Parkinson-Krankheit: Leben mit 30 und Lebenserwartung

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das zentrale Nervensystem betrifft. Sie ist durch den Verlust von Nervenzellen gekennzeichnet, die Dopamin produzieren, einen Neurotransmitter, der für die Steuerung von Bewegungen unerlässlich ist. Obwohl die Parkinson-Krankheit in der Regel Menschen über 60 betrifft, kann sie in seltenen Fällen auch in jüngeren Jahren auftreten, manchmal sogar schon mit 30.

Was ist die Parkinson-Krankheit?

Morbus Parkinson ist eine Erkrankung, bei der nach und nach Nervenzellen im Gehirn absterben. Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende, unheilbare Nervenkrankheit und nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Bei der Parkinson-Erkrankung sind Gehirnregionen betroffen, die für Beweglichkeit und die Motorik verantwortlich sind.

Frühsymptome der Parkinson-Krankheit

Vor der Diagnose beherrschen oft unspezifische Frühsymptome den Patienten. Viele Patienten haben lange schon vor Ausbruch der Erkrankung eine Schlafstörung, die man als REM-Schlafverhaltensstörung bezeichnet, ein Ausleben von Träumen im Schlaf, oder eine Riechstörung. Eines Tages werden dann die typischen motorischen Frühsymptome der Erkrankung auffällig, z.B. ein Zittern oder eine Verkrampfung oder eine Verlangsamung von Bewegungen, reduziertes Mitschwingen eines Armes. Diese motorischen Symptome führen dann meistens zur Diagnose, und die Diagnose dann meistens zu einer Therapie.

Die ersten Anzeichen für Parkinson werden deshalb oft nur mit einem Schulterzucken hingenommen. Gerade bei älteren Patientinnen und Patienten werden sie oft für typische Alterserscheinungen gehalten. Denn die ersten deutlichen Symptome der sog. Parkinson-Trias, wie etwa verlangsamte Bewegungen, der Ruhe-Tremor oder Rigor, treten erst dann auf, wenn bereits mehr als die Hälfte der Nervenzellen im Gehirn zerstört wurden, die für die Produktion von Dopamin zuständig sind. Die Krankheit ist dann also schon fortgeschritten. Zum Hintergrund: Nervenzellen im Gehirn kommunizieren über unterschiedliche chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) miteinander. Auf diese Weise können sie u. a. Bewegungsabläufe steuern. Gerade die Botenstoffe Dopamin, Acetylcholin und Glutamat spielen hierbei eine entscheidende Rolle, da sie Muskelbewegungen je nach Bedarf aktivieren oder hemmen können. Und genau diese dopaminproduzierenden Zellen in der „Schwarze Substanz“ (Latein: Substantia nigra) des Gehirns sterben bei Morbus Parkinson ab. Etwa 400.000 dieser Zellen hat ein gesunder Mensch zu Beginn seines Lebens, wovon ca. 2.500 pro Jahr absterben. Aus bisher nicht eindeutig geklärten Umständen sterben diese Zellen bei Parkinson-Patientinnen und Patienten schneller ab, was zu den motorischen und nicht-motorischen Symptomen führt. Erst wenn etwa 60-70% der Zellen abgestorben sind kommt es jedoch zu deutlich ausgeprägten Parkinson-Symptomen wie dem Zittern. Im Frühstadium sind die Symptome unspezifischer. Wann genau es jedoch zu diesen Symptomen und auch zahlreichen nicht-motorischen Symptomen wie Darmträgheit, Persönlichkeitsveränderungen, Erektionsstörungen, Depressionen, Müdigkeit und Schluckstörungen (Dysphagie) kommt, lässt sich schwer vorhersagen. Der Verlauf ist sehr individuell, weshalb eigentlich jeder Betroffene seine ganz persönliche Leidensgeschichte erzählen kann. Zudem tritt die Krankheit nicht ausschließlich bei älteren Menschen auf. In unseren Ratgebern informieren wir Patientinnen und Patienten, ihre Angehörigen und auch Fachärztinnen und Fachärzte rund um Behandlung, Ursachen, Diagnose und Symptome. Von hilfreichen Tipps für den Alltag, über Medikamente wie Levodopa und Dopaminagonisten, bis hin zu Übungen und Physiotherapie.

