Pflegeplanung und Kommunikation bei Demenz: Ein umfassender Leitfaden

Die Pflege von Menschen mit Demenz stellt eine besondere Herausforderung dar, die ein tiefes Verständnis für die Erkrankung und ihre Auswirkungen auf die Kommunikation erfordert. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Pflegeplanung bei Demenz, verschiedene Kommunikationsansätze und praktische Beispiele für den Pflegealltag.

Einführung in die Pflegeplanung bei Demenz

Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung, die mit einem Verlust der Gehirnleistung einhergeht. Dies führt zu Veränderungen in Denken, Orientierung, Gedächtnis und Sprache. Die Pflegeplanung bei Demenz zielt darauf ab, den Betroffenen ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, ihre Lebensqualität zu verbessern und Angehörige zu unterstützen. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen und Wünschen des Betroffenen ist entscheidend, um eine bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen.

Frühzeitige Planung ist entscheidend

In frühen und mittleren Krankheitsstadien können Demenz-Patienten ihr Alltagsleben meist noch allein bewältigen, manchmal auch mit leichter Hilfestellung von Angehörigen. Viele können auch noch in ihrer eigenen Wohnung leben. Da früher oder später aber mehr Hilfe im Alltag nötig wird, sollten Demenzkranke und Angehörige sich frühzeitig informieren, welche Hilfsangebote es gibt und welche Wohnmöglichkeiten in Frage kommen, falls ein eigenständiges Leben für den Patienten nicht mehr möglich ist.

Pflege zu Hause: Eine vertraute Umgebung

Ungefähr zwei von drei Demenzkranken leben derzeit in den eigenen vier Wänden. Gerade für ältere Menschen ist das Zuhause meist der Mittelpunkt des Lebens. Die vertraute Umgebung weckt Erinnerungen und bietet Sicherheit und Geborgenheit - Faktoren, die bei Demenz besonders wichtig sind. Daher möchten viele Demenz-Patienten so lange wie möglich im eigenen Zuhause bleiben.

In frühen Demenzstadien ist das meist kein Problem. Die Patienten bewältigen den Alltag oft noch allein. Nur bei Tätigkeiten, die viel Konzentration erfordern (Schriftverkehr mit Behörden, Gang zur Bank etc.), brauchen sie Hilfe von Angehörigen.

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Anpassung des Wohnraums

Zur Pflegeplanung bei Demenz zählt auch, dafür zu sorgen, dass die Wohnung des Patienten demenzgerecht gestaltet ist. Dazu gehört zum Beispiel:

  • Große Symbole an den Türen in der Wohnung, welche die Nutzung des jeweiligen Raumes signalisieren (Küche, Bad, Schlafzimmer etc.).
  • Durchsichtige Kleiderschranktüren (erleichtern das Finden von gewünschten Kleidungsstücken wie Unterwäsche oder Mantel).
  • Umrüsten des Herdes, sodass er sich nach einer gewissen Zeit allein ausschaltet (Vorbeugung von Bränden und Verletzungen).
  • Lichtelemente im Fußboden (Vorbeugung von Stürzen).
  • Sicheres Einschließen von Putzmitteln (senkt die Verwechslungs- und Vergiftungsgefahr).
  • Entfernen von Haken und Schlüsseln, mit denen sich etwa die Badezimmertür von innen verriegeln lässt.

Unterstützung für Angehörige

Die Aufgabe, sich um einen dementen Menschen zu kümmern, verlangt von Angehörigen viel Einsatz und Geduld - und zwar zunehmend mehr, je weiter die Krankheit fortschreitet. Die Familie sollte daher überlegen, wie viel Unterstützung sie leisten kann und ab wann externe Hilfe (etwa durch ambulante Pflegedienste) notwendig ist. Der behandelnde Arzt hilft Angehörigen bei dieser Einschätzung.

Ambulante Pflege

Angehörige, die einen Demenzkranken pflegen, haben Anspruch auf die professionelle Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst. Die Fachkräfte helfen den Patienten zum Beispiel beim Aufstehen, Waschen und Toilettengang.

