PCS Krankheit Gehirn Ursachen Symptome Behandlung

Das postkommotionelle Syndrom (PCS) ist ein komplexes Krankheitsbild, das nach einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) oder Schleudertrauma auftreten kann. Es äußert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die somatischer, emotionaler, psychischer und kognitiver Natur sein können. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, und es gibt keine einheitlichen Diagnosekriterien. Trotzdem ist es wichtig, die Symptome zu erkennen und zu behandeln, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Was ist das Postkommotionelle Syndrom?

Das postkommotionelle Syndrom (PCS) ist ein Symptomkomplex, der nach einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) oder Schleudertrauma auftreten kann. Es gibt keine einheitliche Definition oder Diagnosekriterien für das PCS. Die Symptome umfassen somatische (Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit), emotionale (Reizbarkeit, Angst), psychische (Depression) und kognitive (Konzentrations- und Gedächtnisstörungen) Beschwerden.

Symptome des Postkommotionellen Syndroms

Die Beschwerden treten in einem zeitlichen Zusammenhang mit einem Schädel-Hirn-Trauma oder Schleudertrauma auf, häufig begleitet von der Sorge vor einer bleibenden Hirnschädigung. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Kopfschmerzen (häufiger nach einem leichten Schädel-Hirn-Trauma)
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Reizbarkeit
  • Schlafstörungen
  • Angst und Depression
  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen
  • Gedächtnisstörungen
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Eingeschränkte Belastbarkeit bzw. schnelle Erschöpfbarkeit
  • Licht- und Geräuschempfindlichkeit
  • Unverträglichkeit gegenüber Alkohol

Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptomatik auch durch andere Erkrankungen verursacht sein kann, die umgehend ärztlich behandelt werden müssen. Warnzeichen für andere hirnorganische Erkrankungen können sein:

  • Fieber
  • Epileptische Anfälle
  • Lähmung
  • Sprach- und Sprechstörungen
  • Bewusstlosigkeit/Bewusstseinsstörung
  • Gedächtnisverlust
  • Ungewollte Gewichtsabnahme

Ursachen des Postkommotionellen Syndroms

Die genauen Ursachen eines postkommotionellen Syndroms sind nicht geklärt, auch das Krankheitsbild ist umstritten. Unklar ist, ob das postkommotionelle Syndrom eine direkte Folge der durch das Trauma verursachten Hirnschädigung ist. Psychologische Faktoren können eine Rolle spielen: Die Angst und Sorge vor bleibenden Hirnschäden nach einem Schädel-Hirn-Trauma können zur gesteigerten Wahrnehmung der Beschwerden führen. Es gibt eine hohe Überschneidung mit den typischen Symptomen einer Somatisierungsstörung, z. B. Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen.

Lesen Sie auch: Ursachen und Symptome der CJK

Zu den Risikofaktoren eines postkommotionellen Syndroms zählen:

  • Der Schweregrad des Schädel-Hirn-Traumas
  • Vorherbestehende Kopfschmerzen
  • Auffälligkeiten in der Bildgebung
  • Jüngeres Alter
  • Weibliches Geschlecht
  • Eine chronische Schmerzerkrankung (z. B. Rheuma)
  • Medikamentenübergebrauch
  • Psychische Erkrankungen (z. B. Depression)

Häufigkeit des Postkommotionellen Syndroms

Ein postkommotionelles Syndrom tritt in 5-43 % der Fälle nach einem leichten bis mittelgradigen Schädel-Hirn-Trauma auf, die Angaben zur Häufigkeit variieren jedoch stark. Posttraumatische Kopfschmerzen nach einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) treten bei 10-95 % der Betroffenen auf, häufiger nach einem leichten SHT.

Diagnose des Postkommotionellen Syndroms

Es gibt keine einheitlichen Kriterien für die Diagnose eines postkommotionelles Syndroms. Hinweise auf ein postkommotionelles Syndrom sind die typischen Beschwerden (siehe Abschnitt Symptome) nach einem Schädel-Hirn-Trauma, die länger als 3 Monate andauern.

