Polyneuropathie und Spinalkanalstenose: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Wie die feinen Verästelungen eines Baumes entspringen unsere Nerven dem Rückenmark. Über diese Nerven stellt das Gehirn den Kontakt zu Muskeln, Haut und allen inneren Organen her. Über sie laufen somit alle wichtigen Befehle aus der „Schaltzentrale“ zu den ausführenden Organen. Werden diese Nerven beschädigt oder zerstört, ist dieser Informationsfluss empfindlich gestört. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Polyneuropathie und Spinalkanalstenose, ihre jeweiligen Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze.

Was ist eine Polyneuropathie?

Der Begriff „Polyneuropathie“ (PNP) stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Erkrankung mehrerer Nerven“. Ist das periphere Nervensystem (das Nervensystem außerhalb des Gehirns und Rückenmarks) in seiner Funktion gestört, liegt eine Polyneuropathie vor. Die Beschwerden reichen von Empfindungsstörungen über Schmerzen bis zu Lähmungen. Rund fünf bis acht Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind von Neuropathien betroffen. Dabei steigt die Rate mit zunehmenden Alter.

Ursachen und Risikofaktoren der Polyneuropathie

Es gibt sehr viele verschiedene Gründe für eine Polyneuropathie. Mit am häufigsten verursachen Diabetes mellitus Typ 2 und chronischer Alkoholmissbrauch die Nervenschäden. Beide Faktoren zusammen sind für fast die Hälfte aller Neuropathien verantwortlich. Warum die Zuckerstoffwechselstörung Diabetes mellitus das Nervengewebe angreift, ist noch nicht vollständig erforscht. Expertinnen und Experten vermuten, dass der ständig erhöhte Blutzucker feinste Blutgefäße schädigt, welche die Nerven umspinnen und versorgen. Die diabetische Polyneuropathie zählt zu den Spätkomplikationen der Diabetes-Stoffwechselstörung. Das heißt, je länger die Krankheit besteht, desto wahrscheinlicher ist die Entstehung einer Neuropathie.

Neben einem (eventuell noch nicht erkannten) Diabetes mellitus und Alkoholkonsum können auch bestimmte Medikamente, Stoffwechselerkrankungen oder ein Vitaminmangel die Nerven schädigen. Auch Entzündungen oder längere Aufenthalte auf einer Intensivstation können eine Polyneuropathie hervorrufen. Auch Medikamente und giftige Substanzen können Nerven schädigen. Dazu zählen beispielsweise manche Chemotherapeutika (Krebsmedikamente), Schwermetalle wie Blei oder Gifte wie Arsen.

Seltener sind genetisch bedingte Formen der Polyneuropathie, entzündliche Polyneuropathien und Polyneuropathien, die Ausdruck einer Autoimmunerkrankung sind. Bei einer Autoimmunkrankheit richtet sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen. Beispiel Guillain-Barré-Syndrom: Hier zeigen sich erste Polyneuropathie-Symptome in den Beinen mit plötzlich eintretender Schwäche. Danach breiten sie sich weiter nach oben aus.

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Symptome einer Polyneuropathie

Eine Polyneuropathie kann sich durch vielfältige Symptome äußern. Je nach den betroffenen Nerven können die Beschwerden das Fühlen, Bewegungsabläufe oder auch die körperliche Kraft betreffen. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass eine Person mit Polyneuropathie Berührungen in einem umschriebenen Hautbereich nicht mehr spürt. Auch Lähmungen im Versorgungsgebiet einzelner Nervenstränge können Ausdruck einer Polyneuropathie sein. Ist das vegetative Nervensystem betroffen, äußert sich die Erkrankung möglicherweise durch Herzrhythmusstörungen, Impotenz, Verdauungsbeschwerden oder Probleme beim Wasserlassen.

