Parkinson und Stress: Wie Stress die Ursachen verstärkt

Bewegungsstörungen wie Dystonie und Parkinson beeinflussen das Leben vieler Menschen weltweit. Bei Parkinson kann es neben den typischen Bewegungseinschränkungen auch zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen kommen. Doch was genau verbirgt sich hinter diesen Erkrankungen? Sind sie verwandt, oder gibt es klare Unterschiede? Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Parkinson, Stress und anderen Faktoren, die die Erkrankung beeinflussen können.

Dystonie und Parkinson: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Dystonie ist eine neurologische Bewegungsstörung, die durch unwillkürliche Muskelanspannungen und Fehlhaltungen gekennzeichnet ist. Die Symptome können einzelne Muskelgruppen oder den gesamten Körper betreffen. Die Ursache einer Dystonie ist meist unbekannt, jedoch können genetische Faktoren eine Rolle spielen und eine Störung im zentralen Nervensystem verursachen.

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem mit Muskelsteifheit (Rigor), Muskelzittern (Tremor) und Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) einhergeht. Dabei sterben in der Substantia nigra, einer wichtigen Kernstruktur im Mittelhirn, bestimmte Nervenzellen ab, wodurch die Produktion des Botenstoffs Dopamin verringert wird. Der für den Körper so wichtige Botenstoff Dopamin kann bei der gestörten Verbindung von Gehirn und dem ZNS nicht in den gewünschten Mengen hergestellt werden. Das fehlende Dopamin sorgt dafür, dass die Betroffenen die Kontrolle über die eigene Bewegungsfreiheit verlieren.

Dystonie und Parkinson unterscheiden sich in ihrer Auswirkung auf die Bewegung: Während Dystonie durch unwillkürliche und anhaltende Muskelkontraktionen sowie Fehlhaltungen oder -stellungen gekennzeichnet ist, führt Parkinson vor allem zu einer Verlangsamung der Bewegungen und einer ausgeprägten Muskelsteifheit. Allerdings kann Dystonie auch als Begleitsymptom bei Parkinson auftreten und die motorischen Einschränkungen zusätzlich verstärken.

Ursachen von Parkinson

Parkinson entsteht durch den fortschreitenden Verlust von Dopamin-produzierender Nervenzellen in der Substantia nigra. Neben der idiopathischen Parkinson-Krankheit gibt es auch atypische Parkinson-Syndrome und sekundäre Formen.

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Medikamentöse Auslöser: Bestimmte Medikamente, insbesondere Neuroleptika, können Dystonien verursachen.

Symptome von Parkinson

Die Parkinson-Erkrankung ist die häufigste und bekannteste Bewegungsstörung. Im deutschsprachigen Raum bezeichnet man Parkinson auch als Schüttellähmung. Das Krankheitsrisiko steigt mit fortschreitendem Alter.

Frühe Symptome:

  • Geruchsstörungen
  • Stimmungsprobleme
  • Gestörtes Farbensehen
  • Ein verändertes Schlafverhalten
  • Schmerzen und Missempfindungen

Parkinson entwickelt sich langsam und schleichend und die Symptome treten zu Beginn meist nur auf einer Körperseite auf.

