Ein Rauschen im Ohr, medizinisch als Tinnitus bekannt, ist ein störendes und unangenehmes Symptom, das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Oft wird es ignoriert, besonders wenn es nicht mit Schmerzen einhergeht, doch eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, da ein Tinnitus in vielen Fällen gut behandelbar ist. Das Rauschen kann die Hörfähigkeit beeinträchtigen und somit die Kommunikation, Konzentration und das allgemeine Wohlbefinden negativ beeinflussen.
Arten von Tinnitus
Es gibt zwei Haupttypen von Tinnitus:
- Objektiver Tinnitus: Dieser ist selten und kann nicht nur vom Betroffenen, sondern auch von medizinischem Fachpersonal wahrgenommen oder gemessen werden. Er wird oft durch körperinnere Geräusche wie Muskelzuckungen oder Strömungsgeräusche von Blutgefäßen verursacht.
- Subjektiver Tinnitus: Dieser ist häufiger und wird nur vom Betroffenen wahrgenommen. Er deutet oft auf psychosomatische Beschwerden, Stress oder emotionale Belastungen hin.
Ursachen für Ohrenrauschen
Die Ursachen für Ohrenrauschen sind vielfältig:
- Hörsturz: Hierbei leiten die Sinneszellen des Innenohrs aufgrund einer Störung in der Cochlea Schallsignale nicht mehr richtig weiter. Oft ist das Ohrenrauschen einseitig und von einem Druckgefühl begleitet. Betroffene haben das Gefühl, Geräusche gedämpft oder durch Watte wahrzunehmen, bis hin zur Taubheit. Psychische Belastung und Durchblutungsstörungen des Innenohrs werden als mögliche Ursachen vermutet.
- Lärmbelastung (Schalltrauma): Akute Schalltraumata entstehen durch Lärmbelastung ab 85 dB über längere Zeit.
- Erkältung: Bei einer Erkältung kann der Druckausgleich im Ohr durch angeschwollene Schleimhäute oder Sekretansammlungen im Nasenrachen- und Mittelohrraum gestört werden. In seltenen Fällen kann angestautes Sekret den Gehörgang verstopfen.
- Stress: Stress führt zur Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin, was zu einer höheren Herzfrequenz, erhöhtem Blutdruck durch verengte Blutgefäße und Verspannungen im Kiefer oder der Halswirbelsäule führen kann. Die Nervenbahnen der oberen Halswirbelsäule sind mit den Hör- und Gleichgewichtsnerven im Gehirn verbunden.
- Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung Tinnitus verursachen. Dazu gehören bestimmte Antibiotika (z. B. Aminoglykoside wie Gentamicin oder Tetracycline wie Doxycyclin) und harntreibende Arzneien (Diuretika).
- Weitere Erkrankungen: Tinnitus kann auch in Folge verschiedener Erkrankungen auftreten, die direkt den Hörsinn betreffen, aber auch sonstige Erkrankungen sind als Ursache möglich:Ohrerkrankungen, z. B. Otosklerose (Verknöcherung im Ohr), Mittel- & Innenohrentzündungen, Tubenfunktionsstörungen, Durchblutungsstörungen im Innenohr, Trommelfelldefekt Verstopfter Gehörgang, z. B. durch Ohrenschmalz oder Fremdkörper Schädel-Hirn-Trauma Stoffwechselerkrankungen, z. B. Diabetes oder Nierenfunktionsstörungen Störungen im Hormonhaushalt, z. B. während der Menopause Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z. B. Herzrhythmusstörungen, zu hoher oder zu niedriger Blutdruck Erkrankungen des zentralen Nervensystems, z. B. Multiple Sklerose, Hirntumoren, Hirnhautentzündungen, Akustikusneurinom Narkosen, z. B. Morbus MenièreBei der Menière-Krankheit (auch Attackenschwindel oder Anfalls-Drehschwindel genannt) bildet sich im Innenohr übermäßig viel Lymphflüssigkeit (Endolymphe), was einen plötzlichen, anfallartigen Drehschwindel auslöst.
- Altersbedingte Hörprobleme: Nervenfasern im Ohr können mit zunehmendem Alter beeinträchtigt werden. Auch Schwerhörigkeit und Hörverluste nehmen dadurch im Alter zu.
- Veränderte Druckverhältnisse im Ohr: Tinnitus kann durch veränderte Druckverhältnisse im Ohr ausgelöst werden, z. B. durch Tauchgänge oder Flugreisen. Auch eine Erkältung kann die Druckverhältnisse im Innenohr verändern und zu einem Tinnitus führen. Das passiert z. B., wenn die Nasennebenhöhlen verstopft sind und die Belüftung der Ohren über die Verbindung zwischen Rachenraum und Ohr (Ohrtrompete) nicht mehr richtig funktioniert.
