Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das motorische System betrifft. Charakteristische Symptome sind Tremor, Bradykinesie, Muskelsteifheit und Gleichgewichtsprobleme. Obwohl es keine Heilung gibt, existieren verschiedene Behandlungsansätze, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Neben medikamentösen Therapien spielen Bewegungsübungen, Sprachtherapie und psychologische Unterstützung eine wichtige Rolle.
Was ist die Parkinson-Krankheit?
Die Parkinson-Krankheit ist gekennzeichnet durch den Verlust von Dopamin produzierenden Neuronen in der Substantia nigra des Gehirns. Der resultierende Dopaminmangel führt zu einer gestörten Nervenreizübertragung, was Bewegungsstörungen und andere Beschwerden zur Folge hat. Die Ursache ist noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren vermutet.
Multimodale Therapieansätze
Eine umfassende Parkinson-Behandlung beinhaltet verschiedene Therapieansätze, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.
Medikamentöse Behandlung
Parkinson-Medikamente zielen darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und dadurch die Beschwerden zu lindern. Zu den häufig verwendeten Medikamenten gehören:
- Levodopa (L-Dopa): Wird im Gehirn zu Dopamin umgewandelt.
- Dopaminagonisten: Regen Bindungsstellen in den Nervenzellen an, die für die Aufnahme von Dopamin zuständig sind.
- MAO-B-Hemmer (Monoaminooxidase-B-Hemmer): Blockieren den Abbau von Dopamin im Gehirn.
Die medikamentöse Behandlung ist sehr individuell und muss häufig angepasst werden. Im Frühstadium der Erkrankung können die Medikamente die Beschwerden deutlich reduzieren, während im fortgeschrittenen Stadium die Wirkung nachlassen kann und Nebenwirkungen belastender werden.
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Bewegungsübungen und Sport
Regelmäßige körperliche Aktivität und spezielle Übungen sind ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Behandlung. Sie können Bewegungseinschränkungen und Muskelsteife vorbeugen oder die Beweglichkeit wieder verbessern. Studien zeigen, dass Bewegungsübungen helfen können, wieder beweglicher zu werden und schneller zu gehen. Zudem stärken sie die Koordination und das Gleichgewichtsgefühl.
Verschiedene Bewegungsformen können eingesetzt werden:
- Dehnübungen (Stretching): Reduzieren Muskelsteifheit und fördern die Beweglichkeit.
- Ausdauertraining: Verbessert die kardiovaskuläre Gesundheit und steigert das Energieniveau.
- Muskelaktivierung und -entspannung: Hilft, die Muskelkraft zu erhalten und zu verbessern.
- Krafttraining: Stärkt die Muskulatur und verbessert die Körperhaltung.
- Gleichgewichtstraining: Reduziert das Sturzrisiko und verbessert die Koordination.
- Tanzen und Musiktherapie: Fördern die Beweglichkeit und wirken sich positiv auf die Psyche aus.
- Tai Chi, Qigong und Yoga: Sanfte Übungsformen, die Beweglichkeit, Gleichgewicht und Koordination fördern.
- Geh- und Lauftraining: Verbessern das Gangbild und die Ausdauer.
Es ist ratsam, sich von Physiotherapeuten begleiten zu lassen, die individuelle Bewegungsübungen anleiten und zeigen können. Die Kosten für Physiotherapie werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen.
Ergotherapie
Eine Ergotherapie soll helfen, solange wie möglich eigenständig den Alltag zu gestalten und für sich selbst zu sorgen. Dazu kann gehören, die Wohnung und die Arbeitsumgebung an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Zusammen mit den Therapeuten werden Möglichkeiten erarbeitet, besser mit den Beschwerden zurechtzukommen. Ergotherapeutische Übungen können auch die Grob- und Feinmotorik fördern. Es wird beispielsweise geübt, sich anzuziehen, Essen zuzubereiten und mit Hilfsmitteln (wie Rollatoren oder speziellem Besteck) umzugehen. Auch handwerkliche und kreative Übungen wie Basteln oder Malen können Teil einer Ergotherapie sein. Das Ziel dieser sogenannten Ergotherapie ist es, die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten.
