Rehabilitation nach einem Schlaganfall: Dauer, Phasen und Möglichkeiten

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen grundlegend verändern kann. Je schneller und effizienter ein Patient nach einem Schlaganfall behandelt wird, desto mehr Nervenzellen im Gehirn können „gerettet“ werden. Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle, um den Alltag möglichst selbstständig gestalten zu können und Folgeschäden zu minimieren. Glücklicherweise gibt es ein großes Spektrum an Therapie- und Reha-Maßnahmen, insbesondere wenn Schlaganfall-Patienten schnell ärztliche Versorgung erhalten und in speziellen klinischen Schlaganfall-Stationen untergebracht werden. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Rehabilitation nach einem Schlaganfall, von der Akutbehandlung bis zur langfristigen Nachsorge.

Akutbehandlung und Erstversorgung

Bei einem akuten Schlaganfall gilt der Leitsatz „Time is brain“ (Zeit ist Gehirn). Das heißt, jede Minute zählt! Bei der Schlaganfall-Diagnose wird unter anderem mittels der bildgebenden Verfahren CT und MRT in wenigen Minuten beantwortet. Steht die Ursache des Apoplex / Schlaganfalls fest, folgt die weitere Behandlung. Nach einem akuten Schlaganfall versuchen Ärzte zunächst die Schäden im Gehirn des Patienten möglichst zu minimieren. In vielen Kliniken gibt es spezielle Abteilungen für Schlaganfall-Patienten, sogenannte „Stroke Units“, die auf die multidisziplinäre Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert sind.

Thrombolyse und Thrombektomie

Hat ein Blutgerinnsel den Apoplex ausgelöst, erfolgt - wenn möglich - die sogenannte Thrombolyse oder „Lyse-Therapie“. Dabei werden dem Schlaganfall-Patienten Medikamente verabreicht, die das Blutgerinnsel auflösen sollen. Diese Therapie ist in Einzelfällen bis zu neun Stunden nach dem Auftreten ersten Symptome möglich. Als weitere Methode steht die sogenannte Thrombektomie zur Verfügung, wenn größere Blutgefäße im Gehirn verschlossen sind. Hierbei handelt es sich um ein katheterbasiertes Verfahren, bei dem ähnlich wie bei einer Herzkatheteruntersuchung versucht wird, das verschlossene Gefäß wieder zu eröffnen. Hierzu wird der Katheter über die Leistenarterie eingeführt. Wenn möglich, versuchen Ärztinnen und Ärzte, beide Verfahren (Thrombolyse und Thrombektomie) zu kombinieren. Die Erfolgsaussichten sind umso größer, je früher nach Auftreten der Symptome die Behandlung erfolgen kann.

Behandlung von Hirnblutungen

Ist der Apoplex Folge einer Hirnblutung, so wird der Patient möglicherweise am offenen Gehirn operiert. Nicht immer erfolgt eine Operation am offenen Gehirn. Dieses Verfahren kommt jedoch nicht bei allen Hirnblutungen zur Anwendung, sondern hängt von der Art und Lokalisation der Blutung ab. In der Regel erfolgt die Überwachung auf der „Stroke Unit“, um den Blutdruck rasch zu senken und Komplikationen früh zu erkennen und zu behandeln. Bewusstlose oder beatmungspflichtige Patienten kommen direkt auf die Intensivstation und werden ganzheitlich überwacht. Blutdruck und Blutzucker des Schlaganfall-Patienten müssen exakt eingestellt werden. Ist ein Blutgefäß verstopft, versuchen Ärzte, das Gerinnsel aufzulösen und/oder zu entfernen. Das Risiko, nach einem Schlaganfall einen weiteren Apoplex zu erleiden, ist groß. Eine besonders schwerwiegende Komplikation bei einem sehr großen Apoplex ist das Hirnödem.

Phasen der neurologischen Rehabilitation

Im Bereich der Neurologischen Rehabilitation gibt es nach der Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (BAR) ein Phasenmodell mit den Phasen A bis F. Je nach Hilfebedarf des Patienten kommt für ihn eine bestimmte Rehabilitationsphase infrage. Im Verlauf der Rehabilitation kann es bei zunehmender Selbstständigkeit zu einem Wechsel in die nächste Phase kommen. Auch bei schnellen Fortschritten im Bereich der Selbstständigkeit können Patientinnen und Patienten eine Phase überspringen.

