Malu Dreyer: Eine Politikerin trotzt der Multiplen Sklerose

Malu Dreyer, die ehemalige Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, hat ihren Rücktritt erklärt. Obwohl sie den genauen Grund dafür nicht öffentlich nannte, ist bekannt, dass sie seit fast 30 Jahren an Multipler Sklerose (MS), einer schweren Autoimmunerkrankung, leidet. Ihr offener Umgang mit der Krankheit und ihre erfolgreiche politische Karriere haben sie zu einem Vorbild für viele Menschen gemacht.

Multiple Sklerose: Eine Herausforderung, aber kein Hindernis

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche neurologische Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark angreift. Dieser Angriff auf die Nervenhüllen und letztendlich die Nervenzellen selbst führt zu Entzündungen und Schädigungen, die verschiedene Symptome verursachen können.

Symptome und Verlauf von MS

Die Symptome von MS können vielfältig sein und variieren von Person zu Person. Typische Anzeichen sind:

  • Motorische Störungen: Lähmungen, Unsicherheit beim Gehen und Greifen
  • Sensibilitätsstörungen: Kribbeln, Schmerzen und Taubheit der Haut
  • Sehstörungen: Verschwommenes Sehen
  • Sprachstörungen: Verwaschene Sprache
  • Erschöpfung (Fatigue): Abnormale Erschöpfbarkeit
  • Kognitive Störungen: Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
  • Spastische Lähmungserscheinungen
  • Blasenentleerungs-Störung
  • Depressive Verstimmungen

MS verläuft bei jedem Patienten anders. Zu Beginn treten häufig Schübe auf, bei denen sich die Symptome plötzlich verschlimmern oder neue hinzukommen. Zwischen den Schüben können sich die Symptome vollständig oder teilweise zurückbilden. Bei manchen Menschen entwickelt sich im Laufe der Zeit eine chronisch-progrediente Form der MS, bei der die Beschwerden kontinuierlich zunehmen, ohne klare Schübe.

Moderne Behandlungsmöglichkeiten

Obwohl MS bis heute nicht heilbar ist, haben sich die Behandlungsmöglichkeiten in den letzten Jahren erheblich verbessert. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen, betont: „Ich will nicht sagen, dass die MS ihren Schrecken verloren hat, bis heute ist sie eine schwere neurologische Krankheit. Aber unsere Patienten können heute in der Regel ein aktives Berufs- und Sozialleben führen.“

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Die modernen Therapien zielen darauf ab, die Entzündungen im Nervensystem zu reduzieren, die Schübe zu verhindern und die Symptome zu lindern. Dazu gehören:

  • Immunmodulatorische Medikamente: Antikörpertherapien, Tabletten, Injektionen, Infusionen, die das Immunsystem beeinflussen und die Entzündungsaktivität reduzieren.
  • Medikamente zur Verbesserung der Gehfähigkeit und Motorik: Diese helfen, die Beweglichkeit und Koordination zu verbessern.
  • Medikamente gegen Müdigkeit: Sie können die Fatigue reduzieren und die Lebensqualität verbessern.
  • Schubtherapie: Hochdosiertes Cortison wird eingesetzt, um akute Entzündungen während eines Schubs zu lindern.

Malu Dreyer: Ein Leben mit MS in der Öffentlichkeit

Malu Dreyer erhielt die Diagnose Multiple Sklerose im Alter von 34 Jahren. Trotz dieser Herausforderung verfolgte sie eine beeindruckende politische Karriere. Sie war zunächst Bürgermeisterin von Bad Kreuznach, dann Sozialministerin in Rheinland-Pfalz und schließlich von 2013 bis 2024 Ministerpräsidentin.

Offener Umgang mit der Erkrankung

Dreyer ging offen mit ihrer MS-Erkrankung um und sprach in Interviews über ihre Erfahrungen. Sie wollte anderen Betroffenen Mut machen und zeigen, dass ein erfülltes Leben mit MS möglich ist. „MS-Kranke können wie alle anderen Menschen mitten im Berufsleben stehen, anspruchsvolle Aufgaben übernehmen, Stress aushalten und viel arbeiten“, sagte sie.

Herausforderungen und Strategien

Dreyer betonte, dass es wichtig sei, die eigenen Grenzen zu kennen und sich Hilfe zu suchen, wenn man sie braucht. Sie selbst nutzte für längere Strecken einen Rollstuhl, den sie liebevoll ihren "Silberpfeil" nannte. Sie achtete auf eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und regelmäßige Physiotherapie, um ihre körperliche Verfassung zu erhalten.

Vorbild und Inspiration

Malu Dreyer wurde für ihren Mut und ihre Stärke bewundert. Viele Menschen mit MS sahen in ihr ein Vorbild und eine Inspiration. Sie zeigte, dass man trotz einer chronischen Erkrankung erfolgreich sein und einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann.

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Die Corona-Pandemie und MS

Als Schirmherrin der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft im Landesverband Rheinland-Pfalz äußerte sich Malu Dreyer auch zur Situation von MS-Patienten während der Corona-Pandemie. Sie betonte, dass Menschen mit MS zur Risikogruppe gehören und forderte dazu auf, die AHA-Regeln einzuhalten, um sich und andere zu schützen. Sie selbst ließ sich impfen und riet auch anderen dazu, sobald sie an der Reihe seien.

Rücktritt und Nachfolge

Malu Dreyer erklärte ihren Rücktritt als Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz im Jahr 2024. Als Grund nannte sie, dass ihre Kräfte nicht mehr ausreichten, um das Amt in dem von ihr erwarteten Umfang auszufüllen. Ihr Nachfolger wurde Alexander Schweitzer, der am 10. Juli im Mainzer Landtag gewählt wurde.

Ein Vermächtnis

Malu Dreyer hat in ihrer Zeit als Ministerpräsidentin viel erreicht und sich für die Menschen in Rheinland-Pfalz eingesetzt. Sie war eine beliebte und angesehene Politikerin, die sich durch ihre Bürgernähe, ihre Lösungsorientierung und ihre Fähigkeit zur Vermittlung auszeichnete. Ihr offener Umgang mit ihrer MS-Erkrankung hat sie zu einem Vorbild für viele Menschen gemacht. Mit ihrem Rücktritt verliert die SPD eine wichtige Vermittlerin zwischen den Parteien. Ihr Vermächtnis wird jedoch weiterleben.

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