Alternative Parkinson-Therapie: Ein umfassender Überblick

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Dies führt zu einer Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Obwohl es derzeit keine Heilung für Parkinson gibt, stehen verschiedene Therapieansätze zur Verfügung, um die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Neben den konventionellen medikamentösen Behandlungen gibt es auch alternative Therapieansätze, die ergänzend eingesetzt werden können, um die Symptome zu lindern und das Wohlbefinden der Patienten zu verbessern.

Was ist Morbus Parkinson?

Bei allen Erkrankungen aus dem Parkinsonformenkreis kommt es zu einem Verlust von Nervenzellen im Mittelhirn des Hirnstamms, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Unterschieden wird insbesondere zwischen dem klassischen Parkinson, auch Morbus Parkinson oder idiopathisches Parkinsonsyndrom genannt, und den atypischen Parkinsonsyndromen. Das idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS) führt zu einer Störung der Übertragung von Reizen im Hirn, indem sie die Botenstoff Dopamin-produzierenden Nervenzellen (Neurone) im Gehirn zugrunde gehen lässt. Am deutlichsten zeigt sich dieses Absterben in der „Schwarzen Substanz“ (Substantia nigra) in den Basalganglien, dem „Keller des Gehirns“. Die Folge ist ein Mangel am Botenstoff Dopamin. Das ist wiederum die Grundlage für die Dopamin-Ersatztherapie.

Anzeichen und Symptome von Parkinson

Der Morbus Parkinson ist durch vier Hauptsymptome charakterisiert:

  • Verlangsamung von Bewegungen (Bradykinesie, Hypokinesie, Akinesie)
  • Vermehrte Steifigkeit in der Muskulatur (Rigor)
  • Ruhezittern (Tremor)
  • Gleichgewichtsstörungen (posturale Instabilität)

Als weitere Symptome der Erkrankung können bereits vor Beginn der Bewegungsstörung eine Störung des Geruchssinns (Hyposmie), eine Depression, oder eine Schlafstörung (REM-Schlaf Verhaltensstörung) auftreten. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können eine Störung der Blutdruckregulation (orthostatische Hypotension), Blasenfunktionsstörungen oder eine Demenz auftreten. Diese Beschwerden sind nicht immer auf den Verlust von dopaminergen Nervenzellen zurückzuführen, sondern können durch den Verlust weiterer Nervenzellen im Rahmen der Parkinsonerkrankung erklärt werden. So könnte der Verlust serotonerger und noradrenerger Nervenzellen die Entstehung einer Depression begünstigen, während der Verlust acetylcholinerger Nervenzellen die Entstehung einer Demenz begünstigen könnte.

Ursachen der Parkinsonkrankheit

Die Ursachen der Parkinsonerkrankung sind trotz intensiver Forschung noch immer nicht eindeutig geklärt. Dopaminerge Nervenzellen scheinen besonders viele Radikale unschädlich machen zu müssen, auf eine Störung im Abbau von Zellmüll weisen auch genetische Veränderungen bei einem Teil der Parkinsonpatienten hin. Umweltfaktoren als Ursache für die Parkinsonerkrankung sind ebenfalls nicht ausgeschlossen, derzeit aber im Vergleich zu den genetischen Veränderungen etwas in den Hintergrund gerückt. Die Mutation im Glucocerebrosidase-Gen (GBA1) ist der wichtigste Risikofaktor (bei ca.

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Diagnose von Morbus Parkinson

Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel durch eine neurologische Untersuchung mit Nachweis der für die Erkrankung typischen Beschwerden entweder beim niedergelassenen Neurologen oder in der Ambulanz für Bewegungsstörungen der Neurologischen Uniklinik. Weiterführende Untersuchungen können sehr hilfreich sein, um insbesondere in der Frühphase der Erkrankung oder bei Unsicherheit in Bezug auf die exakte Einordnung der Beschwerden eine verbesserte diagnostische Sicherheit zu erzielen. Zu diesen Untersuchungen gehören insbesondere ein sogenannter Parenchymultraschall, eine medikamentöse Testung und eine nuklearmedizinische Untersuchung.