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Phase A: Akutversorgung

Phase A umfasst die Erstbehandlung und Diagnostik unmittelbar nach der Erkrankung oder Verletzung. Abhängig vom gesundheitlichen Zustand der Patient*innen werden sie auf einer Stroke Unit, Intensivstation oder Normalstation im Krankenhaus betreut. Hier wird eine intensive Behandlung und Rehabilitation mit ärztlichen und therapeutischen Schwerpunkten durchgeführt.

Phase B: Frührehabilitation

In der Früh-Reha der Phase B werden Patient*innen umfassend medizinisch und therapeutisch versorgt. Meistens müssen die Betroffenen noch intensivpflegerisch unterstützt werden und haben schwere neurologische Funktions- und Bewusstseinseinschränkungen. Sie erhalten sie eine aktivierende und stimulierende Pflege, um verloren gegangene Fähigkeit wiederzuerlangen und die Selbstständigkeit zu fördern. In dieser Phase werden erste Schritte zur Entwöhnung von der künstlichen Beatmung (Weaning).

Phase C: Weiterführende Rehabilitation

In Phase C benötigen betroffene Personen nicht mehr so viel Unterstützung wie in Phase B. Sie sind in der Lage, selbst an der Therapie mitzuwirken und lernen (teilweise mit Hilfsmitteln) wieder mobil zu werden. Gleichzeitig müssen sie weiterhin medizinisch unterstützt und pflegerisch betreut werden. Während es in den beiden vorherigen Phasen verstärkt um die Vorbeugung weiterer Komplikationen ging, beginnt man in der Reha-Phase C die Folgeschäden nach dem Schlaganfall zu therapieren. In kleinen Schritten werden motorische und körperliche Abläufe trainiert und weiter gestärkt.

Phase D: Anschlussrehabilitation (AHB/AR)

In Phase D ist es das Ziel, Betroffene zu einem möglichst selbständigen Leben zu befähigen und bestehende Behinderungen und Fehlhaltungen zu verringern. Patientinnen werden darauf vorbereitet, in ihren Alltag und ggf. den Beruf zurückzukehren. Wenn nötig, werden individuelle Hilfsmittel (z. B. Rollator, Gehstock) angepasst und trainiert. Mit Phase D endet die rein medizinische Rehabilitation. Voraussetzung ist, dass die Patientinnen ausreichend mobil und selbstständig sind und keine bzw. nur wenig pflegerische Hilfe benötigen. Nach der Reha-Phase C werden die Schlaganfall-Folgen mit einer sogenannten Anschlussbehandlung (AHB) therapiert. Das hängt ganz von der Schwere der Folgeschäden ab, aber auch vom Alter des Patienten. Jüngere Menschen erholen sich tendenziell schneller von einem Schlaganfall.

Phase E: Nachsorge und berufliche Rehabilitation

Die Phase der Nachsorge und beruflichen Reha ermöglicht den Übergang von der medizinischen Rehabilitation zurück zur Erwerbstätigkeit. Dabei bietet sie speziell Unterstützung und Begleitung, um den Erfolg der medizinischen Rehabilitation langfristig zu sichern. In Phase E steht besonders im Fokus, wie Menschen wieder am Arbeitsleben teilnehmen können. Dazu können beispielsweise auch Umschulungen gehören. Sie enthält insbesondere Leistungen sowie begleitende Hilfen zur nachhaltigen Sicherung des Erfolges der medizinischen Rehabilitation. Hier richten sich die Rehabilitationsziele nach den Maßgaben der Deutschen Rentenversicherung. Ziele sind die Minderung bestehender Behinderungen und Fehlhaltungen. Sie schafft einen möglichen Übergang von der medizinischen Rehabilitation zurück in die Erwerbsfähigkeit.

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Phase F: Langzeitpflege

Patient*innen, die trotz intensiver Behandlung und Rehabilitation dauerhaft pflegerisch unterstützt und betreut werden müssen (z. B. nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma) befinden sich in Phase F. Hier liegt der Behandlungsschwerpunkt auf der aktivierenden Langzeitpflege. Patientinnen und Patienten, die trotz intensiver Behandlung und Rehabilitation einen andauernden und hohen Pflegebedarf haben (zum Beispiel schweres Schädelhirntrauma, Komapatienten) fallen in die Phase F. Aufgabe der medizinischen Rehabilitation ist es, die funktionellen Folgen eines Schlaganfalls zu behandeln. Die Patienten sollen mit möglichst wenigen Beeinträchtigungen wieder in ihr bisheriges Leben und soziales Umfeld zurückkehren.

