Ein pelziges Gefühl im Mund kann sehr unangenehm sein und verschiedene Ursachen haben. Oftmals steckt eine Pilzinfektion dahinter, aber auch andere Faktoren können eine Rolle spielen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für ein pelziges Gefühl im Mund, insbesondere im Zusammenhang mit Mundsoor, und bietet einen Überblick über Behandlungsmöglichkeiten und präventive Maßnahmen.
Was ist Mundsoor?
Mundsoor, auch orale Candidose genannt, ist eine Pilzinfektion im Mund- und Rachenraum, die hauptsächlich durch Hefepilze der Art Candida albicans verursacht wird. Diese Hefepilze gehören bei den meisten Menschen zur natürlichen Mundflora und verursachen normalerweise keine Probleme. Unter bestimmten Umständen kann es jedoch zu einer übermäßigen Vermehrung der Pilze kommen, was zu einer Infektion führt.
Ursachen von Mundsoor
Die Ursache für Mundsoor liegt in einer Störung des natürlichen Gleichgewichts der Mundflora. Dies kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden:
- Geschwächtes Immunsystem: Ein geschwächtes Immunsystem, beispielsweise durch Krankheiten wie HIV/AIDS, Diabetes mellitus, Tumorerkrankungen, Leukämie oder Lymphome, erhöht die Anfälligkeit für Mundsoor. Auch aggressive Therapien wie Chemo- oder Strahlentherapie können das Immunsystem schwächen.
- Medikamentöse Therapien: Langzeitbehandlungen mit Antibiotika, Chemotherapien, Bestrahlungen im Hals-Kopf-Bereich oder die Einnahme von Immunsuppressiva können die Mundflora schwächen und das Pilzwachstum fördern. Auch Cortisonsprays bei Asthma oder Bronchitis können das Risiko erhöhen.
- Lokale Ursachen: Mundtrockenheit (z. B. durch Medikamente) oder schlecht sitzende Zahnprothesen schaffen ideale Bedingungen für Candida. Reizungen durch scharfkantige Zähne, Zahnspangen oder Piercings können ebenfalls die Schleimhaut verletzen und schwächen.
- Mangelzustände: Eine unausgewogene Ernährung, Vitaminmangel (insbesondere Vitamin B12, B6 oder Vitamin C) oder Eisenmangel können das Risiko zusätzlich erhöhen.
- Andere Faktoren: Alter, Schwangerschaft, übermäßiger Genuss von Alkohol oder Rauchen können ebenfalls die Mundschleimhaut und den gesamten Organismus belasten und somit das Risiko für Mundsoor erhöhen.
Symptome von Mundsoor
Typische Symptome von Mundsoor sind:
- Weißliche oder gelbliche Beläge: Diese Beläge finden sich auf der Zunge, der Innenseite der Wangen und Lippen, dem Zahnfleisch, dem Gaumen und im Rachen. Sie ähneln manchmal Milchresten, lassen sich aber schwer oder nur unter Blutungen abwischen.
- Rötung und Entzündung: Die betroffenen Schleimhautbereiche sind gerötet, entzündet und oft schmerzhaft. Beim Essen, Trinken oder auch nur beim Berühren der Stellen kann ein brennendes oder stechendes Gefühl auftreten.
- Pelziges Gefühl im Mund: Betroffene haben trotz guter Mundhygiene oft ein anhaltendes pelziges Gefühl im Mund.
- Geschmacksveränderungen: Viele Betroffene berichten von einem unangenehmen, metallischen Geschmack oder sogar von vorübergehendem Geschmacksverlust.
- Mundwinkelrhagaden: Häufig entstehen kleine Risse in den Mundwinkeln, sogenannte Mundwinkelrhagaden.
- Schluckbeschwerden: In schwereren Fällen kann sich der Pilz über den Mund hinaus in den Rachen oder sogar in die Speiseröhre ausbreiten, was zu Schluckbeschwerden oder Schmerzen beim Essen und Trinken führen kann.
Mundsoor bei Babys
Kleine Kinder und Babys erkranken häufiger an Mundsoor als Erwachsene, da sich ihre natürliche Mundflora und Immunabwehr noch vollständig entwickeln müssen. Neugeborene können sich bereits bei der Geburt mit Mundsoor anstecken, beispielsweise beim Kontakt mit den Schleimhäuten der Scheide. Auch beim Stillen oder durch Hände sowie Gegenstände wie Schnuller können die Erreger in den Mund des Kindes gelangen. Im Umgang mit Säuglingen und insbesondere während der Stillzeit sollten Mütter daher auf hygienische Bedingungen achten.
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Burning-Mouth-Syndrom
Das Burning-Mouth-Syndrom (BMS), auch bekannt als Zungenbrennen oder Glossodynie, ist eine weitere mögliche Ursache für ein pelziges Gefühl im Mund, oft begleitet von brennenden Schmerzen und einem Kribbeln, insbesondere auf der Zunge.
Symptome des Burning-Mouth-Syndroms
- Brennen und Kribbeln: Vor allem auf der Zunge, aber auch auf der Mundschleimhaut.
- Stechende Schmerzen: Oder auch ein Wundempfinden im Mund.
- Trockener Mund: Aufgrund verminderter Speichelproduktion.
- Pelziges Gefühl: Im Mund.
- Metallischer Geschmack: Im Mund.
