Die Verwendung von Aluminium in gängigen Impfstoffen ist ein Thema, das bei vielen Eltern Besorgnis auslöst. Dieser Artikel untersucht die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Thema, um ein umfassendes Verständnis der potenziellen Risiken und Vorteile zu vermitteln.
Die Rolle von Aluminium in Impfstoffen
In vielen Impfstoffen wird Aluminium als Wirkverstärker (Adjuvans) eingesetzt, um die Immunantwort des Körpers auf den Impfstoff zu verbessern. Adjuvanzien sind notwendig, da viele verfügbare Antigene ohne sie keine wirksamen Immunantworten hervorrufen würden. Aluminiumsalze, wie Aluminiumhydroxid und Aluminiumphosphat, werden seit über 80 Jahren in Impfstoffen verwendet, beispielsweise gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Hepatitis A und B. Sie bilden an der Impfstelle im Muskel ein Depot, aus dem die Impf-Antigene nach und nach freigesetzt und so dem Immunsystem über längere Zeit präsentiert werden.
Entwarnung durch große dänische Langzeitstudie
Eine große dänische Studie hat nun Entwarnung gegeben: Sie fand kein erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen, Allergien oder neurologische Entwicklungsstörungen bei geimpften Kindern. Das Forschungsteam vom Statens Serum Institut in Dänemark analysierte die Daten von über 1,2 Millionen Kindern, die zwischen 1997 und 2018 geboren worden waren. Aus den Gesundheitsregistern konnten die Forscher und Forscherinnen ermitteln, wie viel Aluminium die Kinder bis zum zweiten Lebensjahr über alle Impfungen insgesamt aufgenommen hatten. Die Ergebnisse verglichen sie mit der Häufigkeit von insgesamt 50 chronischen Erkrankungen in den ersten fünf Lebensjahren der Kinder: 36 Autoimmun-, 9 allergischen sowie 5 neuroentwicklungsbedingten Störungen (wie ADHS).
Für Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Typ-1-Diabetes, Psoriasis und Hashimoto gab es keinen erkennbaren Risikoanstieg durch die Gabe von Aluminium-haltigen Impfstoffen. Bei allergischen und atopischen Erkrankungen wie Asthma, Lebensmittelallergien und Neurodermitis war ebenfalls kein solcher Zusammenhang erkennbar. Besonders im Fokus standen Autismus-Spektrum-Störungen und ADHS - auch hier zeigte sich kein erhöhtes Risiko für die geimpften Kinder. Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit für eine entsprechende Störung war bei Kindern, die mehr Aluminium-haltige Impfungen erhalten hatten, sogar etwas geringer als bei weniger häufig geimpften Sprösslingen.
Bei seinen Berechnungen hatte das Team mögliche Störfaktoren miteinbezogen, die das Erkrankungsrisiko beeinflussen könnten. Dazu zählen Geburtsjahr und -jahreszeit, Geschlecht, Geburtsgewicht, Alter der Mutter bei der Entbindung, Rauchen, Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme der Mutter während der Schwangerschaft sowie Anzahl der Besuche in der hausärztlichen Praxis vor dem zweiten Lebensjahr. Auch eine verlängerte Nachbeobachtungszeit bis zum 8. Lebensjahr lieferte keine Hinweise, dass eine erhöhte Aluminium-Zufuhr über Impfstoffe das Risiko für die genannten Erkrankungen steigert.
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Grenzwerte und Expositionsquellen
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) informiert über die Beigabe bei Impfstoffen und weist darauf hin, dass kein Impfstoff reines Aluminium enthält, sondern stets bestimmte Aluminiumverbindungen als Wirkverstärker enthalten sind. „Der Gehalt an Aluminiumverbindungen aller in Deutschland und Europa zugelassenen Impfstoffe liegt deutlich unter dem erlaubten Grenzwert, der im Europäischen Arzneibuch vorgegeben ist.“ Das Europäische Arzneibuch (Ph.Eur.) begrenzt den Aluminiumgehalt auf maximal 1,25 mg pro Dosis. Die in Europa zugelassenen Vakzine unterschreiten diesen Wert meist deutlich.
