Ping Pong Therapie bei Parkinson: Ein vielversprechender Ansatz

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich durch motorische Symptome wie verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifheit und Zittern äußert. Weltweit sind über zehn Millionen Menschen betroffen, in Deutschland etwa 400.000. Die Diagnose stellt Betroffene vor große Herausforderungen, doch innovative Therapieansätze eröffnen neue Perspektiven. Ein solcher Ansatz ist die Ping Pong Therapie, die zunehmend an Bedeutung gewinnt und vielversprechende Ergebnisse zeigt.

Ping Pong Parkinson: Eine Bewegung entsteht

Ping Pong Parkinson (PPP) ist ein international tätiger gemeinnütziger Verein, der Tischtennis als therapeutisches Mittel gegen Parkinson propagiert und fördert. Die Bewegung wurde 2017 von Nenad Bach in New York gegründet, nachdem er selbst durch Tischtennis eine deutliche Verbesserung seiner Parkinson-Symptome erfahren hatte. Mittlerweile ist PPP in 13 Ländern aktiv und hat auch in Deutschland zahlreiche Anhänger gefunden.

Ping Pong Parkinson Deutschland e.V.

Der Ping Pong Parkinson Deutschland e. V. (PPP) ist der bundesweite Zusammenschluss von kooperierenden Vereinen mit dem Ziel, Tischtennis als therapeutisches Mittel gegen Parkinson zu fördern. Zu den Ehrenmitgliedern gehört Jörg Roßkopf, Tischtennis-Weltmeister, Olympiamedaillengewinner, vielfacher Deutscher Meister und derzeitiger Bundestrainer der Herren-Nationalmannschaft.

Wie hilft Tischtennis bei Parkinson?

Tischtennis gilt als die schnellste Rückschlagsportart der Welt. Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass diese Sportart für Menschen mit Parkinson geeignet sein soll, deren Bewegungen oft verlangsamt und eingeschränkt sind. Doch die Erfahrung tausender Betroffener zeigt: Tischtennis kann eine positive Wirkung auf die Symptome von Parkinson haben.

Motorische und kognitive Vorteile

Tischtennis fördert und verbessert Motorik, Beweglichkeit, Reaktionsvermögen, Gedächtnisleistung, Gleichgewichtssinn und Konzentrationsfähigkeit. Durch das schnelle Spiel werden nicht nur die motorischen und kognitiven Fähigkeiten des Betroffenen trainiert, sondern auch der soziale Austausch kann auf diese Weise spielerisch gepflegt werden. Speziell helfe Tischtennis vor allem bei der Feinmotorik und der Auge-Hand-Koordination.

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Wissenschaftliche Erkenntnisse

Jüngste Forschungsergebnisse belegen die positiven Erfahrungen mit Tischtennis bei Parkinson auch wissenschaftlich. Eine Studie der Universität in Fukuoka (Japan) hat in einer 6-monatigen Studie untersucht, ob Tischtennistraining die motorischen und nicht-motorischen Funktionen von Patienten mit Parkinson verbessert. Die 12 Patienten nahmen 6 Monate lang einmal pro Woche an 5-stündigen Trainingssitzungen teil.

Die Ärzte und Wissenschaftler Dr. Tomohiko Sato und Dr. Teruaki Mori stellen in einer Studie fest, dass ein Grund für die signifikante Verbesserung der Symptome durch Tischtennistraining sei, dass „die Patienten sich an der Tischtennis-Therapie erfreut hätten, was bei anderen, eher funktionalen, Therapien nicht der Fall sei.

Tischtennis als ideale Ergänzung zur Therapie

PD Martin Winterholler, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Krankenhaus Rummelsberg, betont die Bedeutung von Sport und Bewegung bei Morbus Parkinson: „Tischtennis hat sehr viele wichtige Elemente, was zwar nicht hilft, die Krankheit gänzlich aufzuhalten, aber zu verlangsamen. Insofern können Betroffene mit Tischtennis dem Parkinson Paroli bieten.“

Tischtennis biete alles, was in medizinischen Therapien angewandt werde: Das Klicken des Balls auf Schläger und Platte sorge für einen gleichmäßigen Rhythmus und jeder Schlag fördere die Feinmotorik, außerdem werde die Haltung gelockert. „Obendrein gehen die Menschen in den Austausch und haben Spaß.“

Leuchtturmprojekt in Rummelsberg

Am Krankenhaus Rummelsberg ist ein deutschlandweites Leuchtturmprojekt gestartet, bei dem Tischtennis in der Behandlung von Parkinson eingesetzt wird. Die Kooperation zwischen der Klinik und Ping Pong Parkinson ist die erste ihrer Art - bundesweit.

