Psychiatrie und Neurologie: Definitionen und Unterschiede

Antriebslosigkeit, Angststörungen, Depressionen - bei psychischen Beschwerden suchen viele Menschen Hilfe bei Experten. Dabei taucht oft die Frage auf: Was ist der Unterschied zwischen einem Psychiater, einem Psychologen und einem Psychotherapeuten? Diese drei Begriffe sind nicht immer leicht zu unterscheiden.

Was machen Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten?

Psychiater und Psychologen sind Experten für psychische Gesundheit. Beide können nach entsprechender Weiterbildung als Psychotherapeuten arbeiten und Menschen mit psychischen Problemen behandeln. Psychiater haben ein Medizinstudium absolviert, in dem sie sich hauptsächlich mit der Funktionsweise und den Erkrankungen des menschlichen Körpers beschäftigt und gelernt haben, diese unter anderem mit Medikamenten zu behandeln. Nach dem Medizinstudium folgt eine mehrjährige Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie. Nach bestandener Facharztprüfung gelten sie als Psychiater und können auch als ärztliche Psychotherapeuten arbeiten.

Psychologen haben einen anderen Hintergrund. Sie haben mindestens fünf Jahre Psychologie studiert - die Wissenschaft vom Verhalten, Denken und Fühlen. Sie beschäftigen sich also mit dem Lernen und Verhalten der Menschen, mit ihren Gefühlen und Gedanken. Dieses versuchen sie zu beschreiben, zu erklären, vorherzusagen oder gegebenenfalls zu ändern. Nach dem Abschluss können Psychologen z. B. in Personalabteilungen, Schulen, als Coaches oder in der Forschung arbeiten.

Im Herbst 2019 haben Bundestag und Bundesrat ein neues Gesetz beschlossen, das die Ausbildung von Psychotherapeuten grundlegend ändert. Ab sofort müssen angehende Psychotherapeuten sich schon im Studium auf die Fachrichtung Psychotherapie festlegen und entsprechende Fächer belegen. Nach dem Studium dürfen sie die psychotherapeutische Prüfung ablegen, um eine Berufserlaubnis zu erhalten. Mit der Berufserlaubnis erhalten frisch gebackene Psychotherapeuten aber noch keine Kassenzulassung. Das bedeutet, dass sie ihre Behandlung noch nicht über die Krankenkasse abrechnen dürfen.

Psychotherapie bedeutet übersetzt „Behandlung der Seele“ oder Behandlung von seelischen Problemen. Es leitet sich aus dem Altgriechischen „Psyche“ ab, was so viel bedeutet wie Seele, Hauch, Atem. Nicht jeder darf eine Psychotherapie durchführen. In Deutschland ist die Berufsbezeichnung Psychotherapeut rechtlich geschützt.

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Der erste Schritt bei psychischen Problemen

Wenn Menschen das Gefühl haben, ein psychisches Problem zu haben, wenden sie sich anfangs am besten an ihren Hausarzt oder einen Facharzt für Psychiatrie. Denn Symptome einer psychischen Störung können körperliche Ursachen haben - etwa bei einer Schilddrüsenerkrankung. Schließen Ärzte Umstände wie diese aus, kommt eine Psychotherapie infrage. Welcher Spezialist dann geeigneter ist - ob Psychiater oder Psychologe - hängt vom Einzelfall und der individuellen Situation der Betroffenen ab. Zum Teil kommt es vor, dass Patientinnen oder Patienten von zwei Fachleuten betreut werden, sowohl von einem Psychiater als auch von einem Psychologen. Der eine übernimmt die medikamentöse und der andere die psychotherapeutische Seite der Behandlung. Wichtig ist in solchen Fällen, dass alle Parteien Kenntnis voneinander haben und zusammenwirken.

Neurologie: Das Fachgebiet des Nervensystems

Die Neurologie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems befasst. Dies umfasst sowohl das zentrale als auch das periphere Nervensystem, einschließlich ihrer Blutgefäße und aller effektorischen Gewebe wie Muskeln. Neurologen sind Ärzte, die sich auf dieses Fachgebiet spezialisiert haben und Störungen wie Epilepsie, Schlaganfall, Multiple Sklerose und Parkinson behandeln.