Jeder Mensch nimmt tagtäglich Aluminium in gebundener Form über die Luft, das Trinkwasser und die Nahrung auf. Die zusätzliche Aufnahme von Aluminiumverbindungen über Impfungen im Leben eines Menschen ist im Vergleich dazu minimal. Für Aluminium gilt der Aufnahmegrenzwert bei 1 mg Aluminium pro kg Körpergewicht pro Woche.
Aluminium gelangt tagtäglich aus anderen Quelle in den Körper, wie beispielsweise durch die Nahrung, Medikamente und Kosmetika bzw. Pflegeprodukte. Der Beitrag von Impfungen zur geschätzten lebenslangen Netto-Akkumulation von Aluminium ist, verglichen mit diesen anderen Quellen, gering und vor dem Hintergrund des hohen Nutzens der Impfungen laut PEI vertretbar.
Mögliche Nebenwirkungen und Risikobewertung
Am häufigsten (je nach Impfstoff bei ca. 10 bis 20 Prozent) kommt es im Zusammenhang mit Aluminiumsalzen zu lokalen Nebenwirkungen, vor allem Verhärtungen an der Injektionsstelle, die in der Regel nach drei Tagen verschwinden. In seltenen Fällen kommt es zu subkutanen Knötchen, Zysten oder Granulomen, die als Fremdkörperreaktion auf das Adjuvans gewertet werden. Selten können aus Granulomen sterile Abszesse oder Zysten entstehen, die in der Regel spontan abheilen.
Eine nervenschädigende Wirkung von Aluminium wurde in früheren Untersuchungen unter anderem in Experimenten mit Ratten beobachtet, die über einen längeren Zeitraum hohe Dosen Aluminium erhalten hatten. Sie zeigte sich aber auch bei Menschen, die durch Dialyse, Beruf oder künstliche Ernährung hohen Werten des Leichtmetalls ausgesetzt waren. Die Aluminiumwerte, denen Babys durch Impfungen ausgesetzt sind, liegen nämlich deutlich unter der Risikoschwelle.
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Aluminium in anderen Produkten
Aluminium ist ein Leichtmetall, das natürlicherweise auf der Erde vorkommt. Es ist eines der häufigsten Elemente der Erdkruste. Aluminium taucht deswegen in gewissen Mengen in fast allen Nahrungsmitteln auf. Besonders hohe Dosen finden sich in getrockneten Kräutern, Tee und Gewürzen, sowie in Schokolade. Aluminium kommt als Farbstoff, Stabilisator, Backtriebmittel oder Trennmittel zum Einsatz. Zu finden ist es daher unter anderem in Fertigbackwaren, Süßigkeiten, Babynahrung und Käse. Außerdem ist das Metall im Trinkwasser enthalten und wird auch in größeren Mengen als Medikament eingenommen (z. B. zum Beispiel Antacida, also Arzneimittel zur Neutralisierung der Magensäure). Eine Aluminiumexposition besteht außerdem bei Gebrauch von Alufolie, Alu-Grillschalen usw., vor allem, wenn diese in Kontakt mit bestimmten Lebensmitteln in Kontakt kommen: Das Leichtmetall wird durch Säuren (z. B. in geschnittenen Äpfeln) und Salze (z. B. in mariniertem Grillgut) herausgelöst und mit den Speisen aufgenommen.
Deodorants enthalten aufgrund der schweißhemmenden Wirkung bestimmter Aluminiumverbindungen bis zu 5 Prozent des Leichtmetalls. Dieses wird teilweise über die Haut aufgenommen. Ist die Haut zudem z. B. durch eine Rasur geschädigt, vervielfacht sich diese Menge noch.
