Polyneuropathie-Therapie: Fokus auf Fußbeschwerden und die Rolle von Socken

Polyneuropathie, eine Erkrankung, die mehrere periphere Nerven betrifft, kann sich auf vielfältige Weise äußern. Viele Betroffene berichten von Missempfindungen, die sich wie ein Kribbeln oder Ameisenlaufen anfühlen, insbesondere in den Füßen und Händen. Ute Kühn, eine Betroffene, beschreibt die anfänglichen Symptome als ein Gefühl, "als hätte ich viel zu enge Socken an", obwohl ihre Füße keine Socken tragen. Diese Empfindungen können von verstärkter Temperaturempfindlichkeit bis hin zu Koordinationsschwierigkeiten reichen. Die Therapie von Polyneuropathie ist vielfältig und zielt darauf ab, die Ursachen zu behandeln und die Symptome zu lindern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Behandlung von Fußbeschwerden, wobei spezielle Socken eine unterstützende Rolle spielen können.

Symptome und Ursachen der Polyneuropathie

Die Symptome der Polyneuropathie sind vielfältig und können sich individuell unterschiedlich äußern. Zu den häufigsten Beschwerden zählen:

  • Missempfindungen: Kribbeln, Brennen oder Taubheitsgefühle, oft beginnend in Zehen und Fingern. Viele Patienten berichten von einem gestörten Empfinden in Armen und Beinen.
  • Temperaturüberempfindlichkeit: Kalte Gegenstände oder winterliche Temperaturen werden als besonders unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden.
  • Schmerzen: Starke Schmerzen in Armen und Beinen können auftreten.
  • Sensibilitätsstörungen: Berührungs- und Druckempfindlichkeit können sich entwickeln.
  • Motorische Störungen: Feinmotorische Bewegungsabläufe wie das Zuknöpfen einer Bluse oder das Schreiben einer Notiz werden zur Herausforderung. Gangschwierigkeiten und Stürze können die Folge sein. Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna erklärt, dass Betroffene oft nicht mehr so spüren, wie die Gelenkstellung ist oder wie sie auftreten und belasten.
  • Eingeschränktes Temperaturempfinden: Die Badewassertemperatur kann an den Füßen nicht mehr richtig eingeschätzt werden.
  • Lähmungen: In schweren Fällen kann es zu Lähmungen, Muskelschwund und Gangstörungen kommen.

Die Ursachen für Polyneuropathie sind vielfältig. Zu den häufigsten zählen:

  • Diabetes Mellitus: Die Schädigung der peripheren Nerven ist eine häufige Folgeerkrankung bei Diabetes. Nach etwa 25 Jahren Diabeteserkrankung ist etwa die Hälfte der Patienten betroffen.
  • Starker Alkoholkonsum: Alkoholmissbrauch schädigt nachweislich die peripheren Nerven.
  • Vitaminmangel: Ein Mangel an Vitamin B12 oder anderen wichtigen Vitaminen kann Polyneuropathie verursachen.
  • Chemotherapie: Bestimmte Chemotherapeutika können als Nebenwirkung eine Polyneuropathie auslösen. Ob und wie eine Polyneuropathie entsteht, hängt vom eingesetzten Chemotherapeutikum, der Dosis und der Therapiedauer ab.
  • Weitere Ursachen: Nieren- oder Leberfunktionsstörungen, Autoimmunerkrankungen, Borreliose, HIV/AIDS, Schwermetallvergiftungen und genetische Faktoren können ebenfalls eine Rolle spielen.

Diagnose der Polyneuropathie

Die Diagnose der Polyneuropathie umfasst in der Regel folgende Schritte:

  1. Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte und führt eine neurologische Untersuchung durch, um die Sensibilität, Reflexe und Muskelkraft zu prüfen. Auch eine psychiatrische Untersuchung ist zur Abgrenzung notwendig.
  2. Elektrophysiologische Untersuchungen: Die Nervenleitgeschwindigkeit und die Reizantwortstärke der betroffenen Nerven werden gemessen. Ein EMG (Elektromyographie) kann zusätzlich durchgeführt werden, um die elektrische Aktivität der Muskeln zu untersuchen.
  3. Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen werden durchgeführt, um mögliche Ursachen wie Diabetes, Vitaminmangel, Nieren- oder Leberfunktionsstörungen auszuschließen.
  4. Weitere Untersuchungen: In einigen Fällen können eine Nervenwasseruntersuchung (Liquor), eine Kernspintomographie der Wirbelsäule oder eine Nervenbiopsie erforderlich sein, um die Ursache der Polyneuropathie zu ermitteln.