Ursachen der Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit betrifft bestimmte Nervenzellen im Gehirn, vor allem in der sogenannten Schwarzen Substanz (Substantia nigra) im Hirnstamm. Dort kommt zur Störung der Energiesysteme der Mitochondrien, zu oxidativem Stress und nachfolgend zu Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen (alpha-Synuklein) in den Nervenzellen. Die Folge: Die Nervenzellen verlieren zunehmend ihre Funktion und sterben ab. Dadurch fehlt es auch immer mehr an Botenstoffen wie Dopamin. Dopamin spielt eine wichtige Rolle für die Bewegung.

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Die genauen Ursachen und Zusammenhänge für das Absterben der Nervenzellen sind noch nicht geklärt. Eine entscheidende Rolle scheint ein Protein namens Alpha-Synuclein zu spielen. Es verklumpt sich in den Nervenzellen zu kleinen Ablagerungen. Lewy-Körperchen (rund) sind in den Hirnnervenzellen bei Menschen mit Parkinson nachweisbar.

Parkinson-Krankheit mit 30: Was bedeutet das?

Wenn die Parkinson-Krankheit in einem jüngeren Alter auftritt, spricht man von einer "Early-Onset Parkinson-Erkrankung" (EOPD). EOPD kann besondere Herausforderungen mit sich bringen, da sie das Berufsleben, die Familienplanung und die allgemeine Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.

Mögliche Ursachen für EOPD

  • Genetische Faktoren: Bei einem Teil der EOPD-Fälle spielen genetische Faktoren eine Rolle. Es gibt bestimmte Genmutationen, die das Risiko für die Entwicklung der Parkinson-Krankheit erhöhen können.
  • Umweltfaktoren: Auch Umweltfaktoren wie Pestizide, Schwermetalle und Lösungsmittel können möglicherweise zur Entstehung von EOPD beitragen.
  • Mikrodeletionssyndrom 22q11.2: Das Mikrodeletionssyndrom 22q11.2 (22q11.2 Mikrodeletion), auch DiGeorge-Syndrom, stellt mit einer Frequenz von 1:3000-6000 Geburten die häufigste Mikrodeletion beim Menschen dar. Die 22q11.2-Mikrodeletion wird zudem als potenzieller Risikofaktor für die Entstehung eines juvenilen Parkinson-Syndroms („Early-onset-Parkinson-Erkrankung“; EOPD) mit Erkrankungsalter vor dem 50. Lebensjahr beschrieben.

Symptome von EOPD

Die Symptome von EOPD sind ähnlich wie bei der "normalen" Parkinson-Krankheit, können aber in ihrem Verlauf und ihrer Ausprägung variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Zittern (Tremor)
  • Muskelsteifheit (Rigor)
  • Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese)
  • Haltungsinstabilität

Diagnose von EOPD

Die Diagnose von EOPD kann eine Herausforderung sein, da die Symptome in jüngeren Jahren oft nicht sofort mit der Parkinson-Krankheit in Verbindung gebracht werden. Eine sorgfältige neurologische Untersuchung, bildgebende Verfahren wie MRT und SPECT sowie genetische Tests können jedoch zur Diagnose beitragen.

Die bildgebenden Verfahren spielen eine große Rolle in der Diagnostik am Beginn. Wenn wir einen Menschen sehen, der typische oder weniger typische Parkinson-Symptome entwickelt, werden wir immer eine sogenannte strukturelle Bildgebung machen. Das ist eine Magnetresonanztomografie des Gehirns idealerweise, oder, wenn dagegen Gründe sprechen, z.B. Jetzt gibt es im späteren Krankheitsverlauf zwei gute Gründe, nochmal eine Bildgebung zu machen. Das eine wäre: Der Patient spricht nicht so gut an auf die Parkinson-Medikamente, wie wir uns das erhofft haben. Dann ist eine wahrscheinliche Möglichkeit, dass das eine atypische Parkinson-Krankheit ist. Für die Diagnose dieser Erkrankung kann andererseits wieder die Magnetresonanztomographie sehr, sehr hilfreich sein.

