Plötzliche Multiple Sklerose Symptome: Häufigste Beschwerden und was Sie wissen sollten

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Gehirn und Rückenmark betrifft. Da das zentrale Nervensystem alle Körperfunktionen steuert, kann sich MS auf verschiedene Bereiche auswirken und unterschiedliche Symptome hervorrufen. Es gibt kein einzelnes, typisches MS-Symptom, da die Symptome je nach betroffener Region im zentralen Nervensystem variieren können. Die Erkrankung manifestiert sich meist im jüngeren Erwachsenenalter, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.

Vielfältige Symptome der Multiplen Sklerose

Die Symptome der MS sind äußerst vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Sie können sich innerhalb von Stunden oder Tagen entwickeln und teilweise oder vollständig zurückbilden. Einige der häufigsten Symptome sind:

  • Sensibilitätsstörungen: Viele Menschen mit MS berichten von pelzigem oder taubem Gefühl in Händen und Füßen oder Kribbeln im Gesicht. Die Multiple Sklerose kann die Reizweiterleitung stören, was zu einer veränderten Wahrnehmung von Berührungen, Schmerzen oder Temperaturen führt.
  • Sehstörungen: Sehstörungen sind oft ein erstes Symptom der MS. Eine Sehnerventzündung kann zu einem Verlust der Sehschärfe, Doppelbildern, eingeschränktem Farbensehen oder Schmerzen bei Augenbewegungen führen.
  • Koordinationsstörungen: Wenn die MS Bereiche des Gehirns betrifft, die die Muskelspannung und Bewegungen kontrollieren, können Koordinationsstörungen wie Ataxie, unkontrolliertes Zittern (Tremor) oder Sprachprobleme auftreten.
  • Spastik: Eine Spastik ist eine erhöhte Muskelspannung, die zu steifen und verkrampften Muskeln führt. Sie entsteht durch MS-bedingte Schädigungen der Nervenbahnen, die die Muskelspannung kontrollieren, und kann schmerzhaft sein und die Beweglichkeit einschränken.
  • Fatigue: Fatigue ist eine ausgeprägte Erschöpfung, die nicht mit normaler Müdigkeit zu vergleichen ist. Sie zählt zu den häufigsten und belastendsten MS-Symptomen und kann die Lebensqualität stark einschränken.
  • Sexuelle Funktionsstörungen: Die MS kann die Sexualität auf verschiedene Weise beeinflussen, indem sie die Nerven schädigt, die für die Empfindung von Berührungen verantwortlich sind, oder Erektions- und Orgasmusstörungen verursacht. Auch Symptome wie Spastik oder Fatigue können zu sexueller Unlust führen.
  • Blasenfunktionsstörungen: Störungen der Blasenfunktion gehören zu den häufigsten Symptomen der MS. Je nach Ausprägung können sich die Probleme beim Wasserlassen unterschiedlich äußern.
  • Darmfunktionsstörungen: Verstopfung ist ein häufiges Verdauungsproblem bei MS, während Stuhlinkontinenz seltener vorkommt. Ursache ist eine MS-bedingte Störung der Nerven, die die Darmtätigkeit oder den Schließmuskel kontrollieren.
  • Schluckstörungen: Schluckstörungen (Dysphagien) können auftreten, wenn die MS das komplexe Zusammenspiel der am Schluckvorgang beteiligten Muskeln stört. Sie können sich durch Husten, Verschlucken oder vermehrten Speichelfluss äußern.
  • Schmerzen: Schmerzen sind ein häufiges Symptom der MS. Sie können direkt durch Nervenschädigungen bedingt sein oder die Folge anderer MS-Symptome wie Spastik sein.
  • Kopfschmerzen und Migräne: MS-Patienten leiden häufiger unter Migräne. Beide Erkrankungen hängen mit Entzündungen der Nerven zusammen.
  • Kognitive Symptome: Konzentrationsschwäche, Gedächtnisprobleme oder Aufmerksamkeitsstörungen treten bei etwa jedem vierten MS-Patienten auf.
  • Schlafstörungen: Schlafstörungen sind bei MS-Betroffenen weit verbreitet und werden meist durch andere Symptome wie nächtlicher Harndrang oder Schmerzen verursacht. Die MS kann aber auch direkt die Bereiche im Gehirn beeinträchtigen, die den Wach-Schlaf-Rhythmus regulieren.
  • Depressionen: MS-Betroffene haben ein deutlich höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken. Ängste und Sorgen nach der Diagnose können zu einer depressiven Stimmung führen, aber auch MS-bedingte Entzündungen im Gehirn können Depressionen begünstigen.
  • Anfallsartige Symptome: Treten Beschwerden nur kurz, aber wiederkehrend auf, spricht man von paroxysmalen Symptomen. Dazu gehört das Uhthoff-Phänomen, bei dem eine Erhöhung der Körpertemperatur zu einer vorübergehenden Verschlechterung der MS-Symptome führt.
  • Empfindungsstörungen (Parästhesien): Menschen mit MS können Berührungen entweder verstärkt (Hyperästhesie) oder vermindert spüren (Hypästhesie). Andere Betroffene empfinden ein Kribbeln, Brennen oder Taubheit. Manche berichten auch über das Gefühl von „pelzigen“ Händen oder Fußsohlen.