4 Hauptsymptome bei Parkinson:

  1. Muskelstarre (Rigor): Rigor bedeutet die Steifheit der Muskeln. Diese sind bei Parkinsonkranken dauerhaft angespannt, auch im Ruhezustand. Symptome wie ein Ziehen im betroffenen Bereich oder das Gefühl, bei jeder Bewegung gegen einen zähen Widerstand anzukämpfen sind typisch. Hauptsächlich betroffen sind die Nacken- und Schultermuskeln. Derdie Ärztin kann die Muskelsteifheit anhand des Zahnradphänomens feststellen: Beim Bewegen von Extremitäten wie der Arme treten Widerstände auf und verschwinden wieder. Die Bewegung ist ruckartig, als würde sich ein Zahnrad bewegen.
  2. Bradykinese: Parkinson-Patientinnen mit einer Bradykinese bewegen sich langsamer. Sie gehen langsam und in kleinen Schritten und häufig nach vorne gebeugt. Es fällt ihnen schwer, eine Bewegung überhaupt zu starten. Auch Gestik und Mimik verändern sich bei der Bradykinese, das Gesicht wirkt maskenhaft. Die Betroffenen sprechen leise, monoton und undeutlich. Feinmotorische Fähigkeiten nehmen ab, so wird beispielsweise die Handschrift kleiner und unleserlich. Mit fortschreitender Krankheit kann es zu einer Akinese kommen, bei der die Bewegungen extrem verlangsamt sind oder derdie Betroffene teilweise völlig bewegungslos ist.
  3. Parkinson-Tremor (Muskelzittern): Typisch für die Parkinson-Krankheit ist das Zittern, das in Ruhe-Situationen auftritt (Ruhe-Tremor). Deshalb wird sie umgangssprachlich auch „Schüttel-Lähmung“ genannt. Meist fängt es in den Armen und Händen an, im späteren Verlauf zittern auch die Beine und Füße.
  4. Instabile Körperhaltung mit Neigung zu Stürzen: Bei Parkinson sind die Stell- und Haltereflexe gestört. Betroffenen fällt es schwer, sich stabil aufrecht zu halten. Sie sind unsicher beim Gehen und stürzen leichter. Andere Anzeichen von Parkinson wie Stürze, Denk- und Gedankenstörungen zeigen sich hingegen verstärkt, wenn die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist.

Nicht-motorische Symptome:

Neben den sichtbaren Anzeichen treten normalerweise auch nicht-sichtbare Parkinson-Symptome auf. Diese werden in vier Gruppen zusammengefasst:

  • Neuropsychiatrische Störungen: Antriebsarmut, Depressive Verstimmungen, Störungen der Impulskontrolle, des Denkens (etwa eine Verlangsamung) und der Gedanken (beispielsweise inhaltliche Einschränkungen, quälendes Grübeln)
  • Schlafstörungen: Mit häufigem Erwachen, oft als Folge erhöhter Müdigkeit während des Tages
  • Autonome Funktionsstörungen: Dadurch kann der Blutdruck schwanken oder die Patient*innen verlieren die Kontrolle über ihre Blase und den Darm.
  • Sinnesstörungen: Etwa eine verminderte Fähigkeit, zu riechen und Farben wahrzunehmen, sowie Schmerzen

Wie Stress Parkinson-Symptome verstärkt

Je mehr Stressfaktoren, desto stärker die Parkinson-Symptome: das Zittern wird schlimmer, die Bewegungen werden langsamer, der Schmerz nimmt zu. Vor allem dauerhafter Stress kann neurologische Symptome verschlechtern. Nachgewiesen ist das bei Multipler Sklerose, Parkinson, Migräne und vielen anderen Krankheiten.

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Bei Stress schüttet der Körper vermehrt Hormone wie Adrenalin und Cortisol aus. Ist ihre Konzentration im Blut über längere Zeit erhöht, werden Immunzellen aktiv. Die gelangen ins Gehirn und lösen Entzündungen im Nervengewebe aus.

  • Parkinson beschleunigen: Bei Parkinson sterben Nervenzellen im Gehirn ab. Stress kann diesen Prozess beschleunigen und Symptome wie Zittern oder steife Bewegungen verschlimmern.