Diagnostisches Vorgehen

In der Hausarztpraxis werden im Anamnesegespräch die Beschwerden ermittelt und die Umstände und die Schwere der traumatischen Kopfverletzung erfragt. Auch nach Vorerkrankungen, psychischen Belastungsfaktoren (z. B. durch den Unfall) und der Medikamenteneinnahme (Übergebrauch?) wird gefragt.

In der Hausarztpraxis werden Nervenfunktionen und Reflexe überprüft und evtl. Störungen der Motorik, der Sprache und des Gedächtnisses ermittelt ebenso wie Hinweise auf eine Depression. Blut- und Urinuntersuchungen können notwendig sein.

Lesen Sie auch: Hirn-AVM: Ursachen, Diagnose und Therapie

Ggf. werden bei Spezialist*innen bildgebende Untersuchungen (z. B. MRT) durchgeführt, um andere Ursachen auszuschließen.

Differentialdiagnosen

Auch wenn es einen zeitlichen Zusammenhang mit einem Schädel-Hirn-Trauma gibt, kann die Symptomatik auch durch andere Erkrankungen verursacht sein, die u. U. umgehend ärztlich behandelt werden müssen. Warnzeichen für andere hirnorganische Erkrankungen können sein:

  • Fieber
  • Epileptische Anfälle
  • Lähmung
  • Sprach- und Sprechstörungen
  • Bewusstlosigkeit/Bewusstseinsstörung
  • Gedächtnisverlust
  • Ungewollte Gewichtsabnahme

Behandlung des Postkommotionellen Syndroms

Die Behandlung des Postkommotionellen Syndroms erfolgt symptomorientiert. Es gibt keine Medikamente, die die Ursache des Syndroms behandeln. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

Je nach Symptomatik können verschiedene Medikamente eingesetzt werden:

  • Schmerzmittel: Bei Kopfschmerzen und anderen Schmerzen
  • Antidepressiva: Bei Depressionen und Angstzuständen
  • Schlafmittel: Bei Schlafstörungen
  • Antivertiginosa: Bei Schwindel

Nicht-medikamentöse Therapie

Neben der medikamentösen Therapie können auch nicht-medikamentöse Maßnahmen helfen, die Symptome zu lindern:

Lesen Sie auch: Rassetypische Erkrankungen des Dobermanns

  • Physiotherapie: Zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und zur Linderung von Muskelschmerzen
  • Ergotherapie: Zur Bewältigung des Alltags durch Anpassung und Erlernen von Techniken, die die Belastung reduzieren
  • Psychotherapie: Zur Bewältigung von Angst, Depression und anderen psychischen Problemen
  • Entspannungstechniken: Zur Reduktion von Stress und Anspannung
  • Kognitives Training: Zur Verbesserung der Konzentration und des Gedächtnisses

Selbsthilfemaßnahmen

Betroffene können auch selbst aktiv werden, um ihre Symptome zu lindern:

  • Regelmäßige Bewegung: Angepasste körperliche Aktivität kann helfen, die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern und die Müdigkeit zu reduzieren.
  • Ausreichend Schlaf: Ein regelmäßiger Schlafrhythmus und ausreichend Schlaf sind wichtig für die Regeneration des Körpers und des Geistes.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann helfen, den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen.
  • Stressmanagement: Stress kann die Symptome des Postkommotionellen Syndroms verstärken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen.
  • Vermeidung von Reizen: Licht- und Geräuschempfindlichkeit sind häufige Symptome des Postkommotionellen Syndroms. Betroffene sollten versuchen, Reize zu vermeiden, indem sie sich in ruhigen und abgedunkelten Räumen aufhalten.
  • Unterstützung suchen: Der Austausch mit anderen Betroffenen oder mit einer Selbsthilfegruppe kann helfen, sich nicht allein mit den Problemen zu fühlen.

Post-COVID-19-Syndrom (PCS) und seine neurologischen Manifestationen

In den letzten Jahren hat das Post-COVID-19-Syndrom (PCS) zunehmend an Bedeutung gewonnen. Es umfasst eine Vielzahl von Symptomen, die nach einer akuten COVID-19-Infektion auftreten können. Die neurologischen Manifestationen des PCS sind vielfältig und können Enzephalopathien, Enzephalitis, Myelitis, zerebrovaskuläre Erkrankungen und andere Syndrome umfassen.