Voraussetzung für diesen gesetzlichen Anspruch auf einen ambulanten Pflegedienst ist, dass der Patient als pflegebedürftig eingestuft wurde und der Pflegedienst von der Pflegekasse anerkannt ist. Angehörige sollten sich über das Angebot verschiedener Pflegedienste informieren, bevor sie sich für einen entscheiden. Ratschläge bieten hier auch Selbsthilfegruppen und die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz.

24-Stunden-Betreuung

Wenn die Unterstützung durch ambulante Pflegekräfte nicht ausreicht, der Demenzkranke aber trotzdem in seinem eigenen Zuhause bleiben will, kann eine 24-Stunden-Betreuung sinnvoll sein. Manchmal bieten örtliche Pflegedienste eine solche Rundumbetreuung an. Die monatlichen Kosten dafür belaufen sich auf mehrere Tausend Euro.

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Viele Demenzkranke werden auch von Pflegekräften aus Osteuropa betreut. Dabei sollten Angehörige unbedingt die rechtlichen Rahmenbedingungen beachten und die Pflegekraft legal beschäftigen. Schwarzarbeit ist eine Straftat und kann empfindliche Geldstrafen sowie Nachzahlungen der Sozialbeiträge zur Folge haben.

Betreuungsgruppen für Demenzkranke

Vielerorts wird eine Gruppenbetreuung für Demenz-Patienten angeboten. Die Teilnehmer treffen sich regelmäßig, etwa um gemeinsam zu essen, singen, basteln oder spielen. Betreut werden die Gruppen meist von ehrenamtlichen Helfern. Die Teilnahme an einer Betreuungsgruppe kostet meist nur einen geringen Betrag (etwa für Essen und Getränke).

Tagespflege

Im Rahmen der Tagespflege verbringen Demenz-Patienten einen oder mehrere Tage pro Woche gemeinsam in einer Tagespflegeeinrichtung. Solche Einrichtungen sind auf die körperliche und geistige Betreuung von Demenzkranken spezialisiert. Die Patienten können dort zum Beispiel gemeinsam kochen, malen, basteln oder - falls vorhanden - im Garten arbeiten. In guten Einrichtungen wird dafür gesorgt, dass alle Aktivitäten beaufsichtigt werden, um Unfälle zu vermeiden.

Die Kosten für die Tagespflege können sich auf 45 bis 90 Euro pro Tag belaufen. Bis zu einer gewissen Höhe beteiligt sich die Pflegekasse an diesem Betrag - in Abhängigkeit von dem Pflegegrad des Patienten. Den Rest müssen die Patienten und ihre Angehörigen selber bezahlen. Gegebenenfalls steuert allerdings auch das Sozialamt etwas bei.

Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege

Wenn pflegende Angehörige zum Beispiel krank werden oder Urlaub brauchen, können Demenzkranke, die ansonsten zuhause betreut werden, vorübergehend in Einrichtungen der Kurzzeitpflege untergebracht werden.

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Alternativ gibt es in solchen Fällen die Möglichkeit einer Verhinderungspflege (Ersatzpflege): Der Demenzkranke wird dann zuhause vorübergehend von einem professionellen Pflegedienst betreut. Die Kosten für die Kurzzeit- oder Verhinderungspflege übernimmt bis zu einer gewissen Höhe die Pflegekasse.

Betreutes Wohnen

Betreutes Wohnen kann eine geeignete Wohnform für ältere Menschen sein: Hier leben die Senioren in eigenen seniorengerechten Wohnungen eines Hauses oder eines Häuserkomplexes. Sie können aber je nach Wunsch oder Bedarf an gemeinsamen Mahlzeiten teilhaben sowie hauswirtschaftliche Dienste (wie Wäscheservice) und Pflege in Anspruch nehmen.