Zur Diagnosesicherung erfolgt dann eine Darstellung des bei der Erkrankung betroffenen Dopaminsystems mithilfe einer nuklearmedizinischen Untersuchung (sogenanntes Dopamintransporter-SPECT) in der Abteilung Nuklearmedizin. Hierbei wird eine sehr geringfügige und klinisch unbedenkliche Menge radioaktiv markierten L-DOPA (Vorstufe des Botenstoffs Dopamin) intravenös injiziert und die Aufnahme im Gehirn auf Schnittbildern durch das Gehirn dargestellt. Eine Abnahme des „Dopaminsignals“ beweist dann das Vorliegen einer Erkrankung aus dem Parkinsonformenkreis.

Konventionelle Parkinson-Therapie

Die gängige Behandlung zielt auf die Linderung der Beschwerden ab, da eine ursächliche Behandlung der Parkinson-Krankheit bisher nicht möglich ist. Nach wie vor ist die Dopamin-Ersatztherapie der wichtigste Baustein in der medikamentösen Therapie der Parkinson-Krankheit. Damit ist die Gabe der Dopamin-Vorläufersubstanz Levodopa und anderer Antiparkinsonika gemeint, die die Wirkung von Levodopa und Dopamin verstärken sowie Dopamin-Agonisten (Dopamin-Nachahmer).

Der Neurotransmitter Dopamin fehlt bei Morbus Parkinson im Hirn. Dopamin kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden, während seine Vorstufe Levodopa das kann. Damit mehr Levodopa im Hirn zu Dopamin verstoffwechselt werden kann, wird sein Abbau außerhalb des Gehirns mit Benserazid oder Carbidopa gehemmt. Diese Zusatzstoffe sind in allen Levodopa-Präparaten enthalten. Levodopa ist so schon seit einem halben Jahrhundert als Antiparkinson-Mittel im Einsatz. Ein gutes Ansprechen gilt als ein wichtiger diagnostischer Hinweis für das Vorliegen des klassischen Morbus Parkinson.

Medikamentöse Therapie

Medikamente können die motorischen Einschränkungen bei Parkinsonsyndromen deutlich verbessern. Zur diagnostischen Einschätzung und zur Beurteilung von Behandlungsmöglichkeiten bei Patienten mit Morbus Parkinson und atypischen Parkinsonsyndromen können L-DOPA-Tests und Apomorphin-Tests erfolgen. Hierbei werden genau definierte Mengen von L-DOPA (Vorstufe von Dopamin, das bei der Parkinsonerkrankung fehlt) oder Apomorphin (Dopaminagonist, Wirkung erfolgt über die Bindungsstellen für Dopamin im Gehirn) entweder zum Trinken gegeben (L-DOPA) oder unter die Haut injiziert (Apomorphin). Ein weiterer Test ist der sogenannte Clozapin-Test. Bei verschiedenen Formen von Tremorerkrankungen einschließlich des Parkinson-Tremors kann eine Behandlung mit Clozapin zu einem deutlichen Rückgang des Tremors führen.