Im Unterschied zu Psychiatern, die psychische Störungen behandeln, die das Denken, Fühlen und Verhalten beeinflussen, fokussieren sich Neurologen primär auf organische, das heißt körperlich begründbare Erkrankungen des Nervensystems. Eine weitere Abgrenzung besteht zu Neurochirurgen, die operative Eingriffe am Nervensystem durchführen, während Neurologen in der Regel nicht-operativ tätig sind.

Ein Neurologe ist ein Arzt mit einer abgeschlossenen Facharztweiterbildung in der Neurologie, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems spezialisiert hat. Der Begriff "Neurologe" stammt aus dem Griechischen, wobei "neuron" für Nerv und "logos" für Lehre steht. Historisch gesehen wurden die Fachgebiete Neurologie und Psychiatrie unter dem Überbegriff "Nervenheilkunde" zusammengefasst. Heute sind sie jedoch als eigenständige Disziplinen anerkannt. Ein Nervenarzt war ursprünglich ein Arzt, der in beiden Fachbereichen ausgebildet war. Seit der Änderung in den Ausbildungsrichtlinien Anfang der 2000er Jahre werden diese Disziplinen jedoch separat gelehrt und praktiziert.

Neurologen arbeiten hauptsächlich in Krankenhäusern und spezialisierten Kliniken, aber viele sind auch in privaten Praxen tätig. Sie sind nicht nur in der Patientenversorgung aktiv, sondern beteiligen sich auch an der neurologischen Forschung, um die Behandlungsmöglichkeiten und das Verständnis von Nervenkrankheiten weiter zu verbessern.

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Ende 2022 hatten laut Statistik der Bundesärztekammer in Deutschland rund 10.300 Ärzte und Ärztinnen eine Fachweiterbildung in der Neurologie und Nervenheilkunde abgeschlossen. Damit gehört die Neurologie zu den großen medizinischen Fachbereichen.

Behandlungsschwerpunkte in der Neurologie

Das Nervensystem, ein komplexes Netzwerk aus Gehirn, Rückenmark und peripheren Nerven, steuert alles, von einfachen motorischen Bewegungen bis hin zu komplexen kognitiven Prozessen. Aufgrund seiner zentralen Bedeutung für das menschliche Wohlbefinden hat die Neurologie die Aufgabe, Erkrankungen zu adressieren, deren Spektrum von genetisch bedingten Störungen bis hin zu erworbenen Bedingungen reicht. Zu den wichtigsten behandelten Krankheitsbildern gehören:

  • Alzheimer-Krankheit und andere Demenzformen: Diese degenerativen Erkrankungen führen zu einem fortschreitenden Gedächtnisverlust und anderen kognitiven Beeinträchtigungen. Sie resultieren aus dem Absterben von Gehirnzellen und anderen pathologischen Veränderungen im Gehirn.
  • Parkinson-Krankheit: Eine Bewegungsstörung, die durch Zittern, Steifheit und Schwierigkeiten bei der Bewegung und Koordination gekennzeichnet ist. Sie ist auf den Verlust von Nervenzellen zurückzuführen, die Dopamin produzieren.
  • Multiple Sklerose: Eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Myelinscheiden angreift, die die Nervenzellen im Zentralnervensystem umgeben. Dies führt zu einer Vielzahl von Symptomen, darunter motorische und sensorische Beeinträchtigungen.
  • Epilepsie: Eine Gruppe von Erkrankungen, die durch das Auftreten von wiederholten Anfällen charakterisiert sind. Diese Anfälle sind das Ergebnis von plötzlichen, abnormen elektrischen Aktivitäten im Gehirn.
  • Schlaganfall: Tritt auf, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird, was zu einem plötzlichen Verlust von Gehirnfunktionen führt. Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen: ischämische und hämorrhagische. Für die effiziente Behandlung von Schlaganfallpatienten sind spezielle Abteilungen in Krankenhäusern (Stroke Units) unerlässlich.
  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS): Eine fortschreitende neurodegenerative Krankheit, die die Nervenzellen betrifft, die für die Steuerung willkürlicher Muskelbewegungen verantwortlich sind.
  • Migräne: Eine Form des Kopfschmerzes, die oft einseitig auftritt und von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Empfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm begleitet wird.
  • Guillain-Barré-Syndrom: Eine seltene Störung, bei der das Immunsystem die Nervenzellen angreift, was zu Schwäche und oft zu Lähmungen führt.

