Schlaganfall: Definition, Ursachen, Symptome und Behandlung

Wie der Name schon sagt, trifft ein Schlaganfall viele Betroffene wie ein Schlag. Plötzlich können Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen auftreten. Von einem Moment auf den anderen kann man mit Themen wie Behinderung und Pflege konfrontiert werden. Rund 270.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Schlaganfall. Dies ist leider eine häufige Ursache für Tod oder bleibende Behinderung.

Definition und Ursachen des Schlaganfalls

Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, entsteht, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies kann durch zwei Hauptursachen ausgelöst werden. In acht von zehn Fällen entsteht der Schlaganfall durch ein Gerinnsel, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft. In den anderen Fällen verursacht der plötzliche Riss eines Blutgefäßes den Hirnschlag. Beide Ursachen führen zu ähnlichen Symptomen und Auswirkungen: Die Blutversorgung der Gehirngebiete hinter bzw. um die „Unfallstelle“ herum ist gestört. Durch verschiedene Mechanismen kommt es zur Verstopfung einer Arterie im Gehirn mit unterbrochener Blutzirkulation. Als Folge können Hirnareale nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden. Eine Blutung in das Hirn tritt durch einen Einriss in der Gefäßwand auf.

Es gibt im Prinzip zwei Formen von Schlaganfällen: 80 Prozent sind ischämische Schlaganfälle mit einer Arterienverstopfung und mangelnder Durchblutung des Gehirns. Seltener sind hämorrhagische Schlaganfälle, die auch als Hirnblutungen bezeichnet werden.

Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt)

Die Mehrheit aller Schlaganfälle (ca. neun von zehn Schlaganfällen) ist auf eine Durchblutungsstörung bei Gefäßverschlüssen im Gehirn (Ischämie) zurückzuführen. Vordringliches Ziel der Behandlung ist hier die schnelle Wiederherstellung der Blutzirkulation, weil es beim ischämischen Schlaganfall, oft auch als Hirninfarkt bezeichnet. Durch den Verschluss oder die Verengung eines hirnversorgenden Blutgefäßes kommt es zur Minderversorgung eines Hirnareals mit Sauerstoff und lebenswichtigen Nährstoffen. Ein Pfropf (Thrombus) verstopft das Gefäß und das Blut kann nicht mehr richtig fließen, um die Gehirnzellen zu versorgen. Ursache sind häufig Blutgerinnsel aus vorgelagerten Gefäßen, z. B. Oder, insbesondere bei Patienten mit Vorhofflimmern, verschließt ein aus dem Herzen mit dem Blutstrom angeschwemmtes Blutklümpchen ein Hirngefäß. Bei jüngeren Erwachsenen kann ein Gefäßwandriss mit Einblutung zwischen die Schichten der Gefäßwand ursächlich sein: Es handelt sich um die sog. Dissektion einer Arterie. Tritt dies im Bereich hirnversorgender Arterien auf (zervikale arterielle Dissektion/CAD), kann das einen Schlaganfall (Insult) auslösen.

  • Arteriosklerose: Kalk- und Fettablagerungen können direkt im Gehirn an den Gefäßwänden entstehen und die Ader verengen. Im Verlauf können sich an den Engstellen Blutgerinnsel bilden, die die Gefäße teilweise oder sogar komplett verschließen.
  • Kryptogener Schlaganfall: Bei bis zu 30 Prozent der Schlaganfälle bleibt der Grund zunächst ungeklärt. Doch Experten glauben inzwischen, dass auch in diesen Fällen häufig ein Vorhofflimmern zum Schlaganfall geführt hat.
  • Offenes Foramen ovale (PFO): In der Altersspanne von 16 bis 55 Jahren steckt oft ein kleiner angeborener Defekt im Herzen hinter einem Schlaganfall - ein offenes oder persistierendes Foramen ovale (PFO). Dabei handelt es sich um eine Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Herzvorhof, die sich normalerweise in den ersten Wochen nach der Geburt verschließt. Bei jedem Vierten wächst das Loch (Foramen ovale) allerdings nicht vollständig zu, es bleibt dauerhaft offen.
  • Dissektion: Wenn die innere Gefäßwand einer Halsschlagader plötzlich einreißt, kann diese sogenannte Dissektion ebenfalls zum Schlaganfall führen. Das kann beispielsweise auch die sogenannte Vertebralis-Arterie betreffen (Vertebralisdissektion): Sie verläuft zwischen den Wirbelkörpern und ist dort hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt. Der Bluterguss in der Gefäßwand verengt die Ader, der Blutfluss wird behindert und hinter der Engstelle kann sich ein Blutgerinnsel bilden.

Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung)

Die seltenere, dafür aber umso gefährlichere Ursache eines Schlaganfalls sind Einblutungen in das Hirngewebe aufgrund erkrankter Blutgefäße. Ein solcher hämorrhagischer Schlaganfall, oft auch als Hirnblutung bezeichnet, geht auf den Riss kleinerer Hirngefäße zurück, die oft durch einen langjährig bestehenden Bluthochdruck (Hypertonie) geschädigt sind. Das Problem bei Hirnblutungen besteht darin, dass Blut in das umliegende Hirngewebe gelangt und dort die Nervenzellen zerstört. Hier gilt es bei der Behandlung, die Blutung und Flüssigkeitsausbreitung in das Hirngewebe zu stoppen und ggf. Seltener kann eine sog. Subarachnoidalblutung einen Schlaganfall verursachen. In diesem Fall gelangt Blut meist aus einer Gefäßaussackung (Aneurysma) in den mit Hirnflüssigkeit gefüllten Subarachnoidalraum, d. h. in den Raum um Gehirn und Rückenmark. Das Aneurysma muss durch einen Katheter-Eingriff oder eine Operation verschlossen werden. Ursächlich können aber auch angeborene oder erworbene Gefäßfehlbildungen sein.

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Hirnblutungen entstehen am häufigsten als Folge von chronischem Bluthochdruck mit Platzen eines kleinen Gefäßes im Gehirn (sog. intracerebrale Blutung). Seltener kann die Hirnblutung durch Einreißen einer Gefäßaussackung (sog. Aneurysma) bedingt sein (sog. Subarachnoidalblutung). Bei der Subarachnoidalblutung aus einem Aneurysma sind extrem schlimme Kopfschmerzen das Hauptsymptom.

Risikofaktoren für einen Schlaganfall

Grundsätzlich kann ein Schlaganfall jeden zu jeder Zeit treffen, dennoch gibt es einige Risikofaktoren, die einen Schlaganfall / Apoplex begünstigen können.

  • Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie): Ist der Blutdruck dauerhaft (chronisch) zu hoch, kann es zu Schäden an den Gefäßwänden kommen. Diese erhöhen wiederum das Risiko für eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose).
  • Cholesterin (Blutfettwerte): Mediziner gehen davon aus, dass das Schlaganfallrisiko bei Cholesterinwerten (Blutfett) von mehr als 200 mg/dl (5,2 mmol/l) leicht ansteigt.
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Diabetes greift die Gefäßwände an, kann so eine Durchblutungsstörung begünstigen und damit einen Schlaganfall auslösen. Die richtige Diabetes-Behandlung ist damit eine gute Schlaganfall-Vorsorge und kann einen Apoplex verhindern.
  • Alter: Fakt ist, dass das Apoplex-Risiko mit zunehmendem Alter stark ansteigt. Mehr als 80 Prozent aller Schlaganfall-Patienten sind älter als 60 Jahre. Daher gehört der Schlaganfall zu den häufigsten Krankheiten im Alter.
  • Geschlecht: Männer haben ein deutlich höheres Schlaganfall-Risiko als Frauen, besonders im mittleren Lebensalter. Bei Frauen ereignet sich der Schlaganfall meistens in einem späteren Lebensabschnitt als bei Männern, wodurch die Folgen oft schwerwiegender sind.
  • Weitere Risikofaktoren: Rauchen, Alkohol, Stress, eine ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung sind - wie bei anderen Krankheiten im Alter - Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen. Ein übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das Schlaganfall-Risiko.