Dauer der Rehabilitation

Die Dauer einer Schlaganfall-Rehabilitation ist abhängig von vielerlei Faktoren wie Ort der Schädigung, Schweregrad der Symptome, dem Auftreten von Neglect (Aufmerksamkeitsstörung), von Begleiterkrankungen und Risikofaktoren wie Hypertonus, starkes Übergewicht, zerebrale Mikroangiopathie, Parkinson, Normaldruckhydrozephalus, besonders aber auch von dem sozialen Netzwerk des Patienten, d.h. der Unterstützung durch sein Umfeld und der Vorbildung.

Der Krankenhausaufenthalt nach einem Schlaganfall dauert etwa sieben bis zehn Tage an. Nach diesem Krankenhausaufenthalt sind weiterführende Reha-Maßnahmen sinnvoll. Die Reha innerhalb Phasen A bis C kann einige Wochen bis Monate in einer Schlaganfall-Klinik Anspruch nehmen.

In der Regel sind Betroffene 25 Tage in der Früh-Reha (Phase B). Für die Phase C ist die Verweildauer variabel und kann von drei Wochen bis zu mehreren Monaten gehen. In der Regel werden zunächst drei Wochen genehmigt, die auf ärztlichen Antrag jeweils verlängert werden können. In den Phasen D und E ist eine maximale Verweildauer von etwa acht Wochen pro Reha-Phase vorgesehen. Eine neurologische Reha dauert in der Regel drei bis vier Wochen. Eine Verlängerung ist möglich, wenn sie medizinisch notwendig ist. Der Antrag auf Verlängerung wird normalerweise von der Reha-Einrichtung gestellt und zeitnah vom Kostenträger geprüft, sodass die Reha nahtlos in der nächsten Phase fortgesetzt werden kann.

Individuelle Faktoren

Einige Schlaganfall-Patienten erholen sich vollkommen und tragen keine schweren Folgeschäden davon. Tatsächlich haben jüngere Patienten (unter 70 Jahren) eine größere Chance, einen Schlaganfall vollkommen auszuheilen beziehungsweise etwaige Einschränkungen durch eine Rehabilitation vollkommen zu beseitigen. Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist stets individuell, denn letztlich gleicht kaum ein Schlaganfall dem anderen.

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Formen der Rehabilitation

Die Vielfalt der Rehabilitationsmöglichkeiten, wie Akutrehabilitation, stationäre, teilstationäre oder ambulante Rehabilitation, kann für Patienten verwirrend sein. Dies liegt daran, dass Schlaganfälle und deren Auswirkungen variieren können.

Stationäre Rehabilitation

Die meisten Schlaganfall-Patienten durchlaufen eine stationäre neurologische Rehabilitation. Der Ablauf einer solchen Rehabilitation ist in allen Kliniken vergleichbar. Nach einer Eingangsuntersuchung und einem Aufnahmegespräch werden Therapieziele formuliert und ein Therapieplan erstellt. Die Rehabilitation findet meistens stationär, also in einer Rehabilitationsklinik, statt und wird in der Regel vom zuständigen Kostenträger für drei Wochen bewilligt. Sollten Ihre behandelnden Ärzte zum Ende dieser Zeit weiteren Bedarf sehen, kann die Maßnahme auf Antrag verlängert werden. Ein großer Teil der Schlaganfall-Patienten absolviert nach der Akutklinik eine Rehabilitation.

Ambulante Rehabilitation

Neben der stationären Rehabilitation gibt es ambulante Rehabilitationszentren. Diese haben den Vorteil, dass Patienten abends und am Wochenende Zuhause sind und im heimischen Umfeld erproben können, ob das Training mit den Therapeuten sie gut auf die Aktivitäten ihres täglichen Lebens vorbereitet. Ambulante Zentren sind seltener als Kliniken, häufig befinden sie sich in größeren Städten oder Ballungszentren. Für die ambulante Rehabilitation müssen Patienten in der Lage sein, sich selbst zu versorgen oder die Versorgung im heimischen Umfeld muss durch Angehörige und/oder einen Pflegedienst gesichert sein.