Bei einer Polyneuropathie können verschiedene Symptome auftreten:

  • Wahrnehmungsstörungen: Bei Beteiligung von sensiblen Nerven kommt es zu Wahrnehmungsstörungen in Armen und Beinen. Dabei treten kribbelnde, stechende oder elektrisierende Missempfindungen oder ein Hitze- oder Kältegefühl auf. Auch ein Schwellungsgefühl oder Gefühl der Eingeschnürtheit kommt vor. Da die längsten Nervenfasern meist am stärksten leiden, sind die Füße (Zehen) häufig als Erstes betroffen. Sind die sensiblen Nerven bereits stark geschädigt, treten Ausfallerscheinungen, wie Koordinationsschwierigkeiten beim Laufen, auf. Ein nachlassendes Temperatur- und Schmerzempfinden erhöht das Risiko für Verletzungen.
  • Schwächegefühl oder Muskelschwund: Sind motorische Nerven betroffen, können Muskelkrämpfe und Muskelzuckungen, im Verlauf aber auch Lähmungen, auftreten.
  • Schäden an vegetativen Nerven: Hier ist die Steuerung der Organe gestört.

Diagnose der Polyneuropathie

Polyneuropathien entstehen oft schleichend und bleiben lange Zeit unbemerkt. Dies gilt insbesondere für die diabetische Polyneuropathie. Ein gezieltes Arztgespräch (Anamnese) und eine neurologische Untersuchung können Nervenschädigungen schon früh aufdecken.

Am Anfang führen unsere Fachleute in den Schön Kliniken immer ein ausführliches Gespräch mit Ihnen oder Ihren Angehörigen. Dabei erfragen wir die genaue Art und Entwicklungsgeschichte Ihrer Beschwerden. Wir finden heraus, wann und in welchem Zusammenhang diese begonnen haben und wie sie sich auswirken. Hinzu kommen spezielle technische Untersuchungen, wie die Elektroneurografie (Messung der Nervenleitung) und die Elektromyografie (Analyse der Muskelaktivität zur frühen Erkennung von Schädigungen). Ausgiebige Laboruntersuchungen einschließlich einer Untersuchung des Nervenwassers und je nach Einzelfall unterschiedliche bildgebende Verfahren (zum Beispiel Magnetresonanztomografie oder Ultraschall) werden durchgeführt. In bestimmten Fällen ist auch eine Entnahme von Gewebeproben der Haut, von Muskeln oder Nerven wichtig.

Elektrophysiologische Untersuchungen ergänzen den neurologischen Untersuchungsbefund. Sie decken die Verteilung und das Ausmaß der Nervenschädigung auf:

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  • Die Elektroneurografie (ENG) misst, wie schnell Nerven eine Erregung weiterleiten.
  • Die Elektromyografie (EMG) zeichnet die Aktivität eines Muskels in Ruhe und bei Anspannung auf.

Behandlung der Polyneuropathie

Die Therapie der Polyneuropathie richtet sich nach ihrer Ursache. Sind die Nervenschäden wegen einer anderen Grunderkrankung entstanden, gilt es zuerst, diese zu behandeln. Bei der diabetischen Polyneuropathie ist beispielsweise eine konsequente Blutzuckereinstellung entscheidend. Je besser die Werte langfristig eingestellt sind, desto eher lässt sich die Nervenschädigung stoppen. Patientinnen und Patienten mit Polyneuropathie sollten Alkohol möglichst meiden. Das gilt auch, wenn die Nervenschäden nicht durch übermäßigen Alkoholkonsum entstanden sind.

Für die Behandlung der Schmerzen oder unangenehmen Missempfindungen stehen mehrere Medikamente zur Verfügung. Liegt eine entzündliche Ursache der Polyneuropathie vor, so können Cortison-Infusionen, Plasmapherese (umgangssprachlich - Blutwäsche) oder die Gabe von Immunglobulinen zu einer Linderung oder gar Ausheilung führen. Die Notwendigkeit der Anwendung dieser Medikamente oder Verfahren zu beurteilen ist Sache des neurologischen Experten.

Was ist eine Spinalkanalstenose?

