Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl von Symptomen manifestiert. Während viele Menschen Parkinson hauptsächlich mit dem charakteristischen Zittern (Tremor) in Verbindung bringen, ist die Realität komplexer. Nicht alle Betroffenen leiden unter diesem Ruhe-Tremor, und die Symptome können im Verlauf der Krankheit variieren. Ein besonders belastendes Symptom ist das plötzliche "Einfrieren" (Freezing), bei dem Betroffene plötzlich nicht mehr in der Lage sind zu gehen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für plötzliche Gehunfähigkeit bei Parkinson und bietet Lösungsansätze, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Einführung in Morbus Parkinson
Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Schüttellähmung oder Morbus Parkinson, ist eine degenerative Erkrankung des Nervensystems. Sie ist durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Zellen im Gehirn gekennzeichnet. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen unerlässlich ist. Der Mangel an Dopamin führt zu den typischen motorischen Symptomen wie Zittern, Muskelsteifheit (Rigor), Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) und Haltungsinstabilität.
Die Erkrankung beginnt oft schleichend mit unspezifischen Symptomen, die von den Betroffenen und ihrem Umfeld zunächst nicht als solche erkannt werden. Im weiteren Verlauf intensivieren sich die Symptome und neue kommen hinzu. Es ist wichtig zu betonen, dass Parkinson von Mensch zu Mensch unterschiedlich verläuft. Wann, wo und wie stark ausgeprägt Symptome im Verlauf der Erkrankung auftreten, variiert stark.
Frühsymptome von Parkinson
Im Frühstadium manifestiert sich Morbus Parkinson oft nur durch subtile Anzeichen für gestörte Bewegungsabläufe, etwa in Störungen der Feinmotorik. Die Handschrift wird wackeliger oder das Zuknöpfen eines Hemdes dauert länger. Nicht alle Frühsymptome betreffen die Motorik. Auch Verhaltensveränderungen oder Depressionen, Tagesmüdigkeit, Verdauungsprobleme, ein gestörter Geruchssinn und bestimmte Schlafstörungen (primär REM-Schlaf-Verhaltensstörungen) sind mögliche Anzeichen einer beginnenden Parkinson-Erkrankung.
Motorische Kardinalsymptome
Motorische Parkinson-Symptome sind ein wesentliches Merkmal der Parkinson-Erkrankung. Ohne das Vorliegen dieser vier Kardinalsymptome wird die Diagnose „Morbus Parkinson“ nicht gestellt:
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- Tremor: Langsames Ruhezittern, besonders charakteristisch an den Händen (Pillendreher-Tremor).
- Rigor: Erhöhung der Muskelgrundspannung ("steife" Muskeln).
- Akinese: Bewegungsarmut (z. B. verlangsamte Bewegungen, Schwierigkeiten beim Starten von Bewegungen).
- Posturale Instabilität: Haltungsinstabilität, Gleichgewichtsstörungen.
Begleitsymptome
Neben den motorischen Symptomen gibt es auch sogenannte Begleitsymptome. Häufig ist eine Beeinträchtigung des Geruchssinns ein Teil der Krankheit oder tritt im weiteren Krankheitsverlauf auf. Schlafstörungen wie z. B. lebhaftes Träumen oder eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung sind weitere Anzeichen, die mit der Parkinson-Erkrankung in Verbindung gebracht werden können. Eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung, da Patientinnen und Patienten im Schlaf Bewegungen aus ihren Träumen ausführen. Ebenso können Parkinson-Patientinnen und Patienten am Tage sehr müde sein.
Freezing: Das plötzliche "Einfrieren"
Das Wort „Freezing“ haben ursprünglich englischsprachige Patientinnen und Patienten benutzt, um ihre Gangstörung zu beschreiben, bei der sie mitten in einer Bewegung „einfrieren“. Im Deutschen sprechen Betroffene häufig vom „Festkleben am Boden“, vom „Trippeln“ und davon, nicht von der Stelle zu kommen. Freezing bezeichnet eine plötzlich auftretende, vorübergehende Störung des Ganges. Insgesamt 60-80% aller Menschen mit Parkinson leiden unter solchen Gangblockierungen.
