Polyneuropathie: Homöopathische Behandlung als sanfte Alternative?

Viele Menschen leiden unter Polyneuropathie, einer Erkrankung des peripheren Nervensystems. Helmut beispielsweise verspürt häufig ein schmerzhaftes Kribbeln in den Füßen, begleitet von Taubheitsgefühlen. Die Homöopathie bietet hier einen ganzheitlichen Behandlungsansatz.

Was ist Polyneuropathie?

Polyneuropathie ist eine nicht verletzungsbedingte Erkrankung, die mehrere periphere Nerven betrifft. Diese Nervenfasern außerhalb von Gehirn und Rückenmark sind für die Reizleitung zuständig. Eine Störung dieser Reizleitung kann vielfältige Ursachen haben und sensible, motorische oder vegetative Nerven betreffen. Im Extremfall kann das gesamte periphere Nervensystem betroffen sein.

Symptome der Polyneuropathie

Bei einer Schädigung der sensiblen Nerven kommt es zu Sensibilitätsstörungen wie Taubheit, Überempfindlichkeit und Missempfindungen wie "Ameisenkribbeln", Brennen oder Stechen. Diese Beschwerden treten häufig zuerst in den Füßen und Beinen auf, können aber auch die Hände betreffen. Typischerweise sind beide Körperseiten symmetrisch betroffen, oft in einer "handschuh"- oder "sockenförmigen" Verteilung.

Ein Befall der motorischen Nerven kann zu Störungen des Bewegungsablaufs und der Koordination, zu (schlaffen) Lähmungen und Muskelabbau führen, ebenfalls meist symmetrisch. Die Polyneuropathie kann akut (Dauer bis 4 Wochen), subakut (4 bis 8 Wochen) oder chronisch (länger als 8 Wochen) verlaufen.

Ursachen der Polyneuropathie

Über die Hälfte aller Polyneuropathien in Deutschland werden durch Diabetes mellitus oder dauerhaft erhöhten Alkoholkonsum bzw. Alkoholabhängigkeit verursacht. Die genauen Entstehungsmechanismen sind noch nicht vollständig geklärt. Weitere mögliche Ursachen sind Stoffwechselstörungen (z.B. Gicht), Infektionskrankheiten (z.B. Borreliose), Krebserkrankungen (Malignome), Mangelzustände (z.B. durch Fehlernährung oder Resorptionsstörungen) sowie Autoimmun- oder genetisch bedingte Prozesse. Auch Medikamente (Chemotherapeutika), Vergiftungen mit Schwermetallen und Lösungsmitteln können Polyneuropathien verursachen. In etwa 20 % der Fälle bleibt die Ursache unklar (idiopathische Polyneuropathie).

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Diagnose der Polyneuropathie

Die Diagnose der Polyneuropathie selbst basiert auf neurologischen Untersuchungsergebnissen, bei denen Sensibilität, Muskelreflexe, Nervenleitgeschwindigkeit u.v.m. getestet werden. Weitere diagnostische Maßnahmen wie Blutuntersuchungen (auf Entzündungsparameter, Blutzuckerwerte, Antikörper etc.) dienen dazu, mögliche Ursachen der Nervenschädigung zu erkennen.

Konventionelle Therapie der Polyneuropathie

Die konventionelle Therapie zielt darauf ab, die Grunderkrankung ursachenspezifisch zu behandeln und/oder die Symptome zu lindern. Eine gezielte Behandlung ist nur möglich, wenn die Ursache der Polyneuropathie gefunden wurde. Ob die Therapie die Beschwerden vollständig beseitigt, lindert oder sich trotzdem verschlechtert, hängt von zahlreichen Faktoren ab und ist nicht pauschal vorhersagbar.

Bei leichten, nicht kontinuierlichen Schmerzen können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Metamizol eingesetzt werden. Bei stärkeren Schmerzen kommen Antiepileptika (z.B. Gabapentin, Pregabalin, Carbamazepin) oder Antidepressiva (z.B. Amitryptilin, Duloxetin) zum Einsatz. Opioide werden nur bei Versagen anderer Medikamente eingesetzt, da sie zu Gewöhnung führen können. Schmerzlindernde Pflaster mit Capsaicin oder Lidocain können ebenfalls eingesetzt werden.

Physio- und Ergotherapie helfen, Gelenkversteifungen zu vermeiden und Muskeln wiederaufzubauen. Individuell angepasste Hilfsmittel können die Gangsicherheit erhöhen und Immobilität vorbeugen.

Homöopathie als ganzheitlicher Ansatz

Die Homöopathie bietet einen ganzheitlichen Ansatz zur Behandlung der Polyneuropathie. Im Gegensatz zur Schulmedizin wird die Krankheit als eine ganzheitliche Funktionsstörung aufgefasst. Daher wird nicht das einzelne Symptom behandelt, sondern der ganze Mensch.

