Die Parkinson-Krankheit, im deutschsprachigen Raum auch als Schüttellähmung bekannt, ist eine der häufigsten und bekanntesten neurologischen Bewegungsstörungen. Weltweit sind etwa 6,1 Millionen Menschen betroffen, in Deutschland sind es schätzungsweise 400.000 Parkinson-Patienten. Die Erkrankung betrifft meist Menschen im höheren Lebensalter, wobei das Risiko mit fortschreitendem Alter steigt. Obwohl Parkinson nicht heilbar ist, können moderne Therapien die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern und ihnen eine annähernd normale Lebenserwartung ermöglichen.
Definition und Grundlagen
Bei der Parkinson-Krankheit handelt es sich um eine degenerative Erkrankung bestimmter Hirnregionen. Dies führt zu einer gestörten Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin, der für die Steuerung von Bewegungen unerlässlich ist. Der Dopaminmangel verlangsamt Bewegungs- und Denkabläufe. Neben der Parkinson-Krankheit zählen auch das Restless-Legs-Syndrom und der essenzielle Tremor zu den häufigsten Bewegungsstörungen.
Die Parkinson-Krankheit im engeren Sinn (Morbus Parkinson) ist durch Veränderungen im Nervensystem gekennzeichnet. Nervenzellen, die Dopamin produzieren, sterben frühzeitig ab, was zu den typischen Parkinson-Symptomen führt. Bisher ist nicht vollständig geklärt, warum diese Nervenzellen absterben.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für die Schädigung der Nervenzellen im Gehirn, die für die Dopaminproduktion verantwortlich sind, sind bei den meisten Parkinson-Erkrankten unbekannt. Es gibt jedoch verschiedene Faktoren, die das Risiko einer Erkrankung erhöhen können:
- Lebensalter: Das Risiko steigt mit dem Alter. Nur etwa vier Prozent der Betroffenen sind jünger als 51 Jahre, während in der Altersgruppe über 65 Jahren etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Bei Menschen über 50 Jahren steigt das Risiko, an Parkinson zu erkranken, mit jedem Jahr um etwa neun Prozent.
- Genetische Vorbelastung: Bei bis zu 30 Prozent der Parkinsonkranken spielt eine genetische, also familiäre Vorbelastung eine Rolle. Es gibt erbliche Formen der Parkinson-Erkrankung, die häufig bei jüngeren Patienten auftreten und bei denen weitere Familienmitglieder betroffen sind.
- Umweltfaktoren: Pestizide, Lösungsmittel und polychlorierte Biphenyle (PCB) scheinen das Risiko ebenfalls zu erhöhen.
- Kopfverletzungen: Häufige Kopftraumata, wie sie beispielsweise bei Boxern vorkommen, können das Parkinson-Risiko erhöhen.
- Idiopathisches Parkinson-Syndrom: Das primäre Parkinson-Syndrom entsteht in der Substantia Nigra im Mittelhirn. Die sich dort befindenden Nervenzellen (Neurone) produzieren den Botenstoff Dopamin, der für die Steuerung von Bewegungen wichtig ist, und können so mit anderen Nervenzellen kommunizieren. Doch aus bisher ungeklärten Gründen sterben diese Nervenzellen ab, sodass ein Dopaminmangel entsteht.
- Sekundäres Parkinson-Syndrom: Das sekundäre Parkinson-Syndrom kann durch Hirndurchblutungsprobleme, Tumore, Vergiftungen, Traumata sowie stoffwechselbedingte Krankheiten verursacht werden.
- Atypische Parkinson-Syndrome: Atypische Parkinson-Syndrome treten im Zusammenhang mit anderen neurologischen Erkrankungen wie etwa der Lewy-Körper-Demenz auf.
Symptome der Parkinson-Krankheit
Parkinson entwickelt sich langsam und schleichend. Die Symptome treten zu Beginn meist nur auf einer Körperseite auf und können vielfältig sein. Es ist wichtig zu beachten, dass die Parkinson-Erkrankung eine in den meisten Fällen langsam fortschreitende Erkrankung ist, die motorische, aber auch nicht motorische Symptome beinhaltet. Mit Parkinson verbinden die meisten Menschen vor allem zitternde Hände. Experten nennen das einen Tremor.
