Ein Schlaganfall kann vielfältige neurologische Ausfälle verursachen, darunter auch Sensibilitätsstörungen. Diese können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Sensibilitätsstörungen nach einem Schlaganfall und stellt verschiedene Therapieansätze vor.
Was ist ein Schlaganfall?
Von einem Schlaganfall, auch Apoplex genannt, spricht man, wenn die Durchblutung des Gehirns plötzlich gestört wird. Dies kann durch ein Blutgerinnsel (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht werden. Infolge der mangelnden Blutversorgung sterben Hirnzellen ab, was zu Funktionsausfällen führt. Je nachdem, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist, können unterschiedliche Symptome auftreten.
Laut Statistik erleidet in Deutschland alle zwei Minuten ein Mensch einen Schlaganfall. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, wobei die Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen besonders betroffen ist. Dennoch sind auch jüngere Menschen unter 55 Jahren betroffen. Weltweit ist der Schlaganfall die zweithäufigste Todesursache und eine der Hauptursachen für bleibende Behinderungen.
Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt)
Der ischämische Schlaganfall, der etwa 80 % aller Fälle ausmacht, entsteht durch eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Gehirns, die zum Absterben von Nervenzellen führt. Ursächlich sind meist verstopfte Gefäße, oft durch Thromboembolien oder Arteriosklerose. Bei einer Thromboembolie löst sich ein Blutgerinnsel und verstopft ein Hirngefäß. Arteriosklerose führt zu Ablagerungen an den Gefäßwänden, die das Gefäß verengen.
Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung)
Ein hämorrhagischer Schlaganfall entsteht, wenn ein Blutgefäß im Gehirn platzt und das Nervengewebe schädigt. Dies kann durch hohen Blutdruck, Arteriosklerose oder Gefäßmissbildungen verursacht werden. Eine Subarachnoidalblutung, die seltenste Form, entsteht durch das Platzen eines Blutgefäßes zwischen den Hirnhäuten.
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Ursachen von Sensibilitätsstörungen nach Schlaganfall
Sensibilitätsstörungen nach einem Schlaganfall entstehen durch die Schädigung von Hirnarealen, die für die Verarbeitung sensorischer Informationen zuständig sind. Die Symptome können vielfältig sein und hängen davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist:
- Taubheitsgefühle: Betroffene verspüren ein vermindertes oder fehlendes Gefühl in bestimmten Körperregionen, oft einseitig.
- Missempfindungen: Kribbeln, Brennen oder andere unangenehme Empfindungen können auftreten.
- Berührungsempfindlichkeit: Einige Patienten reagieren überempfindlich auf Berührungen.
Symptome eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall äußert sich durch plötzliche Ausfälle von Gehirnfunktionen. Typische Symptome sind:
- Sprach-, Seh- oder Bewusstseinsstörungen
- Sensibilitätsstörungen (z.B. Taubheitsgefühle)
- Lähmungen, oft einseitig
Es ist wichtig, bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort den Notruf (112) zu wählen, da jede Minute zählt. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Rehabilitation.
Diagnose von Sensibilitätsstörungen
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall erfolgt zunächst eine neurologische Untersuchung. Bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes sind entscheidend, um die Art und den Ort des Schlaganfalls zu bestimmen. Ultraschalluntersuchungen können die Blutgefäße beurteilen. Der FAST-Test (Face, Arms, Speech, Time) ist ein einfacher Schnelltest, um einen Schlaganfall zu erkennen.
Therapie von Sensibilitätsstörungen
Die Therapie von Sensibilitätsstörungen nach einem Schlaganfall zielt darauf ab, die sensorischen Funktionen wiederherzustellen oder zu verbessern und den Betroffenen zu helfen, mit den Einschränkungen umzugehen. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die je nach Art und Schwere der Sensibilitätsstörung eingesetzt werden können.
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Akutbehandlung
Die Akutbehandlung im Krankenhaus zielt darauf ab, die Ursache des Schlaganfalls zu behandeln und weitere Schäden zu verhindern. Bei einem ischämischen Schlaganfall kann eine Thrombolyse (medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels) oder eine Thrombektomie (mechanische Entfernung des Blutgerinnsels) durchgeführt werden. Bei einer Hirnblutung wird versucht, die Blutung zu stoppen und den Druck im Gehirn zu senken.
Rehabilitation
Nach der Akutbehandlung beginnt die Rehabilitation, um die verlorengegangenen Funktionen wiederherzustellen. Die Rehabilitation kann in verschiedenen Phasen erfolgen:
- Phase B: Frührehabilitation im Krankenhaus mit intensiven Therapien zur Behandlung von Bewegungs-, Sprach- oder Schluckstörungen.
- Phase C: Patienten können aktiv an der Therapie mitarbeiten, benötigen aber noch medizinische und pflegerische Betreuung.
- Phase D: Weitergehende Rehabilitation für weitgehend selbstständige Patienten.
- Phase E: Nachgehende Reha-Leistungen, z.B. berufliche Rehabilitation.
- Phase F: Dauerhaft unterstützende Leistungen.
Die Rehabilitation umfasst verschiedene Therapieformen:
- Physiotherapie: Krankengymnastik zur Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
- Ergotherapie: Training von Alltagsaktivitäten zur Verbesserung der Selbstständigkeit.
- Sprachtherapie: Behandlung von Sprach- und Sprechstörungen.