Bei einer Spinalkanalstenose ist der Spinalkanal (Wirbelkanal) verengt. Durch diesen Kanal verläuft das Rückenmark mit seinen Nerven und Blutgefäßen. Zumeist handelt es sich um eine Verschleißerkrankung, weshalb ältere Menschen häufiger betroffen sind. Der Wirbelkanal wird beeinträchtigt, wenn die Wirbelsäule altert oder verschleißt. Die Verengung kann in seltenen Fällen auch angeboren sein.

Am häufigsten tritt die Verengung an der Lendenwirbelsäule auf (lumbale spinale Stenose). Die Zahl der Erkrankungen steigt mit zunehmendem Alter. Seltener ist die Stenose an Halswirbelsäule (zervikale spinale Stenose) oder Brustwirbelsäule (thorakale spinale Stenose).

Abhängig von der Ausprägung kann die Erkrankung grundsätzlich in zwei Schweregrade eingeteilt werden, die der Arzt mit bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie messen kann:

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  • Relative Spinalkanalverengung mit Durchmesser des Spinalkanals von weniger als 12 Millimetern
  • Absolute Spinalkanalverengung mit Durchmesser des Spinalkanals von weniger als 10 Millimetern.

Die Verengung muss nicht immer Spinalkanalstenose Symptome verursachen. Es kommt darauf an, ob Nerven eingeengt sind, was schon der Fall sein kann, wenn der Spinalkanal nur geringfügig verengt ist. So kann eine Spinalkanalstenose Treppensteigen mitunter nicht erschweren, aber Schmerzen in Rücken und Beinen verursachen.

Ursachen der Spinalkanalstenose

Die Spinalkanalstenose ist eine Verschleißerkrankung der Wirbelsäule, bei der drei Hauptursachen unterschieden werden. Diese Hauptursachen treten häufig gemeinsam auf und können sich gegenseitig bedingen:

  • Diskogene Ursache: Die zwischen den Wirbelkörpern befindlichen Bandscheiben verlieren im Laufe der Zeit an Flüssigkeit und werden flacher. Sie können Druck schlechter abfedern, was zu einer stärkeren Belastung der Wirbelkörper führt. Die Folgen sind eine Einengung des Spinalkanals und ein Verschleiß der Wirbelkörper. Die Einengung kann durch verschleißbedingte knöcherne Anbauten der Wirbelkörper weiter fortschreiten.
  • Knöcherne Ursache: Die Facettengelenke werden durch den Höhenverlust der Bandscheibe mechanisch überlastet. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Spondylarthrose, einer Verschleißerkrankung der Gelenkknorpel, sowie einer Hypertrophie (Vergrößerung) der Zwischenwirbelgelenke. Die Verengung wird dadurch verstärkt.
  • Ligamentäre Ursache: Die Höhenminderung der Bandscheiben führt zu einer Annäherung der Wirbelbögen. Die Bänder erschlaffen in der Folge und machen das Wirbelsäulengefüge instabil.

Risikofaktoren für eine Spinalkanalstenose sind kaum bekannt. Als wichtiger Risikofaktor gilt jedoch eine von Geburt an vorhandene Einengung des Wirbelkanals. Weitere Risikofaktoren sind zunehmendes Alter, häufige und intensive körperliche Arbeit mit einseitiger Belastung der Wirbelsäule und mangelnde muskuläre Unterstützung der Wirbelsäule durch eine schlecht ausgebildete Rückenmuskulatur oder zu wenig Bewegung.

Symptome der Spinalkanalstenose

Tritt die Spinalkanalstenose in der Lendenwirbelsäule auf, muss sie nicht immer Beschwerden verursachen. Erst dann, wenn Nerven und Blutgefäße durch einen stark verengten Spinalkanal zusammengepresst werden, zeigen sich die typischen Spinalkanalstenose Symptome. Die Beschwerden können sich bei den Patienten unterschiedlich stark zeigen, abhängig von der Körperhaltung, der körperlichen Belastung und dem Schweregrad der Erkrankung.

