Rechtshänder, Linksfuß, Gehirndominanz: Ein umfassender Überblick

In den letzten Jahren hat die Forschung unser Verständnis vom Gehirn und seinen Funktionen erheblich erweitert. Die Vorstellung vom Gehirn als einfachem Speicherort für Informationen hat sich gewandelt. Stattdessen rückt die komplexe Interaktion und Vernetzung der verschiedenen Gehirnbereiche in den Fokus. Dieser Artikel beleuchtet die Aufgaben der linken und rechten Gehirnhälfte, die Bedeutung ihrer Vernetzung und gibt Anregungen, wie diese Vernetzung verbessert werden kann.

Die zwei Hälften des Gehirns: Funktionen und Aufgabenverteilung

Das menschliche Gehirn besteht aus zwei Hälften, der linken und der rechten Hemisphäre. Beide Hälften sind durch den Corpus callosum, auch Balken genannt, miteinander verbunden. Traditionell werden den beiden Gehirnhälften unterschiedliche Funktionen zugeschrieben.

Die linke Gehirnhälfte

Die linke Gehirnhälfte gilt als Sitz des logisch-analytischen Denkens. Sie ist zuständig für:

  • Sprache: Sprachverständnis, Grammatik, Wortstellung, mündliche Darstellung
  • Lesen und Schreiben
  • Rechnen und logisches Denken
  • Detailwahrnehmung
  • Sequenzielle Verarbeitung von Informationen
  • Regeln und Gesetze

Die rechte Gehirnhälfte

Die rechte Gehirnhälfte hingegen wird oft mit Kreativität, Intuition und ganzheitlichem Denken in Verbindung gebracht. Ihre Aufgaben umfassen:

  • Körpersprache, Mimik und Gestik
  • Bildersprache und visuelles Denken
  • Intuition und Spontaneität
  • Überblick und ganzheitliche Informationsverarbeitung
  • Künstlerische Leistungen und Erlebnisse (Musik, Zeichnen, Malen)
  • Bewegung und physische Aktivität

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Aufteilung nicht als strikte Trennung zu verstehen ist. Beide Gehirnhälften arbeiten eng zusammen und ergänzen sich.

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Zusammenspiel der Gehirnhälften für optimale Leistung

Um exzellente und kreative Denkleistungen zu erbringen, ist eine gute Zusammenarbeit und Ergänzung beider Gehirnhälften des Großhirns unerlässlich. Einige Wissenschaftler vermuten sogar, dass erfolgreiche und kreative Menschen besonders gut zwischen linker und rechter Gehirnhälfte kommunizieren können. Die neuen Erkenntnisse bezüglich der Neurobiologie des Gedächtnisses bestätigen Lehrer, die variable methodische Konzepte anwenden, um Schülern und Schülern beim Erwerb von Erfahrung und Wissen zu helfen.

Händigkeit: Ausdruck der Gehirndominanz

Die Händigkeit, also die bevorzugte Benutzung der rechten oder linken Hand, ist ein sichtbarer Ausdruck der Gehirndominanz. Etwa 90 % der Menschen sind Rechtshänder, während etwa 10 % Linkshänder sind. Die Händigkeit ist jedoch nicht nur auf die Hand beschränkt. Oftmals zeigt sich eine Seitendominanz auch bei Fuß, Auge und Ohr. So sind viele Linkshänder auch linksfüßig, linksäugig und linkshörig.

Die Ursachen der Händigkeit

Die Ursachen der Händigkeit sind komplex und noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Zwillingsstudien deuten auf einen genetischen Einfluss von etwa 25 % hin. Allerdings gibt es kein einzelnes "Linkshänder-Gen". Vielmehr ist die Händigkeit das Ergebnis des Zusammenspiels vieler genetischer und nicht-genetischer Faktoren.

Auch frühe Umweltfaktoren, wie das Geburtsjahr, der Geburtsort, das Geburtsgewicht, die Jahreszeit am Tag der Geburt, der kulturelle Hintergrund und das Geschlecht, könnten eine Rolle spielen. So neigen leichte Babys und Jungen eher zur Linkshändigkeit als schwere Babys und Mädchen.

Linkshändigkeit: Mehr als nur eine Handpräferenz

Linkshändigkeit ist mehr als nur die bevorzugte Benutzung der linken Hand. Sie geht oft mit einer etwas anderen Organisation des Gehirns einher. Bei Linkshändern verarbeitet die rechte Gehirnhälfte Sinneseindrücke, was zu einer stärkeren Ausprägung von Intuition, Kreativität und Wahrnehmung führen kann. Allerdings ist es ein Mythos, dass Linkshänder ausschließlich mit der rechten Gehirnhälfte denken. Bei der Mehrheit der Linkshänder (ca. 70 %) befindet sich das Sprachzentrum ebenfalls in der linken Gehirnhälfte, wie bei den meisten Rechtshändern.

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Umerziehung von Linkshändern: Ein Eingriff ins Gehirn

Früher wurden linkshändige Kinder oft gezwungen, mit rechts zu schreiben. Heute gilt diese Umerziehung als Körperverletzung, da sie einen massiven Eingriff ins Gehirn darstellt. Die andere Hemisphäre muss dadurch mehr Aufgaben übernehmen und ist schnell überlastet. Mögliche Folgen einer Umschulung können Sprach-, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Schreib- und Leseprobleme, Schulabbruch, Beeinträchtigung der Feinmotorik, Minderwertigkeitsgefühle, Unsicherheit und Stress sein.