Die Gangstörung kann in sehr unterschiedlichen Situationen auftreten: während Wendebewegungen, beim Losgehen (sogenannte Ampelsituation), in räumlicher Enge (wie in einem Türdurchgang) oder nach längerem Sitzen oder Stehen (wenn beispielsweise das Telefon in einiger Entfernung klingelt). Freezing beeinträchtigt die Selbstständigkeit der Betroffenen stark, reduziert die Lebensqualität und stellt durch die erhöhte Sturzgefahr eine Bedrohung der körperlichen Gesundheit dar.
Ursachen für Freezing
Die genauen Ursachen für das Freezing sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus Dopaminmangel, Störungen in anderen Hirnregionen und sensorischen Verarbeitungsproblemen eine Rolle spielt.
- Dopaminmangel: Der Dopaminmangel im Gehirn beeinträchtigt die Fähigkeit, Bewegungen flüssig und koordiniert auszuführen.
- Störungen in anderen Hirnregionen: Neben den Basalganglien, die hauptsächlich vom Dopaminmangel betroffen sind, können auch andere Hirnregionen, die an der Bewegungssteuerung beteiligt sind, eine Rolle spielen.
- Sensorische Verarbeitungsprobleme: Probleme bei der Verarbeitung sensorischer Informationen, wie z. B. visuelle Reize, können ebenfalls zu Freezing-Episoden beitragen.
Auslösende Faktoren
Bestimmte Situationen und Umweltfaktoren können Freezing-Episoden auslösen:
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- Enge Räume: Türdurchgänge, Flure oder Menschenmengen.
- Wendungen: Das Umdrehen beim Gehen.
- Hindernisse: Kleine Hindernisse auf dem Boden.
- Stress: Zeitdruck oder Angst.
- Veränderungen im Untergrund: Übergänge von einem Teppich zu einem glatten Boden.
- Visuelle Reize: Streifen auf dem Boden oder sich bewegende Muster.
- Off-Phasen: Zeiten, in denen die Parkinson-Medikamente nicht optimal wirken.
Strategien zur Überwindung von Freezing
Obwohl Freezing ein belastendes Symptom sein kann, gibt es verschiedene Strategien, die Betroffenen helfen können, diese Episoden zu überwinden und ihre Mobilität zu verbessern.
- Hinweisreize: Externe Reize, die den Bewegungsablauf wieder in Gang setzen.
- Visuelle Hinweisreize: Striche auf dem Boden, Laserlinien oder das Fixieren eines Punktes in der Ferne.
- Auditive Hinweisreize: Metronom, Taktgeben oder lautes Zählen.
- Taktile Hinweisreize: Klaps auf den Oberschenkel oder Berührung durch eine andere Person.
- Mentale Strategien: Vorstellung des Bewegungsablaufs, Gewichtsverlagerung oder Wippen auf der Stelle.
- Hilfsmittel: Gehstöcke mit Querstreben, Rollatoren mit Laserlinien oder spezielle Schuhe.
Medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse (dopaminerge) Therapie kann das Freezing in OFF-Phasen bei Betroffenen mit idiopathischem Parkinson Syndrom verbessern. Bei sonst guter Beweglichkeit (ON-Freezing) ist die medikamentöse Therapie schwieriger.
Physiotherapie und Bewegung
Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Freezing. Durch gezielte Übungen können die Muskelkraft, die Koordination und das Gleichgewicht verbessert werden. Der Physiotherapeut kann auch individuelle Strategien zur Überwindung von Freezing-Episoden vermitteln.
- Gangtraining: Übungen zur Verbesserung des Gangbildes und zur Erhöhung der Schrittlänge.
- Gleichgewichtstraining: Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts und zur Reduzierung der Sturzgefahr.
- Krafttraining: Übungen zur Stärkung der Beinmuskulatur.
- Dehnübungen: Übungen zur Verbesserung der Flexibilität und zur Reduzierung von Muskelsteifheit.
