie bei Schluckstörungen

Eine gezielte Ernährungstherapie ist entscheidend, um den Ernährungszustand zu erhalten oder zu verbessern. Schwierigkeiten beim Kauen und Schlucken lassen sich durch eine Anpassung der Konsistenz der Speisen verbessern.

Konsistenzen und Texturen

Gerichte mit unterschiedlichen Konsistenzen (z. B. Eintöpfe) können für Parkinson-Patienten mit Schluckbeschwerden problematisch sein, da sie das Risiko von Aspirationen (Eindringen von Nahrung in die Atemwege) erhöhen. Auch dünnflüssige Konsistenzen sind im Mund schwer zu kontrollieren und können leicht zum Verschlucken führen. Stückige Einlagen, Fasern, Krümel und Kerne sollten ebenfalls vermieden werden.

Ernährungsempfehlungen bei Schluckstörungen

  • Schneiden Sie die Rinde vom Brot ab.
  • Kochen Sie Speisen besonders weich, zerkleinern und/oder pürieren Sie sie.
  • Verdicken Sie gegebenenfalls Getränke und Suppen mit geschmacksneutralen Verdickungsmitteln (in Apotheken oder online erhältlich).
  • Verwenden Sie individuell geeignete Trink- und Esshilfen.

Rezepte für Parkinson-Patienten

Hier sind einige leckere und leicht zuzubereitende Rezepte, die speziell auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten zugeschnitten sind:

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Köstlicher Hähncheneintopf

Dieser herzhafte Eintopf ist leicht zu schlucken und reich an Nährstoffen.

Zutaten:

  • Hähnchenbrust, gewürfelt
  • Karotten, gewürfelt
  • Kartoffeln, gewürfelt
  • Sellerie, gewürfelt
  • Zwiebel, gehackt
  • Hühnerbrühe
  • Kräuter nach Geschmack (z.B. Thymian, Rosmarin)

Zubereitung:

  1. Hähnchenbrust in einem Topf anbraten.
  2. Gemüse hinzufügen und kurz mitbraten.
  3. Mit Hühnerbrühe aufgießen und Kräuter hinzufügen.
  4. Köcheln lassen, bis das Gemüse weich ist.
  5. Bei Bedarf pürieren, um die Konsistenz anzupassen.

Seebarschfilet in Zitronensauce

Ein leichtes und erfrischendes Gericht, das reich an Omega-3-Fettsäuren ist.

Zutaten:

  • Seebarschfilet
  • Zitrone, Saft und Abrieb
  • Olivenöl
  • Knoblauch, gehackt
  • Petersilie, gehackt
  • Salz, Pfeffer

Zubereitung:

  1. Seebarschfilet mit Zitronensaft beträufeln und würzen.
  2. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und Knoblauch darin andünsten.
  3. Seebarschfilet in der Pfanne braten, bis es gar ist.
  4. Mit Zitronenabrieb und Petersilie bestreuen.

Cannelloni mit Kürbis & Auberginen

Eine vegetarische Köstlichkeit, die einfach zuzubereiten ist und gut schmeckt.

Zutaten:

  • Cannelloni-Nudeln
  • Kürbis, gewürfelt
  • Aubergine, gewürfelt
  • Ricotta-Käse
  • Parmesan, gerieben
  • Tomatensauce
  • Kräuter nach Geschmack (z.B. Basilikum, Oregano)

Zubereitung:

  1. Kürbis und Aubergine in einer Pfanne anbraten.
  2. Mit Ricotta, Parmesan und Kräutern vermischen.
  3. Cannelloni-Nudeln mit der Mischung füllen.
  4. In eine Auflaufform geben, mit Tomatensauce bedecken und mit Parmesan bestreuen.
  5. Im Ofen backen, bis die Nudeln gar sind und der Käse geschmolzen ist.

Avocado-Tomaten-Salat

Ein einfacher und nahrhafter Salat, der schnell zubereitet ist.

Zutaten:

  • 1 Avocado
  • 1 Tomate
  • 1/2 Apfel (säuerlich)
  • 1 kleine Salatgurke
  • 1 EL Essig
  • 1 EL Weizenkeimöl
  • 1/2 Zwiebel
  • 1 TL Sonnenblumenkerne
  • Petersilie
  • Salz, Pfeffer

Zubereitung:

  1. Avocado, Tomate, Apfel und Salatgurke in kleine Würfel schneiden und vermischen.
  2. Für die Soße Essig, Salz, Pfeffer und Öl verrühren.
  3. Gewürfelte Zwiebel und gehackte Petersilie dazugeben und alles mit dem Salat vermischen.
  4. Zum Schluss die Sonnenblumenkerne über dem Salat verteilen.

Der Einfluss des Darms auf Parkinson

Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Veränderungen im Darm eine Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielen könnten. Es wird vermutet, dass Stoffe aus dem Darm ins Gehirn wandern und dort schädliche Auswirkungen haben können. Der Austausch von Botenstoffen zwischen Darm und Gehirn über das Blut oder Nervenbahnen ist dabei von Bedeutung.

Veränderungen im Darmmikrobiom

Studien haben gezeigt, dass das Darmmikrobiom von Parkinson-Patienten verändert ist. Bei Menschen mit Parkinson überwiegen oft Bakterien, die die Darmwand durchlässig machen. Ein möglicher Behandlungsansatz ist, das Darmmikrobiom durch eine gezielte Ernährung so früh wie möglich wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Intervallfasten als Therapieansatz

Eine Studie untersucht derzeit, ob sich das Darmmikrobiom durch Intervallfasten normalisieren lässt. Dabei essen die Teilnehmer eine Woche lang nur Gemüsebrühe und machen danach ein Jahr lang große Pausen zwischen den Mahlzeiten. Viele Teilnehmer berichten über vorübergehend nachlassende Symptome und eine bessere Lebensqualität.

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