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Durch die Kooperation mit dem Krankenhaus Rummelsberg wird in Rummelsberg ein auf die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen ausgerichtetes Tischtennis-Übungsprogramm im Rahmen der ambulanten und stationären Behandlung durchgeführt. Katharina Schmidbauer, die stellvertretende Regionalleiterin Bayern von PPP, wird ab April regelmäßig andere Patienten im Rahmen einer Vortragsreihe über Tischtennis gegen Parkinson an der Klinik für Neurologie in Rummelsberg informieren.

Die Klinik für Neurologie in Rummelsberg

Das Krankenhaus Rummelsberg, in der Trägerschaft der Sana Kliniken AG, verfügt über 360 Betten und ist südöstlich von Nürnberg gelegen. Das Lehrkrankenhaus der Universität Erlangen-Nürnberg ist in den Fachbereichen Orthopädie und Unfallchirurgie (210 Betten), Neurologie (60 Betten), Innere Medizin (30 Betten) und Geriatrische Rehabilitation (60 Betten) weit über die Grenzen der Metropolregion Nürnberg-Fürth-Erlangen hinaus bekannt und spezialisiert. Rund 12.000 stationäre und 23.000 ambulante Patienten werden hier jährlich versorgt.

Persönliche Erfahrungen und Erfolgsgeschichten

Viele Menschen mit Parkinson berichten von positiven Erfahrungen mit der Ping Pong Therapie. Sven Trautner, Regionalleiter von Ping Pong Parkinson, wurde 2020 selbst mit Morbus Parkinson diagnostiziert. In seiner Freizeit hat er sich dem Tischtennis verpflichtet, da es ein effektives Mittel gegen Parkinson ist, was auch aus ärztlicher Sicht Bestätigung erhält. Speziell Trautner helfe Tischtennis vor allem bei der Feinmotorik und der Auge-Hand-Koordination.

Anke Leidenberger vom mittelfränkischen SC Dietersheim hat vor vier Jahren als 37-Jährige ihre Diagnose bekommen. Gemeinsam mit anderen Parkinson-Erkrankten Tischtennis zu spielen, fördere die Gemeinschaft und den Austausch, so der Verein "Ping Pong Parkinson". Doch nicht nur das: "Tischtennis bedeutet bei Parkinson, dass die Gehirnkoordination massiv herausgefordert wird. Und das ist ein sehr guter Trainingseffekt für die Motorik, für das Gleichgewicht, für die Beweglichkeit", erzählt ein Spieler aus Münster. "Das überlistet die Krankheit" - so beschreibt es Anke Leidenberger selbst. "Ich bin konzentrierter, schneller, ich habe keine Schmerzen und bin lockerer."

Ulrich Meine aus Bremen, der vor gut einem Jahr die Diagnose Parkinson erhielt, sagt, er habe zu seinem alten Leben zurückgefunden. Zu diesem gehört jetzt zwar, dass er etwas gebeugt geht und sich langsam bewegt, aber auch zu wandern und zu radeln. Das sei wieder möglich, berichte er. „Das alles mache ich, weil es vernünftig ist“, sagt Ulrich Meine. „Aber das einzige, was mir davon auch Spaß macht, ist - Tischtennis.“

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Tischtennis als Teil einer umfassenden Therapie

Die Ping Pong Therapie sollte als Teil einer umfassenden Therapie betrachtet werden, die auch medikamentöse Behandlung, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie umfasst.

Interdisziplinäre Therapie

Die Therapie für Patienten mit Morbus Parkinson muss, auch im Hinblick auf die sehr unterschiedlichen Symptome, interdisziplinär gestaltet sein. Die Logopädie behandelt die beim idiopatischen Parkinson-Syndrom in aller Regel auftretenden Stimm- und Sprechstörungen sowie etwaige Schluckprobleme. Die Ergotherapie hat das Ziel, den Patienten, der in seiner alltäglichen Handlungsfähigkeit beschränkt ist, zu stärken.

