Die Parkinson-Krankheit ist bekannt für ihre motorischen Symptome wie Zittern, Steifheit und verlangsamte Bewegungen. Allerdings leiden viele Betroffene auch unter einer Vielzahl von nicht-motorischen Symptomen, die ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Diese Symptome können die Diagnose erschweren und verzögern, da sie oft unspezifisch sind und von Betroffenen und Ärzten nicht immer mit Parkinson in Verbindung gebracht werden.
Vielfalt der nicht-motorischen Symptome
Die nicht-motorischen Symptome bei Parkinson sind vielfältig und können verschiedene Bereiche des Körpers und der Psyche betreffen. Zu den häufigsten gehören:
- Psychische Symptome: Depressionen, Angstzustände, Apathie, Halluzinationen, Impulskontrollstörungen
- Autonome Dysfunktion: Verstopfung, Blasenstörungen, sexuelle Dysfunktion, orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall beim Aufstehen), übermäßiges Schwitzen
- Schlafstörungen: Schlaflosigkeit, REM-Schlaf-Verhaltensstörung (Ausleben von Träumen im Schlaf), Restless-Legs-Syndrom, Tagesschläfrigkeit
- Sensorische Symptome: Schmerzen, Geruchsverlust, Geschmacksveränderungen, Sehstörungen
- Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisprobleme, Aufmerksamkeitsstörungen, Verlangsamung der Denkprozesse, Demenz
Auswirkungen auf die Diagnose
Einige nicht-motorische Symptome können bereits Jahre vor den typischen motorischen Anzeichen auftreten und die Diagnose der Parkinson-Krankheit verzögern. Eine Arbeitsgruppe aus dem Universitäts ParkinsonCentrum Dresden unter Leitung von Prof. Dr. med. Björn Falkenburger präsentierte auf dem DGN-Jahreskongress 2024 eine Studie, die den Einfluss nicht-motorischer Symptome auf die Diagnosezeitpunkt untersuchte. Die Forschenden analysierten Daten aus drei großen Kohorten und stellten fest, dass Angst, autonome Dysfunktion, Depression, Müdigkeit, Schmerzen, Schlafstörungen und eine höhere Gesamtbelastung durch nicht-motorische Symptome dazu beitrugen, dass die Diagnose eines Morbus Parkinson verspätet gestellt wurde. Im Gegensatz dazu hatten Impulsivität, REM-Schlaf-Verhaltensstörung, Apathie, Hyposmie und Halluzinationen keinen Einfluss auf eine mögliche Diagnoseverzögerung.
Die Studie nutzte ein "Latent-time-joint-mixed-effects-model", um die Krankheitsverläufe von 1124 Personen mit Morbus Parkinson auf einer Zeitskala abzugleichen und festzustellen, ob die Diagnosen früher oder später als der durchschnittliche Diagnosezeitpunkt der Kohorte gestellt wurden. Die nichtmotorischen Scores wurden in 12 verschiedene nichtmotorische Bereiche gruppiert.
Frühsymptome und ihr Verhältnis zum Krankheitsverlauf
Parkinson beginnt meistens mit sehr unspezifischen frühen Anzeichen, die weniger die Motorik betreffen. Typisch sind Störungen des Geruchssinns (Hyposmie / Anosmie), Tagesmüdigkeit, REM-Schlaf-Verhaltensstörungen (Patientinnen und Patienten reden oder schreien im Schlaf, oder treten und schlagen um sich. Viele dieser Symptome werden häufig zuerst von Angehörigen und Freunden bemerkt und seltener von den Patientinnen und Patienten selbst. Im Frühstadium der Erkrankung nehmen die Betroffenen eher wahr, dass Arme und Beine sich schwerfälliger bewegen lassen. Vielleicht dauert das Aufstehen oder Hinsetzen plötzlich länger als früher. Dadurch wird mehr Zeit für alltägliche Vorgänge wie Waschen, Anziehen, Einkaufen oder Kochen benötigt, was gerade bei älteren Menschen häufig für eine ganz normale Alterserscheinung gehalten wird.