Enzephalopathie

Als Enzephalopathie wird eine diffuse Funktionsstörung des Gehirns mit qualitativer und quantitativer Bewusstseinsstörung, aber auch fokalneurologischen Defiziten und/oder epileptischen Anfällen beschrieben. Sie ist als neuropsychiatrische Komplikation der akuten COVID-19-Erkrankung mittlerweile bekannt. Parainfektiöse Enzephalopathien traten im Mittel 13 Tage nach Beginn der Akutsymptomatik auf. Es gibt auch Berichte über persistierende oder verspätet auftretende Enzephalopathien im Rahmen einer leichten COVID-19-Erkrankung.

Enzephalitis

Im Unterschied zur Enzephalopathie findet sich bei der Enzephalitis ein entzündlich veränderter Liquor. Ätiologisch unterscheidet man direkt erregerbedingte und autoimmunvermittelte Enzephalitiden. Auch hier liegen bereits multiple Fallberichte vor, die über eine Enzephalitis oder Enzephalomyelitis als mögliche Komplikation der akuten SARS-CoV-2-Infektion berichten. Da bei den parainfektiösen Enzephalitiden eine para- bzw. postinfektiöse Autoimmunreaktion angenommen wird, ist es nicht verwunderlich, dass diese auch in der Postakutphase von COVID-19 auftreten.

Akute disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM) und akute nekrotisierende hämorrhagische Leukoenzephalitis (ANHLE)

Akute disseminierte Enzephalomyelitis (ADEM) und die Variante akute nekrotisierende hämorrhagische Leukoenzephalitis (ANHLE) wurden seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit COVID-19 beschrieben. ADEM ist eine demyelinisierende, autoimmun vermittelte Erkrankung, die meist parainfektiös und in seltenen Fällen postvakzinal auftritt. Es gibt mehrere Fallberichte über das Auftreten von ADEM und ANHLE in der Postakutphase von COVID-19-Erkrankungen, sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern.

Zerebrovaskuläre Ereignisse

Metaanalysen zeigen einen Zusammenhang der akuten COVID-19-Erkrankung mit dem Auftreten zerebrovaskulärer Ereignisse, insbesondere ischämischer Schlaganfälle v. a. bei kritisch kranken Patient:innen und solchen mit vaskulären Risikofaktoren. Als Pathomechanismus scheint hier maßgeblich ein Zusammenspiel aus einem hyperinflammatorischem und hyperkoagulativem Zustand, getriggert durch die Virusinfektion, vorzuliegen. Intrazerebrale Blutungen treten sowohl als Komplikation intensivstationärer Therapieeskalation (z. B. extrakorporale Membranoxygenierung) als auch spontan auf. In einer großen Kohortenanalyse konnte gezeigt werden, dass bis zu einem Jahr nach einer COVID-19-Erkrankung ein substanziell erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und transitorische ischämische Attacken (TIA) besteht - unabhängig von Alter und kardiovaskulären Risikofaktoren der Patient:innen.

Opsoklonus-Myoklonus-Ataxie-Syndrom (OMAS)

Das Opsoklonus-Myoklonus-Ataxie-Syndrom (OMAS) ist eine bislang unvollständig verstandene Erkrankung, welche sich durch das plötzliche Auftreten der namensgebenden Symptome auszeichnet, wobei nicht alle drei Symptome gleichzeitig vorliegen müssen. Im Zusammenhang mit COVID-19 gibt es mehrere Fallberichte über das Auftreten eines OMAS in der Postakutphase.

Posteriores reversibles Enzephalopathiesyndrom (PRES)

Das posteriore reversible Enzephalopathiesyndrom (PRES) ist ein pathophysiologisch noch unvollständig verstandenes klinisch-radiologisches Syndrom, das durch hypertensive Krisen oder zytotoxische Substanzen wie Zytostatika ausgelöst werden kann. Es gibt Fallberichte, in denen ein PRES nach bereits überstandener schwerer COVID-19-Erkrankung auftrat.

