Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Die medikamentöse Behandlung zielt darauf ab, den Dopaminmangel auszugleichen und die Symptome zu lindern. Allerdings können Parkinson-Medikamente eine Reihe von Nebenwirkungen verursachen, darunter auch vermehrtes Schwitzen. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Parkinson-Medikamenten und Schwitzen, die zugrunde liegenden Mechanismen und mögliche Behandlungsstrategien.
Bornaprin: Ein Anticholinergikum bei Parkinson
Bornaprin ist ein zentral und peripher wirkendes Anticholinergikum, das kompetitiv an muskarinerge Acetylcholinrezeptoren, insbesondere M1-Rezeptoren, bindet. Durch die Blockade dieser Rezeptoren verhindert es die Aktivierung der Phospholipase C, was die Bildung von Inositoltrisphosphat (IP3) und Diacylglycerol (DAG) hemmt. Diese Signalkaskade führt normalerweise zur Freisetzung von intrazellulärem Calcium und zur Aktivierung von Proteinkinase C, was neuronale Erregbarkeit fördert. Bornaprin verringert somit die cholinerge Überaktivität im zentralen Nervensystem, die bei Parkinson-Symptomen wie Tremor und Rigor eine Rolle spielt. Die zentrale Wirkung überwiegt gegenüber der peripheren, wodurch die typischen Parkinson-Symptome reduziert werden, ohne starke periphere Nebenwirkungen wie bei Atropin zu verursachen.
Bornaprin wird in Tablettenform verabreicht, die teilbar sind und mit etwas Flüssigkeit vorzugsweise während oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden sollten. Unerwünschte Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt können durch die Einnahme nach den Mahlzeiten verringert werden. Die Dauer der Anwendung hängt von der Art und dem Verlauf der Erkrankung ab und reicht von kurzfristiger Gabe bei medikamentös bedingten extrapyramidalen Symptomen (Frühdyskinesien, Akathisie, Parkinsonoid) bis hin zur Dauermedikation beim tremordominanten Parkinson-Syndrom. Bei Hyperhidrose kann eine situationsbezogene, kurzfristige Einnahme sinnvoll sein. Das Absetzen von Bornaprin sollte schrittweise erfolgen, da abruptes Absetzen, außer bei vitalen Komplikationen, Gegenregulationen hervorrufen kann.
Pharmakokinetik von Bornaprin
Nach der Einnahme erreicht Bornaprin nach 1-2 Stunden maximale Plasmakonzentrationen. Es wird zu 72% an Plasmaproteine gebunden und hat eine terminale Plasmaeliminationshalbwertszeit von circa 30 Stunden. Die renale Ausscheidung beträgt 34,5-50,2% nach 24 Stunden und 69,3-86,2% nach 5 Tagen, während die fäkale Ausscheidung 1,3-6,2% innerhalb von 5 Tagen beträgt. Bornaprin wird umfangreich metabolisiert, hauptsächlich durch Hydroxylierung am Bicyclus.
Dosierung und Anwendungshinweise
Die Anfangsdosis von Bornaprin beträgt 2 mg pro Tag für alle Anwendungsgebiete. Die Erhaltungsdosis beträgt im Allgemeinen 6-12 mg pro Tag, bei Hyperhidrose 4-8 mg pro Tag. Die Tagesdosis sollte auf 2-3 Einzelgaben aufgeteilt werden.
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Mögliche Nebenwirkungen von Bornaprin
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen treten insbesondere zu Therapieanfang und bei zu schneller Dosissteigerung auf. Mögliche Nebenwirkungen von Bornaprin sind:
- Erregung
- Verwirrtheit
- Schlafstörungen
- Nervosität
- Unruhe
- Schwindelgefühl
- Benommenheit
- Kopfschmerzen
- Akkommodationsstörungen
- Mydriasis mit Photophobie
- Mundtrockenheit
- Obstipation
- Dyspepsie (Verdauungsstörungen)
- Übelkeit
- Müdigkeit
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Bei der Anwendung von Bornaprin sind folgende Wechselwirkungen zu beachten:
- Verstärkung anticholinerger Nebenwirkungen bei Kombination mit Psychopharmaka, Antihistaminika, Antiparkinsonmitteln und Spasmolytika.
- Verstärkte Herz-Kreislauf-Wirkungen (insbesondere AV-Überleitung) bei gleichzeitiger Einnahme von Chinidin.
- Dyskinesien können durch die Kombination mit Levodopa verstärkt werden.
- Tardive Dyskinesien, die durch Neuroleptika ausgelöst werden, können verschlimmert werden.
- Bei Spätdyskinesien kann eine anticholinerge Therapie trotz Nebenwirkungen notwendig bleiben.
- Zunahme zentralnervöser Nebenwirkungen bei gleichzeitiger Anwendung von Pethidin (Meperidin).
- Verstärkung der Alkoholwirkung durch Bornaprin.
- Antagonisierung der Wirkung von Metoclopramid und ähnlichen Medikamenten auf den Magen-Darm-Trakt.