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Im weiteren Verlauf intensivieren sich die jeweiligen Symptome und neue kommen hinzu, etwa der Ruhe-Tremor. Die abnehmende Mimik wird zum vollständigen "Maskengesicht" und es sind kaum noch Regungen zu erkennen. Dauerte es im Frühstadium nur etwas länger, sich hinzustellen, können Bewegungen nun nur noch sehr stark verzögert und gelegentlich auch gar nicht mehr eingeleitet werden. Wurde zunächst nur die Handschrift kleiner, so können Betroffene im Spätstadium vielleicht nicht einmal mehr einen Stift halten. Depressive Verstimmungen werden zu handfesten Depressionen und kleine Veränderungen der Persönlichkeit zu einer manifesten Impulskontrolle, die zu erheblichen Wesensveränderungen führen kann, vor allem zu Aggression und Sturheit. Die mitunter schmerzhaften Muskelversteifungen werden oft als rheumatische Beschwerden fehlinterpretiert. In den meisten Fällen manifestieren sich diese in der Schulter-Arm- bzw. in der Becken-Oberschenkel-Region. Die Kraft der Muskeln bleibt dabei voll erhalten. Körpernahe Muskeln (Schultern, Arme, Oberschenkel) sind von der Muskelsteifigkeit meistens stärker betroffen als körperferne Muskelgruppen.
Motorische Symptome als Grundlage der Diagnose
Motorische Parkinson-Symptome sind ein wesentliches Merkmal der Parkinson-Erkrankung. Ohne das Vorliegen dieser vier Kardinalsymptome wird die Diagnose „Morbus Parkinson“ nicht gestellt. Neben den vier wesentlichen motorischen Symptomen gibt es auch sogenannte Begleitsymptome. Häufig ist eine Beeinträchtigung des Geruchssinns ein Teil der Krankheit oder tritt im weiteren Krankheitsverlauf auf. Schlafstörungen wie z. B. lebhaftes Träumen oder eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung sind weitere Anzeichen, die mit der Parkinson-Erkrankung in Verbindung gebracht werden können. Eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung, da Patientinnen und Patienten im Schlaf Bewegungen aus ihren Träumen ausführen. Ebenso können Parkinson-Patientinnen und Patienten am Tage sehr müde sein.
Schlafstörungen im Detail
Schlafstörungen treten in allen Stadien der Parkinson-Erkrankung und bei der Mehrzahl der Betroffenen auf. Da es allerdings verschiedene Ursachen für das Auftreten von Schlafstörungen bei Parkinson gibt, ist eine gezielte Behandlung nur nach sorgfältiger Analyse der Symptome und der Begleitumstände möglich. Dieses Problem kann sowohl durch nächtliche Schlafstörungen als auch durch bestimmte Medikamente hervorgerufen werden. Vermehrte Müdigkeit, die bei einer Ein- und Umstellung der Parkinson-Medikamente eintritt, kann sich nach einigen Tagen bis zu wenigen Wochen unter regelmäßiger Einnahme bessern. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen Sie Ihre Ärztinnen und Ärzte informieren. Möglicherweise gibt es hierbei Unterschiede zwischen verschiedenen Dopaminagonisten, so dass bei Tagesmüdigkeit ein Wechsel des Präparates mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzte besprochen werden kann.
In jedem Fall ist bei vermehrter Tagesmüdigkeit die Frage der Fähigkeit zum Führen eines Kraftfahrzeugs mit den Ärztinnen und Ärzte zu besprechen. Bitte beachten Sie entsprechende Hinweise zur Verkehrstüchtigkeit in den Beipackzetteln der Parkinson-Medikamente. Bei guter medikamentöser Einstellung der Parkinson-Krankheit ohne Tagesmüdigkeit ist in Absprache mit Ihren Ärztinnen und Ärzte das Führen eines Kraftfahrzeuges möglich. Hier ist besonders darauf zu achten, dass abends keine stimulierenden Parkinson-Medikamente eingenommen werden. Dies betrifft Präparate, die die Wirkstoffe Selegilin oder Amantadin enthalten. Wird das Einschlafen durch Missempfindungen in den Beinen gestört, die sich erst beim Bewegen oder Laufen bessern, kann ein sogenanntes Restless-Legs-Syndrom vorliegen. Einfache „Hausmittel“ können bei Einschlafstörungen hilfreich sein. Hierzu zählen z. B. warme Fußbäder vor dem Schlafengehen. Auch Entspannungstechniken wie autogenes Training sind einschlaffördernd. Darüber hinaus ist die vorübergehende Einnahme milder Schlafmittel bei der Parkinson-Krankheit möglich. Welche Vorgehensweise die richtige für Sie ist, sollten Sie mit Ihren Ärztinnen und Ärzte besprechen.