Pathomechanismen

Verschiedene Pathomechanismen bzw. ihr Zusammenspiel werden als Ursache des LCS und PCS diskutiert. Hierzu zählen insbesondere para- und postinfektiöse Autoimmunmechanismen, hyperinflammatorische Prozesse, Koagulopathien und zerebrale Mikrozirkulationsstörungen. Eine direkte ZNS-Schädigung durch das Virus selbst wird mittlerweile für nachrangig gehalten.

Diagnostik und Therapie

Um potenziell anders zu behandelnde Ursachen auszuschließen bzw. adäquat zu behandeln, ist die Einleitung einer umfassenden (Differenzial‑)Diagnostik entsprechend den aktuellen DGN-Leitlinien wichtig. Es existieren derzeit keine kausalen oder etablierten Therapien zur Behandlung des LCS/PCS. Erste Befunde zu Inflammation und Autoimmunität sind vielversprechend und könnten zu neuen Therapieansätzen führen.

Long-/Post-COVID

Für die Erkrankung, die als Long-/Post-COVID bezeichnet wird, werden unterschiedliche Begriffe/Bezeichnungen verwendet. Long-/Post-COVID ist ein Sammelbegriff bei verschiedenen Symptomen, die nach einer COVID-19-Erkrankung auftreten können. Es handelt sich nicht um ein einheitliches Krankheitsbild, da sehr unterschiedliche Symptome jeweils im Vordergrund stehen können. Unter dem Post-COVID-Syndrom (PCS) werden in der Regel Symptome zusammengefasst, die 12 Wochen nach einer SARS-CoV-2 Infektion weiterbestehen oder neu aufgetreten sind. Die Symptome dürfen nicht durch eine alternative Diagnose erklärbar sein.

Schweregrade

  • Mild: Bei milden Fällen können Symptome wie Müdigkeit, Atemnot oder leichte Denkstörungen auftreten. Diese Symptome sind in der Regel nicht schwerwiegend und beeinträchtigen den Alltag kaum.
  • Moderat: In moderaten Fällen sind die Symptome so stark, dass sie den Alltag beeinträchtigen. Die Betroffenen können Probleme bei alltäglichen Aufgaben haben, brauchen aber keine ständige Hilfe.
  • Schwer: Schwere Fälle sind dadurch gekennzeichnet, dass die Patienten viele und ausgeprägte Symptome haben. Sie sind in ihrem Alltag stark eingeschränkt und brauchen Unterstützung in der Versorgung und bei fast allen Tätigkeiten.

Symptome von Long-/Post-COVID

  • Fatigue: Fatigue beschreibt eine starke Schwäche bzw. Erschöpfung, die über die reguläre Erschöpfung nach Anstrengung hinausgeht und sich durch Schlaf oder Ruhe nicht verbessert.
  • PEM (Post-Exertionelle Malaise): PEM ist eine belastungsinduzierte Verschlechterung des gesundheitlichen Zustands, die nach selbst geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung auftritt.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Bei Long-/Post-COVID können Formen der kognitiven Beeinträchtigung auftreten und verschiedene Denkprozesse erschweren. Betroffene berichten zum Beispiel über Konzentrationsstörungen, Wortfindungsstörungen und Gedächtnisprobleme.
  • Atemnot: Viele Betroffene von Long-/Post-COVID erleben ein Gefühl der Atemnot oder Kurzatmigkeit. Dies kann selbst bei geringen Anstrengungen oder in Ruhe auftreten.
  • Muskelschmerzen: Muskelschmerzen, auch Myalgien genannt, können als anhaltende Schmerzen in verschiedenen Muskelgruppen auftreten.
  • Kopfschmerzen: Kopfschmerzen sind allgemein ein häufiges Symptom.
  • Neuropathische Schmerzen: Neuropathische Schmerzen werden oft als brennend, stechend oder kribbelnd beschrieben.
  • Schmerzen in der Brust: Ein anhaltender Schmerz oder Druck in der Brust kann ebenfalls auftreten.
  • Herzrasen: Unregelmäßige oder zu schnelle bzw. zu langsame Herzschläge können auftreten.
  • Orthostatische Intoleranz: Bei der orthostatischen Intoleranz ist die Blutdruckregulation beim Wechsel von einer liegenden Position in eine aufrechte Haltung gestört.
  • Schwindel: Schwindel ist ebenfalls ein häufiges Symptom bei Long-/Post-COVID und kann durch Kreislaufprobleme oder durch psychische oder neurologische Probleme verursacht werden.
  • Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns: Nach einer Coronavirus-Erkrankung kann es zum Verlust des Geruchssinns und des Geschmackssinns kommen.

