Ein epileptischer Anfall ist ein vorübergehendes Ereignis, das durch eine plötzliche, abnorme elektrische Aktivität im Gehirn verursacht wird. Diese Aktivität kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die von kurzen Bewusstseinsaussetzern bis hin zu schweren, unkontrollierten Krämpfen reichen. Epileptische Anfälle sind nicht vom Willen beeinflussbar und können bei Menschen jeden Alters auftreten.
Was ist ein epileptischer Anfall?
Ein epileptischer Anfall ist definiert als ein vorübergehendes Auftreten von subjektiven Zeichen und/oder objektivierbaren Symptomen aufgrund einer pathologisch exzessiven und/oder synchronisierten neuronalen Aktivität im Gehirn. Die Symptome können je nach Ort und Ausmaß der Anfälle variieren.
Ursachen und Auslöser
Epileptische Anfälle können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter:
- Genetische Faktoren: Einige Epilepsieformen sind genetisch bedingt. In den letzten Jahren wurden mehrere Hundert Gene und Gen-Veränderungen identifiziert, die vermutlich oder sicher eine Epilepsie (mit)verursachen.
- Strukturelle Ursachen: Hirnschäden wie Tumore, Schlaganfälle oder Narbenbildung können epileptische Anfälle verursachen. Eine strukturelle Epilepsie ist mit umschriebenen pathologischen Hirnveränderungen assoziiert.
- Infektiöse Ursachen: Infektionen des Gehirns wie Meningitis oder Enzephalitis können zu Anfällen führen. Infektionen sind die weltweit häufigste Ursache von Epilepsie.
- Metabolische Ursachen: Stoffwechselstörungen wie Hypoglykämie oder Elektrolytstörungen können Anfälle auslösen. Eine metabolisch verursachte Epilepsie ist direkte Folge einer Stoffwechselstörung, die epileptische Anfälle als Kernsymptomatik aufweist.
- Andere Faktoren: Schlafmangel, Stress, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, bestimmte Medikamente und hormonelle Veränderungen können ebenfalls Anfälle provozieren. Begünstigende Faktoren, die einen Anfall auslösen können, sind etwa großer Stress, Schlafdefizite, optische und akustische Reize (z. B. Lichtblitze in Diskotheken, überlaute Musik) oder die Arbeit am PC.
Klassifikation von Anfällen
Epileptische Anfälle werden grob in zwei Haupttypen unterteilt:
Fokale Anfälle: Diese Anfälle beginnen in einem bestimmten Bereich des Gehirns. Die Symptome hängen davon ab, welcher Bereich betroffen ist. Fokale Anfälle sind auf bestimmte Gehirnregionen beschränkt.
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Generalisierte Anfälle: Diese Anfälle betreffen das gesamte Gehirn. Es werden fokale von generalisierten Krampfanfällen unterschieden.
- Absencen: Bei den Absencen kommt es zu einer Bewusstseinsstörung bei denen der Patient seine aktuelle Tätigkeit während des Anfalls unterbricht.
- Klonische Anfälle: Diese Anfälle sind durch wiederholte Zuckungen gekennzeichnet, ohne nachfolgende Verkrampfung der Muskulatur.
- Tonische Anfälle: Beim tonischen Anfall kommt es zu einer allgemeinen Versteifung der Muskulatur.
- Tonisch-klonische Anfälle: Dies sind die häufigsten generalisierten Anfälle, die oft noch als Grand-mal-Anfälle bezeichnet werden. Der typische Grand-mal-Anfall läuft in der Regel in mehreren Stadien ab.
Phasen eines epileptischen Anfalls
Ein epileptischer Anfall kann in verschiedene Phasen unterteilt werden:
- Präkonvulsive Phase (Vorboten): Einige Menschen erleben vor einem Anfall Vorboten wie Unruhe, Stimmungsschwankungen oder Reizbarkeit. Das Kind ist Stunden oder Tage vor dem Anfall unruhig, stimmungslabil, missmutig oder reizbar. Es schläft unruhig und klagt über Bauchschmerzen.
- Aura: Eine Aura ist ein subjektives Gefühl, das manche Menschen vor einem Anfall erleben. Sie kann sich als Geruch, Geschmack, visuelle Störung oder ein anderes ungewöhnliches Gefühl äußern. Manchmal, aber nicht immer, hat die betroffene Person schon eine Vorahnung (Aura), dass sich ein Anfall anbahnt.
- Iktale Phase (Anfallsphase): Dies ist die eigentliche Anfallsphase, in der die charakteristischen Symptome auftreten. Je nach Art des Anfalls können dies Zuckungen, Krämpfe, Bewusstseinsverlust oder andere neurologische Symptome sein.
- Postiktale Phase (Nachphase): Nach dem Anfall befindet sich die Person in der postiktalen Phase. Diese Phase kann von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden dauern und ist durch Müdigkeit, Verwirrtheit, Muskelschmerzen oder andere Symptome gekennzeichnet. Die postiktale Phase ist der Zustand nach einem epileptischen Krampfanfall. Für diese Phase sind die Desorientierung und die Schläfrigkeit des Patienten. Nach einem Anfall folgt in den meisten Fällen eine Nachphase (postiktale Phase), welche Stunden anhalten kann. In dieser kommt es zu Symptomen wie Sprachstörungen, Vigilanzminderungen, Lähmungen, Gedächtnisstörungen und teilweise psychischen Störungen bis hin zu aggressivem Verhalten.