Bei allen nächtlichen Ein- und Durchschlafproblemen sollten regelmäßige Zeiten für das Zubettgehen eingehalten und tagsüber Mittagsschlaf und Nickerchen vermieden werden. Besonders in der zweiten Nachthälfte kann es durch das Absinken des Medikamentenspiegels zu starker Unbeweglichkeit kommen. Das Drehen im Bett und das Aufstehen fallen dann schwer oder sind unmöglich. Oft ist dieser Zustand auch mit Schmerzen verbunden. Besonders unangenehm sind schmerzhafte Fuß- und Zehenkrämpfe, die vor allem in den frühen Morgenstunden auftreten. Besprechen Sie diese Probleme mit Ihren Ärztinnen und Ärzte. Meistens kann die Einnahme eines lang wirksamen Parkinson-Medikamentes wie z. B. eines Dopaminagonisten mit langer Wirkdauer vor dem Einschlafen Linderung verschaffen. Muss die Blase jede Nacht mehrfach entleert werden, sollte zunächst darauf geachtet werden, ob der Harndrang im Zusammenhang mit Unbeweglichkeit und Steifigkeit steht. In diesem Fall kann dann die abendliche Einnahme lang wirksamer Parkinson-Medikamente die Blase beruhigen. Hilfreich ist es auch, die abendliche Trinkmenge zu reduzieren (dafür aber morgens und mittags mehr trinken!) und auf die regelmäßige Blasenentleerung vor dem Zubettgehen zu achten. Helfen diese Maßnahmen nicht, sollten durch Ärztinnen und Ärzte andere Ursachen für vermehrten Harndrang (z. B. Blasenentzündung, Herzschwäche) ausgeschlossen werden. Manchmal ist die Einnahme von Medikamenten notwendig, die die Blase beruhigen (sogenannte Anticholinergika). Oft ist eine zu starke Medikamentenwirkung die Ursache von lebhaften (Alb-)Träumen und nächtlichen Unruhezuständen. Diese Probleme müssen Sie unbedingt mit Ihren Ärztinnen und Ärzte besprechen, da meist eine Veränderung der Medikamenteneinstellung notwendig ist. Dabei sollte unbedingt auch Ihr Partner oder Ihre Partnerin zu den nächtlichen Ereignissen befragt werden. Beachten Sie hierzu auch das Informationsblatt „Medikamenteninduzierte Psychose“.