Weitere Erkrankungen im Zusammenhang mit Long-/Post-COVID

  • Post-Acute Infection Syndrome: Das Post-Acute Infection Syndrome ist eine allgemeine Bezeichnung für längere Zeit anhaltende Beschwerden nach einer akuten Infektion.
  • ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome): ME/CFS ist eine Erkrankung, die mit einer anhaltenden, belastungsinduzierten Symptomverschlechterung, der postexertionellen Malaise (PEM), assoziiert ist.
  • Mastzellaktivierungssyndrom: Beim sogenannten Mastzellaktivierungssyndrom wird vermutet, dass es hierbei zu einer Überreaktion bestimmter Immunzellen (Mastzellen) kommt, die Entzündungsstoffe freisetzen und Symptome wie Hautausschläge, Juckreiz, Atemprobleme oder Magen-Darm-Beschwerden verursachen können.
  • Dysautonomie: Eine Dysautonomie oder autonome Dysfunktion beschreibt eine Fehlfunktion des autonomen Nervensystems.

Behandlung von Long-/Post-COVID

Die Behandlung von Long-/Post-COVID erfolgt symptomorientiert. Medikamente zur Heilung der Ursachen sind bisher nicht verfügbar. Die Behandlung einzelner Symptome kann die Lebensqualität jedoch deutlich verbessern.

  • Pacing: Pacing, also eine gezielte Einteilung der eigenen Kräfte, ist eine Methode des Energiemanagements.
  • Symptom-Tagebuch: Ein Symptom-Tagebuch ist ein Hilfsmittel, um die Art, Häufigkeit und Intensität von Symptomen zu dokumentieren.
  • Ernährung: Es gibt keine spezifische, standardisierte Diät, die bei Long-/Post-COVID empfohlen wird.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann unterstützen, die körperliche Leistungsfähigkeit zu fördern und die Muskelkraft und Beweglichkeit zu erhalten.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann in der Bewältigung des Alltags durch Anpassung und Erlernen von Techniken, die die Belastung reduzieren, unterstützen.
  • Medikamente: Zum Beispiel können Schmerzmittel bei Schmerzen, Antidepressiva bei psychischen Symptomen oder Medikamente bei Schlafstörungen eingesetzt werden.

Aktuelle Forschung zu Post-COVID-19-Syndrom (PCS)

Das Post-COVID-19-Syndrom (PCS) und die damit verbundenen vielfältigen klinischen Manifestationen stellen eine wachsende Belastung für die globale Gesundheit und das Sozialsystem dar. PCS tritt bei bis zu 10% der COVID-19-Patienten auf und äußert sich durch anhaltende Symptome, wie starke Müdigkeit, kognitive Defizite, kardio-pulmonale und körperliche Beeinträchtigungen. Die Ursache von PCS ist noch nicht vollständig verstanden, aber verschiedene pathophysiologische Mechanismen wie virale Toxizität, Immundysregulation, Entzündung und Hyperkoagulabilität sowie Endothelschäden werden diskutiert.

Beeinträchtigung der Gewebe-Sauerstoffversorgung bei PCS-Patienten

In einer Studie wurden Veränderungen der Gewebe-Sauerstoffversorgung bei PCS-Patienten untersucht. Es wurde festgestellt, dass PCS-Patienten eine langsamere Abnahme des Sauerstoffs im Gewebe während der Ischämie aufweisen als Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und gesunde Personen. Dies deutet darauf hin, dass bei PCS-Patienten der Sauerstoffverbrauch im Gewebe oder die Sauerstoffbereitstellung auch nach der akuten COVID-19-Infektion beeinträchtigt ist. Typische PCS-Symptome wie eingeschränkte kardiovaskulärer Fitness und Muskelschwäche könnten dadurch erklärt werden. Es wird vermutet, dass die Veränderungen in der Gewebe-Sauerstoffversorgung auf eine reduzierte Konzentration von Mikrogefäßen und/oder eine Beeinträchtigung der mitochondrialen Funktion zurückzuführen sein könnten. Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine gezielte medizinische Rehabilitation mit Fokus auf die Verbesserung der Mikrozirkulation und mitochondrialen Funktion für PCS-Patienten hilfreich sein könnte.