Weitere beeinflussbare Risikofaktoren:

  • Übergewicht: Übergewicht erhöht das Risiko für Folgeerkrankungen und unterstützt die Negativspirale der Faktoren, die Herzinfarkt und Schlaganfall hervorrufen können. Denn neben Diabetes, Gicht und anderen Stoffwechselerkrankungen steigert Übergewicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arteriosklerose.
  • Bewegungsmangel: Regelmäßige körperliche Aktivität und Sport halten fit: Bewegung trainiert unsere Muskeln und Gefäße und der Körper wird beim Sport mit mehr Sauerstoff versorgt. Dies macht die Gefäße elastisch. Besonders Ausdauersport reguliert den Zuckerstoffwechsel und senkt Blutdruck- und Cholesterinwerte.
  • Rauchen: Rauchen erhöht das Schlaganfall-Risiko um das Zwei- bis Vierfache, da viele der Schadstoffe besonders die Blutgefäße belasten. Vor allem der süchtig machende Stoff Nikotin führt dazu, dass sich die Arterien verengen und gleichzeitig die Herzaktivität steigt.
  • Stress: Stress ist eine Empfindung, und jeder empfindet anders. Mögliche Folgen sind: Ausschüttung von Stresshormonen durch die Nebennieren, Verengung der Blutgefäße, Zunahme der Herzfrequenz, Anstieg von Blutdruck und Blutzuckerspiegel und Erhöhung der Blutgerinnungsneigung (Thromboseneigung).
  • Vorhofflimmern: Das Vorhofflimmern ist eine spezielle Form der Herzrhythmusstörung. Es äußert sich durch einen unregelmäßigen Herzschlag und erhöht das Schlaganfall-Risiko massiv.
  • Vererbung: Ist in der Familie bereits ein Schlaganfall aufgetreten, erhöht sich das Risiko, selbst einen Schlaganfall zu erleiden. Dies gilt besonders, wenn in der Familie eine oder mehrere vererbbare Erkrankungen bekannt sind.

Schlaganfall bei Frauen:

Einige Faktoren begünstigen aber besonders bei Frauen Schlaganfälle: Dazu gehört zum Beispiel das Vorhofflimmern. Betroffene Frauen bekommen doppelt so häufig einen Schlaganfall wie Männer mit Vorhofflimmern. Auch Frauen mit Diabetes sind stärker gefährdet als Männer. Migräne mit Aura erhöht zwar für Männer und Frauen das Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen. Aber Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Männer. Eine Schwangerschaft kann das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen und auch hormonelle Verhütungstherapien (zum Beispiel die Anti-Baby-Pille) können die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen.

Schlaganfall bei Kindern:

Bei sehr jungen Menschen beziehungsweise Kindern sind häufig Fehlbildungen, Erkrankungen oder Verletzungen die Ursache von Schlaganfällen.

Symptome und Anzeichen eines Schlaganfalls

In den meisten Fällen tut ein Schlaganfall nicht weh. Deshalb bleiben vor allem leichtere „Schläge“ häufig unerkannt. Das plötzliche Auftreten folgender Symptome lässt Sie einen Schlaganfall erkennen:

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  • Lähmung einer Körperseite, eines Armes oder Beines oder einer Gesichtshälfte
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Gliedern
  • Sprach- bzw. Sprechstörungen
  • Sehstörungen
  • (Dreh-)Schwindel und Unsicherheit beim Stehen, schwankender Gang, oder der Betroffene fühlt sich wie bei Seegang.
  • Koordinationsstörungen
  • Bewusstlosigkeit, Atmung und Puls setzen aus.
  • Plötzlich einsetzende Schwäche oder ein Gefühl von Taubheit auf einer Körperseite (vollständig oder teilweise)
  • Plötzlich einsetzende Gesichtslähmung wie z.B. hängende Mundwinkel
  • Unverständliche oder undeutliche Sprache
  • Plötzliche sehr starke Kopfschmerzen

Auch, wenn derartige Anzeichen nur kurzzeitig auftreten, könnten sie Zeichen einer Mangeldurchblutung sein und müssen ernst genommen werden. Sie können einen Schlaganfall ankündigen. Mediziner sprechen von einer Transitorisch Ischämischen Attacke (TIA). Eine medizinische Abklärung ist auch dann dringend erforderlich, wenn die Symptome zwischenzeitlich abklingen, denn TIAs sind oft Vorboten eines schweren Schlaganfalls. Auch bei nur gering ausgeprägten Schlaganfall-Symptomen, einem sog. „Minor Stroke“ oder „kleinen Schlaganfall“, muss eine rasche Untersuchung und Behandlung erfolgen.