Weitere Therapieansätze

Zu den wichtigsten Zielen der physikalischen Therapie bei Parkinson gehören die Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der Beweglichkeit, häufig werden aber auch Schmerzfreiheit beziehungsweise -reduktion sowie die Verbesserung der Partizipation und der Selbstständigkeit genannt (Parkinson-Leitlinie DGN, 2016).

Ping Pong Parkinson: Mehr als nur Sport

Ping Pong Parkinson verfolgt das Ziel, die Personen mit Parkinson langfristig an den Tischtennissport zu binden, sowie die Bildung einer eigenen Gesundheitskompetenz zu fördern, die sich im Idealfall im lebenslangen Sporttreiben äußert. Dieses gilt im besonderen Maße für Menschen, die nie oder lange nicht mehr Sport getrieben haben. Auch aus psychologischer Sicht gesehen ist Tischtennis damit die perfekte Therapieform für Parkinsonpatienten.

Soziale Interaktion und Gemeinschaft

Tischtennis verbindet einerseits die sportlichen und gesundheitlichen Aspekte mit dem Spaß am Spiel. Andererseits kann man es nicht alleine spielen. Also kommt man unter Leute, von jedem Alter oder Geschlecht. Ein aktives Leben mit Parkinson wird leichter.

Inklusion und Teilhabe

PPP das Betreuungspotential einer echten Selbsthilfegruppe hat. Parkinson-Betroffene sollen nicht vorwiegend passiv therapiert werden. Das pro-aktive Tischtennis-Spielen hat einen durchweg positiven Einfluss auf alle wichtigen Behandlungsziele der physikalischen Therapie und verbindet die sportlichen und gesundheitlichen Aspekte mit dem Spaß am Spiel.

In den PPP-Stützpunkten soll im Trainingsteil darauf geachtet werden, dass die Teilnehmer, unabhängig von ihrem Leistungsvermögen, jeder-mit-jedem trainieren, und nicht gegeneinander. Deshalb werden die Spielpartner während der Übungen regelmäßig gewechselt.

Tischtennis für jedermann: Kosten und Ausrüstung

Tischtennis ist ein Sport für jedermann, unabhängig von Alter, Geschlecht oder körperlicher Verfassung. Um mit der Ping Pong Therapie zu beginnen, benötigt man keine teure Ausrüstung.

Günstiger Sport für alle

Ein Wettkampf-Tischtennis-Schläger kann bis zu 300 Euro kosten! Ein Tischtennis-Tisch bekommt man kaum unter 500 Euro. Tischtennis ist dennoch ein günstiger Sport. Um anzufangen, reicht ein guter Schläger aus dem Fachhandel, den es schon ab 30 Euro gibt. Und das weitere Material wie Tische, Netze und Bälle stellt in der Regel der Verein, in dem die PingPongParkinson-Teilnehmer spielen.

SPORT PRO GESUNDHEIT

Tischtennis ist in Deutschland die erste Spielsportart, die im Namen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) das Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT vergeben darf. Das Qualitätssiegel wurde vom DOSB gemeinsam mit der Bundesärztekammer entwickelt.

Fazit: Ping Pong Therapie als Chance für Parkinson-Betroffene

Die Ping Pong Therapie ist ein vielversprechender Ansatz zur Behandlung von Parkinson-Symptomen. Tischtennis fördert Motorik, Kognition und soziale Interaktion und kann somit die Lebensqualität von Betroffenen deutlich verbessern. Durch Initiativen wie Ping Pong Parkinson wird dieser Therapieansatz immer zugänglicher und bietet Menschen mit Parkinson die Möglichkeit, aktiv etwas gegen ihre Erkrankung zu tun.

Die fortschreitende Verschlechterung der Symptome der Parkinson-Krankheit wird - nachweislich - durch das Spielen von Tischtennis verlangsamt. Das Konzept von PingPongParkinson (PPP) beruht darauf, dass es Tischtennis für jedermann mit Parkinson, wohnortnah und völlig unabhängig von den persönlichen Eignungen, also auch für Anfänger, anbieten möchte. Neben die unmittelbaren gesundheitlichen Auswirkungen tritt, dass PPP das Betreuungspotential einer echten Selbsthilfegruppe hat. Parkinson-Betroffene sollen nicht vorwiegend passiv therapiert werden. Das pro-aktive Tischtennis-Spielen hat einen durchweg positiven Einfluss auf alle wichtigen Behandlungsziele der physikalischen Therapie und verbindet die sportlichen und gesundheitlichen Aspekte mit dem Spaß am Spiel.

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