Geriatrische Rehabilitation

Für ältere Schlaganfall-Patienten kommen grundsätzlich zwei medizinische Fachrichtungen in Frage, die neurologische und die geriatrische Rehabilitation. Ältere Schlaganfall-Patienten haben unter Umständen einen Rechtanspruch auf eine sogenannte geriatrische Rehabilitation. Eine geriatrische Rehabilitation wird maximal für 20 Tage genehmigt.

Frührehabilitation

Oberstes Ziel der Frührehabilitation (kurz: Frühreha) nach einem Schlaganfall ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Körperfunktionen, die durch den Schlaganfall womöglich geschädigt wurden. Je früher geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen umgesetzt werden, desto eher können die Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden. Viele Reha-Maßnahmen werden heute bereits ambulant, aber auch in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten.

Inhalte der Rehabilitation

Die verschiedenen Rehabilitationsmöglichkeiten beinhalten unterschiedliche Angebote im Therapiebereich. Im Bereich der Rehabilitation für noch hilfebedürftige Patienten ist z. B. auch die aktivierende Pflege durch das Pflegepersonal Bestandteil der Therapie. Der behandelnde Arzt legt den individuellen Behandlungsplan für den einzelnen Patienten fest. Im Verlauf der Rehabilitationsbehandlung wird dieser den Möglichkeiten des Patienten immer wieder neu angepasst.

Therapiemöglichkeiten

  • Ergotherapie: Hier trainineren Sie Ihre alltäglichen - und berufsrelevanten - Fähigkeiten und die Feinmotorik, um das tägliche Leben zu bewältigen. Sie verbessern Bewegungsabläufe oder erlernen sie mit Hilfe eines qualifizierten therapeutischen Teams neu.
  • Physiotherapie (Krankengymnastik): In der Sport- und Bewegungstherapie verbessern Sie nicht nur Ihre allgemeinen konditionellen Eigenschaften sowie Ihre Mobilität, Koordination und Muskelkraft, sondern stärken auch Ihre allgemeine Gesundheit. Aufgabe der neurologischen Rehabilitation (insbesondere der Physio- und Ergotherapie) ist eine möglichst gute Wiederherstellung der gestörten motorischen Funktionen. Dies wird vor allem durch wiederholtes, aufgabenorientiertes Üben erreicht.
  • Logopädie: Wenn Sie nach einem Schlaganfall an Sprach- und Sprechstörungen leiden, hilft Ihnen ein logopädisches Team, durch spezielle Übungen in computergestützten Einzeltherapien oder Gruppentherapien, Ihre Sprachfähigkeiten wiederherzustellen oder zu erhalten. Auch Schluckstörungen werden in der Logopädie behandelt.
  • Neuropsychologie: Vor allem unsere Experten für Neuropsychologie haben eine besondere Expertise darin, diese Defizite genau zu identifizieren und dann gezielt zu trainieren.
  • Ernährungsberatung: Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Mit einer gesunden Ernährung im Alter können Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte durchaus in Schach gehalten werden, die als Ursache für einen Schlaganfall gelten können. Orientieren Sie sich an den Grundregeln der „mediterranen Diät“: Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.
  • Wiedererlangung der Alltagskompetenz: Ob die genannten Störungen auch Auswirkungen auf den Patientenalltag haben, hängt nicht nur von der Schwere der Störung ab. Bei vielen Defiziten kann durch einen intelligenten Einsatz von Hilfsmitteln (z.B. Griffe) oder Techniken (z.B. beim Lagewechsel) eine relativ große Unabhängigkeit in den Verrichtungen des täglichen Lebens erreicht werden. Dieses Training setzt früh an, auch wenn noch eine Verbesserung der Defizite zu erwarten ist. Im klinischen Alltag wird dieses vor allem im Zusammenspiel zwischen Ergotherapie, Pflegern und Ärzten realisiert.

