Einführung
Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Morbus Parkinson oder idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS), ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das zentrale Nervensystem betrifft. Sie ist gekennzeichnet durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra, einem Bereich des Mittelhirns, der für die Produktion des Nervenbotenstoffs Dopamin verantwortlich ist. Der Dopaminmangel führt zu den charakteristischen motorischen Symptomen der Krankheit.
Historischer Hintergrund
Die Parkinson-Krankheit wurde erstmals 1817 von dem britischen Arzt James Parkinson in seiner Schrift "An Essay on the Shaking Palsy" beschrieben. Parkinson nannte die Krankheit aufgrund des auffälligen Ruhetremors "Schüttellähmung" (Paralysis agitans). Der französische Neurologe Jean-Martin Charcot schlug 1876 den Namen "Morbus Parkinson" vor, der sich weltweit durchgesetzt hat.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen der Parkinson-Krankheit sind bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt, darunter:
- Genetische Faktoren: In einigen Fällen kann die Parkinson-Krankheit familiär gehäuft auftreten. Mutationen in bestimmten Genen wie SNCA, LRRK2, Parkin, PINK1 und GBA1 können das Risiko erhöhen.
- Umweltfaktoren: Pestizide, Herbizide und Schwermetalle werden als mögliche Risikofaktoren diskutiert.
- Alter: Das Risiko, an Parkinson zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Die meisten Patienten sind bei der Diagnose etwa 60 Jahre alt.
- Alpha-Synuclein: Forscher der Wuhan University haben herausgefunden, dass Ansammlungen von Alpha-Synuclein (α-Syn), einem Protein, das stark mit Parkinson in Verbindung steht, nicht nur im Gehirn auftreten. In Laborexperimenten konnten Mäuse mit gesunden Nieren injizierte α-Syn-Proteine ausscheiden, während Mäuse mit geschädigten Nieren dies nicht konnten, was zu einer Anreicherung im Gehirn führte.
Symptome
Die Symptome der Parkinson-Krankheit sind vielfältig und können von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Ruhetremor: Ein Zittern, das vor allem in Ruhe auftritt und sich bei Bewegung bessert. Betroffen sind meist Hände, Arme oder Beine.
- Rigor: Muskelsteifigkeit, die zu einer eingeschränkten Beweglichkeit führen kann.
- Bradykinese: Verlangsamung der Bewegungen, die sich in Schwierigkeiten beim Gehen, Schreiben oder Anziehen äußern kann.
- Posturale Instabilität: Unsicherheit beim Stehen und Gehen, die zu Stürzen führen kann.
- Weitere Symptome: Maskenhaftes Gesicht, leise und monotone Sprache, Schluckstörungen, Schlafstörungen, Depressionen, Angstzustände, kognitive Beeinträchtigungen und vegetative Störungen wie Verstopfung oder Inkontinenz.
Diagnose
Die Diagnose der Parkinson-Krankheit basiert in erster Linie auf der klinischen Untersuchung und der Anamnese des Patienten. Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) können eingesetzt werden, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Eine DaTSCAN-Untersuchung kann helfen, die Dichte von Dopamintransportern im Gehirn zu bestimmen, die bei Parkinson-Syndromen vermindert ist. In der Frühphase der Erkrankung kann es schwierig sein, die richtige Diagnose zu stellen.
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Therapie
Die Parkinson-Krankheit ist bis heute nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Zu den wichtigsten Therapieansätzen gehören:
- Medikamentöse Therapie:
- Levodopa: Ein Vorläufer von Dopamin, der im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Es ist das wirksamste Medikament zur Behandlung der motorischen Symptome.
- Dopaminagonisten: Substanzen, die an Dopaminrezeptoren im Gehirn binden und diese aktivieren. Sie können als Ergänzung oder Alternative zu Levodopa eingesetzt werden.
- MAO-B-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn verlangsamen.
- COMT-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Levodopa im Körper verlangsamen und so dessen Wirksamkeit verlängern.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein neurochirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden, um die Hirnaktivität zu modulieren. Die THS kann die motorischen Symptome deutlich verbessern und die Lebensqualität der Patienten erhöhen.
- Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft, Koordination und des Gleichgewichts.
- Ergotherapie: Hilft Patienten, ihren Alltag besser zu bewältigen und ihre Selbstständigkeit zu erhalten.
- Logopädie: Behandelt Sprach- und Schluckstörungen.
- Weitere Therapien: Musiktherapie, Kunsttherapie, Sport und Bewegungsprogramme können ebenfalls hilfreich sein.
Leben mit Parkinson
Die Parkinson-Krankheit kann das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinträchtigen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen können Unterstützung und Informationen bieten.
Bewältigungsstrategien
- Akzeptanz: Die Akzeptanz der Erkrankung ist ein wichtiger Schritt, um mit den Herausforderungen umzugehen.
- Anpassung des Lebensstils: Anpassungen im Alltag können helfen, die Symptome zu lindern und die Selbstständigkeit zu erhalten.
- Soziale Kontakte: Der Austausch mit anderen Betroffenen und die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte sind wichtig für das psychische Wohlbefinden.
- Positive Lebenseinstellung: Eine positive Lebenseinstellung und die Konzentration auf die schönen Dinge im Leben können helfen, die Lebensqualität zu erhalten.
Angehörige
Auch für Angehörige ist die Parkinson-Krankheit eine große Herausforderung. Es ist wichtig, sich selbst nicht zu überlasten und sich Unterstützung zu suchen. Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen können auch Angehörigen helfen, mit der Situation umzugehen.
Forschung
Die Parkinson-Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Wissenschaftler arbeiten intensiv daran, die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln. Vielversprechende Forschungsbereiche sind unter anderem die Gentherapie, die Stammzelltherapie und die Entwicklung von Biomarkern zur Früherkennung der Krankheit.
Prognose
Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende Erkrankung, die nicht heilbar ist. Der Verlauf der Krankheit kann jedoch durch eine frühzeitige Diagnose und eine individuelle Therapie positiv beeinflusst werden. Mit einer optimalen Behandlung haben Patienten heute fast die gleiche Lebenserwartung wie gesunde Menschen.
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Atypische Parkinson-Syndrome
Neben dem idiopathischen Parkinson-Syndrom gibt es auch atypische Parkinson-Syndrome (APS), die sich in ihren Symptomen und ihrem Verlauf vom klassischen Morbus Parkinson unterscheiden. Zu den APS gehören die Multisystematrophie (MSA), die progressive supranukleäre Blickparese (PSP), das kortikobasale Syndrom (CBS) und die Demenz mit Lewy-Körperchen (LBD). Die APS verlaufen in der Regel schwerer und schneller als der Morbus Parkinson und sprechen schlechter auf dieStandardtherapie mit L-Dopa an.
Parkinson und Demenz
Etwa ein Drittel aller Parkinson-Patienten entwickelt im Laufe der Zeit eine Demenz. Die Parkinson-Demenz tritt durchschnittlich zehn Jahre nach Beginn der Parkinson-Erkrankung auf. Neben den motorischen Symptomen treten dann auch kognitive Beeinträchtigungen wie Gedächtnisprobleme, Aufmerksamkeitsstörungen und Schwierigkeiten beim Planen und Organisieren auf.
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