Verlaufsformen der Multiplen Sklerose

Die MS kann in verschiedenen Verlaufsformen auftreten:

  • Schubförmig remittierende MS (RRMS): Bei den meisten Betroffenen verläuft die MS schubförmig. Dabei treten die Symptome während eines MS-Schubs auf und verschwinden mit ihm meist wieder.
  • Progredient verlaufende MS: Bei der selteneren progredienten bzw. schleichenden MS treten in der Regel keine Schübe auf. Die Symptome entstehen und verschlechtern sich schleichend.

Bei beiden Verlaufsformen ist ein frühzeitiger Therapiebeginn wichtig, um den Krankheitsverlauf zu beeinflussen und Beeinträchtigungen vorzubeugen.

Diagnose der Multiplen Sklerose

Die Diagnose der MS erfordert eine Kombination verschiedener Untersuchungen:

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  • Anamnese und körperlich-neurologische Untersuchung: Der Arzt erhebt die Krankengeschichte und untersucht die neurologischen Funktionen des Patienten.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Das MRT ermöglicht eine genaue Darstellung von Gehirn und Rückenmark und kann Entzündungsherde sichtbar machen.
  • Lumbalpunktion: Bei der Lumbalpunktion wird Nervenwasser entnommen und auf Entzündungszeichen untersucht.
  • Evozierte Potentiale: Bestimmte Eingänge in das Nervensystem werden durch minimale elektrische, akustische oder visuelle Reize angeregt, um die Nervenleitfähigkeit zu überprüfen.

Die MS ist eine Ausschlussdiagnose, d.h. es müssen andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen werden.

Therapie der Multiplen Sklerose

Die Behandlung der MS zielt darauf ab, Schübe zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Symptome zu behandeln. Es gibt verschiedene Therapieansätze:

  • Schubtherapie: Bei einem akuten Schub kann eine Schubtherapie mit Kortison eingesetzt werden, um die Entzündung zu reduzieren und die Symptome zu lindern.
  • Verlaufsmodifizierende Therapie: Diese Medikamente beeinflussen das Immunsystem und können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen, indem sie die Anzahl der Schübe reduzieren und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
  • Symptomatische Therapie: Die symptomatische Therapie umfasst medikamentöse und nicht-medikamentöse Ansätze zur Linderung der MS-Symptome. Dazu gehören:
    • Physio- und Ergotherapie: Diese Therapien können bei Spastik, Schmerzen, Missempfindungen, Bewegungseinschränkungen und Blasenstörungen helfen.
    • Sporttherapie: Bewegung verbessert die Gehfähigkeit, Koordination und Beweglichkeit und kann bei Fatigue und kognitiven Einschränkungen unterstützen.
    • Logopädie: Bei Sprech- und Sprachstörungen kann eine Logopädie helfen, die Probleme unter Kontrolle zu bringen.
    • Medikamentöse Therapie: Je nach Symptom können verschiedene Medikamente verschrieben werden, um die Beschwerden zu lindern.

Viele MS-Betroffene interessieren sich auch für komplementäre Verfahren wie die Traditionelle Chinesische Medizin.

Leben mit Multipler Sklerose

Die Diagnose MS kann das Leben der Betroffenen stark beeinflussen. Es ist wichtig, sich aktiv mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich Unterstützung zu suchen. Hier sind einige Tipps für den Alltag mit MS:

  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt: Informieren Sie Ihren Arzt über alle neuen oder sich verschlechternden Symptome.
  • Führen Sie ein Symptomtagebuch: Nutzen Sie spezielle MS-Apps oder ein Tagebuch, um Ihre Symptome zu dokumentieren und Ihre Beobachtungen für den nächsten Arzttermin festzuhalten.
  • Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf können sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.
  • Vermeiden Sie Stress: Stress kann sich negativ auf die MS auswirken. Versuchen Sie, Stress abzubauen und Entspannungstechniken zu erlernen.
  • Suchen Sie sich Unterstützung: Sprechen Sie mit Ihrer Familie, Freunden oder einer Selbsthilfegruppe über Ihre Erkrankung.
  • Informieren Sie sich über Ihre Rechte: Informieren Sie sich über Ihre Rechte als MS-Patient und welche Unterstützung Ihnen zusteht.

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