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Frühe Symptome
- Geruchsstörungen
- Stimmungsprobleme
- Gestörtes Farbensehen
- Verändertes Schlafverhalten
- Schmerzen und Missempfindungen
Hauptsymptome (Motorische Symptome)
Die Hauptsymptome, die oft als Kardinalsymptome bezeichnet werden, umfassen:
- Muskelstarre (Rigor): Die Muskeln sind dauerhaft angespannt, auch im Ruhezustand. Dies kann zu einem Ziehen im betroffenen Bereich oder dem Gefühl führen, bei jeder Bewegung gegen einen Widerstand anzukämpfen. Hauptsächlich betroffen sind die Nacken- und Schultermuskeln. Der Arzt kann die Muskelsteifheit anhand des Zahnradphänomens feststellen.
- Bradykinese: Parkinson-Patienten bewegen sich langsamer. Sie gehen langsam und in kleinen Schritten und häufig nach vorne gebeugt. Es fällt ihnen schwer, eine Bewegung überhaupt zu starten. Auch Gestik und Mimik verändern sich, das Gesicht wirkt maskenhaft. Die Betroffenen sprechen leise, monoton und undeutlich. Feinmotorische Fähigkeiten nehmen ab, beispielsweise wird die Handschrift kleiner und unleserlich. Mit fortschreitender Krankheit kann es zu einer Akinese kommen, bei der die Bewegungen extrem verlangsamt sind oder der Betroffene teilweise völlig bewegungslos ist. Die Bewegungen von Rumpf, Armen, Beinen und der Gesichtsmuskulatur sind verlangsamt (Bradykinese). Dies bewirkt Veränderungen der Körperhaltung, des Gangs, der Mimik, Sprache und Feinmotorik - wobei zunächst nur eine Körperhälfte betroffen ist.
- Parkinson-Tremor (Muskelzittern): Typisch ist das Zittern, das in Ruhe-Situationen auftritt (Ruhe-Tremor). Meist fängt es in den Armen und Händen an, im späteren Verlauf zittern auch die Beine und Füße. In der Regel zittern bei Betroffenen die Finger, Hände oder Arme, während sie im Ruhezustand sind.
- Instabile Körperhaltung mit Neigung zu Stürzen: Die Stell- und Haltereflexe sind gestört. Betroffenen fällt es schwer, sich stabil aufrecht zu halten. Sie sind unsicher beim Gehen und stürzen leichter. Durch die Störung der Reflexe, die für ein Ausbalancieren des Körpers während einer Bewegung sorgen, entstehen Gleichgewichtsstörungen. Unvorhergesehene Bewegungen können somit nicht mehr ausgeglichen werden.
Nicht-motorische Symptome
Neben den sichtbaren Anzeichen treten auch nicht-sichtbare Parkinson-Symptome auf, die in vier Gruppen zusammengefasst werden können:
- Neuropsychiatrische Störungen: Antriebsarmut, depressive Verstimmungen, Störungen der Impulskontrolle, des Denkens (etwa eine Verlangsamung) und der Gedanken (beispielsweise inhaltliche Einschränkungen, quälendes Grübeln). 35 bis 45 Prozent der Betroffenen leiden unter einer Depression. Manche Betroffene empfinden ihr Verhalten als verändert, sind seltener spontan, weniger motiviert, zeigen ein verringertes Interesse und eine verringerte Eigenleistung. Auch Persönlichkeitsveränderungen und Stimmungsschwankungen einschließlich depressiver Symptome und Angst können auftreten. Manchmal kommt es zu Halluzinationen und / oder Wahnerleben. Angstsymptome und Stress können bestimmte Bewegungsstörungen deutlich verstärken. Dann kann es zu Bewegungsblockaden und einer Fallneigung kommen.
- Schlafstörungen: Häufiges Erwachen, oft als Folge erhöhter Müdigkeit während des Tages. Betroffene haben Ein- und Durchschlafprobleme, häufig sind auch ungesteuerte Beinbewegungen sowie Krämpfe.
- Autonome Funktionsstörungen: Blutdruckschwankungen, Kontrollverlust über Blase und Darm.