Diagnostik in der Neurologie

Grundlage für die präzise Erkennung und Behandlung neurologischer Störungen ist eine moderne Diagnostik. Die wichtigsten diagnostischen Instrumente und Methoden, die in der Neurologie verwendet werden, sind:

  • Computertomografie (CT): Diese bildgebende Methode verwendet Röntgenstrahlen, um detaillierte Querschnittbilder des Körpers zu erstellen, was besonders nützlich ist, um Probleme im Gehirn und in der Wirbelsäule zu diagnostizieren.
  • Magnetresonanztomografie (MRI): MRI nutzt starke Magneten und Radiowellen, um detaillierte Bilder der Organe und Strukturen im Körper zu erzeugen, einschließlich des Gehirns und anderer Teile des Nervensystems.
  • Elektroenzephalogramm (EEG): Diese Methode zeichnet die elektrische Aktivität des Gehirns auf und wird häufig zur Diagnose von Epilepsie und anderen Gehirnstörungen verwendet.
  • Lumbalpunktion (Spinaltap): Hierbei wird eine Probe der Zerebrospinalflüssigkeit entnommen, um auf Infektionen, Blutungen oder andere neurologische Zustände zu testen.
  • Positronenemissionstomografie (PET): Diese nuklearmedizinische Bildgebungstechnik wird verwendet, um die zelluläre Funktion und den Metabolismus im Gehirn zu beobachten, was bei der Früherkennung von Krankheiten wie Alzheimer hilfreich sein kann.
  • Elektromyografie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeit (NCV): Diese Tests messen die elektrische Aktivität in Muskeln und Nerven, um neuromuskuläre Erkrankungen wie ALS zu diagnostizieren.
  • Duplexsonographie der hirnversorgenden Arterien: Eine Ultraschalltechnik, die verwendet wird, um den Blutfluss in den Arterien zu beurteilen und Störungen wie Verengungen oder Blockaden zu erkennen.
  • Arteriogramm (Angiogramm): Ein Röntgenbild der Arterien und Venen, das verwendet wird, um Verengungen oder Blockierungen in den Blutgefäßen zu identifizieren, insbesondere im Gehirn und Rückenmark.

Facharztausbildung in der Neurologie

Die Facharztausbildung in der Neurologie in Deutschland ist eine umfassende, fünfjährige Weiterbildung, die tiefgehende Kenntnisse und Fähigkeiten in der Diagnose und Behandlung neurologischer Erkrankungen vermittelt. Innerhalb dieser Zeit erwerben angehende Fachärzte für Neurologie nicht nur spezifische neurologische Fachkenntnisse, sondern absolvieren auch verpflichtende Weiterbildungsabschnitte in verwandten Disziplinen wie der Psychiatrie.

Die Ausbildung erfolgt an von den Landesärztekammern anerkannten Einrichtungen, zu denen Krankenhäuser und spezialisierte Kliniken mit entsprechender Weiterbildungsberechtigung zählen. Teile der Weiterbildung können auch in der ambulanten Versorgung in Praxen und MVZ absolviert werden. Diese Einrichtungen müssen über die nötige Infrastruktur und qualifiziertes Fachpersonal verfügen, um eine adäquate Ausbildung sicherzustellen.

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Die Befugnis zur Weiterbildung liegt bei qualifizierten Fachärzten, die in den jeweiligen Einrichtungen leitende Funktionen innehaben. Diese Fachärzte tragen die Verantwortung für die strukturierte Vermittlung der Fachkenntnisse, die für die neurologische Patientenversorgung erforderlich sind. Die Befugnis zur Weiterbildung wird formal von den Landesärztekammern erteilt und ist an die Qualifikation der Person und die Infrastruktur einer Einrichtung gebunden.

Gehalt von Neurologen

Die Gehälter von Neurologen in der stationären Versorgung in Deutschland unterscheiden sich je nach Position, Art der Einrichtung, Komplexität der Aufgaben und der Berufserfahrung. In Krankenhäusern und Kliniken sind die Gehälter in der Regel tarifgebunden, was bedeutet, dass sie durch Tarifverträge festgelegt werden, die für die jeweilige Einrichtung gelten.