Psychosoziale Hilfen

Psychologische und pädagogische Angebote in der Reha-Klinik können helfen, die verfolgten Behandlungsziele zu sichern und Krankheitsfolgen zu vermeiden, zu überwinden, zu mindern oder ihre Verschlimmerung zu verhüten. Bei Bedarf kommen zum Einsatz:

  • Hilfen zur seelischen Stabilisierung und zur Förderung der sozialen Kompetenz, u.a. durch Training sozialer und kommunikativer Fähigkeiten und Umgang mit Krisensituationen
  • Training lebenspraktischer Fähigkeiten
  • Hilfen zur Unterstützung bei der Krankheits- und Behinderungsverarbeitung (z.B. durch professionelle psychologische Hilfe oder in einer Schlaganfall-Selbsthilfegruppe)
  • Hilfen zur Aktivierung von Selbsthilfepotenzialen
  • Information und Beratung von Partnern und Angehörigen sowie von Vorgesetzten und Kollegen
  • Vermittlung von Kontakten zu örtlichen Selbsthilfe- und Beratungsmöglichkeiten

Häufige Folgen und Funktionsstörungen

  • Lähmungen (Paresen): Nach Schädigungen des Gehirns oder Rückenmarks treten häufig Lähmungen auf. Bei einer Lähmung der oberen Extremitäten (Arm, Hand) sind häufig die Alltagshandlungen eingeschränkt wie das Greifen oder Manipulieren von Gegenständen. Bei Lähmungen der unteren Extremitäten (Bein) sind vor allem Gang- und Standfunktionen beeinträchtigt, so z.B. das Gehen ohne Sturzgefahr.
  • Störungen des Muskeltonus (Spastik): Auch wenn keine Lähmung vorliegt, kann die gezielte Ansteuerung von Bewegungen beeinträchtigt sein. Besonders häufig ist eine zu hohe Muskelspannung (Spastik), die langfristig zu einer Fehlstellung von Gelenken und Extremitäten führen kann.
  • Sprach-/Sprechstörungen: Die Sprache ist die wesentliche Grundlage für die Kommunikation zwischen Menschen. Bei vielen Schädigungen des Gehirns ist das Verständnis oder die Produktion von Sprache eingeschränkt.
  • Schluckstörungen: Auch wenn es uns im Alltag nicht so bewusst wird, ist das Schlucken von Speisen und Getränken ein hochkomplexer Vorgang, der ein präzises, zeitlich sehr genau koordiniertes Zusammenspiel vieler Muskelgruppen im Rachen erfordert. Bei vielen neurologischen Erkrankungen ist die Präzision dieser Abläufe eingeschränkt, was zum Verschlucken und möglicherweise nachfolgend auch zu Komplikationen (z.B. Lungenentzündung) führen kann.
  • Störungen der Stimmung und des Antriebs: Nach Aufnahme in die Reha-Klinik, gerade auch nach einer langen Behandlung in Akutkrankenhäusern, kommen unsere Patienten häufig zum ersten Mal zur Ruhe und realisieren ihre neuen Defizite. Dabei schränkt eine Hirnschädigung selber häufig die Fähigkeit ein, derartige Belastungen zu verarbeiten.
  • Störungen der Konzentration und des Gedächtnisses: Die effektive Verarbeitung und Speicherung der vielen gleichzeitig eintreffenden Sinneseindrücke ist wohl die größte Leistung des menschlichen Gehirns. Daher ist gerade diese Funktion nach einer neurologischen Erkrankung häufig sehr früh und manchmal sehr lange beeinträchtigt.
  • Einschränkung der Alltagskompetenz

Ziele der Rehabilitation

Das Ziel der Rehabilitation ist, verlorengegangene Funktionen so weit wie möglich wiederherzustellen oder - wo das nicht möglich erscheint - mit dem Patienten Kompensationsstrategien einzuüben. Die Ziele sollten sich jedoch immer am Lebensalltag des Patienten orientieren, d.h. er soll so gut es geht in sein gewohntes Leben zurückkehren können. Ein weiteres Ziel der Reha ist es, Patienten bei einer notwendigen Umstellung des Lebensstils zu unterstützen, um einen wiederholten Schlaganfall zu vermeiden.

In der Akutbehandlung und der Frührehabilitation Phase B steht der ärztlich-medizinische Aspekt im Vordergrund. Ab der Reha-Phase C ist das Ziel die Teilhabe, d. h. die Wiedereingliederung in das private, familiäre, soziale und berufliche Umfeld.

Vorbereitung der weiteren Versorgung

Jede Rehabilitation ist nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu dem endgültigen Ziel: der Entlassung in den Alltag. Nicht bei allen Patienten ist eine Rückkehr in das bisherige Umfeld möglich, bei manchen müssen neue Wohnformen gefunden werden. Bei anderen Patienten muss möglicherweise eine berufliche Umorientierung erfolgen. Für alle diese Fragen werden Patienten und ihre Angehörigen intensiv vor allem durch die Sozialdienstmitarbeiter der MEDIAN Kliniken beraten, die sich eng mit den Ärzten, den Pflegern und den Therapeuten abstimmen.