Ursachen des Burning-Mouth-Syndroms
Die Entstehung des Burning-Mouth-Syndroms ist bisher unklar. Hormonelle Einflüsse, Nervenschädigungen und psychische Belastungen werden als mögliche Faktoren diskutiert. Manchmal gibt es auch eine bestimmte Ursache für Zungen- und Mundbrennen, wie Reizungen im Mund (z. B. durch scharfkantige Zähne oder Prothesen, Aphten, Soor oder Karies), allergische Reaktionen, chronische Erkrankungen (z. B. Sjögren-Syndrom, Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen) oder Mangelerscheinungen (z. B. Vitamin-B12-, B6- oder Vitamin-C-Mangel, Eisenmangel). Auch Medikamente können ein Grund für Missempfindungen im Mund- und Zungenbereich sein.
Diagnose
Wenn im Mund ein pelziges Gefühl auftritt, ist es ratsam, einen Arzt oder Zahnarzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch:
- Klinische Untersuchung: Der Arzt oder Zahnarzt untersucht die Mundhöhle sorgfältig auf Anzeichen von Pilzinfektionen, Entzündungen oder andere Auffälligkeiten.
- Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten, um mögliche Risikofaktoren oder Grunderkrankungen zu identifizieren.
- Abstrich: Bei Verdacht auf Mundsoor wird ein Abstrich von den betroffenen Schleimhautstellen genommen und im Labor untersucht, um den Erreger (meist Candida albicans) nachzuweisen.
- Biopsie: In seltenen Fällen wird eine kleine Gewebeprobe entnommen und mikroskopisch untersucht, um andere Erkrankungen auszuschließen.
- Bluttests: Bei Verdacht auf eine zugrunde liegende Erkrankung (z. B. Diabetes oder HIV) können Blutuntersuchungen notwendig sein.
Behandlung
Die Behandlung eines pelzigen Gefühls im Mund richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
Behandlung von Mundsoor
- Antimykotische Medikamente: Pilzinfektionen werden mit Antimykotika behandelt, die entweder das Pilzwachstum hemmen (fungistatisch) oder die Erreger vollständig abtöten (fungizid). Je nach Schweregrad und Ursache stehen verschiedene Therapieformen zur Verfügung:
- Lokale Behandlungen: Antimykotische Mundlösungen (z. B. Nystatin) oder Gele/Cremes (mit Wirkstoffen wie Miconazol oder Clotrimazol) werden mehrmals täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen.
- Systemische Behandlungen: Bei schwereren oder wiederkehrenden Infektionen können orale Medikamente wie Fluconazol oder Itraconazol verschrieben werden.
- Unterstützende Maßnahmen:
- Gründliche Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen, die Nutzung von Zahnseide oder Interdentalbürsten sowie das Reinigen der Zunge helfen, die Heilung zu beschleunigen.
- Prothesenpflege: Prothesen sollten regelmäßig gereinigt und bei Bedarf angepasst werden.
- Therapie von Grunderkrankungen: Liegt die Ursache in Erkrankungen wie Diabetes oder einem geschwächten Immunsystem, müssen diese parallel behandelt werden.
- Hausmittel: Ungesüßter Naturjoghurt kann aufgrund seiner enthaltenden Milchsäurebakterien unterstützend auf die Mundflora wirken. Spülungen mit Kamillen- oder Salbeitee sowie Myrrhentinktur können ebenfalls zur Beschwerdelinderung beitragen.
Behandlung des Burning-Mouth-Syndroms
Die Behandlung des Burning-Mouth-Syndroms ist oft schwierig, da die Ursache meist unklar ist. Mögliche Therapieansätze sind:
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- Behandlung von Grunderkrankungen: Wenn eine Grunderkrankung (z. B. Diabetes, Sjögren-Syndrom) vorliegt, sollte diese behandelt werden.
- Vitaminpräparate: Bei Mangelerscheinungen können Vitaminpräparate helfen.
- Speichelersatzpräparate: Bei Mundtrockenheit können Speichelersatzpräparate eingesetzt werden.
- Medikamente: In einigen Fällen können Medikamente wie Alpha-Liponsäure, Clonazepam, Gabapentin, Schmerzmittel oder Lidocain helfen.
- Psychotherapie: Bei psychischen Belastungen kann eine Psychotherapie angebracht sein.
Vorbeugung
Ein pelziges Gefühl im Mund lässt sich in vielen Fällen durch einfache Maßnahmen verhindern:
- Gründliche Mundhygiene: Zähne mindestens zweimal täglich putzen, Zahnseide oder Interdentalbürsten verwenden und auch Prothesen sorgfältig reinigen.
- Regelmäßige Zahnarztbesuche: Mindestens einmal pro Jahr zur Kontrolle und zur professionellen Zahnreinigung gehen.
- Zucker reduzieren: Zuckerhaltige Speisen und Getränke fördern das Pilzwachstum.
- Ausgewogene Ernährung: Auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen achten.
- Immunsystem stärken: Eine ausgewogene Ernährung, Bewegung, Stressabbau und ausreichend Schlaf helfen dem Körper, Infektionen abzuwehren.
- Trockenheit vermeiden: Viel Wasser trinken und bei Bedarf einen Luftbefeuchter einsetzen, um die Schleimhäute feucht zu halten.
- Antibiotika mit Vorsicht: Nur nach ärztlicher Verordnung einnehmen und Dosierung exakt befolgen, da sie die natürliche Mundflora stören können.
- Rauchen einschränken: Tabakkonsum schwächt die Schleimhautabwehr und erhöht das Risiko für Pilzinfektionen.
- Hygiene bei Inhalationsgeräten: Inhalatoren regelmäßig reinigen und desinfizieren, um Pilzansiedlungen zu vermeiden.
- Bei Säuglingen: Brustwarzen reinigen und nach dem Stillen trocknen, Einwegstilleinlagen verwenden, Schnuller und Fläschchen abkochen.
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