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Lebenserwartung bei Parkinson-Krankheit

Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson-Krankheit hat sich dank moderner Therapien deutlich verbessert. Laut Statistik hat ein optimal behandelter Mensch mit Parkinson-Syndrom heute fast die gleiche Lebenserwartung wie eine gleichaltrige gesunde Person. Wer heute mit 63 Jahren die Diagnose Parkinson bekommt, kann schätzungsweise mit weiteren 20 Lebensjahren rechnen. Die Parkinson-Krankheit selbst ist also in der Regel nicht tödlich. Die gestiegene Lebenserwartung beim Parkinson-Syndrom kommt dadurch zustande, dass die modernen Medikamente die wesentlichen Beschwerden der Betroffenen weitgehend beheben.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Lebenserwartung von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann, darunter:

  • Alter bei Krankheitsbeginn: Menschen, bei denen die Parkinson-Krankheit in jüngerem Alter beginnt, haben tendenziell eine längere Lebenserwartung als Menschen, bei denen die Krankheit in höherem Alter beginnt.
  • Art der Parkinson-Krankheit: Es gibt verschiedene Formen der Parkinson-Krankheit, von denen einige schneller fortschreiten als andere.
  • Begleiterkrankungen: Das Vorhandensein von Begleiterkrankungen wie Herzerkrankungen, Diabetes oder Demenz kann die Lebenserwartung beeinflussen.
  • Therapie: Eine frühzeitige und konsequente Therapie kann die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern, was sich positiv auf die Lebenserwartung auswirken kann.

Therapie der Parkinson-Krankheit

Obwohl die Parkinson-Krankheit nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Therapieansätze, die die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern können. Zu den wichtigsten Therapiebausteinen gehören:

  • Medikamentöse Therapie: Medikamente wie Levodopa, Dopaminagonisten und MAO-B-Hemmer können den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen und die motorischen Symptome verbessern.
  • Tiefe Hirnstimulation (THS): Die THS ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnbereiche implantiert werden, um die neuronalen Schaltkreise zu modulieren und die motorischen Symptome zu reduzieren.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit, Kraft und Koordination zu verbessern.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, die Alltagskompetenzen zu erhalten und zu verbessern.
  • Logopädie: Logopädie kann helfen, Sprach- und Schluckstörungen zu behandeln.

Leben mit Parkinson-Krankheit: Tipps und Strategien

Ein Leben mit der Parkinson-Krankheit kann eine Herausforderung sein, aber es gibt viele Möglichkeiten, die Lebensqualität zu verbessern und ein erfülltes Leben zu führen. Hier sind einige Tipps und Strategien:

  • Bleiben Sie aktiv: Regelmäßige Bewegung und Sport können die motorischen Symptome lindern und die Stimmung verbessern.
  • Ernähren Sie sich gesund: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann die Gesundheit fördern und die Symptome lindern.
  • Schlafen Sie ausreichend: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Regeneration und das Wohlbefinden.
  • Vermeiden Sie Stress: Stress kann die Symptome verschlimmern. Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.
  • Suchen Sie Unterstützung: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Ihrer Familie und Freunden über Ihre Erkrankung. Treten Sie einer Selbsthilfegruppe bei, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
  • Informieren Sie sich: Informieren Sie sich umfassend über die Parkinson-Krankheit und ihre Behandlungsmöglichkeiten.
  • Planen Sie Ihre Zukunft: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und Ihrer Familie über Ihre Wünsche und Ziele für die Zukunft. Erstellen Sie eine Patientenverfügung, um sicherzustellen, dass Ihre Wünsche im Falle einer schweren Erkrankung respektiert werden.

Parkinson-Demenz

Bei vielen Menschen mit Parkinson treten im Verlauf der Erkrankung kognitive Beeinträchtigungen auf. Von einer Parkinson-Demenz spricht man, wenn ein Mensch mit Parkinson mindestens zwei kognitive Einschränkungen aufweist, die sein unabhängiges Leben erschweren. Wie stark diese Einschränkungen sind, ist von Person zu Person unterschiedlich. Häufig sind die Aufmerksamkeit, die Problemlösefähigkeit, die Sprache oder die Orientierung betroffen. Auch das Lang- und Kurzzeitgedächtnis kann bei Menschen mit Parkinson-Demenz nachlassen. Menschen mit Parkinson-Demenz verarbeiten Informationen oft langsamer und es kann zu Persönlichkeitsveränderungen kommen.

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