Das Schlaganfallrisiko durch die Pille: Was Frauen wissen sollten

Viele Menschen fürchten sich vor einem Schlaganfall, und das zu Recht, denn in Deutschland sind jedes Jahr etwa 270.000 Menschen neu davon betroffen. Ein Schlaganfall kann verschiedene Ursachen haben, meistens handelt es sich um einen akuten Verschluss einer Gehirnarterie durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) oder eine vorbestehende Arteriosklerose. Dadurch wird das betroffene Hirnareal nicht mehr ausreichend durchblutet, was zu einem ischämischen Schlaganfall führt.

Neben den bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen und Übergewicht wird ein Faktor oft wenig beachtet: die hormonelle Verhütung, insbesondere die "Anti-Baby-Pille". Es ist wichtig, sich über die potenziellen Risiken zu informieren und diese mit einem Arzt zu besprechen.

Wie die Pille das Schlaganfallrisiko beeinflusst

Östrogenhaltige Pillen, insbesondere solche mit höheren Dosen von Ethinylestradiol (z. B. 30-40 Mikrogramm), können das Schlaganfallrisiko erhöhen. Studien haben gezeigt, dass das Schlaganfallrisiko bei Einnahme östrogenhaltiger Pillen um das 1,7- bis 2,3-fache steigen kann. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Risikoerhöhung auf einem insgesamt niedrigen Niveau stattfindet. Eine Studie zeigte, dass Schlaganfälle bei 21 von 100.000 Frauen pro Jahr auftraten, die die Pille einnahmen. Eine aktuelle Studie aus Großbritannien deutet darauf hin, dass sich das Risiko vor allem auf das erste Jahr der Einnahme beschränkt.

Hirnvenenthrombosen (HVT)

Die Einnahme der Pille erhöht auch das Risiko für Hirnvenenthrombosen (HVT), eine seltene Form des Schlaganfalls. Obwohl HVT im Zusammenhang mit bestimmten Corona-Impfstoffen diskutiert wurden, ist das Risiko durch die Pille in Kombination mit anderen Risikofaktoren deutlich höher. Eine Studie des „Academic Medical Center Amsterdam“ ergab, dass fast 73 % der Frauen mit HVT die Pille einnahmen.

Zusätzliche Risikofaktoren

Das Risiko für ischämische Schlaganfälle bei Einnahme oraler Kontrazeptiva steigt, wenn zusätzliche Gefäßrisikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht oder Migräne (insbesondere Migräne mit Aura) vorliegen.

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Hormonelle Verhütungsmittel und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

Eine dänische Studie hat gezeigt, dass Frauen, die hormonelle Präparate zur Empfängnisverhütung verwenden, häufiger an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall erkranken. Das relative Risiko war bis zu zweifach erhöht. Da Herzinfarkte und Schlaganfälle bei jüngeren Frauen aber insgesamt selten sind, ist die Gefahr für die einzelne Anwenderin minimal.

Es ist seit der Einführung der "Pille" in den 1960er-Jahren bekannt, dass Östrogene das Risiko von thrombotischen Ereignissen erhöhen können.

Kryptogene Schlaganfälle und die Pille

Estrogenhaltige Verhütungsmittel können die Blutgerinnung beeinflussen und das Schlaganfallrisiko erhöhen. Eine Studie aus der Türkei deutet darauf hin, dass die Anwendung von kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK) mit einem dreifach erhöhten Risiko für kryptogene Schlaganfälle (Schlaganfälle mit unbekannter Ursache) verbunden sein könnte. Diese Assoziation blieb auch nach Berücksichtigung anderer Risikofaktoren bestehen.

Migräne und hormonelle Einflüsse

Migräne ist ein Risikofaktor für Schlaganfall und andere vaskuläre Ereignisse. Es besteht Evidenz für ein erhöhtes Risiko für ischämische Schlaganfälle sowohl bei Migräne ohne Aura als auch bei Migräne mit Aura.

Menstruelle Migräne

Mehr als 50 % der Frauen mit Migräne berichten über einen Zusammenhang zwischen Menstruation und Migräne. Es gibt verschiedene Formen der menstruellen Migräne, die in zeitlicher Relation zum menstruellen Fenster auftreten können. Die Mechanismen der Migräne können sich in Abhängigkeit davon unterscheiden, ob die endometriale Blutung als Folge des normalen endogenen Menstruationszyklusses oder eines Entzuges von externen Gestagenen (wie bei kombinierten oralen Kontrazeptiva und einer zyklischen Hormonersatztherapie) auftritt.

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Östrogen und Migräne

Es gibt Hinweise, dass menstruelle Migräneattacken bei einigen Frauen durch einen Estrogenentzug ausgelöst werden können. Physiologische Estrogen-Fluktuationen spielen eine Rolle in der Migräneentstehung, insbesondere während des Estrogenabfalls in der späten Lutealphase. Estrogene entwickeln ihre biologische Wirkung im zentralen Nervensystem und können die Neurotransmission und die Zellfunktion verändern. Zahlreiche Gehirnareale, die in der Pathophysiologie der Migräne involviert sind, exprimieren Estrogenrezeptoren.

Was Sie tun können

  1. Ärztliche Beratung: Besprechen Sie die individuellen Risiken einer oralen Kontrazeption mit Ihrem Gynäkologen und gegebenenfalls weiteren Fachärzten.
  2. Risikofaktoren minimieren: Reduzieren Sie zusätzliche Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und unbehandelten Bluthochdruck.
  3. Laboruntersuchungen: Bei familiärer Veranlagung zu Thromboseneigung können vorab Laboruntersuchungen durchgeführt werden.
  4. Neurologische Mitbehandlung: Bei Migräne-Verdacht sollte eine neurologische Mitbehandlung erfolgen.

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