Angebote für betreutes Wohnen sind unter bestimmten Voraussetzungen auch für Demenz-Patienten geeignet, nämlich dann, wenn sie auch demenzgerechte Services bieten. Patienten und Angehörige sollten sich im Vorfeld genau darüber informieren.

Fortgeschrittene Demenz: Pflegeheim

Wenn Angehörige die Rundumbetreuung eines Demenz-Patienten nicht (mehr) leisten können und eine 24-Stunden-Betreuung nicht finanzierbar ist, bietet sich die Unterbringung in einem Pflegeheim oder in alternativen Wohnformen (wie Demenz-WG) an.

Bei der Auswahl eines Heims sollten Angehörige sich sorgfältig informieren und die Angebote kritisch vergleichen. Neben herkömmlichen Pflegeheimen gibt es vielerorts auch solche mit speziellen Wohn- und Betreuungsangeboten für Demenz-Patienten. Solche Hausgemeinschaften, Wohngruppen oder Pflegeoasen sind auf die besonderen Bedürfnisse von dementen Menschen zugeschnitten und haben meist 12 bis 20 Mitglieder. Diese speziellen Angebote sind aber nicht ganz billig.

Ambulant betreute Demenz-Wohngemeinschaften

Eine Alternative zum Pflegeheim kann in manchen Fällen eine Demenz-WG sein. Dort leben mehrere Demenz-Patienten zusammen in einer großen Wohnung. Jeder Patient hat ein eigenes Zimmer und kann dafür meist auch eigene Möbel und Einrichtungsgegenstände mitbringen.

Andere Räumlichkeiten wie Küche, Wohnzimmer und Bäder werden gemeinschaftlich genutzt. Betreut werden die Demenzkranken von professionellen Pflegekräften.

Mittlerweile gibt es bundesweit immer mehr Angebote für solche Demenz-WGs.

Die Pflegekosten

Die Pflege von Demenz-Patienten ist nicht billig, besonders, wenn die Patienten umfassende Hilfestellung und Betreuung brauchen. In vielen Fällen beteiligt sich die Pflegeversicherung an den Kosten. Ob und wie viel sie zahlt, hängt von der Pflegebedürftigkeit des Demenzkranken ab:

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen begutachtet den Demenz-Patienten (nach Antragstellung bei der Pflegekasse) und weist ihm einen bestimmten Pflegegrad zu. Je höher diese Einstufung ist, desto höher ist auch der Zuschuss der Pflegekasse zu den Pflegekosten.

Wenn es um die Pflegeplanung bei Demenz geht, müssen Angehörige die Höhe dieses Zuschusses sowie die eigenen finanziellen Möglichkeiten berücksichtigen. Denn dies beeinflusst in der Regel die Entscheidung, wo und wie ein Demenzkranker wohnen und betreut werden soll.

Der Pflegeplan: Ein strukturierter Leitfaden

Was für den Rechtsanwalt das Strafgesetzbuch ist, stellt für die Pflegefachkraft der Pflegeplan dar: ein strukturierter Leitfaden, der Qualität, Sicherheit und Routine möglich macht. Einen Pflegeplan zu schreiben, sollte daher für Pflegefachkräfte zum Handwerkszeug gehören, um dem/der Gepflegten eine bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen. Der Prozess der Pflegeplanung hat zum Ziel, einen strukturierten Plan für notwendige pflegerische Maßnahmen eines/-r Patienten/in zu entwerfen. Ergebnis der Planung ist eine strukturierte Dienstanweisung, die eine individuell abgestimmte Versorgung des/der Empfängers/-in sicherstellen soll.