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Motorische Aspekte im Detail
Die abnehmende Mimik wird zum vollständigen "Maskengesicht" und es sind kaum noch Regungen zu erkennen. Dauerte es im Frühstadium nur etwas länger, sich hinzustellen, können Bewegungen nun nur noch sehr stark verzögert und gelegentlich auch gar nicht mehr eingeleitet werden. Wurde zunächst nur die Handschrift kleiner, so können Betroffene im Spätstadium vielleicht nicht einmal mehr einen Stift halten. Depressive Verstimmungen werden zu handfesten Depressionen und kleine Veränderungen der Persönlichkeit zu einer manifesten Impulskontrolle, die zu erheblichen Wesensveränderungen führen kann, vor allem zu Aggression und Sturheit. Die mitunter schmerzhaften Muskelversteifungen werden oft als rheumatische Beschwerden fehlinterpretiert. In den meisten Fällen manifestieren sich diese in der Schulter-Arm- bzw. in der Becken-Oberschenkel-Region. Die Kraft der Muskeln bleibt dabei voll erhalten. Körpernahe Muskeln (Schultern, Arme, Oberschenkel) sind von der Muskelsteifigkeit meistens stärker betroffen als körperferne Muskelgruppen. Das Zahnradphänomen ermöglicht als typisches Parkinson-Anzeichen eine Methode, um einen Rigor im fortgeschrittenen Stadium zu erkennen. Hierbei versuchen Ärztinnen und Ärzte den Arm der Patientinnen und Patienten zu bewegen, zum Beispiel an Ellenbogen oder Handgelenk. Durch den Rigor ist dies nur ruckartig und in kleinen Abständen möglich, als könnte die Bewegung jeweils nur bis zum Einrasten des Gelenks in der nächsten Kerbe eines imaginären Zahnrads ausgeführt werden. Denn die Symptome des Rigors werden stärker, wenn eine zweite Person die Gliedmaßen passiv beugt oder streckt, ohne dass die Patientinnen und Patienten selbst diese Bewegung initiieren. Das langsame rhythmische Zittern ist wohl das bekannteste Parkinson-Syndrom, doch nicht alle Patientinnen und Patienten weisen es auf. Oft setzt es zunächst nur einseitig und im Ruhezustand ein. Das Muskelzittern betrifft zunächst oft nur die Hände. Sind diese leer, beginnen viele Patientinnen und Patienten mit den Fingern zu reiben. Das erinnert an das Zählen von Münzen oder dem Pillendrehen ähnelt (Pillendreher-Phänomen / Pillendreher-Tremor). Später kann sich der Tremor z. B. auch auf den Kopf, Kiefer, Rumpf, die Arme oder die Füße ausdehnen. Diese Reflexe sind sehr wichtig, um aufrecht zu stehen und zu gehen, sowie die Balance zu halten. Bei einem gesunden Menschen sorgen sie dafür, dass er bei Bewegungen seinen Körper ausbalancieren kann (Ausgleichsbewegungen / Drehbewegungen). Durch die Störung ist es Betroffenen nicht mehr möglich, plötzliche Bewegungen aufzufangen, um so z.B. in dichtem Gedränge schnell auf Rempler oder Hindernisse reagieren zu können. Dies führt wiederum zu einer Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen und einer Sturzneigung. Besonders kritisch, da Parkinson-Patientinnen und Patienten auch an einem erhöhten Osteoporose-Risiko leiden und die Gefahr von Knochenbrüchen so steigt. Die Haltungsinstabilität (posturale Instabilität) tritt meist erst in späteren Stadien der Erkrankung auf. Schon im Jahre 1817 beschrieb James Parkinson die gebeugte Körperhaltung als ein Kennzeichen des Morbus Parkinson. Für eine stark ausgeprägte Rumpfbeugung wird heute der medizinische Begriff Kamptokormie verwendet (griechisch kamptein = beugen, kormos = Rumpf). Die Beugung des Oberkörpers kann nach vorne, aber auch zu einer Seite hin auftreten - man spricht dann auch vom sogenannten Pisa-Syndrom. Außerdem kann statt einer Beugung des gesamten Oberkörpers auch eine starke Beugung des Nackens auftreten. Diese Form der Beugehaltung wird Anterocollis oder „Dropped head“ genannt. Die Rumpfbeugung erhöht die Sturzgefahr der Betroffenen durch den verschobenen Körperschwerpunkt erheblich. Patientinnen und Patienten mit einer starken Beugung des Nackens verlieren beispielsweise beim einfachen Versuch nach vorne zu blicken häufig das Gleichgewicht, und drohen nach hinten zu stürzen. Starke Beugung im Stand und während des Gehens, in schweren Fällen auch im Sitzen. Im Liegen dagegen verschwindet die Beugung, der Rücken bzw. Eine erhöhte Spannung und Aktivität der Bauchwandmuskulatur bzw. Des Weiteren kann eine medikamentöse Therapie die Symptomatik in einigen Fällen verbessern. Wichtig ist es, verursachende Medikamente auszuschließen. Bei der sehr seltenen, durch Entzündungsprozesse entstandenen Beugehaltung können in Einzelfällen bestimmte entzündungshemmende Medikamente eine Verbesserung hervorrufen.
