Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl von Symptomen auszeichnet. Während viele Menschen die Krankheit hauptsächlich mit dem charakteristischen Zittern (Tremor) in Verbindung bringen, gibt es eine Reihe anderer motorischer und nicht-motorischer Symptome, die insbesondere nachts auftreten können und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Einführung in die Parkinson-Erkrankung
Morbus Parkinson, auch bekannt als idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS), ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Dopamin-produzierende Nervenzellen im Gehirn absterben. Dieser Dopaminmangel führt zu Störungen der Reizübertragung und beeinträchtigt die Steuerung von Bewegungen. Die Symptome von Parkinson können von Person zu Person stark variieren, und nicht alle Betroffenen leiden unter den gleichen Anzeichen oder in derselben Intensität.
Motorische Symptome in der Nacht
Motorische Symptome sind ein wesentliches Merkmal der Parkinson-Erkrankung. Ohne das Vorliegen dieser vier Kardinalsymptome wird die Diagnose „Morbus Parkinson“ nicht gestellt. Viele Parkinson-Patienten erleben nachts eine Zunahme ihrer motorischen Symptome, was zu erheblichen Schlafstörungen führen kann. Zu den häufigsten motorischen Symptomen, die nachts auftreten oder sich verschlimmern können, gehören:
- Akinese (Bewegungsarmut): Akinese bezeichnet eine Bewegungsarmut, die zu einer Verlangsamung und Verminderung willkürlicher und automatischer Bewegungen führt. Zu Beginn der Erkrankung kann es zu Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Hinsetzen, aber auch beim Umdrehen im Liegen kommen. Besonders in der zweiten Nachthälfte kann es durch das Absinken des Medikamentenspiegels zu starker Unbeweglichkeit kommen. Das Drehen im Bett und das Aufstehen fallen dann schwer oder sind unmöglich. Oft ist dieser Zustand auch mit Schmerzen verbunden.
- Rigor (Muskelsteifigkeit): Muskelsteife bei aktiven und passiven Bewegungen. Bekannt ist hier das Zahnradphänomen, bei dem es bei passiver Bewegung z.B. des Handgelenkes zu einem ruckartigen Nachgeben des Muskelwiderstandes wie bei einem Zahnrad kommt.
- Tremor (Zittern): Das langsame rhythmische Zittern ist wohl das bekannteste Parkinson-Syndrom, doch nicht alle Patientinnen und Patienten weisen es auf. Oft setzt es zunächst nur einseitig und im Ruhezustand ein. Diese Reflexe sind sehr wichtig, um aufrecht zu stehen und zu gehen, sowie die Balance zu halten.
- Posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen): Durch die Störung ist es Betroffenen nicht mehr möglich, plötzliche Bewegungen aufzufangen, um so z.B. in dichtem Gedränge schnell auf Rempler oder Hindernisse reagieren zu können. Dies führt wiederum zu einer Gangunsicherheit, Gleichgewichtsstörungen und einer Sturzneigung.
Nicht-motorische Symptome in der Nacht
Neben den motorischen Symptomen treten bei Parkinson auch eine Reihe von nicht-motorischen Symptomen auf, die sich ebenfalls negativ auf den Schlaf auswirken können. Zu diesen Symptomen gehören:
- REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD): Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist eine relativ seltene Schlafstörung, die schätzungsweise bei 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung auftritt. Die Häufigkeit nimmt jedoch mit dem Alter zu und betrifft schätzungsweise 5 Prozent der Menschen über 60 Jahre. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist durch lebhafte, teils aktionsgeladene Träume und körperliche Aktivität während des Traumschlafs gekennzeichnet. Die Betroffenen schreien, schlagen oder treten im Schlaf um sich. Normalerweise passiert das nicht, weil die Muskeln im REM-Schlaf nicht aktiv sind.
- Restless-Legs-Syndrom (RLS): Wird das Einschlafen durch Missempfindungen in den Beinen gestört, die sich erst beim Bewegen oder Laufen bessern, kann ein sogenanntes Restless-Legs-Syndrom vorliegen.