Zur Orientierung: Grundgehälter für Ärztinnen und Ärzte an den kommunalen Krankenhäusern im Geltungsbereich des TV-Ärzte/VKA nach Position und 3 Jahren Berufserfahrung (gerundet):

  • Assistenzärzte/-ärztinnen: 5.800 EUR
  • Fachärzte/-ärztinnen: 8.100 EUR
  • Oberärzte/-ärztinnen: 10.000 EUR

In ambulanten Praxen liegt der Arbeitsschwerpunkt von Neurologen hauptsächlich auf die Behandlung von Folgeerscheinungen von Schlaganfällen und chronischen Erkrankungen. Der Reinertrag pro Praxis lag im Jahr 2021 bei etwa 238.000 €, was rund 20 % unter dem Durchschnitt aller ambulanten Praxen ist.

Berufliche Perspektiven im Fachbereich Neurologie

Die Neurologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das aufgrund der alternden Bevölkerung stetig wächst. Der steigende Anteil älterer Menschen führt zu einem erhöhten Bedarf an neurologischer Versorgung, da mit dem Alter häufig neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle, Demenz und Parkinson zunehmen. Dieser demographische Wandel erzeugt eine kontinuierliche Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Versorgung.

Die Attraktivität des Berufs liegt unter anderem in den vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten, die hervorragende Berufschancen bieten. Zu diesen Spezialisierungen zählen unter anderem Bereiche wie Schlaganfallmedizin, neuromuskuläre Erkrankungen, Epileptologie und Bewegungsstörungen. Jede dieser Subspezialitäten erfordert tiefgehendes Wissen über spezifische Störungen des Nervensystems und deren Behandlungsstrategien, was Neurologen ermöglicht, sich in einem oder mehreren dieser hochspezialisierten Felder zu etablieren.

Die zunehmende Bedeutung der Neurologie wird durch den fortschreitenden medizinischen Fortschritt und die Entwicklung neuer Behandlungsansätze weiter gestärkt. Dies bietet Neurologen nicht nur die Möglichkeit, an der Spitze medizinischer Innovationen zu arbeiten, sondern auch eine führende Rolle in der Erforschung und Anwendung neuer Technologien und Therapien zu übernehmen, die das Potenzial haben, die Lebensqualität von Patienten signifikant zu verbessern.

Insgesamt sind die beruflichen Perspektiven für Neurologen sehr positiv, mit einer stabilen Nachfrage nach Fachkenntnissen in einem Bereich, der direkt zur Behandlung und Pflege einer wachsenden Zahl von Patienten beiträgt.

Interview mit Frau Dr. Carmen Cramer: Neurologin, Psychiaterin und Psychotherapeutin

Frau Dr. Carmen Cramer ist Fachärztin für Neurologie und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Sie hat beide Facharztausbildungen absolviert und arbeitet in beiden Fachbereichen unabhängig voneinander, aber auch ineinander übergehend, mit unterschiedlichen Zeitanteilen. Sie betont, wie wichtig ihr diese Kombination ist.

In der Neurologie und auch in der Psychiatrie geht es um die Erkrankungen des Nervensystems. Die Funktionsstörungen des Nervensystems kann man nicht nur nach somatischen oder psychischen Aspekten betrachten. Viele Patienten kommen wegen eines konkreten Anliegens, aber häufig wird sie gebeten, noch andere Beschwerden mit anzuschauen. Ihr Ziel und Anspruch ist es, das Anliegen ganzheitlich zu sehen. Es ist eben nicht alles nur neurologisch oder nur psychiatrisch.

Frau Dr. Cramer leitet eine neuropsychiatrische Sprechstunde, in der Patienten mit Beschwerden im neurologischen bzw. psychiatrischen Bereich behandelt werden. Sie konzentriert sich auf neurologische Erkrankungen des Zentralnervensystems und die psychiatrischen Erkrankungen. Zusätzlich behandelt sie Psychotherapiepatienten. Ihr Schwerpunkt ist die Behandlung von Frauen in verschiedenen lebenskritischen Situationen: unerfüllter Kinderwunsch, Schwangerschaftsabbrüche, Behandlung in der Schwangerschaft, postpartal und in der Menopause sowie Behandlung des Prämenstruellen dysphorischen Syndroms.

Sie erklärt, dass sich die Neurologie mit Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems befasst, also mit Befunden, die sich im Gehirn, dem Rückenmark oder den peripheren Nerven widerspiegeln und entsprechende Funktionsausfälle verursachen. Dazu gehören neurodegenerative Erkrankungen wie Demenzen, vaskuläre Erkrankungen wie Schlaganfälle, entzündliche Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose, periphere Nervenfunktionsstörungen wie Polyneuropathien, Hirntumore sowie Kopfschmerzen und Migräne.