Bei Parkinson-Patientinnen und Patienten sind im Verlauf der Krankheit häufig Beweglichkeit und Gang zunehmend beeinträchtigt - die Schritte werden kleiner, langsamer und die Füße halten beim Gehen länger Bodenkontakt. Das Wort „Freezing“ haben ursprünglich englischsprachige Patientinnen und Patienten benutzt, um ihre Gangstörung zu beschreiben, bei der sie mitten in einer Bewegung „einfrieren“. Im Deutschen sprechen Betroffene häufig vom „Festkleben am Boden“, vom „Trippeln“ und davon, nicht von der Stelle zu kommen. Diese Umschreibungen fassen das zentrale Problem der Gangstörung bei Morbus Parkinson recht genau zusammen. Freezing bezeichnet eine plötzlich auftretende, vorübergehende Störung des Ganges. Insgesamt 60-80% aller Menschen mit Parkinson leiden unter solchen Gangblockierungen. Die Gangstörung kann in sehr unterschiedlichen Situationen auftreten: während Wendebewegungen, beim Losgehen (sogenannte Ampelsituation), in räumlicher Enge (wie in einem Türdurchgang) oder nach längerem Sitzen oder Stehen (wenn beispielsweise das Telefon in einiger Entfernung klingelt). Freezing beeinträchtigt die Selbstständigkeit der Betroffenen stark, reduziert die Lebensqualität und stellt durch die erhöhte Sturzgefahr eine Bedrohung der körperlichen Gesundheit dar. Eine medikamentöse (dopaminerge) Therapie kann das Freezing in OFF-Phasen bei Betroffenen mit idiopathischem Parkinson Syndrom verbessern. Bei sonst guter Beweglichkeit (ON-Freezing) ist die medikamentöse Therapie schwieriger.
Tremordominanz
Die wohl bekannteste Form der Parkinson-Erkrankung, bei der vor allem das Zittern im Ruhezustand dominiert. Nicht-motorische Symptome treten meistens weit vor der eigentlichen Diagnose auf. Die meisten Persönlichkeitsveränderungen im Zusammenhang mit Parkinson sind durch eine verminderte Fähigkeit zur Impulskontrolle gekennzeichnet.
Bedeutung der interdisziplinären Behandlung
Die Behandlung der Parkinson-Krankheit erfordert einen interdisziplinären Ansatz, der sowohl die motorischen als auch die nicht-motorischen Symptome berücksichtigt. Neben der medikamentösen Therapie spielen aktivierende Therapien wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie eine wichtige Rolle. Auch psychologische Unterstützung und Selbsthilfegruppen können Betroffenen und ihren Angehörigen helfen, mit der Erkrankung umzugehen.
Gängige Behandlungsmethoden
Eine ursächliche Behandlung der Parkinson-Krankheit ist bisher nicht möglich, sondern nur eine Linderung der Beschwerden. Nach wie vor ist die Dopamin-Ersatztherapie der wichtigste Baustein in der medikamentösen Therapie der Parkinson-Krankheit. Damit ist die Gabe der Dopamin-Vorläufersubstanz Levodopa und anderer Antiparkinsonika gemeint, die die Wirkung von Levodopa und Dopamin verstärken sowie Dopamin-Agonisten (Dopamin-Nachahmer). Vor allem in den ersten Jahren ist die typische Parkinson-Krankheit durch Medikamente gut behandelbar und ermöglicht vielen Patienten eine weitgehend beschwerdefreie erste Krankheitsphase von einigen Jahren. Den aktivierenden Therapien wie Physio- und Sprechtherapie kommt eine zunehmende Rolle zu, von Anfang an den Verlauf günstig zu gestalten. Neue Entwicklungen mit Krafttraining, Tanzen, Tai Chi und Laufbandtraining kommen hinzu. Der Neurotransmitter Dopamin fehlt bei Morbus Parkinson im Hirn. Dopamin kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, während seine Vorstufe Levodopa das kann. Damit mehr Levodopa im Hirn zu Dopamin verstoffwechselt werden kann, wird sein Abbau außerhalb des Gehirns mit Benserazid oder Carbidopa gehemmt. Diese Zusatzstoffe sind in allen Levodopa-Präparaten enthalten. Levodopa ist so schon seit einem halben Jahrhundert als Antiparkinson-Mittel im Einsatz. Ein gutes Ansprechen gilt als ein wichtiger diagnostischer Hinweis für das Vorliegen des klassischen Morbus Parkinson.