Der FAST-Test

Eine einfache Test-Methode, mit der Sie einen Schlaganfall schnell erkennen können, ist der sogenannte FAST-Test:

  • F wie „Face“ (Gesicht): Bitten Sie den Betroffenen zu lächeln. Ist das Gesicht verzogen, hängt ein Mundwinkel herunter?
  • A wie „Arms“ (Arme): Bitten Sie den Betroffenen, die Augen zu schließen, beide Arme gleichzeitig nach vorn auszustrecken mit den Handflächen nach oben und die Position zu halten. Kann er die Arme nicht gleichmäßig heben oder sinkt ein Arm ab?
  • S wie „Speech“ (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen? Versteht die Person die Aufforderung nicht?
  • T wie „Time“ (Zeit): Tritt auch nur eines der beschriebenen Anzeichen akut auf − keine Zeit verlieren und sofort die 112 anrufen! Denn „Time ist Brain“.

Warnzeichen

Nehmen Sie die Warnzeichen ernst! Sorgen Sie für einen sofortigen Transport ins Krankenhaus (Notrufnummer 112), sobald Sie an sich oder anderen diese Warnzeichen beobachten. In jedem dritten Fall kommt es vor einem Schlaganfall zu einer vorübergehenden Durchblutungsstörung, bei der sich das Blutgerinnsel sofort wieder auflöst und keine Schäden zurückbleiben. Dieser „kleine“ Schlaganfall dauert meist nur wenige Minuten, selten aber länger als zwei Stunden. Es treten einige der oben genannten Symptome auf.

Stummer Schlaganfall

Manchmal äußert sich ein Schlaganfall nur durch eine kurzzeitige taube Lippe. In diesem Fall spricht man vom sogenannten stillen oder unbemerkten Schlaganfall. Er kann eine Vorstufe von schweren Schlaganfällen sein. Daher ist auch hier schnelles Handeln gefragt.

Schlaganfall-Schwindel

Plötzlich auftretender Schwindel bei einem Schlaganfall tritt in der Regel heftig und kombiniert mit einer Gangunsicherheit auf. Betroffene berichten hierbei meist von einem Drehschwindel oder einem Schwankschwindel. Drehschwindel gleicht dem Schwindelgefühl bei einer Karussellfahrt - die betroffene Person wird gangunsicher.

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Diagnose eines Schlaganfalls

Um schnell die richtigen therapeutischen Maßnahmen und die geeignete Behandlung einzuleiten, müssen zunächst zwei Fragen geklärt werden: Was hat den Schlaganfall verursacht und wo genau im Gehirn ist er entstanden? Bereits beim Anruf der 112 sollten die Symptome geschildert werden sowie die Vermutung, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte. Denn die Leitstelle weiß dann, dass ein Krankenhaus mit einer sog. „Stroke Unit“ angefahren werden muss. Das ist eine spezialisierte neurologische Einrichtung an Kliniken zur optimalen Versorgung von Schlaganfällen.