Die Psychiatrie befasst sich mit affektiven Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, bipolaren Erkrankungen, Psychosen, Zwangsstörungen bis zu Begleitreaktionen nach lebenskritischen Ereignissen.

Die Psychosomatik befasst sich mit psychischen Erkrankungen, die auch einen körperlichen Ausdruck bekommen. Dazu gehören chronische Schmerzen, funktionelle Magen-Darm-Beschwerden, kardiale Beschwerden, also des Herzens, aber auch der Lunge.

Frau Dr. Cramer betont, dass die Abgrenzung zwischen Neurologie und Psychiatrie nicht immer eindeutig ist. Viele organische Nervenkrankheiten gehen mit psychischen Störungen einher.

Sie weist darauf hin, dass Patienten oft Angst vor dem Psychiater haben, weil sie befürchten, "weggesperrt zu werden". Sie betont, dass dies nicht der Fall ist und dass Psychiater Patienten aus allen Teilen der Gesellschaft behandeln. Eine psychotherapeutische Behandlung wirkt oft in Kombination mit medikamentöser Behandlung am besten.

Unterscheidung zwischen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen

Bei neurologischen Krankheiten liegt immer eine mehr oder weniger bekannte Funktionsstörung gewisser anatomischer Strukturen des Gehirns oder Nervensystems vor. Beispiele wären die Parkinson-Krankheit oder Chorea Huntington, bei denen die jeweilige Funktionsstörung in den Basalganglien zu finden ist.

Bei psychischen Erkrankungen ist, soweit bekannt, nie ein bestimmtes neuronales Netzwerk vorwiegend oder gar isoliert betroffen. Psychische Zustände betreffen nicht isoliert Untereinheiten des Gehirns. Es mag durchaus neuronale Korrelate genannte Gehirnaktivität geben, die mit diesen Zuständen typischerweise einhergeht, man kann aber nicht mit der gleichen Berechtigung wie bei neurologischen Erkrankungen sagen, dieses oder jenes (Sub)Netzwerk des Gehirns zeigt eine gestörte Funktion dieser oder jener Art und das hat diese und jene Folgen.

Impfungen bei Multipler Sklerose (MS)

Eine MS stellt grundsätzlich keine Kontraindikation (Gegenanzeige) für Impfungen dar. Impfungen lösen keine MS aus und eine Auswirkung auf die Krankheitsaktivität ist unwahrscheinlich. Durch Impfungen vermeidbare Infektionen können einerseits schwerwiegende Erkrankungen verursachen, andererseits bei MS-Erkrankten darüber hinaus Schübe auslösen und zur Krankheitsverschlechterung beitragen. Dieses Risiko ist grundsätzlich höher einzuschätzen als potenzielle Risiken durch Impfungen.

Für Impfungen unter MS-Therapien sind allerdings einige Hinweise zu berücksichtigen. Bei einigen Immuntherapien gibt es Hinweise auf ein vermindertes Ansprechen. Die Datenlage hierzu ist begrenzt. Grundsätzlich sind Impfungen mit Tot-Impfstoffen auch unter Therapien, die Immunzellen aus dem Körper entfernen („Zell-depletierende Therapien“) oder auf andere Art immunsuppressiv wirken möglich, das Ansprechen auf die Impfung kann unter solchen Therapien allerdings vermindert sein.

Bei Lebend-Impfstoffen (wie Gelbfieber, Masern, Mumps, Röteln, Varizellen) können selten verstärkte Impfreaktionen auftreten. Die Indikation sollte bei MS-Erkrankten und insbesondere unter MS-Therapien streng gestellt werden. Lebend-Impfungen unter Ocrelizumab, Alemtuzumab, Cladribin, Fingolimod, Siponimod, Ozanimod, Natalizumab oder Mitoxantron sind kontraindiziert.

Die meisten der von der STIKO im Erwachsenenalter und für Ältere empfohlenen Impfungen sind Tot-Impfstoffe und können auch für MS-Erkrankte uneingeschränkt empfohlen werden. Vor Beginn einer MS-Therapie sollte immer der Impfstatus kontrolliert und ggf. vervollständigt werden.

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