Parkinson-Hauttest: Kosten, Verfahren und Durchbrüche in der Früherkennung

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch motorische und nicht-motorische Symptome gekennzeichnet ist. Die Diagnose im Frühstadium ist entscheidend, um rechtzeitig therapeutische Maßnahmen ergreifen und den Krankheitsverlauf möglicherweise verlangsamen zu können. Jüngste Fortschritte in der Forschung haben neue Methoden zur Früherkennung von Parkinson hervorgebracht, darunter innovative Hauttests und Bluttests. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Entwicklungen, Verfahren und potenziellen Kosten im Zusammenhang mit diesen Tests.

Die Herausforderung der frühen Parkinson-Diagnose

Die Diagnose von Parkinson wird oft erst dann gestellt, wenn die typischen motorischen Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) auftreten. Zu diesem Zeitpunkt sind jedoch bereits erhebliche Nervenzellen im Gehirn abgestorben. Bisher fehlten zuverlässige Biomarker für eine frühe und sichere Diagnose. Dies stellt ein großes Problem dar, da frühe Interventionen den Krankheitsverlauf potenziell beeinflussen könnten. Viele Nebensymptome wie Schlafstörungen, Muskelverspannungen oder Schmerzen, die durchaus Hinweise auf eines der Parkinson-Syndrome geben können, werden in vielen Fällen zunächst einzeln diagnostiziert.

Durchbruch: Blutbasierter Test für Parkinson

Einem Kieler Forschungsteam ist ein Durchbruch bei der Suche nach klinisch anwendbaren Biomarkern für Parkinson gelungen. Sie entwickelten einen blutbasierten biochemischen Test, der die Diagnose von Parkinson ermöglichen soll. Die Forschungsergebnisse des Teams um die Medizinerin Annika Kluge und die Biochemikerin Friederike Zunke wurden im Fachmagazin "Brain" veröffentlicht. Der Test soll sehr präzise sein. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung eines Bluttests für die Parkinson-Diagnose in der Klinik, so Daniela Berg, Direktorin der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Die Methode müsse für eine breite Anwendung aber noch weiterentwickelt werden.

Das dreistufige Verfahren

Die neue Methode besteht aus einem dreistufigen Verfahren:

  1. Isolierung von Vesikeln: Zunächst werden Vesikel aus dem Nervensystem aus einer gewöhnlichen Blutprobe isoliert. Vesikel sind kleine Bläschen, die von Zellen abgeschnürt werden und Proteine der ursprünglichen Zelle enthalten.
  2. Nachweis des krankheitsverursachenden Eiweißes: Im zweiten Schritt wird in diesen Vesikeln gezielt nach dem Eiweiß gesucht, das die Parkinson-Erkrankung verursacht. Es handelt sich um eine veränderte Form eines bestimmten Proteins, die mithilfe von spezifischen Antikörpern nachgewiesen werden kann.
  3. Vervielfältigung der krankmachenden Eiweiße: Im letzten Schritt werden die krankmachenden Eiweiße vervielfältigt. Dies ist besonders wichtig, da die Anhäufung dieser veränderten Eiweiße zum Untergang der betroffenen Nervenzellen führt und damit Parkinson verursacht.

Der Parkinson-Hauttest: Früherkennung durch Alpha-Synuclein-Nachweis

Ein weiterer vielversprechender Ansatz zur Früherkennung von Parkinson ist der Hauttest. Dieser Test basiert auf dem Nachweis von Alpha-Synuclein-Ablagerungen in den Nervenfasern der Haut. Alpha-Synuclein ist ein Protein, das bei Parkinson-Patienten krankhaft verändert ist und sich im Gehirn sowie in peripheren Nervenfasern der Haut ablagert.

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Die Rolle von Alpha-Synuclein

Alpha-Synuclein gilt als ein Schlüsselprotein bei der Entstehung von Parkinson. Die Ablagerungen dieses Proteins führen zum Untergang von Nervenzellen und somit zu den typischen Symptomen der Erkrankung. Neurowissenschaftler um Dr. Kathrin Doppler und Prof. Dr. Claudia Sommer aus Würzburg sowie Prof. Dr. Wolfgang Oertel aus Marburg haben eine wegweisende Arbeit publiziert.

Wie funktioniert der Hauttest?

Für den Hauttest wird eine kleine Gewebeprobe (ca. 5 mm) entnommen, meist aus dem Rückenbereich. Anschließend wird die Probe im Labor auf Ablagerungen von phosphoryliertem Alpha-Synuclein untersucht. Phosphoryliertes Alpha-Synuclein ist eine Form des Proteins, die besonders häufig bei Parkinson-Patienten vorkommt.

