Einführung
Die Diagnose Morbus Parkinson stellt für Betroffene oft einen Schock dar. Diese fortschreitende neurodegenerative Erkrankung betrifft weltweit Millionen Menschen, schränkt die Lebensqualität durch vielfältige Symptome ein und führt nicht selten zur sozialen Isolation. Doch es gibt Hoffnung: Tischtennis hat sich als eine wirksame Therapiemaßnahme etabliert, die nicht nur die körperliche Beweglichkeit fördert, sondern auch soziale Kontakte ermöglicht und die Lebensqualität steigert. PingPongParkinson Deutschland e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, Tischtennis für Menschen mit Parkinson zugänglich zu machen und ein bundesweites Netzwerk von Stützpunkten aufzubauen.
PingPongParkinson Deutschland e.V.: Eine wachsende Bewegung
Der PingPongParkinson Deutschland e.V. wurde mit dem Ziel gegründet, Menschen mit Parkinson aus der Isolation zu holen und ihnen durch den Tischtennissport neue Perspektiven zu eröffnen. Seit Anfang 2020 hat der Verein bereits über 80 Standorte in ganz Deutschland eröffnet und zählt mittlerweile über 3000 aktive Mitglieder. Der Verein möchte Parkinson-Betroffene von den Sofas in die Sporthallen und unter die Menschen bringen.
Tischtennis als Therapie bei Parkinson
Wissenschaftliche Erkenntnisse und neurologische Empfehlungen
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Tischtennis Personen mit Parkinson auf vielfältige Weise helfen kann. Führende Neurologen halten Tischtennis für den Idealsport bei Parkinson. Das Tischtennistraining fördert die allgemeine Beweglichkeit und wirkt Defiziten im Bereich der koordinativen Fähigkeiten entgegen, wie z.B. Gleichgewicht, Hand-Augen-Koordination, Reaktion und Standfestigkeit.
Körperliche und geistige Vorteile
Tischtennis ist die schnellste Rückschlagsportart der Welt. Diese Sportart trainiert die Augen-Hand-Koordination, kräftigt die Muskulatur und fördert die Balance, die Flexibilität sowie die Reaktionsfähigkeit. Mit seinem geringen Verletzungsrisiko ist Tischtennis eine körperliche Betätigung für jedermann. Es verbindet die sportlichen und gesundheitlichen Aspekte mit dem Spaß am Spiel.
Soziale Interaktion und Lebensqualität
Tischtennis kann man nicht allein spielen, die Gruppe hat ähnliche Probleme und man kommt in den Austausch. Die Teilnahme bedeutet ein Plus an Lebensqualität, auch mit Spaß und Geselligkeit. Tischtennis wirkt auch der mit Parkinson oft verbundenen sozialen Isolierung entgegen, da es das Knüpfen von sozialen Kontakten mit anderen Betroffenen ebenso wie mit nicht Betroffenen erleichtert.
Lesen Sie auch: Parkinson und Tischtennis
PingPongParkinson Standorte in Deutschland: Ein wachsendes Netzwerk
Bundesweites Engagement
Ausgehend von der Zentrale in Nordhorn entwickelt sich im gesamten Bundesgebiet ein rasch wachsendes Netzwerk von PPP-Stützpunkten. Der ehrenamtlich organisierte PingPongParkinson Deutschland e.V. will hierzulande möglichst vielen Menschen mit Parkinson das Tischtennisspiel ermöglichen und hat in den vier Jahren seit seiner Gründung bereits über 1700 Mitglieder gewonnen.
PingPongParkinson Berlin & Umland
In und um Berlin leben über 20.000 Menschen mit Parkinson. Bisher trainieren rund 200 davon an aktuell 17 PPP-Stützpunkten, die zumeist als Kooperation zwischen “PPP Berlin & Umland” und einem örtlichen Verein entstanden sind. Viele Vereine (wie z.B. der TSV Marienfelde oder die Füchse Berlin-Reinickendorf) konnten durch die Errichtung eines PPP-Stützpunktes zahlreiche neue Vereinsmitglieder gewinnen, da PPP-Spieler:innen, die nach einer Probezeit dabei bleiben möchten, dem Verein beitreten müssen. Da es für Menschen mit fortgeschrittener Symptomatik schwierig ist, aus entfernten Bezirken zum Training zu fahren, möchte “PPP Berlin & Umland” nach und nach weitere PPP-Stützpunkte errichten und wird dazu in nächster Zeit mit Unterstützung des BTTV gezielt einige Vereine ansprechen. Vereine, die gerne PPP-Stützpunkt werden möchten und die freie Trainingskapazitäten haben, sind herzlich willkommen.