Der Fall von Alexander: Ein Beispiel
Ein Rettungsdienstteam wurde zu einem Elektromarkt gerufen, wo ein junger Mann namens Alexander bewusstlos zwischen den Regalen lag. Alexander, 21 Jahre alt und Epileptiker, hatte einen generalisierten Krampfanfall mit tonisch-klonischen Krämpfen erlitten. Seine Betreuerin, die ihn beim Einkaufen begleitete, hatte keine Gelegenheit, ihm rechtzeitig sein Notfallmedikament (Midazolam als Rectiole) zu verabreichen.
Bei der Untersuchung zeigte Alexander eine schnelle Atmung, eine leicht erhöhte Herzfrequenz und eine oberflächliche Wunde an der Stirn. Er war schläfrig und desorientiert, reagierte aber auf Licht. Nach der intranasalen Gabe von Midazolam wurde er zunehmend wacher und orientierter.
Dieser Fall verdeutlicht die typischen Phasen eines epileptischen Anfalls und die Bedeutung einer schnellen und angemessenen Notfallversorgung.
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Diagnose und Differenzialdiagnose
Die Diagnose eines epileptischen Anfalls basiert auf der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und neurologischen Tests wie dem Elektroenzephalogramm (EEG). Auch wird bei einem Epilepsie-Verdacht eine körperliche und neurologische Untersuchung durchgeführt und ein Elektroenzephalogramm (EEG) gemacht, das auf eine erhöhte Anfallsneigung hindeuten kann. Ein EEG allein reicht aber für die Diagnose Epilepsie nicht aus.
Es ist wichtig, epileptische Anfälle von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden, wie z. B. Synkopen, Herzrhythmusstörungen oder psychogene nicht-epileptische Anfälle. Bei Eintreffen des Rettungsdienstteams ist der Krampfanfall bereits zu Ende. gibt an, der Patient sei bekannter Epileptiker. gründliche Differenzialdiagnose sinnvoll. erstmals auftritt. Infekten, intrazerebralen Blutungen bzw. einer vasovagalen Synkope oder eines Entzugs. Zuckungen kommen, die oft als epileptischer Krampf fehlgedeutet werden.
Notfallversorgung und Behandlung
Die Notfallversorgung eines Menschen mit einem epileptischen Anfall umfasst:
- Schutz vor Verletzungen: Gefährliche Gegenstände aus der Umgebung entfernen und den Kopf polstern. Bei einem Krampfanfall musst du dafür sorgen, dass sich die Person nicht verletzt. Siehst du rechtzeitig, dass sie stürzt, verhindere einen harten Aufprall auf Möbelstücke oder den Boden. Schütze die Person: Räume gefährliche Gegenstände wie scharfe und spitze Objekte sowie Möbelstücke weg, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Lege der Person ein Polster unter den Kopf. Liegt die Person auf dem Bett oder Sofa, schütze sie vor dem Heraus- oder Herunterfallen.
- Freihalten der Atemwege: Sicherstellen, dass die Person atmen kann.
- Beobachtung der Symptome: Dauer, Art der Bewegungen und Bewusstseinszustand dokumentieren.
- Medikamentöse Therapie: Bei anhaltenden Anfällen können Benzodiazepine wie Midazolam oder Lorazepam verabreicht werden, um den Anfall zu stoppen. Bei Patienten ohne i.v.-Zugang sollte Midazolam intramuskulär per Applikator oder intranasal (als Einzelgabe) appliziert werden.
Medikamentöse Therapie im Detail
- Midazolam: Ein schnell wirksames Benzodiazepin, das intranasal, intramuskulär oder intravenös verabreicht werden kann. kommt hier also im sog. einen schnellen Wirkungseintritt von Midazolam bei intranasaler Gabe.
- Lorazepam: Ein weiteres Benzodiazepin, das intravenös verabreicht wird.
- Valproat, Levetiracetam: Antiepileptika zur langfristigen Anfallskontrolle. Alexander ist als Epileptiker mit Valproat AbZ® 500 mg in der Kombination mit Levetiracetam UCB® 500 mg eingestellt.
Spezielle Situationen
- Status epilepticus: Ein Anfall, der länger als fünf Minuten dauert oder eine Serie von Anfällen ohne Wiedererlangen des Bewusstseins, ist ein medizinischer Notfall und erfordert sofortige Behandlung. Die Vitalparameter müssen sichergestellt werden und die Betroffenen vor Selbstgefährdung geschützt werden. Eine Intubationsbereitschaft muss immer gesichert sein.
Langzeitmanagement von Epilepsie
Die langfristige Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, Anfälle zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dies umfasst in der Regel:
- Medikamentöse Therapie: Regelmäßige Einnahme von Antiepileptika gemäß ärztlicher Verordnung.
- Lebensstiländerungen: Vermeidung von Auslösern wie Schlafmangel, Stress und Alkohol.
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Überwachung des Anfallsgeschehens und Anpassung der Therapie bei Bedarf.
- Schulung und Beratung: Information über Epilepsie, Notfallmaßnahmen und Selbsthilfestrategien.
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