Schritte der Pflegeplanung

  1. Aufstellung der vorliegenden Diagnosen und Probleme: Die Pflegeplanung startet in der Regel mit einer Aufstellung der vorliegenden Diagnosen und Probleme, die im Anschluss mit allen zur Verfügung stehenden Ressourcen und dem tatsächlichen Bedarf an Pflegemaßnahmen abgeglichen werden.
  2. Festlegung der Pflegeziele: Daraus können die Pflegekräfte dann Ziele für die Pflege ableiten und auf Basis eines angestrebten Soll-Zustandes dann konkrete Maßnahmen festlegen.
  3. Pflegediagnose: Grundsätzlich versteht man unter einer Pflegediagnose die Reaktion eines Menschen auf eine aktuelle oder mögliche Gesundheitsstörung. Im Gegensatz zu einer Krankheitsdiagnose ist diese aber keineswegs statisch und bis zur Heilung unveränderlich festgelegt. Es handelt sich hierbei stattdessen um ein bewegliches Konstrukt, das im Laufe der Pflege jederzeit angepasst werden kann (und muss).
  4. Berücksichtigung potenzieller Probleme: Zu Beginn der Pflegeplanung sollte man als Gesundheits- und Krankenpfleger/in nicht nur an die aktuell bestehenden Probleme der Pflege, sondern darüber hinaus auch an potentielle Stolperfallen in der Zukunft denken, die durch eine professionelle Betreuung durch Fachpersonal verhindert werden können.
  5. Überblick über die zur Verfügung stehenden Mittel: Als nächstes ist es wichtig, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Mittel zur anstehenden Versorgung zur Verfügung stehen. Dabei gibt es verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, die man in interne und externe Faktoren aufteilen kann. Zu den externen Ressourcen zählt alles Materielle an Ausstattung, also das verfügbare Personal und das finanzielle Budget, während interne Faktoren sich auf persönliche Eigenschaften der beteiligten Personen beziehen.
  6. Ermittlung des Pflegebedarfs: Der Pflegebedarf stellt die benötigte Menge an pflegerischer Unterstützung dar, die nötig ist, um eine professionelle und qualitativ hochwertige Versorgung sicherstellen zu können. Anders ausgedrückt, stellt man sich an dieser Stelle die Frage, in welchen Bereichen der/die zu Pflegende (auf Basis der bereits gesammelten Informationen) Unterstützung benötigt. Da sich dieser Schritt bisweilen etwas schwieriger gestaltet, wurde hierfür in Deutschland das System der Pflegegrade eingeführt.
  7. Festlegung konkreter Maßnahmen: Abschließend wird es nun im Rahmen der Pflegeplanung konkret: Nach einem ausführlichen Vergleich von Ist- und angestrebten Soll-Zustand, können nun explizite Maßnahmen erarbeitet werden. Diese sind natürlich auf die vorliegende Situation und die individuellen Bedürfnisse des/der Patienten/in abgestimmt. An dieser Stelle ist es sehr wichtig, auf eine präzise Formulierung zu achten, denn die festgelegten Maßnahmen sind zukünftig als Handlungsanweisungen für die Pflegenden richtungsweisend. Dementsprechend muss diese Anleitung für die tägliche Versorgung präzise und unmissverständlich verfasst sein.

Tipps für eine gute Pflegeplanung

  • Objektivität und Wertfreiheit: Die Pflegeplanung sollte stets objektiv und wertungsfrei ablaufen und dabei möglichst exakt und genau sein, damit der Plan für das gesamte Team verständlich aufgesetzt wird.
  • Fachliche Korrektheit und Messbarkeit: Bei der Festlegung der pflegerischen Maßnahmen und Ziele ist es außerdem wichtig, diese natürlich fachlich korrekt, aber auch spezifisch und vor allem messbar zu gestalten. So wird sichergestellt, dass Änderungen in positiver oder negativer Hinsicht durch eine kontinuierliche Dokumentation auffallen und falls nötig eingegriffen und angeglichen werden kann.
  • Nutzung von Tools: Viele professionelle Einrichtungen wie Krankenstationen oder Altenheime nutzen darüber hinaus gewisse Tools, wie beispielsweise spezielle Software, um die Pflegeplanung besser zu gestalten.