- Sinnesstörungen: Verminderte Fähigkeit, zu riechen und Farben wahrzunehmen, sowie Schmerzen. Ein charakteristisches Frühsymptom der Parkinson-Erkrankung, das oft schon Jahre vor den Bewegungssymptomen auftritt, ist eine Riechstörung. Neun von zehn Patientinnen und Patienten sind davon betroffen. Manchmal ist auch der Geschmackssinn beeinträchtigt, was zur Appetitlosigkeit führt.
- Weitere Symptome: Hinzu kommt, dass im Verlauf der Erkrankung das Kauen, Schlucken und sogar das Sprechen schwerfällt, da auch die Mundmuskulatur versteift. Bereits am Anfang der Parkinson-Krankheit können zudem leichte kognitive Einschränkungen bestehen, also beispielsweise Probleme, sich an Dinge zu erinnern. Im Verlauf können sich diese dann deutlich verschlechtern.
Verlauf der Parkinson-Krankheit
Der Verlauf des Parkinson-Syndroms lässt sich in fünf Stadien beschreiben:
- Anfangsstadium (Stadium 0): Noch keine Symptome vorhanden.
- Einsetzen der Beschwerden (Stadium 1): Erste Symptome wie Zittern, eine veränderte Mimik und Körperhaltung auf einer Körperseite.
- Beidseitige Beschwerden (Stadium 2): Die Parkinson-Erkrankung ist auf beiden Körperhälften sichtbar. Zu den bisherigen Symptomen können Antriebslosigkeit und Sprechstörungen hinzukommen.
- Langsamere Bewegungen (Stadium 3):
- Stark erkennbare Beschwerden (Stadium 4): Ausgeprägte Symptomatik. Patientinnen und Patienten können in diesem Stadium noch stehen und gehen.
- Hilfs- und Pflegebedürftigkeit (Stadium 5): Parkinsonpatienten und -patientinnen sind auf vollständige Hilfe oder Pflege angewiesen und können sich zunächst mit Gehhilfen oder einem Rollstuhl fortbewegen.
Diagnose
Um die Diagnose Parkinson zu stellen, betrachtet der Arzt die klassischen erkennbaren Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegungen, steife Muskeln und Gleichgewichtsstörungen. Verschiedene Untersuchungen können bereits in der frühen Phase der Erkrankung dazu beitragen, die Diagnose zu sichern:
- DAT-Scan: Ein bildgebendes Verfahren, das Störungen im Dopamin-Stoffwechsel zeigt.
- Geruchstest:
- Neuropsychologische Untersuchungen: Hirnleistungstests.
- Schlafdiagnostik:
- Elektrophysiologische Messungen: Der Nervenfunktion.
- Laboruntersuchungen:
- Zusätzliche bildgebende Verfahren:
- L-Dopa-Test: Der Patient erhält versuchsweise das Medikament L-Dopa, das den Botenstoff Dopamin ersetzt.
Eine wichtige Rolle spielt bei der Diagnostik die Feststellung einer möglichen Depression, die in Verbindung mit einer Parkinson-Erkrankung auftreten kann. Es ist daher für eine erfolgreiche Parkinson-Therapie besonders wichtig, die Symptome sicher zu erkennen, zuzuordnen und zu behandeln.
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Therapie
Bislang ist die Parkinson-Krankheit nicht grundsätzlich heilbar. Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten können aber den Krankheitsverlauf beeinflussen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Bei der Therapie unterscheidet man zwischen der Behandlung der motorischen Symptome und der nicht-motorischen Symptome.
Behandlung der Bewegungsstörungen
- Medikamentöse Behandlung: Die motorischen Symptome lassen sich vor allem mit Medikamenten beeinflussen. Dabei wird der Dopaminmangel im Gehirn ausgeglichen. Dazu setzt man fünf Substanzgruppen ein:
- Levodopa (L-Dopa): Ersetzt den Botenstoff Dopamin.
- COMT-Hemmer: Hemmen den Abbau von Dopamin.
- MAO-Hemmer: Verlangsamen den Abbau von Dopamin.
- NMDA-Antagonisten: Beeinflussen die Beweglichkeit.
