Die Parkinson-Krankheit und die Multisystematrophie (MSA) sind neurologische Erkrankungen, die das Nervensystem beeinträchtigen. Jüngste Forschungsergebnisse deuten auf eine Verbindung zwischen diesen Erkrankungen und dem Immunsystem hin. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Parkinson, MSA und dem Immunsystem, wobei besonderes Augenmerk auf die Rolle des Immunsystems bei der Entstehung und dem Verlauf dieser Krankheiten gelegt wird.
Multisystematrophie (MSA): Eine seltene neurologische Erkrankung
Die Multisystematrophie (MSA) ist eine seltene, rasch fortschreitende neurologische Erkrankung des Gehirns. In Deutschland sind schätzungsweise 2 bis 5 von 100.000 Einwohnern betroffen. Die Erkrankung tritt in der Regel bei Erwachsenen ab 30 Jahren auf und kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen.
Symptome und Diagnose
Die Symptome der MSA sind vielfältig und können von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Häufige Symptome sind:
- Störungen des vegetativen Nervensystems
- Gleichgewichts- und Gangstörungen
- Parkinson-ähnliche Symptome wie Muskelsteifheit und Bewegungsarmut
- Undeutliche Sprache
- Kognitive Beeinträchtigungen
- Schlafstörungen
Die Diagnose der MSA umfasst verschiedene Untersuchungen und Tests, darunter:
- Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte)
- Neurologische und körperliche Untersuchung
- Test der Kreislaufregulation beim Stehen
- MRT (Magnetresonanztomographie) und/oder DAT-Scan
Ursachen und Behandlung
MSA entsteht durch das Absterben von Nervenzellen in mehreren Bereichen des Gehirns. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt keine eindeutigen Hinweise darauf, dass MSA direkt vererbt wird.
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Leider ist MSA nicht heilbar. Es gibt jedoch verschiedene Therapieansätze, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Dazu gehören:
- Physikalische Therapien (Physiotherapie, Ergotherapie)
- Psychotherapie
- Medikamentöse Therapien
- Hilfsmittel
Leben mit MSA
Die MSA ist eine fortschreitende Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinträchtigen kann. Im Verlauf der Erkrankung benötigen Patienten zunehmend Unterstützung im Alltag. Es ist wichtig, sich frühzeitig über mögliche Ansprüche auf einen Pflegegrad zu informieren. Der Pflegegradrechner von pflege.de kann bei der Berechnung des voraussichtlichen Pflegegrads helfen.
Der Kontakt zu anderen Betroffenen kann eine wertvolle Unterstützung sein. Die Betreiber des Blogs „Leben mit MSA“ veranstalten regelmäßig einen Online-Stammtisch.
Parkinson-Krankheit: Eine häufige neurodegenerative Erkrankung
Die Parkinson-Krankheit ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen des Nervensystems. Weltweit sind rund 4,1 Millionen Menschen betroffen, in Deutschland leben mehr als 300.000 Menschen mit Parkinson.
Symptome und Ursachen
Typische Symptome der Parkinson-Krankheit sind:
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- Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese)
- Muskelsteifheit (Rigor)
- Zittern (Tremor)
- Gebeugte Körperhaltung
Die Ursache der Parkinson-Krankheit ist noch immer unklar. Es wird vermutet, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, wie genetische Veranlagung, Umweltfaktoren und Alterungsprozesse, eine Rolle spielt. Im Gehirn von Parkinson-Patienten sterben Nervenzellen in der Substantia nigra ab, einer Region im Mittelhirn, die den Botenstoff Dopamin produziert. Der Dopaminmangel führt zu Störungen der Bewegungskontrolle.
Die Rolle des Immunsystems bei Parkinson
Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Immunsystem eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf der Parkinson-Krankheit spielen könnte.