Studienlage und Ergebnisse

Studien haben gezeigt, dass der Hauttest in der Lage ist, Parkinson bereits im Frühstadium zu erkennen, sogar bevor motorische Symptome auftreten. Eine Studie des Uniklinikums Würzburg ergab, dass bei Patienten mit einer REM-Schlafverhaltensstörung (einem bekannten Frühsymptom von Parkinson) krankhafte Ablagerungen von Alpha-Synuclein in den Nervenfasern der Haut gefunden wurden.

RT-QuIC: Eine neue Methode zum Nachweis von Alpha-Synuclein

Eine weitere Methode zum Nachweis von Alpha-Synuclein in der Haut ist die RT-QuIC (real-time quaking-induced conversion assay). Diese Methode ist ähnlich einer PCR, allerdings werden statt Nukleinsäuren Proteinaggregate vervielfältigt und nachgewiesen. Eine Studie verglich die RT-QuIC mit der Immunhistochemie (IHC) zum Nachweis von Alpha-Synuclein in der Haut von Menschen mit RBD. Dabei zeigte sich, dass die RT-QuIC sensitiver als die IHC ist.

Maschinelles Lernen und Blutproteine

Mithilfe des maschinellen Lernens, einem Teilbereich der künstlichen Intelligenz, wurden in einer neuen Studie Blutproteine von Menschen mit Parkinson und Gesunden verglichen. Dabei wurden Unterschiede in 23 Proteinen festgestellt, die als Biomarker für die Erkrankung in Frage kommen. Anhand von acht dieser Proteine konnte bei 79 Prozent der Risikopersonen mit einer REM-Schlafverhaltensstörung eine Parkinson-Erkrankung bis zu 7 Jahre im Voraus prognostiziert werden.

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Kosten und Verfügbarkeit

Die Kosten für Parkinson-Hauttests können variieren, abhängig vom Labor, der Region und der Art der durchgeführten Analyse. Es ist ratsam, sich bei spezialisierten neurologischen Zentren oder Laboren nach den genauen Kosten zu erkundigen. Ebenso ist die Verfügbarkeit dieser Tests noch nicht flächendeckend gegeben, da es sich um relativ neue Verfahren handelt.

Die Bedeutung der Früherkennung

Die Früherkennung von Parkinson ist von entscheidender Bedeutung, da sie die Möglichkeit eröffnet, frühzeitig therapeutische Maßnahmen zu ergreifen. Obwohl es derzeit keine Heilung für Parkinson gibt, können Medikamente und Therapien helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Darüber hinaus ermöglicht die Früherkennung die Teilnahme an klinischen Studien, die darauf abzielen, neue und wirksamere Therapien zu entwickeln.

Symptome und Verlauf von Parkinson

Ein Parkinson-Syndrom verläuft bei jedem Patienten unterschiedlich. Gleiches gilt für die Symptomatik. Grundsätzlich nehmen die Parkinson-Symptome kontinuierlich zu, weil über die Zeit immer mehr Nervenzellen absterben. Bei vielen Betroffenen schwanken die Symptome auch täglich. Vor allem die motorischen Symptome sind typisch für Parkinson und daher auch eine wichtige Orientierungshilfe im Rahmen der Diagnostik. Allen voran die Bradykinese. Die Verlangsamung der Bewegungen fällt oftmals nahen Angehörigen oder Freunden als erstes auf. Während Betroffene früher Bewegungen flüssig ausführen konnten, erscheinen sie bei Parkinson allmählich immer stockender und gehemmter. Auch dieses Symptom einer Parkinson-Krankheit lässt sich im Parkinson-Frühstadium noch kaschieren. In einem Großteil der Fälle handelt es sich dabei um einen Ruhetremor. Bei einem Ruhetremor tritt das Zittern auf, wenn die Muskulatur vollkommen entspannt ist - also zum Beispiel, wenn die Hand im Schoß liegt. Die Muskelsteifheit wird zu Anfang oft fehldiagnostiziert. Gerade zu Beginn zeigen sich schmerzhafte Verspannungen in den Oberarmen oder der Schulter. Wenn aber eines der Parkinson-Syndrome vorliegt, schlagen Schmerzmittel nicht an und können den Rigor nicht mildern. Das auffälligste Anzeichen eines Parkinson-Syndroms ist das Gangbild. In einem späten Stadium des Parkinson-Syndroms kommt es Betroffenen so vor, als würden die eigenen Beine versagen und die Füße am Boden festkleben. Aufgrund der Geh- und Haltungsstörungen kommt es zu einem unsicheren Gang, der in Kombination mit Gleichgewichtsproblemen zu einer erhöhten Sturzgefahr führt. Auch Treppen oder unebenes Gelände stellen Menschen mit Parkinson vor große Herausforderungen, da sie Entfernungen nicht richtig abschätzen können, was zu Trittunsicherheiten führt.