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Der Verlust dopaminerger Nervenzellen im Gehirn kann durch Tabletten-Gabe von L-DOPA, der Vorstufe von Dopamin, ausgeglichen werden. L-DOPA wird dann im Gehirn in Dopamin umgewandelt und kann dort seine Aufgaben weiterhin übernehmen. L-DOPA ist eindeutig der wirksamste für die Behandlung der Parkinsonerkrankung zur Verfügung stehende Wirkstoff, und jeder Parkinsonpatient wird irgendwann auf die Behandlung mit diesem Wirkstoff angewiesen sein. Hierzu gehören insbesondere die Dopaminagonisten, die an die gleichen Bindungsstellen wie Dopamin im Gehirn binden können und somit eine dem Dopamin vergleichbare Wirkung auslösen, ohne aber wie das Dopamin gleich wieder abgebaut zu werden. Mittlerweile stehen mehrere Dopaminagonisten zur Verfügung, die entweder als Tablette eingenommen oder als Pflaster appliziert werden. Ein besonderer Vorteil dieser Wirkstoffe ist die häufig lange Halbwertzeit, d.h. Weiterhin effektiv zur Behandlung der Parkinsonerkrankung sind Wirkstoffe, die den Abbau von Dopamin verzögern, so dass Dopamin länger für eine Wirkung an den Dopaminbindungsstellen im Gehirn zur Verfügung steht. Zu diesen Wirkstoffen gehören die sogenannten MAO-B-Inhibitoren, die als zusätzlichen Effekt möglicherweise den Verlauf der Erkrankung verzögern können, und die sogenannten COMT-Hemmer. Bei einer Zunahme der Beschwerden der Erkrankung können die unterschiedlichen Wirkstoffe miteinander kombiniert werden und die Dosis der einzelnen Wirkstoffe gesteigert werden. Dennoch nehmen die Beschwerden im Verlauf der Erkrankung immer weiter zu, und es können ungleichmäßige Wirkungen der Antiparkinsonmedikation auftreten mit plötzlichen Phasen von Steifigkeit (Wearing-Off, Sudden-Off) oder Überbeweglichkeiten (Dyskinesien).

Wirkprinzipien der Parkinson-Medikamente

Sowohl Levodopa, Dopamin-Agonisten, Glutamat-Antagonisten sowie die Enzym-Hemmer MAO-B-Hemmer und COMT-Hemmer sind in der Regel Teil der medikamentösen Behandlung von Parkinson. Durch das Ungleichgewicht der Botenstoffe kommt es gleich zu mehreren Problemen im zentralen Nervensystem, die durch die verschiedenen Wirkprinzipien der Parkinson-Medikamente behandelt werden.

  • Levodopa (L-Dopa): Der Wirkstoff Levodopa, kurz L-Dopa genannt, wird im Gehirn zu Dopamin umgewandelt und gleicht so den Dopaminmangel aus. Durch die Verbesserung des Botenstoffgleichgewichts kann die Signalübermittlung der Nervenbahnen verbessert werden. Typische Parkinson-Symptome wie der Tremor, Akinese oder Rigor können somit gemindert werden. Zusätzlich zur laufenden Medikation in Form von Tabletten oder Kapseln kann Levodopa auch bedarfsweise inhaliert werden, um Wirkschwankungen (z.B. in Form von unerwarteten, wiederauftretenden Symptomen) durch die direkte Aufnahme des Wirkstoffs über die Lunge zu überbrücken. Eine verzögerte Freisetzung über den Magen-Darm-Trakt wird hierdurch vermieden.
  • Dopamin-Agonisten: Dopamin-Agonisten versuchen ebenfalls, den Dopaminmangel im zentralen Nervensystem auszugleichen. Verschiedene Wirkstoffe sollen die Dopamin-Rezeptoren anregen, um dadurch die Dopamin Aufnahme zu steigern. Welches Medikament den Betroffenen beim Dopaminaufbau unterstützen soll, wird vom Arzt entschieden. Hier spielen neben dem Alter auch die Intensität der Symptome sowie die möglichen Nebenwirkungen eine Rolle.
  • Amantadinsulfat - ein Glutamat-Antagonist: Amantadin sorgt als Gegenspieler des Glutamats dafür, dass die Wirkung des im Überschuss vorhandenen Glutamats im Gehirn reduziert wird. Aufgrund dieser Wirkweise wird Amantadin auch als „Glutamat-Antagonist“ bezeichnet. Die Tabletten werden in der Regel über einen langen Zeitraum eingenommen, wodurch der Arzt die Dosierung stetig anpassen kann, um das optimale Ergebnis zu erzielen.
  • Enzym-Hemmer (MAO-B-Hemmer und COMT-Hemmer): Im gesunden Nervensystem sorgen die körpereigenen Enzyme MAO-B und COMT dafür, dass das ständig von den Zellen produzierte Dopamin wieder abgebaut wird und sich nicht im Organismus anhäuft. Da die Dopaminproduktion bei der Parkinsonkrankheit jedoch gestört ist, sollte dieser natürliche Prozess gehemmt werden. Die Enzym-Hemmer hemmen die Wirkung von MAO-B und COMT und sorgen so dafür, dass Dopamin langsamer abgebaut werden kann und dem Nervensystem länger zur Verfügung steht. Das Botenstoffungleichgewicht kann dadurch ausgeglichen und die Beweglichkeit der Betroffenen gesteigert werden. Zudem können sowohl MAO-B Hemmer als auch COMT-Hemmer zusätzlich zu anderen Parkinson-Medikamenten eingenommen werden.