Autonome Dysregulation bei PCS-Patienten

In einem aktuellen Artikel wird die autonome Dysregulation bei langfristig an Post-COVID-19-Syndrom leidenden Patienten anhand der Herzfrequenzvariabilität (HRV) untersucht. Die Studie konzentriert sich darauf, wie sich das autonome Nervensystem bei Patienten mit langanhaltenden COVID-19-Symptomen verändert. Die Forscher verwenden die Herzfrequenzvariabilität als Messparameter, um die Aktivität des autonomen Nervensystems zu beurteilen. Die Daten zeigen anhaltende HRV-Veränderungen bei PCS-Patienten mit langfristiger Symptomdauer, was auf eine anhaltende Beeinträchtigung des sympathovagalen Gleichgewichts hindeutet. Darüber hinaus sind sympathische Überstimulation und verminderte parasympathische Reaktion bei langfristigen PCS-Patienten vergleichbar mit Befunden bei KHK-Patienten.

Ausdauertraining zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei PCS

Da vorgeschlagen wurde, dass Ausdauertraining als Teil der medizinischen Rehabilitation die körperliche Leistungsfähigkeit bei PCS verbessern könnte, hatte eine Studie das Ziel, verschiedene Formen von aerobem Ausdauertraining zu vergleichen. Es zeigte sich, dass die Trainingsbeteiligung zwischen den Gruppen vergleichbar war, ohne Anzeichen von trainingsspezifischer, durch das Training verursachter Ermüdung. Insgesamt verbesserten sich die PCS-Patienten signifikant anhand der Leistung in Watt bei VT1; 3,1 ± 10,0% für VO2 bei VT1; 5,5 ± 14,7% für O2-Puls bei VT1; 7,5 ± 15,0% anhand der Leistung in Watt bei VO2peak; 2,7 ± 11,0% für VO2peak und 4,6 ± 12,4% für O2-Puls bei VO2peak (alle p < 0,05), ohne signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (p > 0,05). Beide Gruppen zeigten reduzierte Level von Müdigkeit, Angst und Depression sowie eine verbesserte Lebensqualität und Wohlbefinden (alle p < 0,05). PCS-Patienten profitieren von aerobem Ausdauertraining, das als moderates kontinuierliches oder Intervalltraining im Rahmen eines medizinischen Rehabilitationsprogramms durchgeführt wird, in Bezug auf verbesserte körperliche Leistungsfähigkeit und Krankheitswahrnehmung.

Pathophysiologische Mechanismen des PCS

Die Pathogenese des PCS ist nicht geklärt und scheint sich zudem zwischen verschiedenen Patienten(gruppen) zu unterscheiden. Mögliche Ursachen sind langdauernde Gewebeschäden, die Persistenz von Viren/ Virusbestandteilen sowie eine chronische (Hyper-)Inflammation und/oder Autoimmunphänomene. Die vielfältigen Organmanifestationen der SARS-CoV-2-bedingten Störungen liegen unter anderem der breite Tropismus des Virus zugrunde, der durch die Verteilung des Virus-Rezeptors definiert ist. Der Eintritt des SARS-CoV-2 beginnt mit der Bindung an den Angiotensin-konvertierendes-Enzym-2(ACE2)-Rezeptor. Der ACE2-Rezeptor ist im menschlichen Körper in vielen Geweben vorhanden.

Endotheliale Dysfunktion

Die SARS-CoV-2-Infektion kann eine Gefäßentzündung bewirken, die zu einer gestörten Mikrozirkulation und endothelialen Dysfunktion (ED) führt. Ein Drittel der Patientinnen und Patienten mit PCS weist sechs Monate nach einem mildem COVID-19-Verlauf im endothelialen Dysfunktionstest (Endo-PAT) eine ED auf sowie erhöhte Konzentrationen des potenten Vasokonstriktors Endothelin-1 (ET-1).