Kommunikation mit Demenzkranken: Eine besondere Herausforderung

Bei einer Demenz kommt es zu einer Abnahme der Gehirnleistung, dadurch verändert sich mit der Zeit auch die Kommunikation mit Patient:innen. Jetzt ist es wichtig, die Sprachführung an die Situation anzupassen. Außerdem sollten Betroffene stets ein Gefühl von Wertschätzung erfahren.

Veränderungen in der Kommunikation

Eine Demenz ist eine chronische Erkrankung. Hierbei kommt es zu einem Leistungsverlust der höheren Gehirnfunktionen. Die Demenz beeinträchtigt spezielle Gehirnregionen, die in Verbindung mit dem Denken, der Orientierung, dem Gedächtnis und der Sprache stehen - konkret sind das die Großhirnrinde und der Hippocampus. Diese Veränderungen im Gehirn beeinflussen auch im zunehmenden Maße die Kommunikation.

Zusammengefasst - folgende Demenzsymptome erschweren die Kommunikation:

  • Wortfindungsstörungen
  • Probleme mit dem Kurzzeit- oder Langzeitgedächtnis
  • Persönlichkeitsveränderungen

Schlüsselreize und Emotionen nutzen

Die Kommunikation bei Demenz sollte vor allem durch Verständnis und Akzeptanz geprägt sein. Indem Sie Verständnis für die ganz eigene Welt der Demenzkranken aufbringen, können Sie Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen Empathie vermitteln. Akzeptieren Sie, dass sich Betroffene nicht ändern können. Richten Sie stattdessen Ihren Blick auf das, was die Kommunikation bereichert: Schlüsselreize und Emotionen.

Schlüsselreize, also Reize, die ein bestimmtes Verhalten in Gang setzen, sind vor allem dann hilfreich, wenn Demenzkranke Angst empfinden. Sie können Ihrem Angehörigen ein positives Gefühl vermitteln, indem Sie Schlüsselreize nutzen. Dabei ist es wichtig, sich auf Ereignisse im Leben des Betroffenen zu konzentrieren, an die er sich erinnern kann.

Auch Emotionen können bei der Kommunikation mit Menschen mit Demenz sinnvoll genutzt werden. Betroffene haben sehr feine Antennen für Emotionen - Demenzkranke spiegeln oft bei der Kommunikation das Verhalten von Gesprächspartner:innen wider. Demenziell veränderte Personen nehmen Signale anderer Menschen mittels Körpersprache auf - so können Unruhe, Wut oder gute Laune ansteckend wirken. Daher unser Tipp:

Gestalten Sie die Demenz-Kommunikation abwechslungsreich, mit Mimik, Berührungen und Gestik. Achten Sie unbedingt darauf, welche Gefühle bei dem Gespräch mitschwingen können.

Anpassung an den Schweregrad der Demenz

Mit Fortschreiten der Erkrankung verändert sich auch die Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Angehörigen. Jetzt ist es wichtig, die Kommunikationsstrategie an den Schweregrad der Demenz anzupassen. Ein Austausch mit den Betroffenen ist in jedem Krankheitsstadium möglich und wichtig - durch Gespräche erfahren sie Anerkennung und Akzeptanz.

  • Kommunikation im Demenz-Anfangsstadium: Die Wahrnehmung ist bei Ihrem Angehörigen in der Regel nur wenig verändert. Allerdings kann er Termine vergessen oder Probleme haben, sich an vergangene Ereignisse zu erinnern. Planen Sie mehr Zeit für die Kommunikation ein - Ihr Familienmitglied benötigt nun wahrscheinlich länger für Reaktionen. Bringen Sie Ihrem Angehörigen Gelassenheit und Geduld entgegen. Mit einer zugewandten Sprache, die sich auf kurze und einfache Sätze konzentriert, unterstützen Sie den Betroffenen.
  • Kommunikation im fortgeschrittenen Demenz-Stadium: Ihr Familienmitglied zeigt nun wahrscheinlich ausgeprägte Gedächtnis- und Denklücken. Betroffene versuchen nun häufig, eventuell gemachte Fehler abzustreiten oder zu überspielen - womöglich geben sie auch anderen Menschen die Schuld für das Missgeschick. Gehen Sie auf jeden Fall auf die Gefühlslage Ihres Familienmitglieds ein. Ist der Demenzkranke beispielsweise davon überzeugt, dass er einen Freund vom Bahnhof abholen muss, zeigen Sie Verständnis: „Du hast Sorge, den Termin zu verpassen, oder?“ Belehren Sie Ihren Angehörigen nicht, indem Sie beispielsweise darauf beharren, dass niemand am Bahnhof ist.
  • Kommunikation im weit fortgeschrittenen Demenz-Stadium: Viele Menschen kommunizieren nun nicht mehr mit Worten. Umso wichtiger ist deshalb der Austausch von Berührungen und Emotionen um dem Bedürfnis nach Geborgenheit gerecht zu werden. Beisammen zu sitzen und sich an den Händen zu halten vermittelt eine wichtige Botschaft: Du bist nicht allein!