Der TSV Marienfelde ist ein starkes Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit. Der Abteilungsleiter Tischtennis ist auch der Stützpunktleiter von PPP Berlin, was die Zusammenarbeit erheblich erleichtert. Dies ermöglicht den Mitgliedern, nicht nur am PPP-Training teilzunehmen, sondern auch unter der Woche (Mo, Die und Fr.) zu trainieren.
PingPongParkinson Reinickendorf: Ein aktiver Stützpunkt
Platziert schupfen, gekonnt blocken und klug kontern: Für das bunte Team von PingPongParkinson Reinickendorf, das sich regelmäßig an blauen Platten im Fuchsbau an der Kopenhagener Straße trifft, sind das ganz konkrete Ziele, von denen man sich nicht abbringen lässt. Was im April 2023 auf Initiative von PPP-Landesleiter Wolfgang Hoelscher-Obermaier und Christoph Wölki, dem Vorsitzenden der Tischtennisabteilung der Füchse Berlin-Reinickendorf e.V. seinen Anfang nahm, ist zu einem der großen und aktivsten PingPongParkinson-Stützpunkte der Stadt herangewachsen. Seit Ende 2023 organisiert die Füchse-Sportwartin Nora Pastor mit dem Jugendtrainer Florian Vierkorn und vielen Freiwilligen ein angeleitetes Training, das nicht nur Spaß macht und angenehm anstrengend ist, sondern auch ganz nebenbei die Spielstärke der Truppe verbessert. Caspar von Wedel, ein ehemaliger Lehrer und langjähriger Leiter der Tischtennis-AG an der nahegelegenen Bertha-von-Suttner-Oberschule, ist selbst von Parkinson betroffen und weiß sehr gut, worauf es an der Platte ankommt. Umsichtig organisiert wird der Stützpunkt von Bernd Seyerlein. Bei aller Konzentration auf das Sportliche bringen sich die Reinickendorfer PPP-Aktiven selbstverständlich auch ins Vereinsleben ein. Wie gut man sich bei den Füchsen zu Hause fühlt, davon zeugt nicht zuletzt das Weihnachtsturnier 2023, das gemeinsam mit dem Kooperationspartner ausgerichtet wurde. Teilnehmen kann jeder, auch ohne Vorkenntnisse. Die Füchse Berlin-Reinickendorf e.V. bieten die Vollmitgliedschaft zum regulären Beitrag von gegenwärtig monatlich 20,00 € (regulär) und 15,00 € (ermäßigt) an. Für die PPP-Mitglieder fallen keine Aufnahmegebühren an.
PingPongParkinson in Bayern
In Bayern gibt es mittlerweile 21 Standorte: Schweinfurt, Rettersheim, Oberickelsheim, Pinzberg, Nürnberg-West (SG Viktoria Nürnberg-Fürth), Nürnberg-Ost (TV Glaishammer), Burgthann, Schwabach, Regensburg, Riedenburg, Ingolstadt, Obergriesbach, Augsburg, Thannhausen, München-Mitte, München-Ost, Hofolding, Herrsching, Weyarn und Oberstdorf.
Lesen Sie auch: Tischtennis als Therapie bei Parkinson
Die Stadt München ist nun doppelt vertreten, genauso wie Nürnberg. Jürgen Zender aus München wurde vor einigen Wochen als Regionsleiter für Oberbayern bei Ping Pong Parkinson e.V. vorgestellt. Er möchte Parkinson-Erkrankten die Sportart schmackhaft zu machen. Er selbst bekam die Diagnose vor drei Jahren und hatte während seiner Reha eine Tischtennisplatte im Keller entdeckt. „Es geht mir um die Bewegung und die Freude am Spiel“, betont er. Nicht Ärzte haben es ihm empfohlen, sondern er selbst informierte sich, welche Maßnahmen er ergreifen kann, um die Krankheit zu lindern. Vor vier Wochen war er gleich bei den German Open in Bad Homburg dabei. Zender hat sich nun zur Aufgabe gemacht, weitere Standorte ausfindig zu machen und bei Events Präsenz zu zeigen.
Hubert Rosskothen aus dem Landkreis Mühldorf bekam vor zwei Jahren die Diagnose Parkinson und sei zunächst „in ein tiefes Loch gefallen.“ Als Jugendlicher habe er mehrere Ballsportarten ausgeübt, darunter auch Tischtennis. Nun hat er wieder Gefallen daran gefunden. Bis ein Standort gefunden ist, fährt er extra mit dem Zug nach München. Petra Rebitzer hat die Regionalgruppenleitung für Mühldorf übernommen und hofft, für Rosskothen bald eine Spielmöglichkeit in der Nähe zu finden.