Aluminium und Neurotoxizität
Klinisch relevante, neurotoxische Effekte wurden bei Dialysepatienten beschrieben. Als ursächliche Agenzien wurden Aluminiumsalze identifiziert, die dem Dialysat früher als Phosphatbinder zugesetzt wurden. Die Patienten wiesen erhöhte Aluminiumkonzentrationen in Plasma und Hirngewebe auf. Die Betroffenen zeigten Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen und im fortgeschrittenen Stadium Demenz.
Nach beruflicher Exposition wurden bei Arbeitern, bei denen Konzentrationen von circa 100 µg Aluminium/g Kreatinin beziehungsweise circa 13 µg/L Plasma gemessen wurden, Veränderungen in neuropsychologischen Tests beobachtet (unter anderem in Bezug auf Aufmerksamkeit, Lernen und Gedächtnis), als deren Ursache die neurotoxische Wirkung von Aluminium anzusehen ist.
Aluminium und Alzheimer
Auf der Suche nach den Ursachen der häufigen Alzheimer-Demenz wurde als Erklärung auch das beschriebene demenzielle Syndrom nach Aluminiumintoxikation herangezogen. Dialysepatienten zeigten Sprachstörungen, Apraxie sowie im längeren Verlauf ein demenzielles Syndrom und teils fokale, teils generalisierte Krampfanfälle.
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Im Gegensatz hierzu konnte trotz der Abwesenheit von für Aluminium-Enzephalopathie-Patienten charakteristischen neuropathologischen Veränderungen in mehreren Studien dargelegt werden, dass sich in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten erhöhte Aluminiumgehalte nachweisen lassen, häufig in den Endothelien der Gefäßwände kleinster und kleinerer Arterien, oft assoziiert mit zerebraler Amyloid-Angiopathie (CAA) oder auch im Zentrum seniler Plaques.
Kritisch betrachtet lässt sich zum Thema Aluminiumexposition und Alzheimer-Erkrankung folgendes feststellen:
- Aluminium kann (bei extremer Exposition) eine spezifische Enzephalopathie mit einem demenziellen Syndrom verursachen.
- Diese Aluminiumenzephalopathie ist eine eigenständige Erkrankung und nicht mit der Demenz vom Alzheimer-Typ gleichzusetzen.
- Erhöhte Aluminiumkonzentrationen können in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten nachgewiesen werden. Es ist aber unklar, ob Aluminium die Ursache der Veränderung ist, oder ob es sich um eine sekundäre, unabhängige Veränderung (Apposition) auf die Alzheimer-Pathologie handelt.
- Die Epidemiologie gibt nur sehr unsichere Hinweise auf eine Assoziation zwischen der Aluminiumbelastung und M. Alzheimer.
Aluminium und Brustkrebs
Seit einiger Zeit wird darüber diskutiert, ob die Verwendung von aluminiumhaltigen Antitranspirantien zu Brustkrebs führen könnte. Tumore werden zwar häufiger im oberen äußeren Quadranten der Brust, also in räumlicher Nähe zum Ort der verwendeten Substanzen, aber eben auch in einer Region mit vermehrtem Drüsengewebe diagnostiziert.
Empfehlungen und Vorsichtsmaßnahmen
Patienten, die sich Sorgen wegen der Aluminiumzufuhr durch Impfstoffe machen, kann man also Entwarnung geben. Sie können zudem darauf hinweisen werden, dass es effektiver ist, die Aufnahme von Aluminium durch die Nahrung und durch Pflegeprodukte zu drosseln, als auf Impfungen zu verzichten.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät, aluminiumhaltige Deodorants nicht unmittelbar nach der Rasur bzw. bei geschädigter Achselhaut aufzutragen. Noch besser ist es Deodorants ohne Aluminiumsalze zu benutzen. Das BfR empfiehlt zudem eine unnötige Aluminiumaufnahme bedingt durch den unsachgemäßen Gebrauch von Alufolie, Alu-Grillschalen (durch Benutzung bei säure- oder salzhaltigen Speisen) oder unbeschichtetem Alu-Geschirr zu vermeiden. Zudem ist es ratsam, auf Fertiggerichte in Aluschalen zu verzichten.
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