10 Tipps für die Kommunikation bei Demenz

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. hat Tipps veröffentlicht, die eine Kommunikation mit Demenzkranken vereinfachen. An dieser Stelle möchten wir Ihnen einige davon erläutern.

  1. Begeben Sie sich für ein Gespräch auf die gleiche Augenhöhe - setzen Sie sich beispielsweise neben das Bett.
  2. Nutzen Sie kurz gehaltene, einfache Sätze, möglichst ohne Fremdwörter.
  3. Sprechen Sie langsam, deutlich und zugewandt.
  4. Nutzen Sie Gestik und Mimik, um Botschaften zu transportieren.
  5. Halten Sie kurz inne und überprüfen Sie, welche Gefühle Sie womöglich bei der Kommunikation übermitteln - achten Sie auf eine freundliche Stimmlage.
  6. Geben Sie Ihrem Angehörigen Zeit, zu antworten.
  7. Thematisieren Sie immer nur eine Sache - stellen Sie keine „Entweder-oder- Fragen“.
  8. Schenken Sie Ihrem Angehörigen Ihre volle Aufmerksamkeit und achten Sie auf die Körpersprache Ihres Gegenübers.
  9. Konfrontieren Sie Ihr Familienmitglied nicht mit Fragen nach dem Wie, Warum, Weshalb, Wo oder Wann.
  10. Belehren Sie Ihren Angehörigen nicht, sondern zeigen Sie Anerkennung, wenn etwas gut gelingt.

Validation: Eine wertschätzende Kommunikationsmethode

Die Validation ist eine Kommunikationsmethode, die darauf abzielt, die Gefühle undRealitäten von Menschen mit Demenz anzuerkennen und zu bestätigen. Sie ist eine Gegenmaßnahme gegen gewohnheitsmäßige Reaktionen auf verwirrte Menschen und hilft, eine neue Perspektive einzunehmen, um Demenzkranken mit einer positiven Grundhaltung zu begegnen.

Grundlagen der Validation

Die Validation umfasst eine verbale und eine nonverbale Kommunikationsform, die sich auf die Beziehungsebene konzentriert. Die Einstellung gegenüber dementen Menschen ist für die Anwendung von Validation wichtiger als die konkreten Techniken. Der Rückzug in die Vergangenheit muss akzeptiert werden. Validation als Haltung im Pflegealltag: Die Methode basiert auf Empathie, Akzeptanz und Authentizität. Ziele im Alltag der Betroffenen: Validation stärkt das Selbstwertgefühl und vermittelt Sicherheit. Drei Schritte zur praktischen Anwendung: Gefühle erkennen, benennen und durch vertraute Sprichwörter oder biografische Bezüge bestätigen - so gewinnen Demenzerkrankte Orientierung.

Unterschiedliche Ansätze, gemeinsames Ziel

Während Naomi Feil auf ungelöste Lebenskonflikte blickt, sieht Nicole Richard vor allem hirnorganische Veränderungen. Validation ist im Kern eine Kommunikationstechnik bzw. Kommunikationsmethode. Diese besteht aus einem Bündel von verbalen und non-verbalen Konzepten. Validation bedeutet soviel wie „Gültigkeitserklärung“ oder „Das Wertvolle finden“.