Die Spinalkanalstenose Symptome sind zu Beginn der Erkrankung nicht immer charakteristisch:

  • Einschränkung der Beweglichkeit im Bereich der Lendenwirbel
  • Lumboischialgie als Rückenschmerzen, die häufig nur einseitig in die Beine ausstrahlen
  • Verspannungen der Muskeln im Bereich der Lendenwirbel.

Mit dem Fortschreiten der Erkrankung treten stärkere und spezifische Spinalkanalstenose Symptome auf:

  • Claudicatio spinalis als schmerzbedingtes Hinken
  • Gefühlsstörungen in den Beinen
  • Schwächegefühl in den Beinmuskeln
  • Missempfindungen wie Kältegefühl, Ameisenlaufen oder Brennen in den Beinen
  • Störungen beim Stuhlgang und beim Wasserlassen, mitunter Inkontinenz
  • Störungen der Sexualfunktionen

Wird der Rumpf nach vorn gebeugt, beispielsweise beim Sitzen oder Fahrradfahren, können sich die Beschwerden bessern. So muss die Spinalkanalstenose Treppensteigen nicht immer erschweren, sondern die Beschwerden sind dann mitunter nicht zu spüren.

Die Beschwerden treten meist nicht akut auf, da sich die Spinalkanalstenose in der Regel im Laufe der Jahre entwickelt. Die Symptomatik bahnt sich oft erst langsam an. Ein typischer Hinweis auf die Erkrankung ist eine eingeschränkte Gehstrecke aufgrund der Schmerzen.

Ein seltenes Symptom ist das Querschnittssyndrom, bei dem beide Beine gelähmt sind und Probleme beim Stuhlgang sowie beim Wasserlassen auftreten.

Tritt die Spinalkanalverengung nicht in der Lendenwirbelsäule, sondern in der Halswirbelsäule auf, kommt es zu Nackenschmerzen. Die Schmerzen können in beide Arme ausstrahlen. Auch bei der zervikalen spinalen Stenose kann es mit der Zeit zu Gefühlsstörungen in den Beinen und zu Blasen- sowie Mastdarmproblemen kommen.

Diagnose der Spinalkanalstenose

Da Schilderungen des Patienten oft erste Hinweise auf eine Verengung des Spinalkanals liefern, führt der Arzt zuerst ein Anamnesegespräch. Er befragt den Patienten zu Beschwerden und zu bekannten Erkrankungen, beispielsweise Bandscheibenvorfall, Arthrose oder Osteoporose. An die Anamnese schließt sich eine körperliche Untersuchung an. Um festzustellen, ob Spinalkanalstenose Symptome auftreten, muss der Patient den Oberkörper weit nach hinten beugen. Anschließend muss er den Rumpf nach vorn beugen, um festzustellen, ob die Schmerzen dann verschwinden.

Um andere Krankheitsbilder wie eine Myelopathie oder Polyneuropathie auszuschließen, kann der Arzt eine elektrophysiologische Messung durchführen. Mit der Elektromyographie oder evozierten Potenzialen kann der Arzt die Funktionen der Nerven beurteilen.

Eine wichtige Rolle bei der Diagnose einer Spinalkanalverengung spielen bildgebende Verfahren. Die Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) wird ohne Kontrastmittel durchgeführt. Diese Untersuchung liefert eine detaillierte Darstellung von Nerven, Blutgefäßen, Bandscheiben und anderen Strukturen in Schichtaufnahmen.

Eine Alternative zur Kernspintomographie ist die Computertomographie, die mit Kontrastmittel durchgeführt wird. Der Nachteil dieser Untersuchung besteht in der Strahlenbelastung für den Patienten. Wird bei den bildgebenden Untersuchungen ein verengter Wirbelkanal festgestellt, muss er nicht immer zu Beschwerden führen.

Das Röntgen ist ein weiteres bildgebendes Verfahren, das ergänzend zur Kernpintomographie durchgeführt werden kann. Die Wirbelsäule wird im Stehen und in verschiedenen Körperhaltungen geröngt.

