Plaques im Gehirn bei MS: Ursachen und Entstehung

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren entsteht. Dabei kommt es zu Entzündungsherden im Gehirn und Rückenmark, die als Plaques bezeichnet werden. Diese Plaques entstehen durch eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems und führen zu Schädigungen an den Nervenfasern und ihrer Myelinscheiden. Die Ursachen für die Entstehung von MS sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt verschiedene Theorien und Risikofaktoren, die eine Rolle spielen könnten.

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift. Bei MS richtet sich der Angriff gegen das zentrale Nervensystem (ZNS), insbesondere gegen die Myelinscheiden der Nervenfasern. Diese Myelinscheiden sind Schutzschichten, die die Nervenfasern umhüllen und eine schnelle Weiterleitung von Nervenimpulsen ermöglichen. Bei MS werden diese Myelinscheiden durch Entzündungsprozesse zerstört, was zu einer Verlangsamung oder Blockierung der Nervenleitgeschwindigkeit führt.

Im Laufe der Zeit bilden sich im Gehirn und Rückenmark zahlreiche Areale mit Myelinschädigung und nachfolgender Narbenbildung, die als Plaques bezeichnet werden. Diese Plaques können an verschiedenen Stellen im ZNS auftreten, beispielsweise im Sehnerven, im Hirnstamm, um die Liquorräume oder im Rückenmark. Die Symptome von MS sind vielfältig und hängen davon ab, wo sich die Entzündungsherde im ZNS befinden.

Ursachen und Risikofaktoren für MS

Die genauen Ursachen für die Entstehung von MS sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen könnten:

  • Genetische Faktoren: Beobachtungen deuten auf eine genetische Komponente bei der Entstehung von MS hin. Zum einen tritt MS in manchen Familien gehäuft auf. Zum anderen scheinen bestimmte genetische Konstellationen mit dem Auftreten von MS in Verbindung zu stehen, insbesondere die sogenannten Humanen-Leukozyten-Antigene (HLA). Allerdings wird nicht die Erkrankung selbst vererbt, sondern nur die Neigung, an MS zu erkranken.
  • Infektionen: Möglicherweise sind auch Infektionen mit Viren und Bakterien am Ausbruch von MS beteiligt. Entsprechende Hinweise gibt es besonders zum Epstein-Barr-Virus (EBV), einem Vertreter der Herpes-Viren, der das Pfeiffersche Drüsenfieber verursacht. Wie genau eine Infektion mit EBV (oder anderen Erregern) zur Entstehung von MS beiträgt, ist bislang nicht bekannt.
  • Lebensstil und Umwelt: Umwelt- beziehungsweise bestimmte Lebensstil-Faktoren wirken möglicherweise ebenfalls bei der Entstehung von MS mit. Ein kritischer Faktor bei der MS-Krankheit ist offenbar Rauchen. Zudem scheint Nikotin den Krankheitsverlauf zu verschlechtern. Einen Mangel an Vitamin D diskutieren Wissenschaftler ebenfalls als möglichen Risikofaktor für MS.
  • Weitere Faktoren: Das Geschlecht wirkt ebenfalls mit bei der Entstehung von MS. Frauen erkranken häufiger an MS als Männer. Untersuchungen zufolge erhöhen eine fettreiche „westliche“ Ernährung und ein damit verbundenes Übergewicht das Risiko für MS. Als weitere mögliche beeinflussende Faktoren werden eine erhöhte Kochsalz-Zufuhr und die Darmflora diskutiert.

Die Entstehung von Plaques im Gehirn

Bei MS greifen autoreaktive Immunzellen die Myelinscheiden der Axone im ZNS an. Das Myelin, eine fetthaltige Schutzschicht, unterstützt die elektrische Signalübertragung im Nervensystem. Neben der Demyelinisierung kommt es auch zur Schädigung der Axone selbst und der Zellkörper im Bereich der grauen Substanz. Mit fortschreitender Erkrankung kann die kortikale Hirnsubstanz schrumpfen - ein Prozess, der als kortikale Atrophie bezeichnet wird.

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Pathologisch zeigen sich Läsionen („Plaques“) im Gehirn und Rückenmark, insbesondere in der weißen Substanz rund um die Ventrikel, in Sehnerven, Kleinhirnstielen, im Hirnstamm sowie in subpialen Bereichen. Diese Plaques entstehen durch fokale Entzündungsprozesse, in deren Verlauf Immunzellen Zytokine freisetzen, die die Demyelinisierung, axonale Schädigung und degenerative Prozesse fördern.