- Neuropsychologie: Behandlung von kognitiven Störungen und psychischen Problemen.
Spezielle Therapieansätze
- Bobath-Konzept: Ein physiotherapeutisches Konzept zur Behandlung von Patienten mit zentralen Lähmungen.
- Forced-Use-Therapie: Bewusster Gebrauch der betroffenen Gliedmaßen, um den „erlernten Nicht-Gebrauch“ zu überwinden.
- Spiegeltherapie: Spezielle Ergotherapie zur Bewegungsanbahnung bei schwerer Lähmung.
- Elektrostimulation: Stimulation der Muskeln und Nerven mit elektrischen Impulsen, um die Bewegungsfähigkeit zu verbessern.
- Arm-Robot-Therapie: Einsatz von Robotern zur Unterstützung der Arm- und Handbewegungen.
- Aufgabenorientiertes Training (AOT): Training von alltagsbezogenen Handlungen zur Verbesserung der Bewegungsabläufe.
- Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT): Immobilisierung des nicht-betroffenen Armes, um den Gebrauch des betroffenen Armes zu fördern.
Medikamentöse Therapie
In einigen Fällen können Medikamente zur Behandlung von Sensibilitätsstörungen eingesetzt werden. Schmerzmittel können bei neuropathischen Schmerzen helfen. Antidepressiva können bei Depressionen und chronischen Schmerzen eingesetzt werden.
Hilfsmittel
Verschiedene Hilfsmittel können den Alltag von Patienten mit Sensibilitätsstörungen erleichtern:
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- Orthesen: Zur Unterstützung und Stabilisierung von Gelenken.
- Gehhilfen: Zur Verbesserung der Stabilität und Sicherheit beim Gehen.
- Anpassungen im Wohnbereich: Um Stolperfallen zu beseitigen und die Selbstständigkeit zu fördern.
Fußheberschwäche nach Schlaganfall
Eine häufige Folgeerscheinung nach einem Schlaganfall ist die Fußheberschwäche, auch Fallfuß genannt. Dabei ist die Fähigkeit, den Fuß beim Gehen anzuheben, eingeschränkt. Dies führt zu einem unrunden Gangbild und erhöht die Sturzgefahr.
Ursachen
Die Fußheberschwäche entsteht durch eine Schädigung der Nervenbahnen, die für die Steuerung der Fußhebermuskulatur zuständig sind. Im Normalfall wird der Peroneusnerv in der Kniekehle aktiviert, der für das Anheben der Fußspitze verantwortlich ist. Wenn dieses Signal den Nerv nicht mehr erreicht, hängt die Fußspitze nach unten.
Therapie
Die Therapie der Fußheberschwäche umfasst verschiedene Ansätze:
- Krankengymnastik: Gezielte Übungen zur Stärkung der Muskeln und Stimulation der Nervenbahnen.
- Orthesen: Geben Halt und verhindern das Abknicken des Fußes. Es gibt verschiedene Ausführungen, von textilen Orthesen für leichte Fälle bis zu dynamischen Carbonorthesen für schwerere Fälle.
- Funktionelle Elektrostimulation (FES): Eine Manschette am Unterschenkel sendet elektronische Impulse aus, um die Fußhebermuskulatur zu aktivieren.
- Zusätzliche Übungen: Rhythmische Fußbewegungen im Sitzen oder Stehen, Greifübungen mit den Zehen, Ausfallschritte an der Wand.
Spastik nach Schlaganfall
Eine weitere häufige Folge eines Schlaganfalls ist die Spastik, eine erhöhte Grundspannung in bestimmten Muskeln.
Ursachen
Die Spastik entsteht durch eine Schädigung im Bereich des zentralen Nervensystems, also im Gehirn oder Rückenmark. Es kommt zu einem Spannungszustand der Muskulatur, der bei gesunden Menschen nicht vorkommt.
Symptome
Typische Symptome der Spastik sind:
- Anspannung der Muskulatur
- Schmerzen
- Fehlstellungen
- Eingeschränkte Beweglichkeit
Therapie
Die Therapie der Spastik umfasst verschiedene Ansätze:
- Physiotherapie: Dehnübungen und Bewegungsübungen zur Entspannung der Muskeln.
- Medikamentöse Therapie: Muskelrelaxantien zur Reduzierung der Muskelspannung.
- Botulinumtoxin-Injektionen: Injektionen in die betroffenen Muskeln, um die Muskelspannung zu reduzieren.
- Chirurgische Eingriffe: In seltenen Fällen können chirurgische Eingriffe erforderlich sein, um die Muskeln zu denervieren oder Sehnen zu verlängern.
Prävention eines Schlaganfalls
Um das Risiko eines Schlaganfalls zu senken, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität hilft, den Blutdruck und den Cholesterinspiegel zu senken.
- Nichtrauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Arteriosklerose und Schlaganfall.
- Mäßiger Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck erhöhen und das Schlaganfallrisiko steigern.
- Blutdruckkontrolle: Hoher Blutdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfall.
- Cholesterinkontrolle: Hoher Cholesterinspiegel kann zu Arteriosklerose führen.
- Diabeteskontrolle: Diabetes erhöht das Risiko für Schlaganfall.
- Behandlung von Vorhofflimmern: Vorhofflimmern kann zu Blutgerinnseln führen, die einen Schlaganfall verursachen können.
- Stressmanagement: Stress kann den Blutdruck erhöhen und das Schlaganfallrisiko steigern.
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