Ist eine weiterführende Diagnostik erforderlich, um eine Spinalkanalstenose festzustellen, kann der Arzt eine Myelographie durchführen. Dabei handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, das jedoch invasiv ist. Dieses Verfahren wird nur dann angewendet, wenn die Befunde der Kernspintomographie unklar sind oder wenn aufgrund metallischer Implantate in der Wirbelsäule oder eines Herzschrittmachers keine Kernpintomographie möglich ist. Dem Patienten wird mit einer Hohlnadel zwischen zwei Wirbelkörpern Liquor aus dem Spinalkanal entnommen. Anschließend wird ein jodhaltiges Kontrastmittel in den Spinalkanal gespritzt.

Behandlung der Spinalkanalstenose

Wurde eine Spinalkanalverengung diagnostiziert, befürchten viele Patienten eine Operation. Sie ist jedoch nicht immer notwendig, da verschiedene konservative Therapien vielversprechend sind. Nur dann, wenn die konservativen Therapien, die häufig in Kombination miteinander angewendet werden, nicht den gewünschten Erfolg bringen, ist eine Operation erforderlich. Für die Behandlung kommen auch alternative Heilmethoden in Frage.

Mindestens zwölf Wochen lang sollte eine konservative Therapie durchgeführt werden, bevor letztendlich eine Operation erfolgt. Ziel der konservativen Therapie ist die Vermeidung einer Operation. Eine Operation ist notwendig, wenn wichtige Nerven ausfallen und die Gefahr einer Lähmung besteht. Mit einer Operation wird der Wirbelkanal dort entlastet, wo das Rückenmark gequetscht wird. Für die Operation kommen verschiedene Methoden in Frage:

  • Druckentlastung (Dekompensation) mit Entfernung des Wirbelkörpers einseitig oder beidseitig an der Stenosestelle zusammen mit dem Dornfortsatz
  • Fusion (Spondylodese) durch Verbindung und Versteifung einzelner Wirbel mit Schrauben oder Material aus dem Beckenkamm
  • Interspinäre Implantate zur Verbindung der Dornfortsätze der Wirbelkörper, um die Vorwärts- oder Rückwärtsneigung der Wirbelsäule im betroffenen Areal zu vermeiden.

Der Arzt entscheidet, welche Operationsmethode im individuellen Fall am besten geeignet ist. Alle drei Methoden können mikrochirurgisch oder minimalinvasiv durchgeführt werden. Große Schnitte sind für die Operation zumeist nicht notwendig.

Bei einer Operation einer Spinalkanalstenose besteht das Risiko, dass Nerven verletzt werden oder Rückenmarksflüssigkeit austritt. Der Arzt muss vor der Operation gemeinsam mit dem Patienten sorgfältig das Verhältnis von Risiko und Nutzen abwägen.

Nach der Operation ist eine Nachsorge erforderlich. Der Patient muss sich mindestens sechs Wochen lang schonen und darf keine schweren körperlichen Tätigkeiten ausführen.

Im Mittelpunkt der konservativen Behandlung einer Spinalkanalstenose steht die medikamentöse Therapie. Sie dient zur Linderung der Schmerzen und wird abhängig von der Intensität der Beschwerden mit verschiedenen Medikamenten durchgeführt:

  • nicht-opioide Schmerzmittel mit schmerzlindernder und entzündungshemmender Wirkung wie Diclofenac, Paracetamol oder Ibuprofen bei leichten Schmerzen
  • leichte Opioide, oft in Kombination mit nicht-opioiden Medikamenten, bei mittelstarken Schmerzen
  • starke Opioide bei starken Schmerzen.

Da Schmerzmittel bei längerer Anwendung häufig die Magenschleimhaut reizen, verordnet der Arzt zusätzlich mitunter Protonenpumpenhemmer. Diese Medikamente schränken die Magensäureproduktion des Körpers ein. Bei chronischen Schmerzen kann der Arzt leichte Antidepressiva mit geringer Dosierung verordnen. Sie wirken auf der Ebene der Neurotransmitter. Muskelentspannende Medikamente können ebenfalls die Beschwerden bei einer Spinalkanalstenose lindern. Eine hochdosierte Kortisonbehandlung ist bei starken Schmerzen möglich. Kortison führt zur Abschwellung der Weichteile, die den Spinalkanal einengen.