Ursachen für Taubheitsgefühl im Ohr
Ein Taubheitsgefühl im Ohr kann sehr beunruhigend sein und wird oft als ein Gefühl beschrieben, als ob das Ohr mit Watte verstopft wäre. Geräusche scheinen aus der Ferne zu kommen. Dies kann verschiedene Ursachen haben:
- Durchblutungsstörungen: Die feinen Blutgefäße, die das Ohr versorgen, können durch Ablagerungen in den Arterien (Blutfette und Kalk) verstopfen, Schädelverletzungen, Blockaden der Halswirbelsäule oder Stress beeinträchtigt werden.
- Hörsturz: Ein Hörsturz kann ebenfalls ein Taubheitsgefühl im Ohr verursachen, oft begleitet von einem dumpfen oder pelzigen Gefühl.
- Erkältung: Eine Verstopfung der Nase und der Nebenhöhlen kann zu einer unzureichenden Belüftung des Mittelohrs führen, was Druckgefühle, Ohrensausen, Schwerhörigkeit, Schwindelgefühle oder Taubheitsgefühle verursachen kann.
- Ohrenschmalzansammlung: Eine ungewöhnliche Ansammlung von Ohrenschmalz am Ende des Gehörgangs kann sich zu einer kompakten Masse bilden, die sich auf dem Trommelfell anheftet oder das Ohr verstopft.
- Mittelohrentzündung (Otitis media): Eine virale oder bakterielle Infektion im Mittelohr kann dazu führen, dass sich das Ohr mit Schleim oder Flüssigkeit verschließt, was mit Symptomen wie Kribbeln und Taubheitsgefühlen in der Ohrregion, Übelkeit und/oder Fieber einhergeht.
- Eustachische Röhre: Wenn sich die Eustachische Röhre aufgrund einer Entzündung verengt oder verschließt, kann sich eine Mittelohrentzündung mit allen dazugehörigen Symptomen entwickeln.
- Gehörgangexostose: Bei der Gehörgangexostose sammelt sich Wasser im Ohr an. Darin können sich Bakterien und Pilze stark vermehren. Dadurch entzündet sich der äußere Gehörgang, was mit Schmerzen, Rötungen und tauben Gefühlen im Ohr einhergeht. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem sog.
Symptome
Sowohl beim Ohrenrauschen als auch beim Taubheitsgefühl können verschiedene Symptome auftreten:
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- Ohrenrauschen (Tinnitus):
- Geräusche wie Pfeifen, Summen, Brummen oder Rauschen im Ohr
- Die Geräusche können ein- oder beidseitig auftreten
- Geräuschüberempfindlichkeit (Hyperakusis)
- Hörverminderung
- Schwindel
- Taubheitsgefühl
- Taubheitsgefühl im Ohr:
- Gefühl, als ob das Ohr mit Watte verstopft ist
- Dumpfes oder pelziges Gefühl im Ohr
- Geräusche scheinen aus der Ferne zu kommen
- Ohrendruck
- Schwindel
- Übelkeit
- Schwerhörigkeit
Diagnose
Eine genaue Diagnose ist wichtig, um die Ursache für das Ohrenrauschen oder Taubheitsgefühl zu bestimmen und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Folgende Schritte können dabei hilfreich sein:
- Ärztliche Beratung: Eine Veränderung der Hörwahrnehmung sollte immer mit einem Arzt besprochen werden.
- Anamnese: Der Arzt wird Fragen zur Krankengeschichte, den Symptomen und möglichen Auslösern stellen.
- HNO-ärztliche Untersuchung: Der Arzt wird den Gehörgang und das Ohr beleuchten und einen Hörtest durchführen.
- Weitere Untersuchungen: Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie Bluttests, Ultraschall, CT oder MRT erforderlich sein.
Bei der Anamnese werden in der Regel folgende Punkte berücksichtigt:
- Krankengeschichte: Unfälle, Lärmunfälle (z. B. Knalltraumata), mögliche Kopfverletzungen
- Beschreibung der Ohrgeräusche: Art, Häufigkeit
- Mögliche Lärmbelastungen im privaten und beruflichen Umfeld
- Leidensdruck: z. B.