Ergotherapie
Die Ergotherapie hilft bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, die durch Freezing entstehen können. Der Ergotherapeut kann Hilfsmittel empfehlen und Strategien zur Anpassung der Wohnumgebung entwickeln, um die Selbstständigkeit zu erhalten.
Was können Angehörige tun?
Angehörige können eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Menschen mit Freezing spielen.
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- Verständnis zeigen: Es ist wichtig, zu verstehen, dass Freezing ein unwillkürliches Symptom ist und keine Absicht des Betroffenen.
- Ermutigung: Ermutigen Sie den Betroffenen, die erlernten Strategien anzuwenden und aktiv zu bleiben.
- Unterstützung: Bieten Sie Unterstützung beim Gehen und helfen Sie bei Bedarf, Freezing-Episoden zu überwinden.
- Taktgeber: Geben Sie einen Takt vor oder setzen Sie einen Fuß vor den Fuß des Betroffenen, um ihm zu helfen, wieder in Bewegung zu kommen.
- Aufmerksamkeit: Achten Sie darauf, ob Freezing vermehrt auftritt, und informieren Sie den behandelnden Arzt.
Weitere Aspekte der Parkinson-Erkrankung
Schlafstörungen
Schlafstörungen treten in allen Stadien der Parkinson-Erkrankung und bei der Mehrzahl der Betroffenen auf. Da es allerdings verschiedene Ursachen für das Auftreten von Schlafstörungen bei Parkinson gibt, ist eine gezielte Behandlung nur nach sorgfältiger Analyse der Symptome und der Begleitumstände möglich. Dieses Problem kann sowohl durch nächtliche Schlafstörungen als auch durch bestimmte Medikamente hervorgerufen werden.
Vermehrte Müdigkeit, die bei einer Ein- und Umstellung der Parkinson-Medikamente eintritt, kann sich nach einigen Tagen bis zu wenigen Wochen unter regelmäßiger Einnahme bessern. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen Sie Ihre Ärztinnen und Ärzte informieren. Möglicherweise gibt es hierbei Unterschiede zwischen verschiedenen Dopaminagonisten, so dass bei Tagesmüdigkeit ein Wechsel des Präparates mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzte besprochen werden kann. In jedem Fall ist bei vermehrter Tagesmüdigkeit die Frage der Fähigkeit zum Führen eines Kraftfahrzeugs mit den Ärztinnen und Ärzte zu besprechen.
Bei guter medikamentöser Einstellung der Parkinson-Krankheit ohne Tagesmüdigkeit ist in Absprache mit Ihren Ärztinnen und Ärzte das Führen eines Kraftfahrzeuges möglich. Hier ist besonders darauf zu achten, dass abends keine stimulierenden Parkinson-Medikamente eingenommen werden. Dies betrifft Präparate, die die Wirkstoffe Selegilin oder Amantadin enthalten.
Wird das Einschlafen durch Missempfindungen in den Beinen gestört, die sich erst beim Bewegen oder Laufen bessern, kann ein sogenanntes Restless-Legs-Syndrom vorliegen. Einfache „Hausmittel“ können bei Einschlafstörungen hilfreich sein. Hierzu zählen z. B. warme Fußbäder vor dem Schlafengehen. Auch Entspannungstechniken wie autogenes Training sind einschlaffördernd. Darüber hinaus ist die vorübergehende Einnahme milder Schlafmittel bei der Parkinson-Krankheit möglich. Welche Vorgehensweise die richtige für Sie ist, sollten Sie mit Ihren Ärztinnen und Ärzte besprechen.