Gerhard Schumann, Regionalgruppenleiter München bei der Deutschen Parkinson Vereinigung, landete über Zender beim Tischtennis und will „aktiv bleiben“. Auch er räumt mit Vorurteilen auf, dass Parkinson-Erkrankte nicht leistungsfähig wären. Mit Tischtennis werde die Konzentration und das Auge-Hand-Koordination verbessert. Für Schumann zählt die Gemeinschaft und das Miteinander-Spaß-haben. Ulrike Heyd, früher Tennisspielerin, bekam vor sechs Jahren die Diagnose, hält sich nun aber mit mehreren Sportarten fit. Auch Christian Bader, 84 Jahre alt, wurde von den Mitspielern motiviert, mitzumachen. Auch wenn er nicht jeden Ball trifft, macht ihm das Ganze sichtlich Spaß. Es wird nicht mitgezählt, sondern einfach nur gespielt.
TSG Sulzbach: Ein neuer Standort in Hessen
Die TSG Sulzbach erweitert ihr Angebot im Breitensportbereich und ist einer der neuesten Standorte des PingPongParkinson e.V.. Dies ermöglicht Parkinson-Betroffenen die Teilnahme am Tischtennissport. Als die Anfrage von PingPongParkinson kam, hat der Verein nicht lange gezögert und das bestehende Angebot im Breitensportbereich einfach erweitert. Das Training findet unter Anleitung des ehemaligen Bundesliga-Trainers Markus Reiter statt. Im Training selbst werden alle Grundlagen gezeigt und trainiert. Alle Interessierten, ob mit Beeinträchtigung oder ohne, sind herzlich eingeladen immer dienstags ab 20:00 Uhr in den Eichwaldhallen Sulzbach vorbeizuschauen.
Kooperationen und Partnerschaften
Parkinson Stiftung
PingPongParkinson ist offizieller Partner der Parkinson Stiftung, die sich in den Bereichen „Forschen. Informieren. Betroffenen helfen“ engagiert.
Lesen Sie auch: Parkinson und Ping Pong: Eine Therapieoption
Kooperationskliniken
Seit Anfang 2024 reifte die Idee, den Fachkliniken für Parkinson bundesweit die positiven Einflüsse, die Tischtennis auf die Parkinson-Erkrankung hat, näherzubringen. Viele Kliniken bieten Tischtennis z.B. bei Parkinson-Komplextherapien an. Wissensvermittlung für Patienten aber auch für Therapeuten kann auch als Webinar erfolgen. Zu den Kooperationskliniken gehören die Kliniken Beelitz. Die Parkinsonklinik in Beelitz-Heilstätten ist ein Akutkrankenhaus, das auf die Behandlung von Menschen mit Parkinson und anderen Bewegungsstörungen spezialisiert ist. Auch das Krankenhaus Buchholz ist eine weitere PPP-Kooperationsklinik.
Merz Therapeutics
Merz Therapeutics ist neuer Hauptsponsor von PingPongParkinson Deutschland e.V.. Die Merz Therapeutics ist Teil der Merz Group und seit 2020 aktiv.
Virtuelle Realität (VR) bei PingPongParkinson
Von Ende 2022 bis Mitte 2023 gab es Bestrebungen auch hier PPP-Turniere zu veranstalten oder eine VR-Liga durchzuspielen. Es gibt weltweit rund 100 Spielerinnen und Spieler bei PPP-VR.
Veranstaltungen und Auszeichnungen
PPP-Weltmeisterschaft
Die Registrierung für die 6. PingPongParkinson®-Weltmeisterschaft ist eröffnet.
SPARDALeuchtfeuer
Auch im Jahr 2025 gelang es PingPongParkinson, beim SpardaLeuchtfeuer 2025 mit einem fulminanten Endspurt in die TOP 10 zu gelangen.
Verdienstorden für Silvia Stahlberg
Am 01. Oktober 2025 zeichnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue Silvia Stahlberg mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus.
Forschung
Gentherapeutische Studie
Verschiedene Studien zeigen - Das GDNF-Protein stabilisiert das dopaminergische System und lindert Parkinson-Symptome. Um diese Ergebnisse zu verifizieren, führt AskBio eine gentherapeutische Studie durch, für die Teilnehmer gesucht werden.
tags: #Ping #Pong #Parkinson #Standorte #Deutschland