T-Zellen und Autoimmunreaktionen
Forscher haben im Mittelhirn von Parkinson-Patienten ungewöhnlich viele T-Zellen gefunden. T-Zellen sind Abwehrzellen, die normalerweise bei Erkrankungen aktiv werden, bei denen das Immunsystem das Gehirn angreift. In einer Studie konnten Wissenschaftler zeigen, dass T-Zellen von Parkinson-Patienten in der Lage sind, Nervenzellen abzutöten. Dies deutet darauf hin, dass bei Parkinson eine Autoimmunreaktion stattfinden könnte, bei der das Immunsystem körpereigene Nervenzellen angreift.
Alpha-Synuclein und Immunreaktionen
Alpha-Synuclein ist ein Protein, das im Gehirn vorkommt. Bei Parkinson-Patienten kommt es zu einer Ansammlung von fehlgefaltetem Alpha-Synuclein. Forscher haben herausgefunden, dass das Immunsystem auf diese fehlgefalteten Proteine reagieren kann. T-Zellen im Blut von Parkinson-Patienten greifen Alpha-Synuclein an, was zu einer Entzündungsreaktion im Gehirn führen kann.
Genvarianten und Immunsystem
Gene, die mit Parkinson in Zusammenhang stehen, weisen auf eine Schnittstelle zwischen Nervensystem und Immunsystem hin. Mutationen im Parkin-Gen, einer häufigen Ursache für erbliche Formen der Parkinson-Erkrankung, beeinflussen einen Signalweg, der eine wichtige Rolle beim angeborenen Immunsystem spielt. Dies deutet darauf hin, dass genetische Faktoren die Anfälligkeit für Parkinson beeinflussen können, indem sie das Immunsystem beeinflussen.
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Ernährung und Darm-Hirn-Achse
Der Darm spielt eine wichtige Rolle für das Immunsystem und die Hirnfunktionen. Der Austausch zwischen Bauch und Kopf erfolgt über die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Eine gestörte Darmflora kann zu Entzündungen im Körper führen, die sich negativ auf das Gehirn auswirken können.
Kurzkettige Fettsäuren
Kurzkettige Fettsäuren, die im Darm durch die Fermentation von Ballaststoffen entstehen, spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Darms und des Gehirns. Studien haben gezeigt, dass Parkinson-Patienten häufig einen Mangel an bestimmten kurzkettigen Fettsäuren aufweisen. Die Supplementierung mit kurzkettigen Fettsäuren könnte möglicherweise das Absterben von Nervenzellen reduzieren und die Regeneration fördern.
Ernährungsempfehlungen
Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Ballaststoffen kann dazu beitragen, die Darmflora zu unterstützen und Entzündungen im Körper zu reduzieren. Es gibt Hinweise darauf, dass eine mediterrane Ernährung, die reich an Olivenöl, Fisch und Gemüse ist, positive Auswirkungen auf die Parkinson-Krankheit haben könnte.
Impfungen und Parkinson
Patienten mit Parkinson-Syndromen sind besonders gefährdet, an Influenza zu erkranken. Influenzaviren können bestimmte Abbauvorgänge in Hirnzellen hemmen und dadurch die Anhäufung von Eiweißklümpchen fördern, die mit der Parkinson-Krankheit in Verbindung stehen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher eine Grippeschutzimpfung für Personen ab 60 Jahren, chronisch Kranke aller Altersstufen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen.
Geschwächtes Immunsystem bei MSA- und Parkinson-Patienten
Das Immunsystem von MSA- und Parkinson-Patienten kann aufgrund der Erkrankung geschwächt sein, was sie anfälliger für Infektionen macht. Es ist wichtig, auf eine gute Hygiene zu achten und sich vor Infektionen zu schützen.
Pflegehilfsmittel und Unterstützung
Sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch können helfen, das Infektionsrisiko zu reduzieren. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung benötigen Patienten möglicherweise eine umfassende Unterstützung in allen Lebensbereichen. Professionelle Pflegekräfte und eine palliative Betreuung können helfen, Patienten und ihre Familien in dieser schwierigen Zeit zu begleiten.
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