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In den ersten Jahren der Levodopa-Einnahme kann die Symptomreduktion so weit gehen, dass Betroffene ihre Krankheit vergessen. Allerdings kommt es nach 5 Jahren bei über 50 Prozent der Patienten zu Wirkungsschwankungen im Tagesverlauf: zunächst zu einer verkürzten Wirkdauer einzelner Levodopa-Gaben, dann zu Dyskinesien und Off-Phasen. Lange Zeit wurde daher diskutiert, ob Levodopa den Krankheitsverlauf beschleunigen könnte. Große Studien der letzten Jahre bestätigen wieder Levodopa als das wesentliche Parkinson-Medikament. Die Hypothese, das Levodopa „toxisch“ sei und deshalb nur so „spät wie möglich“ eingesetzt werden sollte, gilt heute als widerlegt.
Nicht-motorische Symptome im Fokus der Behandlung
"Es ist wichtig zu wissen: Nicht motorische Symptome treten nicht als Folge von motorischen Störungen auf, sondern sie sind Teil der Krankheit“, betont Prof. Dr. Alexander Storch. „Schmerzen zum Beispiel beruhen zwar auf einer schlechten Beweglichkeit, aber nicht nur. Sie sind gleichzeitig ein eigenständiges Parkinson-Symptom. Nicht motorische Beschwerden, die in allen Krankheitsstadien vorkommen, müssen daher genauso aufmerksam wie motorische Symptome betrachtet und so gut wie möglich behandelt werden.“ Das betrifft insbesondere Stimmung, Schmerz und Kognition, also Denken und Wahrnehmung. Aus den Ursachen folgt als Grundprinzip: Man optimiert zunächst die sogenannte dopaminerge Stimulation, sprich die auf die Motorik zielende Therapie. Damit kann man auch die nicht motorischen Beschwerden mindern, da bei ihnen ebenfalls auf Dopamin bezogene Faktoren hineinspielen. Bei Schlafstörungen zum Beispiel würde man also zunächst schauen, welche Probleme bestehen, und klären: Sollte man die Medikation nachts reduzieren oder muss man stärker und gegebenenfalls kontinuierlich mit Dopamin stimulieren, damit Schlafbewegungen möglich sind und Betroffene besser durch die Nacht kommen? Dann kann man überlegen, inwiefern man auch noch schlafspezifisch behandelt. Es gibt für nicht motorische Symptome inzwischen vielfältige Therapiemöglichkeiten. Allerdings haben wir längst nicht für alle Beschwerden effektive Behandlungsansätze. Hier ist noch viel Forschung erforderlich. Ratsam ist, sich über verlässliche Medien oder die Selbsthilfe gut über seine Erkrankung, die Therapie und mögliche Beschwerden zu informieren. Entscheidend ist, dass Betroffene im Arztgespräch von ihren Problemen berichten. Viele sprechen zum Beispiel Schmerzen nicht an, weil sie keinen Bezug zu Parkinson vermuten. Dabei ist Schmerz ein zentrales Symptom ihrer Erkrankung. Wenn die Neurologin oder der Neurologe von den Beschwerden weiß, kann sie oder er einordnen, welche Schmerzform vorliegt, und die passende Therapie auswählen. Ich selbst händige meinen Patientinnen und Patienten für die Zeit im Wartezimmer einen Fragebogen zu nicht motorischen Symptomen aus. Ihre Antworten liefern mir im anschließenden Patientengespräch einen guten Überblick und ich erkenne, was ich ansprechen sollte.