Bei allen nächtlichen Ein- und Durchschlafproblemen sollten regelmäßige Zeiten für das Zubettgehen eingehalten und tagsüber Mittagsschlaf und Nickerchen vermieden werden. Besonders in der zweiten Nachthälfte kann es durch das Absinken des Medikamentenspiegels zu starker Unbeweglichkeit kommen. Das Drehen im Bett und das Aufstehen fallen dann schwer oder sind unmöglich. Oft ist dieser Zustand auch mit Schmerzen verbunden. Besonders unangenehm sind schmerzhafte Fuß- und Zehenkrämpfe, die vor allem in den frühen Morgenstunden auftreten. Besprechen Sie diese Probleme mit Ihren Ärztinnen und Ärzte. Meistens kann die Einnahme eines lang wirksamen Parkinson-Medikamentes wie z. B. eines Dopaminagonisten mit langer Wirkdauer vor dem Einschlafen Linderung verschaffen.
Muss die Blase jede Nacht mehrfach entleert werden, sollte zunächst darauf geachtet werden, ob der Harndrang im Zusammenhang mit Unbeweglichkeit und Steifigkeit steht. In diesem Fall kann dann die abendliche Einnahme lang wirksamer Parkinson-Medikamente die Blase beruhigen. Hilfreich ist es auch, die abendliche Trinkmenge zu reduzieren (dafür aber morgens und mittags mehr trinken!) und auf die regelmäßige Blasenentleerung vor dem Zubettgehen zu achten. Helfen diese Maßnahmen nicht, sollten durch Ärztinnen und Ärzte andere Ursachen für vermehrten Harndrang (z. B. Blasenentzündung, Herzschwäche) ausgeschlossen werden. Manchmal ist die Einnahme von Medikamenten notwendig, die die Blase beruhigen (sogenannte Anticholinergika).
Oft ist eine zu starke Medikamentenwirkung die Ursache von lebhaften (Alb-)Träumen und nächtlichen Unruhezuständen. Diese Probleme müssen Sie unbedingt mit Ihren Ärztinnen und Ärzte besprechen, da meist eine Veränderung der Medikamenteneinstellung notwendig ist. Dabei sollte unbedingt auch Ihr Partner oder Ihre Partnerin zu den nächtlichen Ereignissen befragt werden.
Veränderungen der Persönlichkeit
Die meisten Persönlichkeitsveränderungen im Zusammenhang mit Parkinson sind durch eine verminderte Fähigkeit zur Impulskontrolle gekennzeichnet.
Medikamentöse Therapie
Wichtigster Bestandteil der Behandlung sind Medikamente zum Ausgleich des Dopaminmangels, die lebenslang eingenommen werden müssen. L-Dopa (Levodopa) ist die Vorstufe von Dopamin und soll das fehlende Dopamin im Gehirn ersetzen. Es lindert die Beschwerden am besten und ist das Medikament der ersten Wahl bei Patienten über 70 Jahren. Bei Jüngeren wird es möglichst vermieden, da es nach 5-10 Jahren häufig an Wirkung verliert und möglicherweise selbst zu Bewegungsstörungen führt. L-Dopa muss entweder ½-1 Stunde vor oder 1 ½ Stunden nach den Mahlzeiten eingenommen werden, da Eiweiß in der Nahrung seine Aufnahme ins Blut verhindert.
Dopaminagonisten unterscheiden sich zwar chemisch vom Dopamin, greifen aber an den gleichen "Andockstationen" im Gehirn an und wirken somit ähnlich. Sie werden in "ergoline" (z. B. Bromocriptin, Cabergolin und Lisurid) und "nicht-ergoline" Dopaminagonisten. (z. B. Ropirinol oder Pramipexol) unterteilt. Da zusätzliche Bewegungsstörungen nach mehrjähriger Behandlung bei ihnen seltener beobachtet wurden als bei L-Dopa und sie möglicherweise den Nervenzelluntergang günstig beeinflussen, sind sie bei Patienten unter 70 Jahren Mittel der Wahl. Leider kommt es unter Einnahme von Dopaminagonisten bei einigen Patienten zu Impulskontrollstörungen. Diese äußern sich durch Ess-Attacken, Zwangshandlungen, gesteigerte Libido oder riskantes Verhalten bis hin zur Spiel- oder Kaufsucht. Daneben führen ergoline Dopaminagonisten häufig zu einer Verdickung der Herzklappen, weshalb nicht-ergolinen der Vorzug gegeben werden soll.