Sprachtherapie (Logopädie)
Viele Menschen mit Parkinson leiden unter zunehmenden Schwierigkeiten beim Sprechen. Die Stimme wird mit der Zeit verwaschener, monotoner und leiser, da die Muskeln im Kehlkopf, in der Zunge und im Gesicht unbeweglicher werden. Hinzu können Wortfindungsstörungen kommen und es kann schwerer werden, andere Menschen zu verstehen.
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Bei der Sprachtherapie wird geübt, wieder klarer, lauter und deutlicher zu sprechen. Mit verschiedenen Lockerungs- und Sprechübungen oder Singen wird auch die Beweglichkeit der Gesichtsmuskulatur, die Mimik und Atmung trainiert. Welche Form der Sprachtherapie eingesetzt wird, hängt von den jeweiligen Beschwerden und persönlichen Vorlieben ab.Viele Menschen vermeiden es aus Unsicherheit und Scham zunehmend, mit anderen zu sprechen. Deshalb geht es auch darum, wieder mehr Selbstbewusstsein bei Gesprächen zu entwickeln und sich besser ausdrücken zu können. Wenn das Sprechen zunehmend schwerer fällt, kann eine Sprachtherapie (Logopädie) sinnvoll sein.
Psychologische Unterstützung
Die Parkinson-Krankheit kann besonders im fortgeschrittenen Stadium mit starken psychischen Belastungen einhergehen. Viele Menschen entwickeln im Verlauf der Erkrankung depressive Beschwerden bis hin zu behandlungsbedürftigen Depressionen. Doch auch zu Anfang fällt es oft schwer, mit der Diagnose zurechtzukommen - und dem Wissen, dass die Symptome mit den Jahren deutlich zunehmen. Eine psychologische Unterstützung und Begleitung kann deshalb sinnvoll sein. Auch für Angehörige stehen verschiedene psychologische Beratungsangebote zur Verfügung.
Weitere Maßnahmen
- Entspannungsübungen: Progressive Muskelentspannung kann helfen, Verspannungen zu lösen.
- Wärmebehandlungen und Massagen: Können ebenfalls zur Entspannung beitragen.
Schmerz bei Parkinson
Ein wesentlicher Aspekt bei der Behandlung von Parkinson ist die Schmerzlinderung. Parkinsonpatienten klagen häufig über Rückenschmerzen, die durch die stärkere Muskelspannung ausgelöst werden. Diese erhöhte Muskelspannung wird von den Patienten als Schmerz wahrgenommen, oft im Bereich der Nackengegend oder der Lendenwirbelsäule.
Ursachen von Schmerzen
Die Schmerzerfassung und -differenzierung bei Parkinson ist komplex. Patienten verschweigen ihrem Neurologen oft Schmerzen, da sie diese nicht direkt mit der Erkrankung in Verbindung bringen. Es gibt verschiedene Arten von Schmerzen, die bei Parkinson auftreten können:
- Nozizeptive Schmerzen: Durch Gewebsschädigung verursachte Schmerzen, z. B. muskuloskelettale Schmerzen durch motorische Fluktuationen oder Dystonie.
- Neuropathische Schmerzen: Schmerzen im Zusammenhang mit einer Erkrankung oder Läsion des somatosensorischen Systems.
- Noziplastische Schmerzen: Eine veränderte nozizeptive Funktion ohne Hinweise für eine aktuelle oder drohende Gewebsschädigung.
Behandlung von Schmerzen
Die Schmerztherapie bei Parkinson sollte differenziert und auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sein. Folgende Maßnahmen können helfen, Schmerzen zu lindern:
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- Optimierung der dopaminergen Therapie: Eine gute Einstellung der Parkinson-Medikamente kann Schmerzen reduzieren.
- Physiotherapie und Massagen: Lockern Muskelverspannungen und verbessern die Beweglichkeit.
- Schmerzmedikamente: In bestimmten Fällen können Analgetika, Cannabinoide oder Opioide zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Botulinumtoxin-Injektionen: Können bei Muskelverspannungen und Dystonien helfen.