Praktische Anwendung der Validation

  1. Gefühle des Demenzkranken analysieren: Was sind die Gefühle des demenziell Erkrankten? Welche Gefühle bewirken seine Handlungen und Handlungsimpulse? Beispiele: Der Erkrankte ist aufgeregt, hilflos, fühlt sich einsam, traurig, sorgenvoll, ist pflichtbewusst.
  2. Gefühle des Demenzkranken ausformulieren: Die wahrgenommenen Gefühle und Antriebe werden von Ihnen mit kleinen Sätzen, die dem Sprachgebrauch des Erkrankten angepasst sind, formuliert, angenommen, akzeptiert, wertgeschätzt und zugelassen. Beispiel: Sie sind gerade ganz aufgeregt; Sie fühlen sich hilflos; das macht Sie traurig; Sie fühlen sich sehr einsam; Sie sorgen sich; Sie wollen schließlich Ihre Pflicht erfüllen.
  3. Gefühle als allgemein akzeptiert bestätigen: Wichtig ist nun, dass Sie dem Demenzkranken zeigen, dass sein Innenleben „in Ordnung“ ist, dass das, was er sagt, tut und fühlt, völlig normal und akzeptiert ist. Da bei alten Menschen Sprichwörter, Volksweisheiten, Redewendungen, Lieder, etc. tief im Gedächtnis eingegraben sind, ist es am einfachsten, ihre Erinnerung daran wachzurufen: Hier findet der demente Patient die Bestätigung, Bekräftigung seiner Gefühle und Gedanken.

Die integrative Validation nach Nicole Richard

Die Pädagogin und Psychogerontologin Nicole Richard erweiterte die Methode und setzte die Schwerpunkte auf die noch vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten der Demenzerkrankten. Die grundlegende Annahme der Methode der Validation: Dementiell erkrankte Menschen sind überaus feinfühlig und äußern ihre Gefühle sehr authentisch. Bei der Validation geht man auf diese aktuelle Gefühlslage des Betroffenen ein anstatt die Person zu korrigieren und ins „Hier und Jetzt“ zurückholen zu wollen.

Weitere Kommunikationskonzepte

Neben der Validation gibt es weitere Konzepte, die in der Kommunikation mit Demenzkranken Anwendung finden:

  • Personzentrierte Pflege nach Tom Kitwood: Sie stellt den Mensch in den Mittelpunkt und nicht die Krankheit. Erhalt und Förderung des Personseins ist der Kern bei dieser Art der Kommunikation.
  • Basale Stimulation: Sie hat das Ziel, die Fähigkeiten von dementiell erkrankten Menschen in den Bereichen Kommunikation, Wahrnehmung und Bewegung zu fördern und sie zu aktivieren. Im Gegensatz zur Validation und der personzentrierten Pflege setzt sie hauptsächlich auf die nonverbale Kommunikation.

Fallbeispiele zur Pflegeplanung

Um die Theorie der Pflegeplanung zu veranschaulichen, werden im Folgenden zwei Fallbeispiele vorgestellt:

  • Herr M. mit Schulterarthrose: Herr M. wird neu in eine Pflegeeinrichtung aufgenommen. Aufgrund seiner fortgeschrittenen Schulterarthrose auf der rechten Seite hat er große Probleme, diesen Arm zu bewegen und es ist ihm beinahe unmöglich, seine eigene Gegenseite zu erreichen.
  • Frau B. nach einem Autounfall: Frau B. kommt wegen eines Autounfalls in die Klinik, wegen dem sie momentan beide Beine nicht mehr bewegen kann, während der Oberkörper einwandfrei funktioniert.

Herausforderungen und ethische Aspekte

Die Pflege von Menschen mit Demenz wirft auch ethische Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf Selbstbestimmung, Autonomie und Lebensqualität. Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.

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