Kontraindikationen
Bornaprin darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile
- Engwinkelglaukom
- Mechanischen Stenosen im Magen-Darm-Kanal
- Megakolon
- Ileus
- Gedächtnisstörungen
- Schwangerschaft
Schwitzen als Nebenwirkung von Parkinson-Medikamenten
Schwitzen kann eine belastende Nebenwirkung von Parkinson-Medikamenten sein. Es wird angenommen, dass dies auf die Wirkung der Medikamente auf das autonome Nervensystem zurückzuführen ist, das unwillkürliche Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Blutdruck und Schweißproduktion reguliert.
Medikamente, die Schwitzen verursachen können
Einige der Parkinson-Medikamente, die am häufigsten mit Schwitzen in Verbindung gebracht werden, sind:
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- Levodopa: Dieses Medikament wird in den Nervenzellen zu Dopamin umgewandelt. Es ist das wirksamste Medikament zur Behandlung von Parkinson-Symptomen, kann aber auch zu Schwitzen führen.
- Dopamin-Agonisten: Diese Medikamente ahmen die Wirkung von Dopamin im Gehirn nach. Sie werden oft als Erstbehandlung bei jüngeren Patienten eingesetzt, können aber auch Schwitzen verursachen. Zu den Dopaminagonisten gehören Pramipexol, Ropinirol, Rotigotin und Apomorphin.
- MAO-B-Hemmer: Diese Medikamente blockieren den Abbau von Dopamin im Gehirn und erhöhen so die verfügbare Menge an Dopamin. Sie können auch Schwitzen verursachen, insbesondere in Kombination mit anderen Parkinson-Medikamenten. Zu den MAO-B-Hemmern gehören Selegilin, Rasagilin und Safinamid.
- COMT-Hemmer: Diese Medikamente verhindern den Abbau von Levodopa im Körper, wodurch mehr Levodopa ins Gehirn gelangt. Sie werden immer in Kombination mit Levodopa eingesetzt und können ebenfalls Schwitzen verursachen. Zu den COMT-Hemmern gehören Entacapon und Opicapon.
- Anticholinergika: Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Acetylcholin, einem Neurotransmitter, der an der Steuerung von Muskelbewegungen beteiligt ist. Sie können bei der Behandlung von Tremor hilfreich sein, können aber auch Schwitzen verursachen, da sie die Schweißdrüsen beeinflussen. Zu den Anticholinergika gehören Bornaprin, Trihexyphenidyl und Biperiden.
Mechanismen des Schwitzens
Die genauen Mechanismen, die dem medikamenteninduzierten Schwitzen bei Parkinson zugrunde liegen, sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass folgende Faktoren eine Rolle spielen:
- Dysregulation des autonomen Nervensystems: Parkinson-Medikamente können das Gleichgewicht zwischen dem sympathischen und dem parasympathischen Nervensystem stören, was zu einer Überaktivierung der Schweißdrüsen führen kann.
- Einfluss auf Neurotransmitter: Parkinson-Medikamente beeinflussen die Spiegel verschiedener Neurotransmitter im Gehirn, darunter Dopamin, Acetylcholin und Noradrenalin. Diese Neurotransmitter spielen eine Rolle bei der Regulation der Körpertemperatur und der Schweißproduktion.
- Wechselwirkungen mit Thermorezeptoren: Einige Parkinson-Medikamente können die Empfindlichkeit der Thermorezeptoren im Gehirn verändern, die für die Wahrnehmung von Temperatur zuständig sind. Dies kann dazu führen, dass der Körper übermäßig auf Temperaturveränderungen reagiert und vermehrt schwitzt.
Umgang mit Schwitzen als Nebenwirkung
Es gibt verschiedene Strategien, um mit Schwitzen als Nebenwirkung von Parkinson-Medikamenten umzugehen:
- Dosisanpassung: In einigen Fällen kann eine Reduzierung der Dosis des auslösenden Medikaments oder eine Anpassung des Einnahmezeitpunkts helfen, das Schwitzen zu reduzieren. Dies sollte jedoch immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
- Medikamentenwechsel: Wenn das Schwitzen durch ein bestimmtes Medikament verursacht wird, kann ein Wechsel zu einem anderen Medikament mit ähnlicher Wirkung, aber geringeren Nebenwirkungen in Betracht gezogen werden.
- Anticholinergika: In einigen Fällen können Anticholinergika eingesetzt werden, um das Schwitzen zu reduzieren. Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Acetylcholin, einem Neurotransmitter, der die Schweißdrüsen stimuliert. Allerdings können Anticholinergika auch andere Nebenwirkungen verursachen, wie Mundtrockenheit, Verstopfung und Sehstörungen.
- Botulinumtoxin-Injektionen: Botulinumtoxin (Botox) kann in die Schweißdrüsen injiziert werden, um die Schweißproduktion zu reduzieren. Diese Behandlung ist in der Regel wirksam, aber die Wirkung ist vorübergehend und muss alle paar Monate wiederholt werden.
- Weitere Maßnahmen: Es gibt auch eine Reihe von nicht-medikamentösen Maßnahmen, die helfen können, das Schwitzen zu reduzieren, wie z.B. das Tragen von atmungsaktiver Kleidung, das Vermeiden von heißen und feuchten Umgebungen, das Trinken von ausreichend Flüssigkeit und die Anwendung von Antitranspiranten.
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