Polyneuropathie und Rauchen: Ursachen, Risiken und Auswirkungen

Die Polyneuropathie (PNP) ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, bei der mehrere Nerven geschädigt sind. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Empfindungsstörungen, Schmerzen und Muskelschwäche. Es gibt viele verschiedene Ursachen für Polyneuropathie, wobei Diabetes mellitus und chronischer Alkoholmissbrauch zu den häufigsten gehören. In den letzten Jahren hat die Forschung verstärkt den Einfluss von Rauchen auf die Entstehung und den Verlauf von Polyneuropathie untersucht.

Was ist Polyneuropathie?

Unter dem Begriff „Polyneuropathien“ wird eine Gruppe von Erkrankungen zusammengefasst, bei denen es zu Schädigungen des peripheren Nervensystems kommt. Infolge dieser Schädigungen ist die Funktion der betroffenen Nerven gestört. Weil mehrere Nerven beziehungsweise ganze Nervenstrukturen betroffen sind, spricht man von Polyneuropathie (griechisch poly = viel, mehrere).

Zum peripheren Nervensystem gehören alle Nerven, die außerhalb des Gehirns und des Wirbelkanals liegen, also nicht Teil des zentralen Nervensystems sind. Periphere Nerven steuern Muskelbewegungen und Empfindungen wie Kribbeln oder Schmerz. Auch das vegetative Nervensystem ist Teil des peripheren Nervensystems. Seine Nervenstränge koordinieren automatisch ablaufende Körperfunktionen wie Atmen, Verdauen oder Schwitzen.

Ursachen und Risikofaktoren der Polyneuropathie

Ärztinnen und Ärzte kennen mehr als 200 verschiedene Ursachen für die Nervenkrankheit Polyneuropathie. Aber es gibt zwei Hauptauslöser: die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus und chronischer Alkoholmissbrauch. Die Neuropathie kann zudem im Lauf des Lebens erworben (deutlich häufiger) oder angeboren sein (seltener) - dann besteht sie schon von Geburt an.

Zu den häufigsten Ursachen und Risikofaktoren gehören:

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  • Diabetes mellitus: Bis zu einem Drittel (30 Prozent) aller Menschen mit Diabetes Typ-1 und Diabetes Typ-2 entwickeln Schäden an den peripheren Nerven als Folge ihrer Zuckerkrankheit. Mit zunehmendem Alter steigt die Rate der Betroffenen.
  • Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholkonsum ist eine häufige Ursache der alkohol-assoziierten Polyneuropathie.
  • Vitaminmangel: Ein Vitamin-B12-Mangel, etwa durch eine einseitige Ernährung, kann eine Polyneuropathie hervorrufen.
  • Nierenerkrankungen: Wichtige Nährstoffe werden vermehrt ausgeschieden.
  • Lebererkrankungen
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
  • Infektionen mit Viren und Bakterien: z. B. Borreliose, Herpes simplex, Pfeiffersches Drüsenfieber
  • Autoimmunkrankheiten: z. B. Guillain-Barré-Syndrom - die Nervenscheiden der peripheren Nerven nehmen Schaden
  • Krebserkrankung: Die Neuropathie kann ein erstes Warnsignal sein.
  • Chemotherapie bei einer Krebserkrankung: Besonders platinhaltige Zytostatika wie Cisplatin fördern die Polyneuropathie.
  • Gifte: z. B. Ist das periphere Nervensystem (das Nervensystem außerhalb des Gehirns und Rückenmarks) in seiner Funktion gestört, liegt eine Polyneuropathie vor. Die Beschwerden reichen von Empfindungsstörungen über Schmerzen bis zu Lähmungen.

Der Zusammenhang zwischen Rauchen und Polyneuropathie

Rauchen ist ein bekannter Risikofaktor für eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Atemwegserkrankungen. In den letzten Jahren hat die Forschung gezeigt, dass Rauchen auch das Risiko für Polyneuropathie erhöhen kann, insbesondere bei Menschen mit Diabetes.

Eine Metaanalyse, die Daten aus 28 Querschnitts- und zehn prospektiven Kohortenstudien zusammenfasste, zeigte, dass rauchende Diabetiker ein um 26 % höheres Risiko für die Entwicklung einer peripheren diabetischen Neuropathie haben als Nichtraucher.

Mechanismen, durch die Rauchen Nervenschäden verursachen kann

  • Durchblutungsstörungen: Rauchen beeinträchtigt die Mikrozirkulation, was die Nervenversorgung verschlechtert.
  • Oxidativer Stress: Tabakkonsum fördert die Bildung freier Radikale, die Nervenzellen schädigen können.
  • Entzündungsprozesse: Rauchen kann systemische Entzündungen verstärken, die wiederum die Nervenfunktion beeinträchtigen.

Diese Faktoren können die Entstehung und das Fortschreiten von Nervenschäden bei Diabetikern begünstigen.