Zum Ende der Rehabilitation wird das Behandlungsteam mit Ihnen bzw. Ihrem Angehörigen die weitere, ambulante Versorgung besprechen und ggfs. erste Schritte in die Wege leiten. Ihr Hausarzt erhält einen Bericht über den Verlauf der Rehabilitation.

Voraussetzungen für eine neurologische Reha

Um eine neurologische Reha in Anspruch nehmen zu können, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein:

  • Diagnose einer neurologischen Erkrankung oder Verletzung: Die Erkrankung oder Verletzung muss eindeutig diagnostiziert sein und die Notwendigkeit einer Reha sollte durch eine ärztliche Verordnung oder ein ärztliches Attest bestätigt werden.
  • Medizinische Notwendigkeit: Eine Reha muss medizinisch notwendig sein. Sie benötigen eine ärztliche Empfehlung.
  • Rehabilitationsfähigkeit: Je nach Diagnose sollten Sie in der Lage sein, aktiv an einem Rehabilitationsprogramm teilzunehmen, was stabile Vitalfunktionen, ausreichende kognitive Fähigkeiten und physische Belastbarkeit voraussetzt.
  • Positive Rehabilitationsprognose: Die Erfolgsaussichten der Rehabilitation sollten positiv und die Ziele in einem realistischen Zeitrahmen erreichbar sein.
  • Abschluss einer akuten Behandlungsphase: Vor Beginn der Rehabilitation sollte die akute Phase der Erkrankung oder des postoperativen Zustands abgeschlossen sein, z. B. bei einem Symptomschub einer Multiplen Sklerose oder eine Früh-Reha nach einem Schlaganfall.

Wie beantrage ich eine Schlaganfall-Reha?

Leider genehmigen die Krankenkassen nicht für alle Schlaganfall-Patienten eine Rehabilitation. Doch lassen Sie sich nicht irritieren: Seit 2007 haben viele ältere Patienten einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Rehabilitation. Fragen Sie Ihren Arzt beziehungsweise den Ihres Angehörigen gezielt nach der Verordnung einer „geriatrischen Rehabilitation“. Außerdem können Sie ihn darum bitten, dass er alle akuten und chronischen Krankheiten und Einschränkungen von Ihnen beziehungsweise Ihrem Angehörigen auflistet.

Wenn Sie eine neurologische Reha nach einer Akutbehandlung benötigen, hilft Ihnen der Sozialdienst des Krankenhauses beim Reha-Antrag. Das medizinische Team vor Ort kann auch entscheiden, welche Reha-Phase für Sie geeignet ist. Der Ablauf zur Beantragung einer neurologischen Reha ohne vorherigen Krankenhausaufenthalt ist ähnlich wie bei anderen Reha-Formen. Nach Empfehlung durch den/die behandelnden Ärztin oder das Krankenhauspersonal erfolgt die Antragstellung meist direkt beim Kostenträger wie der Krankenkasse oder der Deutschen Rentenversicherung.

Unterstützung und Selbsthilfe

Sowohl für Schlaganfall-Patienten selbst als auch für deren Angehörige können Schlaganfall-Selbsthilfegruppen eine große Unterstützung sein, um mit den Folgen und Auswirkungen eines Schlaganfalls zu leben. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ist eine gute Adresse, wenn es darum geht, Kontakt zu Selbsthilfegruppen aufzunehmen.

Ein Schlaganfall ist für Betroffene und deren Umfeld zunächst häufig ein großer Schock. Der Weg zurück ins normale Alltagsleben kann je nach Schwere des Schlaganfalls ganz unterschiedlich aussehen und alle Beteiligten auf andere Art und Weise herausfordern. Gerade nach einem schweren Schlaganfall kann die Situation sowohl mental als auch körperlich sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass Sie füreinander da sind. Halten Sie an allen Erfolgen fest - so klein diese manchmal auch scheinen. Scheuen Sie sich nicht davor, ärztlichen Rat einzuholen und nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen. Prüfen Sie auch Ihren möglichen Anspruch auf Pflegeleistungen der Pflegeversicherung. Grundvoraussetzung hierfür ist ein anerkannter Pflegegrad.

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