- Dopamin-Agonisten: Wirken wie Dopamin.Man verwendet diese Wirkstoffe meist kombiniert. Der Patient muss die Medikamente zu festgelegten Uhrzeiten einnehmen, damit diese richtig wirken können. Die Einnahme sollte zusammen mit dem Arzt auf die tageszeitliche Ausprägung der Symptome abgestimmt sein (Chronotherapie). Häufige Nebenwirkungen der Parkinson-Therapie sind Unverträglichkeiten im Magen-Darm-Trakt sowie psychische Begleiterscheinungen.
- Tiefe Hirnstimulation: Ein operatives Therapieverfahren, bei dem ausgewählte Hirnregionen über Elektroden angeregt werden. Dazu kommt ein Schrittmacher, der unter die Haut implantiert wird und den der Patient von außen steuern kann. Die Tiefe Hirnstimulation eignet sich für Parkinson-Patienten, die bereits längere Zeit behandelt werden und bei denen die Therapie Komplikationen hervorruft, die sich nicht ausreichend mit Medikamenten verbessern lassen.
Behandlung von nicht-motorischen Symptomen
Neben den Bewegungsstörungen behandelt der Arzt auch Symptome, die nicht die Beweglichkeit betreffen. Dabei stehen neuropsychiatrische Funktionsstörungen sowie Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit (kognitive Symptome) im Vordergrund. Diese Symptome können bereits zurückgehen, wenn man die Wirkung der Parkinson-Medikamente sorgfältig kontrolliert und die Dosis gegebenenfalls anpasst. Zusätzlich lassen sich einzelne Symptome, etwa Stimmungs-, Schlaf-, Denk- und Impulskontroll-Störungen, mit entsprechenden Arzneimitteln behandeln. Auch Störungen der autonomen Funktionen können mit gezielten Medikamenten behandelt werden.
Weitere Behandlungselemente
- Krankengymnastik und Physiotherapie: Wichtige Bestandteile der Parkinson-Behandlung, um Beschwerden wie Steifheit, Zittern und Bewegungsarmut zu lindern. Mittels Physiotherapie werden die Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und die Stabilität des Körpers gefördert.
- Ergotherapie: Unterstützt Parkinson-Patienten dabei, Alltagsfunktionen zu erhalten und zu verbessern. Ergotherapeuten beraten Betroffene auch in Bezug auf ihr Wohn- und Arbeitsumfeld und überdenken zusammen mit den Patienten tägliche Abläufe neu. Bei der Ergotherapie üben an Parkinson Erkrankte Alltagsbewegungen und -tätigkeiten.
- Logopädie: Die Sprechtherapie dient der Verbesserung der Sprechstörung. Dabei werden die Muskeln für die Lautstärke der Stimme, die Atemtechnik und eine klare Aussprache trainiert.
- Schmerztherapie: Viele Parkinson-Patienten leiden unter Schmerzen oder Missempfindungen, die häufig als krampfartig-ziehender Muskelschmerz wahrgenommen werden.
Leben mit Parkinson
Die Diagnose Parkinson stellt Patienten und Angehörige vor viele Herausforderungen. Wichtig ist, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und sich professionelle Unterstützung zu suchen. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann ebenfalls sehr hilfreich sein.
Tipps für den Alltag
- Sportliche Betätigung: Bewegung und Sport wirken sich positiv aus und können den Verlauf verlangsamen.
- Ausreichend Schlaf:
- Mediterrane Ernährung:
- Soziales Leben: Ein Sozialleben mit vielen Kontakten, Gespräche und gemeinsame Aktivitäten können der Entwicklung einer Demenz entgegenwirken.
- Sich aktiv für Verbesserungen im Pflegesystem einsetzen:
Forschung und Ausblick
Die Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, um die Symptome der Parkinson-Erkrankung zu lindern. In Deutschland und international werden daher neue Therapien erforscht, die an der Ursache der Erkrankung ansetzen. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson ist heute weitgehend normal. Es gibt erste vielversprechende Erfolge mit neuen molekularen und genetischen Methoden, die Anlass zur Hoffnung geben, dass in den nächsten Jahrzehnten möglicherweise Therapien zum Einsatz kommen könnten, die die Parkinson-Krankheit verzögern oder gar heilen könnten.
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