Therapieansätze bei Polyneuropathie

Die Therapie der Polyneuropathie zielt darauf ab, die Ursache der Erkrankung zu behandeln und die Symptome zu lindern. Die wichtigsten Therapieansätze sind:

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  1. Behandlung der Grunderkrankung: Bei Diabetes ist eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels entscheidend. Auch die Normalisierung des Blutdruckes und die Senkung erhöhter Blutfettwerte sind anzustreben. Bei Alkoholmissbrauch ist eine vollständige Abstinenz erforderlich. Vitaminmängel werden durch entsprechende Präparate ausgeglichen. Medikamente, die eine Polyneuropathie verursachen, sollten wenn möglich abgesetzt oder ausgetauscht werden.
  2. Medikamentöse Schmerztherapie: Zur Linderung von Schmerzen und Missempfindungen können verschiedene Medikamente eingesetzt werden. Dazu gehören Antikonvulsiva (Pregabalin, Oxcarbazepin), Antidepressiva (Duloxetin, Amitriptylin) und Opioide (Tramadol). Freiverkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol, Diclofenac und ASS sollten bei neuropathischen Schmerzen nicht eingesetzt werden, da sie in der Regel nicht wirksam sind und schwerwiegende Nebenwirkungen haben können.
  3. Physikalische Therapie: Ergotherapie und Physiotherapie können feinmotorische Probleme und Gangunsicherheiten verbessern. Kälte- und Wärmetherapien sowie Wechsel- und Bewegungsbäder können die Durchblutung fördern. Elektrotherapie (TENS) kann zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
  4. Alternative Behandlungsmöglichkeiten: Einige Patienten profitieren von alternativen Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM), Hyperbarer Sauerstofftherapie oder unterstützender Psychotherapie.
  5. Eigenverantwortung des Patienten: Regelmäßige Fußkontrollen, die richtige Fußpflege und das Tragen von geeignetem Schuhwerk sind wichtige Maßnahmen, um Komplikationen wie das diabetische Fußsyndrom zu vermeiden.

Die Rolle von Socken bei Fußbeschwerden durch Polyneuropathie

Spezielle Socken können eine wichtige Rolle bei der Linderung von Fußbeschwerden im Zusammenhang mit Polyneuropathie spielen. Sie bieten verschiedene Vorteile:

  • Förderung der Durchblutung: Eine bessere Blutzirkulation kann dazu beitragen, die Nerven in den Füßen mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen und so das Wohlbefinden zu steigern. Kompressionssocken mit gezielten Kompressionszonen können die Durchblutung verbessern und die Nervenfasern mit Sauerstoff versorgen.
  • Sanfte Kompression: Die Socken üben einen leichten Druck auf die Füße und Knöchel aus, der hilft, Schwellungen zu verringern und den Füßen mehr Stabilität zu geben.
  • Druckentlastung: Viele Menschen mit Fußproblemen leiden unter schmerzhaften Druckstellen. Spezielle Socken können helfen, diese Druckstellen zu entlasten und Schmerzen zu reduzieren.
  • Schutz: Socken können die Füße vor Verletzungen und Reibung schützen, insbesondere bei Sensibilitätsstörungen.

Es gibt verschiedene Arten von Socken, die für Menschen mit Polyneuropathie geeignet sind:

  • Neuropathie-Socken: Diese Socken sind speziell für die Bedürfnisse von Menschen mit Neuropathie entwickelt und bieten eine Kombination aus Kompression, Polsterung und Schutz.
  • Kompressionssocken: Kompressionssocken können die Durchblutung verbessern und Schwellungen reduzieren.
  • Diabetes-Socken: Diese Socken sind nahtlos und atmungsaktiv, um Reizungen und Feuchtigkeit zu vermeiden.

Auswahl der richtigen Socken

Bei der Auswahl der richtigen Socken für Fußbeschwerden durch Polyneuropathie sollten folgende Kriterien berücksichtigt werden:

  • Material: Atmungsaktive Materialien wie Baumwolle, Merinowolle oder spezielle Kunstfasern sind empfehlenswert, um Feuchtigkeit abzuleiten und die Füße trocken zu halten.
  • Passform: Die Socken sollten gut sitzen, ohne einzuschneiden oder Druckstellen zu verursachen.
  • Nahtlosigkeit: Nahtlose Socken können Reizungen und Druckstellen vermeiden.
  • Polsterung: Eine Polsterung im Zehen- und Fersenbereich kann zusätzlichen Schutz und Komfort bieten.
  • Kompression: Bei Kompressionssocken sollte die Kompressionsstärke individuell angepasst werden.

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