Um die Ursache für einen möglichen objektiven Tinnitus zu finden, erfolgt im Anschluss an die Anamnese in der Regel eine HNO-ärztliche Untersuchung. Dazu können folgende Untersuchungen zum Einsatz kommen:
- Ohrmikroskopie zur Untersuchung des Gehörgangs und des Trommelfells
- Spiegelung des Nasen-Rachen-Raumes (Nasopharyngoskopie)
- Hörtests, um die Hörleistung zu prüfen und ggf. eine Funktionsstörung des Innenohrs oder eine Schädigung des Hörnervs festzustellen, z. B. OAE & BERAOtoakustische Emissionen (OAE)Die Messung der OAE überprüft die Funktionen des Innenohrs, die den Tinnitus mitauslösen können. Dabei werden Messmikrofone an den äußeren Gehörgang gesetzt, die in der Lage sind, besonders leise Geräusche zu identifizieren.
- BERA HirnstammaudiometrieBei der Brainstream Evoked Response Audiometry (BERA) werden die Nervenreaktionen im Gehirn untersucht, die bei der Verarbeitung von Hörreizen stattfinden. Bei dieser schmerzfreien Untersuchung werden drei bis vier Elektroden am Kopf angebracht, die beobachten, was die Verarbeitung eines Tons in bestimmten Hirnarealen auslöst.
Möglicherweise können im Verlauf der Ursachenfindung noch weitere Untersuchungen notwendig werden, um Ursachen auszuschließen. Dazu gehören:
- Untersuchungen an der Halswirbelsäule, des Gebisses und Kauapparates
- Laboruntersuchungen, z. B. Blutanalyse
- Blutdruckmessung
- Röntgenaufnahmen
- Ultraschall, Computer- oder Magnetresonanztomografie (CT bzw. MRT)
- Diagnose rund um Depressionen und Angststörungen
Behandlung
Die Behandlung von Ohrenrauschen und Taubheitsgefühl richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
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- Allgemeine Maßnahmen:
- Schonung und Entspannung
- Stressabbau und -vermeidung
- Überprüfung und ggf. Anpassung von Medikamenten
- Reinigung von Hörgeräten und Überprüfung auf Defekte
- Regelmäßige Blutdruckkontrolle
- Gesunde Lebensweise (ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, Verzicht auf Alkohol und Nikotin)
- Medikamentöse Behandlung:
- Durchblutungsfördernde Mittel (z. B. Pentoxifyllin)
- Kortison (entzündungshemmend und abschwellend)
- Blutverdünnende Medikamente
- Antibiotika (bei bakteriellen Infektionen)
- Weitere Therapien:
- Physiotherapie und Osteopathie (bei Wirbelsäulenproblemen)
- Entspannungstechniken und Gesprächstherapie (bei psychosomatischen Beschwerden und Stress)
- Hyperbare Sauerstofftherapie (Druckkammertherapie)
- Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT)
- Musiktherapie
- "Masker" (Geräte, die Töne erzeugen, um das Ohrgeräusch zu übertönen)
- Verhaltenstherapeutische Maßnahmen und Achtsamkeitstraining, Stressreduktion
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
- Das Rauschen im Ohr plötzlich auftritt oder weitere Symptome wie Schwindel oder Taubheit auftreten.
- Das Taubheitsgefühl im Ohr plötzlich auftritt oder länger anhält.
- Die Beschwerden mit anderen Symptomen wie Ohrenschmerzen, Fieber oder Übelkeit einhergehen.
- Sie unsicher sind, was die Ursache für die Beschwerden ist.
- Die Beschwerden Ihre Lebensqualität beeinträchtigen.
- Die Ohrgeräusche länger als 24 Stunden anhalten.
- Zusätzlich zum Tinnitus das Gefühl hinzukommt, plötzlich schlechter zu hören und sich das Ohr taub anfühlt oder auch Schwindel auftritt, sollte sofort ein HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin aufgesucht werden, um einen Hörsturz auszuschließen.
Vorbeugung
Da die genauen Ursachen für Ohrenrauschen und Taubheitsgefühl oft unklar sind, ist eine gezielte Prophylaxe schwierig. Dennoch können folgende Maßnahmen helfen, das Risiko zu minimieren:
- Vermeidung von Lärmbelastung: Tragen Sie bei lauten Umgebungen Gehörschutz.
- Gesunde Lebensweise: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf, sowie den Verzicht auf Alkohol und Nikotin.
- Stressmanagement: Lernen Sie, besser mit Stress umzugehen, und integrieren Sie Entspannungstechniken in Ihren Alltag.
- Regelmäßige Kontrollen: Lassen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck überprüfen und gehen Sie bei Veränderungen Ihrer Hörwahrnehmung zum Arzt.
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