  • Neurologische Untersuchungen: Neurologische Untersuchungen klären außerdem, welche Bereiche des Gehirns nicht mehr oder nur eingeschränkt funktionieren.
  • CT (Computertomographie): Die CT liefert spezielle Röntgenbilder des Gehirns, der Knochen sowie der Blutgefäße.
  • MRT (Magnetresonanztomographie): Die MRT kann das Gehirngewebe noch genauer darstellen und erfasst selbst kleinste Veränderungen und Unregelmäßigkeiten im Gehirn.
  • Doppler- und farbkodierte Duplexsonografie (FKDS): Mit dieser Untersuchung kann man die Durchblutung der Gefäße, die das Gehirn versorgen, darstellen. So können wir sehen, ob das Blut normal fließt. Mit einer einfachen Ultraschalluntersuchung (sogenannte Doppler- und farbkodierte Duplexsonografie, kurz FKDS) lässt sich rasch herausfinden, wie es um die Halsarterien bestellt ist.
  • Herzuntersuchungen: Um weitere mögliche Ursachen für einen Schlaganfall festzustellen, werden genaue Herzuntersuchungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem ein Elektrokardiogramm (EKG), Langzeit-EKG und eine Schluckecho-Untersuchung (TEE). Ein sogenanntes Schluck-Echo kann ein PFO sichtbar machen.
  • Blutuntersuchungen: Die Blutuntersuchungen geben Hinweise auf den Gerinnungsstatus und mögliche Fettstoffwechselstörungen.
  • CT- und MR-Angiographie: Heute lassen sich schon mittels CT und MRT die Gefäße des Gehirns darstellen. Oft wird hierfür ein Kontrastmittel benötigt, durch das die Blutgefäße sehr deutlich erkennbar werden. Das zeigt uns, inwieweit Gefäße eingeengt oder verschlossen sind oder ob andere Gefäßschäden vorliegen.

Behandlung eines Schlaganfalls

Bei Schlaganfallverdacht sind eine rasche Diagnostik und Versorgung im Krankenhaus äußerst wichtig. Je mehr Zeit vergeht - also je länger Gehirngewebe ohne Sauerstoff bleibt, desto wahrscheinlicher sind schwere und bleibende Schäden nach einem Schlaganfall. Deswegen gilt in der Schlaganfallbehandlung der Leitsatz „Time is brain“, deutsch übersetzt: „Zeit ist Gehirn“. Ein Schlaganfall muss so schnell wie möglich behandelt werden - jede Minute zählt. Es gilt das Motto „time is brain“, damit es nicht zu bleibenden Schäden durch Absterben von Gehirnzellen kommt. Je schneller die Behandlung erfolgt, desto höher sind die Chancen auf eine weitgehende oder vollständige Genesung.

Unmittelbar nach Einlieferung wird per CT oder MRT des Kopfes festgestellt, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung handelt.

Behandlung des ischämischen Schlaganfalls

Bei einem Hirninfarkt muss die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so schnell wie möglich wiederhergestellt werden. Bei einem ischämischen Schlaganfall muss das durch ein Blutgerinnsel akut verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnet werden.

  • Thrombolyse (Lyse): Eine Methode ist die Thrombolyse (kurz: Lyse). Dabei wird ein das Gerinnsel auflösendes Medikament über die Vene in den gesamten Körper oder mittels Katheter direkt in das verschlossene Gehirngefäß verabreicht. Grundsätzlich sollte die Lysetherapie innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptome begonnen werden.
  • Thrombektomie: Eine weitere Methode ist die Thrombektomie. Sie wird vor allem bei größeren Blutgerinnseln eingesetzt, die sich nicht allein medikamentös auflösen lassen. Dabei wird ein Katheter durch die Leiste ins Gehirn eingeführt und das Blutgerinnsel mit einem weichen Metallgitter-Geflecht gefangen und abgesaugt. Ist die Thrombektomie nicht erfolgreich, kann das verstopfte Gefäß mit einem Ballonkatheter geweitet werden, damit das Blut wieder ungehindert fließen kann. Wenn der Ballon an der richtigen Stelle in der Arterie sitzt, wird er auf zwei Millimeter aufgeblasen. Danach wird ein Stent, also eine Gefäßstütze, eingesetzt.

Behandlung der Hirnblutung

Bei einer Hirnblutung muss die Blutung zum Stillstand gebracht werden, falls noch nicht von selbst geschehen. Außerdem müssen Schädigungen durch austretendes Blut vermieden werden. Das bei einer Hirnblutung entstehende Blutgerinnsel verdrängt das umliegende Gewebe. Der daraus entstehende Druck kann gesunde Gehirnteile schädigen, was für die Betroffenen lebensbedrohlich werden kann. Zudem schädigen die im Blut enthaltenen Stoffe teilweise die Gehirnzellen. Daher kann es bei stärkeren Blutungen nötig sein, das Blut durch eine Operation zu entfernen. Um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren, kann es in seltenen Fällen erforderlich werden, Teile des Schädelknochens zu entfernen. Wenn sich die Schwellung zurückgebildet hat, wird der entfernte Teil später wieder eingesetzt. Zunächst wird versucht, die Ausbreitung der Blutung zu bremsen, durch Senkung des Blutdrucks und ggf. den Einsatz gerinnungsaktiver Medikamente. Bei ausgedehnten Hirnblutungen wird operiert.