Bewegungsübungen können einzelne Parkinson-Symptome lindern und bei der Therapie unterstützen. Neben den motorischen Symptomen können bei Parkinson eine Reihe von nicht-motorischen Symptomen auftreten. Die vielfältigen Symptome eines Parkinson-Syndroms können nicht nur belastend sein, sondern sind oft auch schambesetzt. Dabei können viele dieser Symptome gelindert werden. Hier gilt: Vertrauen Sie sich Ihrem Arzt an.

Frühsymptome und Risikofaktoren

Es gibt einige Anzeichen und Symptome, die als Vorboten der Parkinson-Krankheit gelten können. Diese frühen Warnzeichen sind oft sehr unspezifisch. REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist eine Schlafstörung, bei der Personen im REM-Schlaf äußerst lebhaft träumen, indem sie sprechen, um sich treten oder schlagen.

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Differenzialdiagnose und Parkinsonoid

Der Begriff „Parkinsonoid“ bezieht sich auf einen Zustand oder eine Gruppe von Symptomen, die denen der Parkinson-Krankheit ähneln, aber durch andere Ursachen bedingt sind. Umso wichtiger ist es, dass Sie mit einem Facharzt sprechen, der unter anderem auf Parkinson-Erkrankungen spezialisiert ist. Bei neuen Beschwerden oder sonstigen Auffälligkeiten, können Sie zunächst immer Ihren Hausarzt aufsuchen. Liegt der Verdacht bei Parkinson oder sonstigen Erkrankungen des Nervensystems, sind Fachärzte für Neurologie mit Spezialwissen im Bereich Bewegungsstörungen die richtige Adresse.

Die Parkinson-Diagnostik

Die Parkinson-Diagnostik kann verschiedene Untersuchungen und Tests umfassen. Der Arzt wird detaillierte Fragen zur medizinischen Vorgeschichte und den Symptomen stellen. Der Arzt führt eine umfassende Untersuchung durch, um typische Parkinson-Symptome zu erkennen. In vielen Fällen kann der Arzt die Diagnose Parkinson bestätigen, wenn die Symptome auf die Behandlung mit Parkinson-spezifischen Medikamenten, insbesondere Levodopa, ansprechen.

L-Dopa-Test

Der sogenannte L-Dopa-Test kann beispielsweise im Rahmen der Diagnostik eines Parkinson-Syndroms eingesetzt werden. Hierfür wird zunächst die Symptomschwere erfasst. Dann wird eine schnell wirksame Form von L-Dopa verabreicht und die Symptome werden erneut erfasst. Wenn sich die Symptome um mindestens 30 Prozent verbessert haben, deutet dies auf ein idiopathisches Parkinson-Syndrom hin. Wichtig ist allerdings, dass das alleinige Testergebnis noch keine gesicherte Parkinson-Diagnose bedeutet.

Genetische Untersuchungen und DAT-Scan

Zwar sind genetische Untersuchungen im Rahmen der Parkinson-Diagnostik möglich, allerdings haben diese bislang keinen Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf. Da es keine spezifischen Tests gibt, die einen direkten Nachweis für Parkinson geben können, schließt der Arzt andere mögliche Ursachen für die Symptome aus, wie zum Beispiel einen Schlaganfall, Medikamentennebenwirkungen oder andere neurodegenerative Erkrankungen. Die DAT-Scan Untersuchung, auch bekannt als Dopamintransporter-Scan, ist eine spezielle bildgebende Untersuchung, die in der Diagnose von Parkinson und anderen Bewegungsstörungen verwendet wird. Ein DAT-Scan wird typischerweise durchgeführt, um die Diagnose von Parkinson zu bestätigen.

Was tun nach der Diagnose?

Im Ratgeber Pflege bei Parkinson können Sie sich über die verschiedenen Hilfen und Angebote informieren, die nach der Diagnose Parkinson womöglich relevant sein können.

Forschung und Ausblick

Die Parkinson-Forschung ist weiterhin sehr aktiv, und es werden ständig neue Erkenntnisse gewonnen. Die Entwicklung von sensitiven und spezifischen Biomarkern für die Früherkennung von Parkinson ist ein wichtiger Schritt, um die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Die laufenden Studien und Projekte, wie das von der EU geförderte Projekt PROPAG-AGING, tragen dazu bei, unser Verständnis von Parkinson zu vertiefen und neue Therapieansätze zu entwickeln.

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