Therapie neuropsychiatrischer Symptome
Bei Vigilanzstörungen/Tagesmüdigkeit gibt es einen Zusammenhang mit Dopaminagonisten - wobei sich die Vertreter der Wirkstoffklasse in dieser Hinsicht unterscheiden. Parkinson-Patienten mit Depression scheinen hingegen von Dopaminagonisten profitieren zu können. Zu weiteren Behandlungsmöglichkeiten nicht motorischer Symptome gibt es in der Regel aufgrund mangelnder Daten keine spezifischen Empfehlungen für Parkinson-Patienten. Sie orientieren sich an den allgemeinen Empfehlungen für die Therapie dieser Symptome. Darüber hinaus sind neuropsychiatrische Nebenwirkungen der dopaminergen Therapie wie halluzinogene Psychosen und dopaminerge Verhaltensstörungen bei der Behandlung von Parkinson-Patienten im klinischen Alltag von zentraler Bedeutung.
Bedeutung der Früherkennung
Die große Schwierigkeit bei der Diagnose eines Parkinson-Syndroms besteht darin, dass die Erkrankung in vielen Fällen schon fortgeschritten ist, ehe überhaupt eindeutige Symptome auftreten. Viele Nebensymptome wie Schlafstörungen, Muskelverspannungen oder Schmerzen, die durchaus Hinweise auf eines der Parkinson-Syndrome geben können, werden in vielen Fällen zunächst einzeln diagnostiziert. Umso wichtiger ist es, dass Sie mit einem Facharzt sprechen, der unter anderem auf Parkinson-Erkrankungen spezialisiert ist. Bei neuen Beschwerden oder sonstigen Auffälligkeiten, können Sie zunächst immer Ihren Hausarzt aufsuchen. Liegt der Verdacht bei Parkinson oder sonstigen Erkrankungen des Nervensystems, sind Fachärzte für Neurologie mit Spezialwissen im Bereich Bewegungsstörungen die richtige Adresse.
Parkinson-Diagnostik im Detail
Die Parkinson-Diagnostik kann verschiedene Untersuchungen und Tests umfassen. Der Arzt wird detaillierte Fragen zur medizinischen Vorgeschichte und den Symptomen stellen. Der Arzt führt eine umfassende Untersuchung durch, um typische Parkinson-Symptome zu erkennen. In vielen Fällen kann der Arzt die Diagnose Parkinson bestätigen, wenn die Symptome auf die Behandlung mit Parkinson-spezifischen Medikamenten, insbesondere Levodopa, ansprechen.
Der sogenannte L-Dopa-Test kann beispielsweise im Rahmen der Diagnostik eines Parkinson-Syndroms eingesetzt werden. Hierfür wird zunächst die Symptomschwere erfasst. Dann wird eine schnell wirksame Form von L-Dopa verabreicht und die Symptome werden erneut erfasst. Wenn sich die Symptome um mindestens 30 Prozent verbessert haben, deutet dies auf ein idiopathisches Parkinson-Syndrom hin. Wichtig ist allerdings, dass das alleinige Testergebnis noch keine gesicherte Parkinson-Diagnose bedeutet. Zwar sind genetische Untersuchungen im Rahmen der Parkinson-Diagnostik möglich, allerdings haben diese bislang keinen Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf. Da es keine spezifischen Tests gibt, die einen direkten Nachweis für Parkinson geben können, schließt der Arzt andere mögliche Ursachen für die Symptome aus, wie zum Beispiel einen Schlaganfall, Medikamentennebenwirkungen oder andere neurodegenerative Erkrankungen. Die DAT-Scan Untersuchung, auch bekannt als Dopamintransporter-Scan, ist eine spezielle bildgebende Untersuchung, die in der Diagnose von Parkinson und anderen Bewegungsstörungen verwendet wird. Ein DAT-Scan wird typischerweise durchgeführt, um die Diagnose von Parkinson zu bestätigen.
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