- Nykturie (nächtliches Wasserlassen): Muss die Blase jede Nacht mehrfach entleert werden, sollte zunächst darauf geachtet werden, ob der Harndrang im Zusammenhang mit Unbeweglichkeit und Steifigkeit steht.
- Schmerzen und Krämpfe: Besonders unangenehm sind schmerzhafte Fuß- und Zehenkrämpfe, die vor allem in den frühen Morgenstunden auftreten. Die mitunter schmerzhaften Muskelversteifungen werden oft als rheumatische Beschwerden fehlinterpretiert. In den meisten Fällen manifestieren sich diese in der Schulter-Arm- bzw. in der Becken-Oberschenkel-Region.
- Depressionen und Angstzustände: Veränderungen der Stimmung und des Gefühlslebens. Es kann zu Ängsten, vermehrter Reizbarkeit aber auch Depressionen kommen.
Ursachen für Schlafstörungen bei Parkinson
Schlafstörungen zählen zu den häufigsten Beschwerden bei Parkinson in allen Stadien der Erkrankung. Die Ursachen für Schlafstörungen bei Parkinson sind vielfältig und können auf die Erkrankung selbst, die Medikamente oder begleitende psychische Erkrankungen zurückzuführen sein. Einige der häufigsten Ursachen sind:
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- Direkte Auswirkungen der Parkinson-Erkrankung: Der Dopaminmangel im Gehirn kann den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinträchtigen und zu Schlafstörungen führen.
- Nebenwirkungen von Medikamenten: Einige Parkinson-Medikamente können Schlafstörungen verursachen, insbesondere Dopaminagonisten, die zu Halluzinationen oder Albträumen führen können.
- Psychische Begleiterkrankungen: Depressionen und Angstzustände sind häufige Begleiterkrankungen von Parkinson und können den Schlaf zusätzlich beeinträchtigen.
- Primäre Schlafstörungen: Parkinson-Patienten können auch unter primären Schlafstörungen wie Schlafapnoe oder dem Restless-Legs-Syndrom leiden, die nicht direkt mit der Parkinson-Erkrankung zusammenhängen.
- Wirkungsschwankungen der Medikamente: Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung wirken die Parkinson-Tabletten nicht mehr so lange und es kommt zu Wirkschwankungen. Diese können dazu führen, dass jemand nachts völlig unterbeweglich ist und deshalb nicht schlafen kann.
Diagnose von Schlafstörungen bei Parkinson
Die Diagnose von Schlafstörungen bei Parkinson erfordert eine sorgfältige Anamnese und Untersuchung. Der Arzt wird den Patienten und seine Angehörigen nach den genauen Schlafproblemen, den Begleitumständen und möglichen Ursachen befragen. Zusätzlich können Fragebögen und ein Schlaftagebuch hilfreich sein, um die Schlafstörungen genauer zu dokumentieren. In einigen Fällen kann auch eine Untersuchung im Schlaflabor erforderlich sein, um die Schlafarchitektur und mögliche Schlafstörungen wie Schlafapnoe oder die REM-Schlaf-Verhaltensstörung zu beurteilen. Mit der Schlafableitung lassen sich die Schlaf- und die Muskelaktivitäten genau messen. Auch erfolgen eine neurologische Untersuchung mit der Frage nach ersten Parkinson-Symptomen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen.
Behandlung von Schlafstörungen bei Parkinson
Da es verschiedene Ursachen für das Auftreten von Schlafstörungen bei Parkinson gibt, ist eine gezielte Behandlung nur nach sorgfältiger Analyse der Symptome und der Begleitumstände möglich. Die Behandlung von Schlafstörungen bei Parkinson zielt darauf ab, die zugrunde liegenden Ursachen zu behandeln und die Schlafqualität zu verbessern. Zu den möglichen Behandlungsansätzen gehören:
- Optimierung der Parkinson-Medikation: Eine Anpassung der Parkinson-Medikation kann helfen, motorische Symptome in der Nacht zu reduzieren und den Schlaf zu verbessern. Hier können lang wirksame Parkinson-Medikamente Abhilfe schaffen. Andererseits können lebhafte Träume und nächtliche körperliche Unruhe auf eine zu starke Medikamentenwirkung zurückgehen. Dann kann in Absprache mit dem Arzt die Medikamenteneinstellung entsprechend verändert werden.