Medikamente müssen nicht immer oral als Tabletten oder Kapseln eingenommen werden. Eine Injektionstherapie mit Spritzen bringt die Medikamente gezielt dorthin, wo die Spinalkanalverengung auftritt. Sie wird vor allem bei stark entzündeten Nervenwurzeln vorgenommen. Kortison kann mit Schmerzmitteln kombiniert injiziert werden.

Neben der medikamentösen Therapie lassen sich bei einem modularen Therapiekonzept verschiedene konservative Behandlungsmethoden miteinander kombinieren.

Die Physiotherapie ist häufig die erste Möglichkeit der Behandlung einer Spinalkanalstenose. Der Arzt entscheidet abhängig von der Ausprägung der Stenose und von den Beschwerden, welche physiotherapeutische Behandlung am besten geeignet ist. Das können Bäder, Krafttraining zur Stabilisierung der tiefen Rücken- und Bauchmuskulatur, Gangschule zur Entlastung der betroffenen Segmente, Wärmebehandlung zur Entspannung der Rückenmuskulatur, Elektrotherapie (TENS-Behandlung) zur Entspannung der Muskeln und Linderung der Schmerzen oder manuelle Therapie sein.

Zur Entlastung der Wirbelsäule kann der Arzt dem Patienten ein Stützkorsett als Orthese verordnen. Er kann auch eine Rückenschule empfehlen. Der Patient erlernt verschiedene Übungen zur Kräftigung der Rücken- und Bauchmuskulatur. Zusätzlich bekommt er nützliche Tipps an die Hand, wie er sich im Alltag verhält, um den Rücken zu schonen. Er erlernt eine rückenschonende Haltung.

Um die Schmerzen besser zu bewältigen, kann zusätzlich ein psychologisches Schmerzbewältigungstraining erfolgen.

Alternative Heilmethoden können die Schmerzen bei einer Spinalkanalverengung lindern. Wichtige alternative Behandlungsmöglichkeiten sind Akupunktur, Homöopathie und Axomera-Therapie. Bei der Axomera-Therapie wird ein bioelektrisches Feld erzeugt, um die Entzündungen zu hemmen und die Zellen dorthin zu steuern, wo sie gebraucht werden. Nach wissenschaftlich-schulmedizinischen Kriterien ist die Wirkung der alternativen Heilmethoden bislang nicht belegbar.

Zusammenhang zwischen Polyneuropathie und Spinalkanalstenose

Die Symptome einer Polyneuropathie können denen einer Wirbelkanalverengung (Spinalkanalstenose) ähneln. Sowohl eine Polyneuropathie als auch eine Wirbelkanalverengung können Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Taubheit und brennende Schmerzen in den Händen und Füßen hervorrufen. Darum ist es wichtig, Krankheiten mit ähnlichen oder gleichen Symptomen vor dem Beginn einer Behandlung durch sorgfältige Untersuchungen auszuschließen (Differenzialdiagnostik).

Es ist zu beachten, dass eine Polyneuropathie und eine Spinalkanalstenose koexistieren können, was die Diagnose und Behandlung erschwert. Eine sorgfältige Anamnese, körperliche Untersuchung und elektrophysiologische Tests sind entscheidend, um die genaue Ursache der Beschwerden zu ermitteln.

Prävention

Eine gezielte Vorbeugung einer Spinalkanalstenose ist kaum möglich. Ein Verhalten, das die Gesundheit des Rückens fördert, kann jedoch der Verschleißerscheinung entgegenwirken. Ausgleichende Bewegung wie Sport oder Rückengymnastik kann ebenso vorbeugend wirken wie die richtige Körperhaltung bei körperlichen Tätigkeiten wie Heben oder Tragen.

Durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung lässt sich das Risiko für die Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 häufig eindämmen. Außerdem helfen Alkoholabstinenz und der regelmäßige ärztliche Check-up dabei, die eigene Gesundheit im Blick zu behalten.

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