Symptome der Polyneuropathie

Eine Polyneuropathie kann sich durch vielfältige Symptome äußern. Je nach den betroffenen Nerven können die Beschwerden das Fühlen, Bewegungsabläufe oder auch die körperliche Kraft betreffen. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass eine Person mit Polyneuropathie Berührungen in einem umschriebenen Hautbereich nicht mehr spürt. Auch Lähmungen im Versorgungsgebiet einzelner Nervenstränge können Ausdruck einer Polyneuropathie sein. Ist das vegetative Nervensystem betroffen, äußert sich die Erkrankung möglicherweise durch Herzrhythmusstörungen, Impotenz, Verdauungsbeschwerden oder Probleme beim Wasserlassen.

Zu den Symptomen einer Polyneuropathie (PNP) gehören Empfindungsstörungen, Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen und „Ameisenlaufen“ sowie Schmerzen in den betroffenen Körperbereichen, häufig in den Beinen. Auch Störungen des Berührungs-, Schmerz- oder Temperaturempfindens können auftreten. Meistens beginnen die Symptome in den Füßen oder Händen. Bleibt die Neuropathie unbehandelt, werden die Symptome meist intensiver.

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Diagnose der Polyneuropathie

Polyneuropathien entstehen oft schleichend und bleiben lange Zeit unbemerkt. Dies gilt insbesondere für die diabetische Polyneuropathie. Ein gezieltes Arztgespräch (Anamnese) und eine neurologische Untersuchung können Nervenschädigungen schon früh aufdecken. Dabei überprüft die Ärztin beziehungsweise der Arzt im Rahmen einer klinischen Untersuchung Muskelkraft, Reflexe sowie die Wahrnehmung von Berührungen, Temperatur und Vibration. Polyneuropathie tritt bei Kindern meist nach einer Infektionskrankheit auf.

Neben dem oftmals charakteristischen Beschwerdemuster gibt die Krankengeschichte entscheidende Hinweise auf die Ursache einer Polyneuropathie. Darum ist ein ausführliches Arztgespräch ein wichtiger Teil der Diagnostik. Ist beispielsweise seit Jahren ein Diabetes mellitus bekannt und wurden bereits andere Komplikationen wie diabetesbedingte Augenerkrankungen diagnostiziert? Dann ist die Wahrscheinlichkeit einer diabetesbedingten Polyneuropathie gegeben. Menschen mit anhaltend hohem Alkoholkonsum haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Polyneuropathien. Auch von einigen Medikamenten, beispielsweise Chemotherapeutika gegen Krebs, ist bekannt, dass sie Nerven schädigen können.

Elektrophysiologische Untersuchungen ergänzen den neurologischen Untersuchungsbefund. Sie decken die Verteilung und das Ausmaß der Nervenschädigung auf:

  • Die Elektroneurografie (ENG) misst, wie schnell Nerven eine Erregung weiterleiten.
  • Die Elektromyografie (EMG) zeichnet die Aktivität eines Muskels in Ruhe und bei Anspannung auf.

Bluttests können behandelbare Ursachen der Polyneuropathie aufdecken, beispielsweise einen Vitamin-B12-Mangel oder einen bis dahin unbekannten Diabetes mellitus. Bei speziellen Fragestellungen können weitere Untersuchungen in der Neurologie sinnvoll sein. Eine Analyse des Nervenwassers (Liquoruntersuchung) hilft beispielsweise, entzündlich bedingte Polyneuropathien festzustellen. Bei Anhaltspunkten für eine genetische Polyneuropathie ist eine Erbgutanalyse möglich. Der Verdacht auf seltene, aber behandelbare Polyneuropathien kann in besonders schweren Krankheitsfällen eine Probenentnahme aus dem Nervengewebe (Nervenbiopsie) rechtfertigen.

Behandlung der Polyneuropathie

Die Therapie der Polyneuropathie richtet sich nach ihrer Ursache. Sind die Nervenschäden wegen einer anderen Grunderkrankung entstanden, gilt es zuerst, diese zu behandeln. Bei der diabetischen Polyneuropathie ist beispielsweise eine konsequente Blutzuckereinstellung entscheidend. Je besser die Werte langfristig eingestellt sind, desto eher lässt sich die Nervenschädigung stoppen.

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Patientinnen und Patienten mit Polyneuropathie sollten Alkohol möglichst meiden. Das gilt auch, wenn die Nervenschäden nicht durch übermäßigen Alkoholkonsum entstanden sind.

Medikamentöse Therapie

Nervenschmerzen sind individuell mit Medikamenten behandelbar. Neben Schmerzmitteln kommen Antidepressiva oder Mittel ge… Pregabalin ist nicht das einzige Medikament zur Therapie einer Small-Fiber-Neuropathie. Neben Pregabalin kommen auch bestimmte Antidepressiva und gegebenenfalls Pflastertherapien in Frage. Als letzte Wahl auch Opioide. Ohne Ursache kann eine Polyneuropathie nur symptomatisch behandelt werden.