COMT-Hemmer werden immer mit Levodopa und DOPA-Decarboxylase-Hemmern kombiniert. Sie sollen die Wirksamkeit von Levodopa verbessern, indem sie gemeinsam mit einem DOPA-Decarboxylase-Hemmer den Abbau von Levodopa reduzieren und so dessen Blutkonzentration erhöhen. Die Zusatzbehandlung mit COMT-Hemmern kommt für Patienten infrage, bei denen die Erkrankung weit fortgeschritten ist und die trotz Behandlung mit Levodopa und DOPA-Decarboxylase-Hemmern immer wiederkehrende Bewegungsstörungen haben. Der 2016 zugelassene COMT-Hemmer Opicapon ist im Gegensatz zu früheren Vertretern seiner Klasse nicht lebertoxisch und muss aufgrund seiner langen Wirkungsdauer nur einmal täglich verabreicht werden.
MAO-B-Hemmer wie Selegilin und Rasagilin steigern ebenfalls die Dopaminverfügbarkeit im Gehirn, indem sie das Dopamin abbauende Enzym MAO-B hemmen. Ob sie darüber hinaus den Zelluntergang verlangsamen können, ist unklar. Sie wirken eher schwach und reichen daher als einziges Medikament nur bei leichtem Beschwerdebild, bei schwereren Formen kombiniert man sie mit L-Dopa. Typische Nebenwirkungen sind ein niedriger Blutdruck, insbesondere beim Aufstehen aus dem Sitzen, Schwindel oder Schlafstörungen.
NMDA-Antagonisten wie Amantadin und Budipin sollen das gestörte Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Botenstoffen im Gehirn verbessern. Auch sie werden vor allem im späteren Krankheitsverlauf in der Kombinationsbehandlung eingesetzt und wirken besonders gegen die typischen ungewollten Überbewegungen des Parkinson-Patienten. Wegen der Gefahr von Schlafstörungen ist es ratsam, Amantadin nach etwa 16 Uhr nicht mehr einzunehmen.
Anticholinergika sollen ebenfalls das gestörte Botenstoffgleichgewicht wiederherstellen. Sie verbessern die Bewegungsarmut aber nur wenig. Deshalb und aufgrund ihres Nebenwirkungsprofils (z. B.
Die Behandlung beginnt, sobald sich der Betroffene in seinen Aktivitäten eingeschränkt fühlt. Für einige Medikamente wird zwar diskutiert, ob sie den Nervenzelluntergang verzögern können und somit eine frühere Einnahme sinnvoll wäre, dies wird jedoch wegen der fehlenden Belege und der Nebenwirkungen der Medikamente derzeit nicht empfohlen. Die Medikamente dürfen nie abrupt abgesetzt werden, da dann eine rapide Verschlechterung der Beweglichkeit droht. Besonders häufige Nebenwirkungen sind Halluzinationen und andere psychotische Symptome. Nicht selten kommt es nach Jahren zum Wirkungsverlust der Medikamente.
Häufig kann eine Medikamentenumstellung helfen.
Tiefe Hirnstimulation
Erzielen Medikamente keinen ausreichenden Erfolg oder können sie wegen zu starker Nebenwirkungen nicht "ausgereizt" werden, kommt für einen Teil der Patienten ein Hirnschrittmacher (genauer gesagt eine tiefe Hirnstimulation) in Betracht. Dabei werden dünne Elektroden in die gestörten Stellen im Gehirn eingepflanzt und mit einem Impulsgeber am Brustkorb verbunden (ähnlich wie beim Herzschrittmacher). Dieser sendet, von außen programmiert, elektrische Reize an die beeinträchtigten Zellen.
Weitere Therapieansätze
- Physiotherapie: Unverzichtbarer Teil der Behandlung. Studien weisen darauf hin, dass ein früher Beginn der Physiotherapie die Dosierung der benötigten Medikamente reduziert. Darüber hinaus fördern sie die Beweglichkeit, beugen vor allem im fortgeschrittenen Stadium Folgeerkrankungen (z. B. Gelenkversteifungen) vor und tragen wesentlich dazu bei, die Selbstständigkeit des Betroffenen möglichst lange zu erhalten.