Stigmatisierung von Linkshändigkeit

TrotzFortschritten in der Akzeptanz von Linkshändigkeit müssen sich linksdominante Menschen in vielen Bereichen an eine rechtshändige Welt anpassen. Viele Alltagsgegenstände, wie Scheren, Messer, Geldbörsen und technische Geräte, sind für Rechtshänder konzipiert.

Tests zur Bestimmung der Gehirndominanz

Es gibt verschiedene Tests, um herauszufinden, welche Gehirnhälfte bei einer Person dominant ist. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Dominanz einer Gehirnhälfte nicht immer eindeutig ist und sich im Laufe des Lebens ändern kann.

Der 2-Sekunden-Test

Ein bekannter Test ist der sogenannte 2-Sekunden-Test. Dabei wird eine animierte Tänzerin gezeigt, die sich dreht. Je nachdem, in welche Richtung sich die Tänzerin dreht, wird auf die Dominanz der jeweiligen Gehirnhälfte geschlossen. Dreht sie sich im Uhrzeigersinn, soll die rechte Gehirnhälfte dominant sein, was auf Kreativität, Intuition und Emotionalität hindeutet. Dreht sie sich gegen den Uhrzeigersinn, soll die linke Gehirnhälfte dominieren, was mit strukturiertem, logisch-analytischem Denken verbunden wird. Allerdings ist dieser Test umstritten und wissenschaftlich nicht fundiert. Die Drehrichtung der Tänzerin ist eine optische Täuschung, die von der individuellen Wahrnehmung abhängt.

Weitere Hinweise auf Gehirndominanz

Weitere Hinweise auf die Dominanz einer Gehirnhälfte können die Kopf- und Augenhaltung bei der Beantwortung einer Frage oder die Vorgehensweise beim Lesen einer Montageanleitung für technische Geräte sein. Personen, die den Kopf nach links drehen, bevorzugen möglicherweise die rechte Gehirnhälfte. Linksseitig orientierte Personen folgen der Montageanleitung möglicherweise Satz für Satz.

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Übungen zur Verbesserung der Vernetzung beider Gehirnhälften

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Zusammenarbeit und Synchronisation beider Gehirnhälften zu stärken:

  • Multisensorische Aktivitäten: Tätigkeiten, die mehrere Sinne ansprechen und somit beide Gehirnhälften gleichzeitig aktivieren.
  • Kinesiologische Übungen: Übungen, die die Koordination zwischen beiden Gehirnhälften verbessern sollen.
  • Verbindung von systematischem Denken und Intuition: Um das Gedächtnis zu verbessern, müssen Synapsen verstärkt werden. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Verbindung zwischen systematischem Denken und Intuition.
  • Mind Maps und visuelle Techniken: Durch das Zusammenspiel beider Gehirnhälften können Informationen besser verarbeitet und abgerufen werden. Dies ist besonders wichtig für die kreative Problemlösung und das Lernen. Eine Möglichkeit, das Zusammenspiel der Gehirnhälften zu verbessern, ist die Verwendung von Mind Maps oder anderen visuellen Techniken.

Es ist wichtig zu beachten, dass Übungen, die angeben, lediglich eine Gehirnhälfte zu trainieren, wissenschaftlich nicht fundiert sind. Bei jeglicher Art von Gehirntraining werden immer beide Hälften aktiv, jedoch in unterschiedlicher Form.

Linkshänder im Sport: Ein Wettbewerbsvorteil?

Im Sport haben Linkshänder in manchen Disziplinen einen Vorteil, insbesondere in Duellen, bei denen es um Schnelligkeit geht. Studien zeigen, dass beim Tischtennis, Baseball und Cricket übermäßig viele Linkshänder die Weltspitze besetzen. Dies liegt vermutlich daran, dass die Gegner auf die blitzschnellen und spiegelverkehrten Bewegungen nicht eingestellt sind, da sie naturgemäß seltener mit Linkshändern trainieren.

Mythen und Fakten über Linkshänder

Um die oft stille Minderheit der Linkshänder ranken sich viele Mythen, Vorurteile und Halbwahrheiten. Einige davon sollen hier entkräftet werden:

  • Mythos: Linkshänder sind kreativer.
    • Fakt: Meta-Analysen finden keine Belege für ein eindeutiges Kreativitäts-Plus bei Linkshändern.
  • Mythos: Linkshänder sind intelligenter oder haben mehr Führungsqualitäten.
    • Fakt: Studien konnten keinen verlässlichen Zusammenhang zwischen Händigkeit und Intelligenz oder Führungsfähigkeit nachweisen.
  • Mythos: Linkshänder sind eher introvertiert.
    • Fakt: Studien finden keine Unterschiede zwischen Links- und Rechtshändern bei den "Big Five"-Persönlichkeitsmerkmalen.
  • Mythos: Linkshänder sterben früher.
    • Fakt: Neuere Untersuchungen, die den sogenannten Kohorteneffekt berücksichtigen, zeigen keinen Zusammenhang zwischen Händigkeit und Lebensdauer.
  • Mythos: Linkshänder denken mit der rechten Gehirnhälfte.
    • Fakt: Neuropsychologische Studien zeigen, dass sich bei der überwiegenden Mehrheit der Linkshänder (rund 70 Prozent) die Sprachdominanz in der linken Gehirnhälfte befindet.

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