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Ein Heilpraktiker erfasst das gesamte Krankheitsgeschehen im Kontext der allgemeinen Konstitution und Persönlichkeit des Patienten. Ziel ist es, individuelle Therapien zur Linderung der Symptome zu finden und mögliche auslösende Faktoren zu identifizieren, um ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Mit einer Therapie sollte so früh wie möglich begonnen werden, da sich bereits stärker geschädigte Nerven i.d.R. nicht mehr vollständig erholen.

Das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie

Die Grundidee der Homöopathie ist das sogenannte Ähnlichkeits- oder Simile-Prinzip. Zur Behandlung werden Substanzen ausgewählt, die bei einem Gesunden eine ähnliche Wirkung hervorrufen, wie sie bei einem Kranken beobachtbar sind. Die homöopathischen Substanzen werden hochverdünnt in Tropfenform oder in Form von Globuli (Zuckerkügelchen mit imprägnierter Medikation) eingenommen.

Zur Konzentrationsangabe hat sich das System der Potenzierung etabliert, dabei werden die Medikamente in einer Verdünnungsreihe jeweils mit Faktor 10 verdünnt und als D1, D2, D3 usw. bezeichnet. In den meisten Fällen werden homöopathische Substanzen als Ergänzung und nicht als Ersatz zur Schulmedizin angesehen. Es geht hierbei um die Stimulation des Patienten und nicht die Ausschaltung der Symptome. Um dem Simile-Ansatz zu folgen, muss für die einzusetzenden Mittel eine Wirkungsbeschreibung vorliegen.

Homöopathische Medikamente bei Polyneuropathie

Aufgrund der Vielfalt an Symptomen ist auch die Auswahl an homöopathischen Medikamenten groß. Gegen die stechenden und brennenden Nervenschmerzen wird häufig Aconitum eingesetzt. Agaricus muscarius, das Extrakt des Fliegenpilzes, hilft bei Missempfindungen, Kribbeln und Taubheit. Bei regelmäßig auftretenden Schmerzen hilft Spigelia (Wurmkraut), bei akut auftretenden Nervenschmerzen kann Verbascum (Königskerze) Linderung verschaffen. Kalium phosphoricum, Magnesium phosphoricum und Zincum chloratum sollen helfen Nervensystem und Muskulatur zu beruhigen. Diese Kombination wird auch „biochemische Schmerztrias“ genannt. Bei erhöhten Reizzuständen und Muskelkrämpfen werden auch Cina (Wurmsamen), Cypripedium pubescens (Frauenschuh) oder Natrium carbonicum (Soda) eingesetzt.

Auch die Ernährung spielt in vielen homöopathischen Behandlungsweisen eine wichtige Rolle. Hierbei wird eine vitaminreiche und fettreduzierte Kost empfohlen. Gerade bei der diabetischen Polyneuropathie hat die Entschlackung des Bindegewebes eine hohe Bedeutung, hier kann Silicea (Kieselsäure) das Bindegewebe stärken und Graphites (Kohlenstoff) die Ausscheidung der Schadstoffe unterstützen. Beides kann durch die Gabe von Acidum fluoricum (Flusssäure) und Equisetum (Schachtelhalm) noch verstärkt werden.

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Gelsemium comp. Hevert Tropfen enthalten eine Kombination naturheilkundlicher Wirkstoffe, die speziell für die Behandlung von Nervenschmerzen zusammengestellt wurde. Die Anwendungsgebiete leiten sich von den homöopathischen Arzneimittelbildern ab. Dazu gehören: Nervenschmerzen. Die gut verträglichen naturheilkundlichen Wirkstoffe in Gelsemium comp. Hevert Tropfen sind unter anderem Eisenhut (Aconitum), Kockelskörner (Cocculus), Colocynthis (Koloquinte), Rhus toxicodendron (Giftsumach) und Gelsemium (wilder Jasmin).

Weitere naturheilkundliche Therapieansätze

Neben der Homöopathie gibt es weitere naturheilkundliche Therapieansätze, die bei Polyneuropathie eingesetzt werden können:

  • Ernährungstherapie: Bei Mangelernährung oder Resorptionsstörungen kann eine Ernährungstherapie sinnvoll sein. Nach entsprechender Diagnostik kann auch eine gezielte Zufuhr bestimmter Stoffe sinnvoll sein. Liegt z.B. ein Mangel an B-Vitaminen vor, können spezielle Vitamin-B-Präparate z.B. aus der Orthomolekularen Medizin eingesetzt werden. B-Vitamine wirken indirekt schmerzstillend (analgetisch), durchblutungsfördernd und lindernd bei nervenbedingten Schmerzen, sollten allerdings unbedingt nur nach entsprechender Diagnostik und unter fachlicher Begleitung eingesetzt werden!
  • Hydro- und Thermotherapie: Milde Formen wie Trockenbürsten, Igelball, Sandbäder oder Klopfungen regen die Durchblutung an und üben einen Reiz auf die Nervenrezeptoren aus. Intensiver sind tägliches Wassertreten nach Kneipp oder kalte Unterschenkelgüsse. Ansteigende Teilbäder mit allmählich steigenden Temperaturen dienen genauso der Gefäßerweiterung. Lehmpackungen (Heilerde) wird auch bei Neuralgien ein schmerzlindernder und antiphlogistischer Effekt zugesprochen.
  • Phytotherapie: Teufelskrallen-Präparate können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Äußerlich können Aconit-Nervenöl, Nelken-, Rosmarin- oder Minzöl, Johanniskraut-Rotöl oder Einreibungen mit capsaicinhaltiger Salbe (Chili- oder Paprikaschoten) angewendet werden.
  • Bewegungstherapie und Krankengymnastik: Ziel ist die Besserung der Ausdauer und einer möglichen Muskelschwäche. Das kann durch Trainingstherapie, selbstständiges Walking, Geräte- oder Ergometertraining und Bewegungsbäder erreicht werden. Ein physiotherapeutisch angeleitetes gezieltes Training geschwächter Muskelgruppen ist je nach Befund angezeigt.
  • Ordnungstherapie: Hierzu gehört allgemein eine individuelle Diskussion über Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel, Alkoholkonsum etc. Da chronischer Stress auch die Schmerzverarbeitung beeinflusst, können im Einzelfall Entspannungsverfahren, Yoga oder vergleichbare Maßnahmen indiziert sein. Akupunktur ist in ähnlicher Weise wirksam.
  • Neuraltherapie: Sie kann mit der Gabe von homöopathischen Mitteln zur Injektion, wie Dolo Injektopas®, Gnaphalium-Injektopas® und Neuralgie-Injektopas® begleitet werden, aber auch alleinige Injektionen mit dem Lokalanästhetikum Procain (Pasconeural-Injektopas 2%) werden in vielen Naturheilpraxen angewandt.

Orthomolekulare Medizin

Die Neuropathie ist ferner eine Domäne der orthomolekularen Medizin. In der Regel werden hochdosierte neurotrope B Vitamine (B1, B2, B6, B12 und Nicotinamid) über einen Zeitraum von ca. drei Monaten verordnet. Hierbei geht es nicht darum, etwaige Mangelzustände auszugleichen, sondern durch die passagere Einnahme von hohen Dosierungen therapeutische Effekte zu erzielen. Als neurotropes Antioxidans spielt auch Vitamin E eine wichtige Rolle in der Behandlung von Neuropathien, hier können 100-300 mg/Tag bedenkenlos auch längerfristig, d. h. über Monate, nebenwirkungsfrei substituiert werden. Bei Vitamin C wiederum ist eine Überdosierung kaum möglich, es wird therapeutisch die Einnahme von ein bis zwei Gramm pro Tag empfohlen. Ein weiteres bewährtes Antioxidans bei Neuropathien stellt die Alpha-Liponsäure dar, die man durchaus zunächst ein bis zwei Wochen intravenös 600mg pro Tag geben kann, dann dauerhaft täglich 600 mg oral. Die Wirksamkeit der Alpha-Liponsäure bei diabetischer Polyneuropathie ist bereits durch Studien belegt. Wegen ihrer neuroregenerativen Wirkung ist auch auf eine erhöhte Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren zu achten.

Was Sie selbst tun können

  • Verzichten Sie auf Alkohol und Nikotin.
  • Berücksichtigen Sie ggf. die Empfehlungen hinsichtlich Ihrer Grunderkrankung: Achten Sie z.B. bei Diabetes mellitus unbedingt auf möglichst stabile, optimal eingestellte Blutzucker-Werte.
  • Ernähren Sie sich vollwertig: Gegebenenfalls auch auf Ihre Grunderkrankung abgestimmt.
  • Probieren Sie darüber hinaus aus, was Ihnen ganz persönlich gut tut: Wenn sich Ihre Probleme bei kaltem Wetter verschlechtern, passen Sie Ihre Bekleidung entsprechend an, z.B. mit warmem Schuhen, Socken oder Handschuhen.
  • Achten Sie bei verringertem Schmerzempfinden auf Verletzungen oder Wunden: In den von der Polyneuropathie betroffenen Bereichen und ggf. z.B.
  • Sprechen Sie mit Ihrer Heilpraktikerin oder Ihrem Heilpraktiker: Sie beraten Sie gerne.

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