Viruspersistenz

Mehrere Studien zeigen, dass SARS-CoV-2-Restbestände mehr als sechs Monate nach der akuten Phase von COVID-19 persistieren können, ohne dass noch eine virale Replikation nachgewiesen wird. Möglicherweise führen persistierende Virusbestandteile zu einer anhaltenden Inflammation, die schließlich zu einem PCS führen kann.

Autoimmunität

Autoantikörper (AAK) sind sowohl in der Akutinfektion als auch bei PCS nachweisbar. So wurden zum Beispiel bei Patientinnen und Patienten mit PCS AAK gegen Typ-1-Interferone sowie gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR) nachgewiesen, die einen Einfluss auf die Steuerung des autonomen Nervensystems haben.

Persistierende Inflammation

Die persistierende Inflammation ist ein etablierter Pathomechanismus bei PCS, auch wenn eine SARS-CoV-2-Infektion und Replikation nicht mehr nachweisbar sind. Auch acht Monate nach Infektion zeigen Patientinnen und Patienten mit PCS im Vergleich zu Nicht-Infizierten oder mit anderen Viren Infizierten noch immunologische Auffälligkeiten, die durch eine inflammatorische Zytokin-Signatur charakterisiert sind. Insbesondere wurde eine persistierende Inflammation in der Lunge, im Herzen sowie im Zentralnervensystem beobachtet.

Psychosoziale Faktoren

Neben den direkten biologischen Folgen der Infektion mit SARS-CoV-2 im Sinne eines postviralen Syndroms sind auch psychosoziale Faktoren zu diskutieren, die zum Beispiel auch Ausdruck eigenständiger psychischer Erkrankungen oder Folgen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sein können.

Laktatleistungsdiagnostik und Spiroergometrie bei PCS

In einem Fallbericht werden Befunde der Laktatleistungsdiagnostik und der Spiro­ergometrie bei einem PCS-Fall vorgestellt. Mit beiden Verfahren kann zunächst die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit anhand objektiver Messwerte wie der maximalen Sauerstoffaufnahmerate (VO2 max) und der Leistung an der individuellen anaeroben Schwelle bestimmt werden. Veränderungen der Laktat- und Atemgaskonzentrationen sowie der Ventilation bei ansteigender körperlicher Belastung lassen ferner genaue Rückschlüsse auf die Integrität der Atmung, des Gasaustausches, des Herz-Kreislauf-Systems und der Sauerstoffextraktion auf muskulärer Ebene zu. Hierdurch kann die Ursache einer erniedrigten körperlichen Leistungsfähigkeit einem Organsystem oder einem Pathomechanismus genauer zugeordnet werden. Die hier beschriebene spiroergometrische Untersuchung ist zurzeit die einzige Möglichkeit, eine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei PCS zu objektivieren.

Long Covid

Quälende Müdigkeit, Schwindel oder Luftknappheit - jeder achte Corona-Infizierte leidet an Long Covid, schätzen Mediziner. Daneben gibt auch Post Covid den Experten nach wie vor Rätsel auf - vor allem was die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten betrifft. Studien zufolge werden bisher mehr als 200 verschiedene Symptome auf Long Covid zurückgeführt.

Es gibt Hinweise darauf, dass Frauen über 40 Jahre doppelt so häufig unter Long Covid leiden wie Männer und dass sich die Häufigkeit von gesundheitlichen Langzeitfolgen je nach Virusvariante unterscheiden könnte. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte geht davon aus, dass auch Kinder mit einem schwerem Covid-19-Verlauf an anhaltenden Symptomen leiden können.

Therapie-Optionen

Auch wenn es noch kein gezieltes Medikament gegen Long oder Post Covid gibt, existiert eine Vielzahl an Therapie-Optionen. So kann der Hausarzt in leichten Fällen Physiotherapie, Ergotherapie und/oder Atemtherapie, je nach Ausprägung der Symptome, verordnen.

tags: #PCS #Krankheit #Gehirn #Ursachen #Symptome #Behandlung