- Medikamentöse Behandlung von Schlafstörungen: Je nach Art der Schlafstörung können verschiedene Medikamente eingesetzt werden, um den Schlaf zu fördern. Bei einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung oder bei unruhigen Beinen gibt es weitere Medikamente. Treten Atemaussetzer auf, muss man prüfen, ob jemand eine Schlafmaske benötigt. Je nach Diagnose können gegebenenfalls auch schlafanstoßende Mittel in Betracht kommen.
- Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Einfache „Hausmittel“ können bei Einschlafstörungen hilfreich sein. Hierzu zählen z. B. warme Fußbäder vor dem Schlafengehen. Auch Entspannungstechniken wie autogenes Training sind einschlaffördernd. Darüber hinaus ist die vorübergehende Einnahme milder Schlafmittel bei der Parkinson-Krankheit möglich. Bei allen nächtlichen Ein- und Durchschlafproblemen sollten regelmäßige Zeiten für das Zubettgehen eingehalten und tagsüber Mittagsschlaf und Nickerchen vermieden werden.
- Behandlung von Begleiterkrankungen: Die Behandlung von Depressionen, Angstzuständen oder anderen Begleiterkrankungen kann ebenfalls zur Verbesserung des Schlafs beitragen.
- Schlafhygiene: Grundsätzlich ist es wichtig, auf eine gute Schlafhygiene (Schlafklima, regelmäßige Einschlaf- und Weckzeiten etc.) zu achten und tagsüber Nickerchen oder einen Mittagsschlaf zu vermeiden. Findet die körperliche Aktivität im Freien statt, verbessert dies den Tag-Nacht-Rhythmus, was sich ebenfalls günstig auf die Schlafqualität auswirkt.
Schlafhygiene-Tipps für Parkinson-Patienten
Unabhängig von konkreten Problemen beim Ein- oder Durchschlafen kann es sinnvoll und hilfreich sein, Schlafgewohnheiten gelegentlich zu hinterfragen. Hier sind einige Tipps für eine Verbesserung der Schlafhygiene:
- Einschlafroutine: Die Stunde vor dem Schlafengehen kann genutzt werden, um bewusst zur Ruhe zu kommen und sich „vom Tag zu verabschieden“. Fernsehen und Computer sollten in dieser Stunde möglichst nicht mehr genutzt werden, auch das Mobiltelefon sollte auf lautlos gestellt sein. Ein entspannendes Bad oder eine Tasse Kräutertee (wenn keine Probleme mit nächtlichen WC-Gängen bestehen) können dabei helfen, den Körper auf das Einschlafen vorzubereiten. Um beim Einschlafen nicht ständig an wichtige Erledigungen am Folgetag denken zu müssen, kann es sinnvoll sein, anstehende Aufgaben schriftlich festzuhalten, um den Kopf freizubekommen.
- Schlafzimmer: Das Schlafzimmer sollte ein Ort der Entspannung sein und auch ausschließlich zum Schlafen genutzt werden. Die Temperatur sollte niedriger sein als in den anderen Räumen (16 - 18 Grad sind ideal).
- Ernährung / Getränke: Kaffee, schwarzer Tee oder andere koffeinhaltige Getränke sollten vor dem Schlafengehen vermieden werden. Alkohol kann zwar beim Einschlafen helfen, sollte aber bei Schlafstörungen trotzdem gemieden werden, weil er den Schlaf oft insgesamt beeinträchtigt. Die Abendmahlzeit sollte nicht zu schwer sein und auch nicht zu spät eingenommen werden.
- Sport: Eine regelmäßige sportliche Aktivität im Tagesverlauf kann die Schlafqualität deutlich verbessern.
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