Pumpentherapien

Als Pumpentherapien bei der Parkinsonerkrankung stehen die Apomorphinpumpe und die Behandlung mit einem L-DOPA-Gel (Duodopa-Pumpe) zur Verfügung. Entscheidendes Prinzip bei einer Pumpentherapie ist die gleichmäßige Gabe von Medikamenten im Gegensatz zu der ungleichmäßigen (pulsatilen) Gabe der Tabletten, und damit eine gleichmäßige Stimulation von Dopamin-Bindungsstellen im Gehirn. Apomorphin ist ein sogenannter Dopaminagonist, der an die Dopamin-Bindungsstellen im Gehirn bindet. Apomorphin kann über eine kleine Pumpe und eine Nadel gleichmäßig unter die Haut infundiert werden. Alternativ kann L-DOPA bei der Duodopa-Pumpe in Form eines Gels direkt in den Dünndarm infundiert werden.

Tiefe Hirnstimulation

Hinzu kommt ein neurologisch-neurochirurgisches Verfahren, die tiefe Hirnstimulation (THS, „Hirnschrittmacher“). Bei der Tiefenhirnstimulation werden über eine Elektrode elektrische Impulse an die betroffene Hirnregion weiter gegeben. Die Steuerung dieser Impulse erfolgt über ein unter die Haut eingepflanztes Gerät in der Größe eines Herzschrittmachers. Vorteil: die Kern-Symptome können gebessert werden.

Aktivierende Therapien

Neben Medikamenten sind vor allem Bewegungsübungen und Sprachtherapie wichtige Bestandteile einer Parkinson-Behandlung. Auch eine psychologische Unterstützung und Begleitung kann sinnvoll sein. Den aktivierenden Therapien wie Physio- und Sprechtherapie kommt eine zunehmende Rolle zu, von Anfang an den Verlauf günstig zu gestalten. Neue Entwicklungen mit Krafttraining, Tanzen, Tai Chi und Laufbandtraining kommen hinzu.

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Physiotherapie (Bewegungstherapie)

Die Physiotherapie ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Parkinson-Behandlung. Die Therapie fördert die Beweglichkeit, Körperstabilität und Reaktionsfähigkeit. Sie kann auch einer Versteifung von Gelenken (Kontraktur) vorbeugen. Eine Bewegungstherapie in der Gruppe kann außerdem der Vereinsamung des Betroffenen entgegenwirken.

Viele Menschen mit Parkinson machen Bewegungsübungen oder treiben Sport, um Bewegungseinschränkungen und Muskelsteife vorzubeugen oder um wieder etwas beweglicher zu werden. Bewegungsübungen und Sport können helfen, diesen Prozess etwas aufzuhalten. Dabei kommt es weniger auf die Art der Bewegung an - sondern mehr darauf, dass man sie langfristig betreibt. Möglich sind zum Beispiel: Dehnübungen (Stretching), Ausdauertraining, Muskelaktivierung und -entspannung, Krafttraining, Gleichgewichtstraining, Tanzen, Musiktherapie, Tai Chi, Qigong, Yoga sowie Geh- und Lauftraining.

Ergotherapie

Eine weitere nicht-medikamentöse Behandlungsform ist die Ergotherapie. Diese "Arbeitstherapie" beruht auf der Annahme, dass ein "Aktiv-Sein" eine wohltuende oder sogar heilende Wirkung hat. Ergotherapeutische Übungen sind speziell darauf ausgerichtet, den Betroffenen in seinem alltäglichen Leben zu unterstützen und ihm eine größtmögliche Selbständigkeit zu bewahren. Die Übungen umfassen alle Lebensbereiche - Körperpflege, Ankleiden, Essen, Aktivitäten im Haushalt. Ergänzend dazu gibt es auch Hilfsmittel, die bestimmte Bewegungsvorgänge erleichtern können. Wichtig ist, dass die ergotherapeutischen Maßnahmen sehr streng auf die individuellen Beeinträchtigungen des Patienten abgestimmt sind - der Patient darf bei den Übungen nicht überfordert werden. An dieser Stelle können auch Angehörige eine wichtige Hilfe leisten.