Neue Theorien zur Entstehung von MS

In den letzten Jahren haben Forscher neue Theorien zur Entstehung von MS aufgestellt, die das bisherige Verständnis der Krankheit in Frage stellen. Eine Theorie besagt, dass die MS nicht durch eine Immunattacke auf das Myelin beginnt, sondern durch feine Schäden an der Myelinschicht, die bereits vor den Entzündungsreaktionen auftreten. Diese Schäden führen dann zu einer Immunantwort, die zu weiteren Entzündungen und Schäden führt.

Eine andere Theorie besagt, dass der Kontakt mit Bakteriengiften, die über Schafe übertragen werden, für die Entstehung von MS verantwortlich sein könnte. Bei MS-Patienten konnten deutlich häufiger Antikörper gegen das Bakteriengift Epsilon-toxin (ETX) nachgewiesen werden als bei gesunden Personen. Dieses Gift wird von Bakterien im Darm von Schafen und anderen Tieren produziert und kann das Gehirn schädigen.

Die Rolle von EBV bei der Entstehung von MS

Eine große US-Studie hat gezeigt, dass der weltweit stark verbreitete Epstein-Barr-Virus (EBV) der Hauptverursacher für Multiple Sklerose sein könnte. Wer sich mit dem EBV infiziert, dessen Risiko erhöhe sich um das 32-fache, an dieser Krankheit des zentralen Nervensystems zu erkranken, so das Forscher-Team um den Epidemiologen Alberto Ascherio an der Harvard University. Der Herpes-Virus Epstein-Barr steht schon seit Jahrzehnten im Verdacht, Auslöser oder zumindest Beteiligter an der Entstehung neurophysiologischer Erkrankungen, vor allem aber bei Multipler Sklerose zu sein.

Diagnose von MS

Die Diagnose der Multiplen Sklerose (MS) beruht auf den McDonald-Kriterien von 2017. Dabei wird der Nachweis einer zeitlichen (DIT) und räumlichen Dissemination (DIS) von Läsionen im zentralen Nervensystem gefordert. Die Magnetresonanztomographie (MRT) spielt eine zentrale Rolle in der MS-Diagnostik. Sie ermöglicht den strukturellen Nachweis typischer Läsionen in Gehirn und Rückenmark. Zusätzlich dient die MRT dem Ausschluss anderer neurologischer Erkrankungen. Die Lumbalpunktion dient dem Nachweis liquorspezifischer oligoklonaler Banden (OKB), die eine intrathekale Immunaktivität anzeigen.

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Behandlung von MS

Die Multiple Sklerose ist eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist. Allerdings gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen und die Symptome lindern können. Die Behandlung von MS umfasst in der Regel eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien.

  • Nicht-medikamentöse Therapie: Ein gesunder Lebensstil kann den Verlauf der MS günstig beeinflussen. Regelmäßige Bewegung verbessert nicht nur Fitness und Mobilität, sondern wirkt sich auch positiv auf Komorbiditäten aus. Ergänzend dazu spielt eine ausgewogene Ernährung eine wichtige Rolle. Ebenso bedeutsam ist die psychische Gesundheit. Schließlich ist ein Rauchstopp essenziell.
  • Schubtherapie: Die Therapie von akuten MS-Schüben erfolgt standardmäßig mit hochdosierten Glukokortikosteroiden. Ziel ist die rasche Linderung neurologischer Defizite.
  • Immuntherapie: Ziel moderner MS-Therapie ist es, die Krankheitsaktivität zu reduzieren, das Fortschreiten der Behinderung zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhalten. Die Wahl der passenden Immuntherapie erfolgt individuell anhand des Erkrankungsverlaufs und potenzieller Risiken.
  • Behandlung von MS-Symptomen: Neben der Immuntherapie ist die gezielte Behandlung krankheitsspezifischer Symptome ein zentraler Bestandteil der MS-Versorgung. Viele der häufigen Beschwerden lassen sich durch eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen effektiv lindern.

Perspektiven für die MS-Forschung

Die MS-Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und es gibt immer neue Erkenntnisse über die Ursachen und Mechanismen der Erkrankung. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, neue Therapieansätze zu entwickeln, die in Zukunft möglicherweise zu einer besseren Behandlung von MS führen werden. Es wird intensiv nach Therapiemöglichkeiten und der Erkrankung der MS geforscht. Durch die Fortschritte in der Forschung ist sie heute allerdings gut behandelbar.

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