Bei Missempfindungen und Schmerzen können einige Medikamente helfen, die Symptome zu lindern. Wichtig an dieser Stelle: Übliche Schmerzmittel gegen Kopf-, Gelenk- oder Magenschmerzen (Aspirin, Ibuprofen und weitere) sind nicht geeignet. Stattdessen sollten Ärztinnen oder Ärzte bestimmte Medikamente verschreiben, die direkt auf das Nervensystem wirken, wie Pregabalin oder Duloxetin. Die Dosierung dieser Medikamente sollte bis zum Wirkeintritt, aber nicht über die Maximaldosierung hinaus gesteigert werden, sofern sie vertragen werden.

Neben diesen symptomatischen Therapien gibt es auch Ansätze, die Nervenschäden verursachenden Mechanismen durch Medikamente zu beeinflussen. Alpha-Liponsäure, ein frei verkäufliches und gut verträgliches Medikament, zeigte in diversen Studien einen günstigen Einfluss auf die Nervenfunktion und Symptome der peripheren diabetischen Polyneuropathie. Ebenso wird vermutet, dass Benfotiamin, eine Vorstufe von Vitamin B1, günstige Effekte auf diese Mechanismen ausübt, die vermutlich an der Entstehung diabetischer Nervenschäden beteiligt sind.

Weitere Therapieansätze

Neben regelmäßig einzunehmenden Medikamenten gibt es noch weitere Behandlungsansätze. Manchen Betroffenen hilft eine Psychotherapie, die durch chronische Missempfindungen oder Bewegungseinschränkungen eingeschränkte Lebensqualität zu verbessern. Eventuell kann eine elektrische Stimulation mit speziellen Geräten die Beschwerden lindern. Fachleute nennen diese Behandlung TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation). Bei schwer zu behandelnden neuropathischen Schmerzen kann auch die lokale Anwendung von Capsaicin-Pflastern ausprobiert werden. Bei Muskelschwäche, Bewegungsstörungen oder Lähmungen hilft regelmäßige Krankengymnastik oder Physiotherapie. Sehr wichtig ist es, ein bestimmtes Grundmaß an körperlicher Aktivität aufrechtzuerhalten, da sonst Bewegungsabläufe vom Körper verlernt und Muskeln übermäßig abgebaut werden.

Eine ergänzende Maßnahme, die in diesem Zusammenhang diskutiert wird, ist die Hochtontherapie mit dem HiToP® PNP Gerät. Das HiToP® PNP nutzt hochfrequente elektrische Impulse, um die Zellaktivität zu stimulieren und die Durchblutung zu fördern - und das entspannt von zu Hause, ohne Arzttermine. Ziel ist es, die Nervenfunktion zu unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden im Alltag zu verbessern. Wichtig ist, dass diese Therapieform als ergänzende Maßnahme betrachtet wird und nicht den ärztlichen Rat oder die medikamentöse Behandlung ersetzt.

Prävention der Polyneuropathie

Durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung lässt sich das Risiko für die Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 häufig eindämmen. Außerdem helfen Alkoholabstinenz und der regelmäßige ärztliche Check-up dabei, die eigene Gesundheit im Blick zu behalten.

Da Toxine - wie zum Beispiel Alkohol, ein erhöhter Blutzucker und Rauchen - Nerven zusätzlich schädigen können, sollten diese Dinge vermieden werden.

Spezifische Empfehlungen für Diabetiker

Menschen mit Diabetes oder einem erhöhten Diabetes-Risiko sollten regelmäßig ihre Füße kontrollieren und die Sensibilität überprüfen. Treten Missempfindungen an den Füßen auf? Nehmen die Füße leichte Berührungen und die Kälte eines Metallgegenstands nicht mehr wahr? Ist die Haut besonders trocken und rissig? Jede Auffälligkeit sollte mit dem Arzt besprochen werden. Patienten mit einem Typ-2-Diabetes sollten ihre Füße jedes Jahr untersuchen lassen. Patienten mit Typ-1-Diabetes sollten ab dem 5.

Ernährung und Bewegung

Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind für die Gesunderhaltung des gesamten Körpers wichtig - so auch für die Nerven. Durch eine vollwertige Kost werden die Nerven mit lebenswichtigen Nährstoffen und Energie versorgt; Bewegung fördert die Durchblutung und Sauerstoffversorgung. Zudem trägt eine gesunde Lebensweise entscheidend zur Prävention und Therapie von Stoffwechselstörungen wie dem Diabetes bei. Speziell bei Typ-2-Diabetes werden daher eine Ernährungsumstellung, der Abbau von Übergewicht und ein angepasstes Fitness-Programm empfohlen. So können Sie viel dazu beitragen, einem Fortschreiten der Neuropathie entgegenzuwirken.

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