Eine Ergotherapie soll helfen, solange wie möglich eigenständig den Alltag zu gestalten und für sich selbst zu sorgen. Dazu kann gehören, die Wohnung und die Arbeitsumgebung an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Zusammen mit den Therapeutinnen oder Therapeuten werden Möglichkeiten erarbeitet, besser mit den Beschwerden zurechtzukommen. Ergotherapeutische Übungen können auch die Grob- und Feinmotorik fördern. Es wird beispielsweise geübt, sich anzuziehen, Essen zuzubereiten und mit Hilfsmitteln (wie Rollatoren oder speziellem Besteck) umzugehen. Auch handwerkliche und kreative Übungen wie Basteln oder Malen können Teil einer Ergotherapie sein.

Logopädie (Sprechtherapie)

Erkrankt ein Mensch an Parkinson, sind sehr häufig auch die für das Sprechen verantwortlichen Muskeln (ca. 120 Muskeln) betroffen. Die Stimme verändert sich langsam, wird leiser und undeutlicher und kann sich derart verschlechtern, dass der Betroffene nicht mehr verstanden wird. Mit Hilfe der Logopädie, einer Stimm- und Sprachtherapie, können diese Symptome verbessert werden. Je früher der Betroffene mit der Therapie beginnt, desto besser. Trainiert werden Stimme, Aussprache und Sprechgeschwindigkeit, aber auch Gesichtsmimik, Mundbeweglichkeit und Atmung. Ziel ist, die verbliebene Sprachfunktion für die alltägliche Kommunikation so lange wie möglich zu erhalten. Besonders bewährt hat sich das Lee-Silverman-Sprechtraining, bei dem die Patienten lernen und üben, laut zu sprechen. Über diese Erhöhung der Sprechlautstärke wird eine allgemeine Verbesserung der Sprache angestrebt. Dieses Training setzt eine hohe Behandlungsdauer und Frequenz voraus, hat dafür aber eine lang anhaltende Wirkung. In den Aufgabenbereich der Logopäden fällt auch die Behandlung von Schluckstörungen.

Bei der Sprachtherapie wird geübt, wieder klarer, lauter und deutlicher zu sprechen. Mit verschiedenen Lockerungs- und Sprechübungen oder Singen wird auch die Beweglichkeit der Gesichtsmuskulatur, die Mimik und Atmung trainiert. Welche Form der Sprachtherapie eingesetzt wird, hängt von den jeweiligen Beschwerden und persönlichen Vorlieben ab.

Psychotherapie

Die Diagnose Parkinson kann eine schwere Belastung für die Psyche eines Betroffenen haben. Zeigt ein Mensch mit Parkinson noch zusätzlich Anzeichen einer Depression oder Psychose, wird eine zusätzliche medikamentöse und eventuell psychotherapeutische Therapie notwendig. An dieser Stelle sind auch die Angehörigen gefordert - sie sind eine wichtige Stütze in der Therapie. Auch für Angehörige stehen verschiedene psychologische Beratungsangebote zur Verfügung.

Alternative Parkinson-Therapie

Neben den konventionellen Behandlungsmethoden gibt es auch alternative Therapieansätze, die bei Parkinson-Patienten eingesetzt werden können, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Diese alternativen Therapien sind jedoch nicht als Ersatz für die konventionelle medizinische Behandlung zu verstehen, sondern sollten diese ergänzen.