Tipps zur Stressbewältigung bei Parkinson

  • Stressfaktoren erkennen: Versuchen Sie zu erkennen, wo Sie Stress erleben und was Sie in einer Stresssituation empfinden. Leiden Sie unter Schlafmangel, sind Sie verwirrt oder frustriert, übernehmen Sie zu viel Verantwortung oder haben Sie zu viele Termine und Verpflichtungen?
  • Einfache Faktoren beseitigen: Wenn Sie eine solche Liste mit Stressfaktoren aufstellen, werden Sie bestimmt feststellen, dass Sie einige sofort beseitigen können. Verbannen Sie die einfachsten Faktoren sofort aus Ihrem Leben. Sie können nicht schlafen, wenn Sie einen gruseligen oder traurigen Film gesehen haben? Sehen Sie sich solche Filme nicht an. Sie sind ganz aufgedreht, wenn Sie Kaffee getrunken haben? Trinken Sie entkoffeinierten Kaffee - oder besser noch gar keinen.
  • Verpflichtungen überdenken: Überdenken Sie die Verpflichtungen und Vereinbarungen, die Sie eingegangen sind. Das gilt sowohl für Ihr Berufs- als auch Ihr Privatleben. Wir alle glauben gerne, dass wir unersetzlich sind. Aber Hand aufs Herz: Geht die Welt unter, wenn Sie morgen kündigen oder sich nicht jede Woche ehrenamtlich in der Schule Ihres Kindes engagieren? Schöpfen Sie noch genügend Energie aus Ihrer Beziehung? Folgen Sie bei Ihrem Tun und Lassen Ihrem Herzen? Oder tun Sie Dinge, von denen Sie glauben, dass andere Menschen sie von Ihnen erwarten? Bei der Beurteilung Ihrer Situation und/oder beim Setzen von Zielen können Sie ruhig einen Coach, professionellen Berater oder Freund um Hilfe bitten.
  • Aufgaben zerlegen: Zerlegen Sie Aufgaben in mehrere kleine Häppchen - das Erreichen vieler kleiner Teilziele motiviert Sie, fortzufahren.
  • Ruhemomente einplanen: Planen Sie Ruhemomente ein. Geben Sie Ihrer Rekonvaleszenz Priorität. Was entspannt Sie? Ein gemütliches Treffen mit Freunden, das Lesen eines Buches oder ein Spaziergang? Tun Sie es! Räumen Sie dieser Aktivität einen hohen Stellenwert ein. Das lässt sich Schritt für Schritt realisieren. Beginnen Sie mit einem gemütlichen Spaziergang - Sie brauchen wirklich nicht stundenlang im Fitness-Center zu schwitzen!
  • Gesunde Ernährung: Essen Sie mehr Obst und Gemüse und versuchen Sie Koffein so viel wie möglich zu vermeiden.
  • Akzeptanz: Man kann einfach nicht alles in der Hand haben und Sie können nicht mehr tun als Ihr Bestes. Zugegeben, für Parkinson-Patienten ist das nicht immer einfach. Es ist aber unwahrscheinlich wichtig.
  • Schlafhygiene: Gelingt es Ihnen nicht, die ganze Nacht durchzuschlafen, versuchen Sie es dann mit einem oder einigen Nickerchen am Tage.
  • Innere Einstellung: Betrachten Sie Veränderungen in Ihrem Leben als eine Herausforderung und als eine Chance, zu wachsen und sich als Mensch zu entwickeln. Sie können weder die Umstände noch das Verhalten anderer Menschen kontrollieren - Ihre innere Einstellung hingegen haben Sie selbst in der Hand. Und es ist diese Einstellung, die den Unterschied zwischen zufrieden und mürrisch, glücklich und unglücklich ausmacht.

Diagnose von Parkinson

Um die Diagnose Parkinson zu stellen, betrachtet derdie Ärztin im Wesentlichen die klassischen erkennbaren Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegungen, steife Muskeln und Gleichgewichtsstörungen. Verschiedene Untersuchungen können bereits in der frühen Phase der Erkrankung dazu beitragen, die Diagnose zu sichern. Dazu zählt insbesondere das bildgebende Verfahren DAT-Scan. Damit lassen sich Störungen im Dopamin-Stoffwechsel zeigen.

Weiterführende Untersuchungen:

  • Geruchstest
  • Ergänzende neuropsychologische Untersuchungen wie Hirnleistungstests
  • Schlafdiagnostik
  • Elektrophysiologische Messungen der Nervenfunktion
  • Laboruntersuchungen
  • Zusätzliche bildgebende Verfahren
  • L-Dopa-Test: Dabei erhält der Patient oder die Patientin versuchsweise das Medikament L-Dopa, das den Botenstoff Dopamin ersetzt.

Neben den sichtbaren Anzeichen muss der Arzt oder die Ärztin auch die nicht-sichtbaren Symptome im Blick haben, um die Diagnose Parkinson zu stellen - also Geruchsstörungen, Stimmungsprobleme, gestörtes Farbensehen und ein verändertes Schlafverhalten.