Frührehabilitation

Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle. Nach einem ischämischen Schlaganfall, auch bei einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA), erfolgt eine therapeutische Beeinflussung der Blutgerinnung, um das Risiko zu minimieren, dass sich ein neues Blutgerinnsel bildet und zu einem Folgeschlaganfall führt. Oft wird dafür Aspirin/ASS eingesetzt, da es die Blutplättchenbildung hemmt. Wenn ein Vorhofflimmern ursächlich war, erfolgt die sogenannte Antikoagulationstherapie.

Nachsorge und Rehabilitation

Wichtig ist bei einem Schlaganfall nicht nur die Akutversorgung auf der Stroke Unit, sondern auch eine langfristige Nachbehandlung der Betroffenen. Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Häufig treten zum Beispiel gefährliche Schluckstörungen auf, die in der Frühphase erkannt und behandelt werden müssen. Nach der Akuttherapie in der Klinik haben Betroffene in der Regel Anspruch auf eine Anschlussbehandlung. Depressionen gehören zu den häufigsten Komplikationen nach einem Schlaganfall.

Die Dauer der Rehabilitation sollte sich nach der Schwere der Beeinträchtigungen richten. Viele Betroffene fühlen sich im Alltag überfordert - zum Beispiel mit organisatorischen Dingen. Auch Partner, Kinder und Freunde verhalten sich oft falsch, indem sie Betroffenen aus Hilfsbereitschaft oder Ungeduld zu schnell Dinge abnehmen. Oft vergehen nach einem Schlaganfall viele Monate, bis der Alltag wieder funktioniert. Um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen, sollten bei Risikopatienten regelmäßig der Blutdruck, die Cholesterinwerte und der Blutzucker überprüft und eingestellt werden. Auch eine Umstellung des Lebensstils mit viel Bewegung, gesünderer Ernährung und ohne Rauchen kann das Risiko eines erneuten Schlaganfalls verringern.

Prävention

Die Ursachen für einen Apoplex / Schlaganfall können durch eine ärztliche Schlaganfall-Diagnose schnell identifiziert werden - und in manchen Fällen (mal abgesehen von Alter, Geschlecht und vererbbaren Risikofaktoren) vermieden werden. Die Gefahr, einen Schlaganfall mit all seinen gefürchteten Folgen zu erleiden, kann man jedoch durch Prävention auch abwenden.

  • Blutdruckkontrolle: Ein hoher Blutdruck ist einer der häufigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall, denn er schädigt auf Dauer die Gefäßwände und begünstigt die Entstehung von Arteriosklerose (Arterienverkalkung) oder Stenosen (Verengungen in den Arterien). Die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks ist somit eine geeignete prophylaktische Maßnahme bei gefährdeten Schlaganfall-Patienten. Bluthochdruck schädigt auf Dauer die Gefäßwände und begünstigt die Entstehung der Arterienverkalkung (sogenannte Arteriosklerose) beziehungsweise Verengungen in den Arterien (sogenannte Stenosen).
  • Nichtrauchen: Rauchen ist ein Risikofaktor für Schlaganfall, der mit dem richtigen Willen und ausreichender Motivation komplett ausgeschlossen werden kann. Versuchen Sie daher mit dem Rauchen aufzuhören.
  • Bewegung: Manchmal macht Sport allein keinen Spaß. Suchen Sie doch mal nach einer Gruppe von Menschen in Ihrer Stadt beziehungsweise Umgebung, die Nordic Walking oder eine andere Sportart betreiben. Das bringt Sie nicht nur in Bewegung, sondern ermöglicht Ihnen auch ganz neue Kontakte.
  • Regelmäßige Arztbesuche: Lassen Sie sich regelmäßig vom Arzt durchchecken und nehmen Sie die Behandlungsvorschläge ernst.

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