- Ergotherapie: Hilft bei der Bewältigung konkreter Alltagsprobleme.
- Logopädie: Bei (deutlichen) Veränderungen der Sprache kann der Logopäde (Sprachtherapeut) helfen.
- Massagen: Bei schmerzhaften Muskelverspannungen angebracht.
- Ausdauertraining: Ein regelmäßiges Ausdauertraining, z. B.
Selbstmanagement
Nach der Diagnose "Parkinson-Krankheit" ist ein hohes Maß an Eigeninitiative, Mitarbeit und Verantwortungsbewusstsein seitens des Patienten notwendig, um das Voranschreiten der Krankheit möglichst lange hinauszuzögern. Eine Schlüsselrolle kommt der Regelmäßigkeit zu - dies gilt für die Einnahme der Medikamente wie für die täglichen Bewegungsübungen, die wesentlich für den Erhalt der Beweglichkeit sind.
Achten Sie verstärkt auf die scheinbar unbedeutenden, alltäglichen Bewegungsabläufe. Vielleicht gelingt es Ihnen, durch bewusstes Steuern bestimmte Bewegungen zu verbessern, z. B. indem Sie versuchen, beim Gehen aktiv die Arme mitzubewegen, möglichst große Schritte zu machen oder schlurfende Schritte zu vermeiden. Auch Sprechprobleme können durch Training positiv beeinflusst werden. Durch tägliche Schreibübungen verhindern Sie, dass Ihre Schrift immer kleiner wird. Mithilfe von Atemübungen lernen Sie, tiefer ein- und auszuatmen. Scheuen Sie sich nicht, auf technische Hilfsmittel zurückzugreifen.
Wenn Ihnen ein Stimmungstief oder Stimmungsschwankungen zu schaffen machen, wenden Sie sich an Ihren Arzt. Eine Depression kann gut mit Medikamenten behandelt werden, vielleicht entschließen Sie sich auch zu einer Psychotherapie. Und auch dies gehört zum "Selbstmanagement": Gönnen Sie sich regelmäßig kleine Freuden und pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte.
Unterstützung durch Angehörige
Am besten unterstützen Sie den Kranken, indem Sie sich zum Partner seines Selbstmanagements machen. Auch bei der gemeinsamen Bewältigung des Alltags gilt: Nehmen Sie dem Betroffenen nur so viel ab wie unbedingt nötig. Übertragen Sie ihm Aufgaben und fragen Sie ihn nach seiner Meinung, wenn es um kleinere und größere Entscheidungen geht. Teilen Sie mit ihm Ihre Sorgen und Nöte.
Spezielle Essbestecke erleichtern die Nahrungsaufnahme. Versuchen Sie Bewegungsabläufe, zu denen der Patient momentan nicht in der Lage ist, selbst zu führen. Auf diese Weise bleibt er aktiv beteiligt und die eigenständige Bewegung kann sich wieder anbahnen. Dabei gilt es allerdings, sich in Geduld zu üben. Akzeptieren Sie, dass der Kranke nun ein anderes Tempo hat und setzen Sie ihn nicht unter Zeitdruck.
Eventuell auftretende Halluzinationen und Wahnvorstellungen sind Nebenwirkungen der Medikamente. Teilen Sie jedoch unbedingt dem behandelnden Arzt mit, wenn Sie solche Erscheinungen beobachten. Ein Frühzeichen für Halluzinationen können sehr lebhafte Träume sein.
Alternative Therapieansätze
- Alexander-Technik: Hilft, Störungen im Bewegungsablauf von Parkinson-Patienten zu reduzieren.
- Ayurvedische Medizin: Stützt sich auf positive Erfahrungsberichte bei der Behandlung mit ayurvedischen Pflanzenmitteln.
- Homöopathie: Bietet verschiedene Mittel bei Zittern, Muskelzuckungen und spastischen Muskelkontraktionen an.