Botulinumtoxin

Eines der häufigsten Symptome bei Parkinson ist ein übermäßiger und unkontrollierbarer Speichelfluss, auch Sialorrhoe genannt. Um dieses Symptom zu lindern, kann mit Botulinumtoxin ein weiterer Wirkstoff zum Einsatz kommen: Er wird direkt in die Speicheldrüsen injiziert, um den Speichelfluss aus dem Mund zu vermindern. Da die Wirkung von Botulinumtoxin nicht von Dauer ist, muss die Injektion in regelmäßigen Abständen wiederholt werden.

Virtuelle Parkinsonbehandlung

Die KNAPPSCHAFT bietet ihren Versicherten die Möglichkeit einer alternativen Parkinsonbehandlung und -therapie im virtuellen Raum, die auf die besondere Situation abgestimmt ist und individuell im gewohnten häuslichen Umfeld stattfindet. Innerhalb dieses Angebots werden fachübergreifende Disziplinen, wie zum Beispiel Ergotherapie und Neuropsychologie, gebündelt.

Weitere alternative Therapieansätze

  • Neuroprotektive Behandlungen: Neuroprotektive Behandlungen sollen das Fortschreiten des Zelluntergangs verringern. Diabetespatienten, die das Diabetesmedikament Glitazone einnahmen, erkrankten seltener an Parkinson. Dies führte zur Annahme, dass mit Diabetesmedikamenten möglicherweise das Fortschreiten der Parkinsonerkrankung verlangsamt werden könnte: 2023 wurden 150 Parkinsonpatienten ein Jahr lang mit dem Diabetesmedikament Lixisenatid, einem GLP-1-Rezeptoragonisten (ähnlich der aus den Medien bekannten „Abnehmspritze“ Semaglutid) behandelt und zeigten darunter einen stabilen Zustand ihrer Parkinsonsymptome, im Gegensatz zur Kontrollgruppe ohne das Antidiabetikum, bei der die Parkinsonerkrankung fortschritt.
  • Monoklonale Antikörper: Große Hoffnungen wurden in monoklonale Antikörper gegen Alpha-Synuklein gesetzt, die darauf abzielen, die abnormale Aggregation von Alpha-Synuklein in den Nervenzellen zu verhindern oder zu reduzieren.
  • Gentherapien: Gentherapien sind vielversprechende Ansätze zur Modifikation des Krankheitsverlaufs. Dabei werden Gene in das Gehirn von Parkinsonpatienten geschleust, um dort über Enzyme das Wachstum von dopaminergen Zellen zu fördern, die Dopaminbildung anzuregen oder auch Nicht-Nervenzellen wie Gliazellen zu dopaminergen Nervenzellen umzubilden. Erste Studien mit Verwendung adenoassoziierter Viren, die genetisches Material in betroffene Hirnzellen einschleusen, zeigten eine gute Verträglichkeit.
  • Stammzelltherapie: Die Stammzelltherapie bietet die Möglichkeit, degenerierte dopaminerge Nervenzellen zu ersetzen. In aktuellen klinischen Studien werden embryonale Stammzellen und induzierte, pluripotente Stammzellen verwendet, um dopaminerge Neuronen zu erzeugen, und in das Gehirn von Parkinsonpatienten transplantiert. Erste Ergebnisse an einigen wenigen Probanden waren vielversprechend und zeigten eine Verbesserung der motorischen Funktionen.

Wichtige Aspekte bei der Behandlung

  • Vertrauen und Mitarbeit: Ein beständiger und offener Austausch über die Behandlung mit dem Arzt ist wichtig. Die Erfahrungen und das Wohlbefinden sind wichtige Indikatoren, die dabei helfen, die richtige Auswahl und Dosierung der Medikamente zu finden. Wenn die medikamentöse Behandlung zu Nebenwirkungen führt, sollten Betroffene den Arzt darauf ansprechen.
  • Regelmäßige Einnahme der Medikamente: Im Laufe der Behandlung kann es durchaus vorkommen, dass die Wirkung der Parkinson-Medikamente nachlässt und sich die Krankheitssymptome wieder verschlechtern. Betroffene sollten in einem solchen Fall nicht eigenmächtig handeln und beispielsweise die Dosierung des Medikamentes ändern, sondern den behandelnden Arzt informieren.

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