Eine wichtige Rolle spielt bei der Diagnostik die Feststellung einer möglichen Depression, die in Verbindung mit einer Parkinson-Erkrankung auftreten kann. Depressionen gehören zu den Faktoren, die die Lebensqualität von Parkinson-Patient*innen am stärksten beeinträchtigen.

Therapieoptionen bei Parkinson

Bislang ist die Parkinson-Krankheit nicht grundsätzlich heilbar. Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, können aber den Krankheitsverlauf beeinflussen. Bei der Therapie unterscheidet man zwischen den motorischen Symptomen, also der Anzeichen, welche die Bewegung betreffen und den nicht-motorischen Symptomen.

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Behandlung der Bewegungsstörungen:

  • Medikamentöse Behandlung: Die motorischen Symptome lassen sich vor allem mit Medikamenten beeinflussen. Dabei wird der Dopaminmangel im Gehirn ausgeglichen. Dazu setzt man fünf Substanzgruppen ein:
    • Levodopa (kurz L-Dopa) (ersetzt den Botenstoff Dopamin)
    • COMT-Hemmer (hemmen das Enzym Catechol-O-Methyl-Transferase und damit den Abbau von Dopamin)
    • MAO-Hemmer (hemmen das Enzym Monoamin-Oxidase und verlangsamen damit den Abbau von Dopamin)
    • NMDA-Antagonisten (blockieren sogenannte NMDA-Rezeptoren und beeinflussen so die Beweglichkeit)
    • Dopamin-Agonisten (wirken wie Dopamin)
  • Tiefe Hirnstimulation: In den letzten Jahren wird neben der medikamentösen Behandlung immer häufiger ein operatives Therapieverfahren namens Tiefe Hirnstimulation eingesetzt. Hierbei regt man drei ausgewählte Hirnregionen über Elektroden an. Dazu kommt ein Schrittmacher, der unter die Haut implantiert wird und den der Patient oder die Patientin von außen steuern kann.

Behandlung von nicht-motorischen Symptomen:

Neben den Bewegungsstörungen behandelt der Arzt oder die Ärztin auch Symptome, die nicht die Beweglichkeit betreffen. Dabei stehen neuropsychiatrische Funktionsstörungen, welche die Psyche und das Verhalten beeinträchtigen, sowie Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit (kognitive Symptome) im Vordergrund. Diese Symptome können bereits zurückgehen, wenn man die Wirkung der Parkinson-Medikamente sorgfältig kontrolliert und die Dosis gegebenenfalls anpasst. Zusätzlich lassen sich einzelne Symptome, etwa Stimmungs-, Schlaf-, Denk- und Impulskontroll-Störungen, mit entsprechenden Arzneimitteln behandeln.

Weitere Behandlungselemente:

  • Krankengymnastik: Ergänzend zur Behandlung mit Medikamenten sind Krankengymnastik und Physiotherapie die wichtigsten Bestandteile der Parkinson-Behandlung. Dabei sollen Beschwerden gelindert werden, die Bewegungsverhalten und die Haltung der Betroffenen beeinträchtigen wie Steifheit (Rigor) Zittern (Tremor) Bewegungsarmut (Hypokinese).
  • Ergotherapie: Ergotherapie unterstützt Parkinson-Patient*innen dabei, Alltagsfunktionen zu erhalten und zu verbessern.
  • Schmerztherapie: Viele Parkinson-Patient*innen gehen zunächst wegen Schmerzen oder Missempfindungen, häufig des Rückens und der oberen Extremitäten zu einem Arzt oder einer Ärztin.

Lebenserwartung bei Parkinson

Die Lebenserwartung bei Parkinson hängt stark von der individuellen Krankheitsprogression und der Behandlung ab. Eine frühzeitige Diagnose und eine gezielte Therapie können dazu beitragen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten. Mit einer optimalen Behandlung haben Parkinson-Patient*innen heute annähernd die gleiche Lebenserwartung wie nicht-erkrankte Personen.

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