- Korsett: Bei Fehlhaltungen mit nach vorn gebeugtem Oberkörper kann ein Korsett zur Unterstützung der Wirbelsäule eingesetzt werden.
- Sportliche Aktivität: Kräftigungs- und Dehnungsübungen, Thai Chi, Qi Gong, Tangotanzen, Nordic Walking und Karate können positive Wirkungen zeigen.
Übungen für Zuhause
Es gibt verschiedene Übungen, die Parkinson-Patienten zu Hause durchführen können, um ihre Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Dazu gehören:
- In Rückenlage:
- Beine anwinkeln und abwechselnd links und rechts zum Boden absenken.
- Arme und Beine lang ausstrecken, Fußspitze hochziehen und Ferse vom Körper wegschieben.
- Gestreckte Beine leicht grätschen, Arme nach oben zur Zimmerdecke strecken und abwechselnd rechts und links auf den Boden legen.
- In Seitlage:
- Oberes Bein vor- und zurückschwingen.
- Beine abwechselnd anbeugen und wieder ausstrecken.
- Obere Schulter nach hinten zurückdrehen.
- Becken nach vorne drehen.
- Im Sitzen:
- Oberkörper nach vorne neigen und wieder zurück.
- Oberkörper abwechselnd nach rechts und nach links bewegen.
- Oberkörper zur Seite bewegen und gleichzeitig das gegenüberliegende Knie anheben.
- Beine etwas weiter nach rechts stellen und mit beiden Armen erst nach links und dann nach rechts schwingen.
- Mit geradem Rücken an die Stuhllehne anlehnen, Fuß auf die Stuhlkante setzen und das Bein mit den Armen umfassen.
- Mit geradem Rücken an die Stuhllehne anlehnen, Hand an der Sitzfläche festhalten und mit dem anderen Arm über den Kopf greifen und den Kopf sanft zur Seite ziehen.
- Im Stehen (mit Festhalten an einer festen Griffstange):
- Bein vor- und zurückschwingen.
- Armbewegung zur Beinbewegung hinzufügen.
- Becken nach hinten strecken.
Tipps für den Alltag
- Halten Sie sich fit: Regelmäßige körperliche Aktivität ist wichtig, um die Beweglichkeit zu erhalten und Schmerzen zu lindern.
- Trainieren Sie Bewegungsabläufe: Gestalten Sie Ihr Leben trotz Parkinson so aktiv wie möglich.
- Führen Sie ein Lockerungsprogramm am Morgen durch: Die Muskelsteifheit ist oft besonders ausgeprägt am Morgen.
- Geben Sie dem Körper gezielte Befehle, die große Bewegungen fördern: Zum Beispiel "Gehe große Schritte!"
- Verwenden Sie Reminder: Erinnern Sie sich daran, die Muskeln zu lockern und große Bewegungen zu machen.
- Fördern Sie die Durchblutung: Kleine Mikrobewegungen können helfen, die Grundanspannung zu reduzieren.
Besonderheiten im fortgeschrittenen Stadium
Im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium können neben den motorischen Symptomen weitere Begleiterscheinungen auftreten, die nicht so gut auf Medikamente ansprechen. Dazu gehören Schluckstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Störungen beim Wasserlassen und psychische Beschwerden. Auch die Wirkung der Medikamente kann nachlassen und Nebenwirkungen können belastender werden.
Maßnahmen im fortgeschrittenen Stadium
- Anpassung der medikamentösen Therapie: Die Dosis der Medikamente muss möglicherweise erhöht oder die Einnahmezeiten angepasst werden.
- Medikamentenpumpe: In bestimmten Fällen kann eine Medikamentenpumpe eingesetzt werden, um den Wirkstoff kontinuierlich unter die Haut oder direkt in den Dünndarm abzugeben.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Bei motorischen Komplikationen kann die tiefe Hirnstimulation eine Option sein. Dabei werden Elektroden im Gehirn implantiert, die über einen Schrittmacher in der Brust gesteuert werden.
- Palliativpflege: Im Endstadium kann eine Palliativpflege sehr wertvoll sein, um die Lebensqualität zu verbessern und die Symptome zu lindern.