Restless-Legs-Syndrom: Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Das Restless-Legs-Syndrom (RLS), auch bekannt als Wittmaack-Ekbom-Syndrom oder Willis-Ekbom-Krankheit, ist eine häufige neurologische Erkrankung, die durch einen unkontrollierbaren Bewegungsdrang der Beine gekennzeichnet ist, oft begleitet von unangenehmen Empfindungen. Diese Symptome treten vor allem in Ruhephasen auf, insbesondere abends und nachts, was zu erheblichen Schlafstörungen und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen kann. Obwohl das RLS nicht lebensbedrohlich ist, kann es den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

Was ist das Restless-Legs-Syndrom?

Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung, die durch einen Bewegungsdrang der Beine gekennzeichnet ist, der meist von Missempfindungen begleitet wird. Es wird zu den extrapyramidalen Hyperkinesien gerechnet. Die Beschwerden treten vorwiegend in Ruhe auf, vor allem abends und nachts, und bessern sich durch Bewegung.

Die Symptome des RLS können vielfältig sein und von einem leichten Kribbeln und Ziehen bis hin zu starken, kaum aushaltbaren Missempfindungen reichen. Häufige Beschreibungen sind:

  • Kribbeln
  • Ziehen
  • Spannen
  • Schmerzen
  • Wärmegefühl

Diese Missempfindungen führen zu einem unwiderstehlichen Drang, die Beine zu bewegen, die Muskeln anzuspannen oder zu dehnen. Die Symptome sind abends oder nachts schlimmer als während des Tages oder treten ausschließlich am Abend oder in der Nacht bei ruhigem Sitzen oder Liegen auf. Charakteristisch für das RLS ist die sofortige Linderung durch Muskeltätigkeit. Die Symptome kehren jedoch nach einer nur kurzfristigen Besserung für gewöhnlich bereits in der nächsten Ruhesituation unmittelbar wieder zurück.

Symptome des Restless-Legs-Syndroms

Das Leitsymptom des RLS ist ein unangenehmer Bewegungsdrang der Extremitäten, der ausschließlich oder überwiegend in Ruhe und Entspannung, vor allem am Abend und in der Nacht, mit einem Maximum kurz nach Mitternacht, auftritt. Damit verbunden sind sensible Symptome wie Kribbelparästhesien, Ziehen, Reißen, Stechen, Schmerzen oder vom Patienten nicht näher zu beschreibende Missempfindungen, die unilateral alternierend oder symmetrisch auftreten können. Durch Bewegen der Beine oder Lagewechsel im Bett können die Beschwerden etwas reduziert werden. Meist ist es jedoch notwendig aufzustehen und umherzugehen, um ein Sistieren oder eine deutliche Linderung der Beschwerden zu erzielen.

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Neben dem Bewegungsdrang und den Missempfindungen können weitere Symptome auftreten:

  • Schlafstörungen: Einschlaf- und Durchschlafstörungen sind häufige Begleiterscheinungen des RLS. Die Symptome können so stark sein, dass sie das Einschlafen verhindern oder zu häufigem Aufwachen in der Nacht führen.
  • Periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLM): Viele RLS-Patienten haben unwillkürliche Zuckungen der Beine im Schlaf, die als Periodic Limb Movements (PLM) bezeichnet werden. Diese Bewegungen können den Schlaf zusätzlich stören und zu Tagesmüdigkeit führen.
  • Tagesmüdigkeit und Erschöpfung: Durch die Schlafstörungen leiden viele RLS-Patienten unter Tagesmüdigkeit, Erschöpfung und Konzentrationsstörungen.
  • Verschlimmerung der Symptome am Abend und in der Nacht: Die Symptome des RLS treten typischerweise in Ruhephasen auf, insbesondere am Abend und in der Nacht.
  • Linderung der Symptome durch Bewegung: Bewegung, wie z.B. Umhergehen oder Dehnen der Beine, kann die Symptome vorübergehend lindern.

Ursachen des Restless-Legs-Syndroms

Die Ursachen des Restless-Legs-Syndroms sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Es wird zwischen einer primären (idiopathischen) und einer sekundären (symptomatischen) Form des RLS unterschieden.

Idiopathische Form

Die idiopathische Form des RLS ist die häufigste Form und hat keine erkennbare Ursache. Es wird vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, da das RLS häufig familiär gehäuft auftritt. Studien deuten auf eine Störung des Dopamin-Stoffwechsels im Gehirn hin. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für die Steuerung von Bewegungen und die Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus wichtig ist.

Sekundäre Form

Die sekundäre Form des RLS wird durch andere Erkrankungen oder Faktoren ausgelöst. Dazu gehören:

  • Eisenmangel: Ein Eisenmangel kann die Symptome des RLS verstärken.
  • Nierenerkrankungen: Niereninsuffizienz kann zu einem RLS führen. Bei 20 bis 40 Prozent der dialyseabhängigen niereninsuffizienten Patienten besteht ein RLS.
  • Schwangerschaft: RLS tritt häufiger während der Schwangerschaft auf, insbesondere im letzten Trimester. Gesichert ist auch das Auftreten von RLS in 10 bis 20 Prozent während der Schwangerschaft.
  • Neurologische Erkrankungen: Morbus Parkinson, Multiple Sklerose und Polyneuropathien können mit einem RLS einhergehen.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie z.B. Antidepressiva und Neuroleptika, können ein RLS auslösen oder verstärken. Eine mögliche Verstärkung der RLS-Symptomatik unter einer Behandlung mit Antidepressiva (tri- und tetrazyklische Antidepressiva, Serotoninwiederaufnahmehemmer, Lithium) und am Dopamin-D2-Rezeptor antagonistisch wirkenden Neuroleptika oder Metoclopramid ist bekannt.
  • Vitaminmangel: Ein Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 kann ebenfalls ein RLS verursachen.
  • Rheumatoide Arthritis: Auch bei rheumatoider Arthritis kann ein RLS auftreten.

Diagnose des Restless-Legs-Syndroms

Die Diagnose des RLS basiert in erster Linie auf der Anamnese und der Beschreibung der Symptome durch den Patienten. Es gibt keine spezifischen Laborwerte oder bildgebenden Verfahren, die das RLS eindeutig bestätigen können.

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Die Diagnosekriterien für das RLS umfassen:

  1. Ein unbezwingbarer Drang, die Beine zu bewegen, meist begleitet von unangenehmen Empfindungen.
  2. Der Bewegungsdrang beginnt oder verschlimmert sich in Ruhephasen.
  3. Der Bewegungsdrang wird durch Bewegung teilweise oder vollständig gelindert.
  4. Der Bewegungsdrang ist abends oder nachts stärker als tagsüber oder tritt nur abends oder nachts auf.

Zusätzlich zur Anamnese kann der Arzt eine neurologische Untersuchung durchführen, um andere Erkrankungen auszuschließen. In einigen Fällen kann eine Polysomnographie (Schlaflaboruntersuchung) erforderlich sein, um die Diagnose zu sichern und andere Schlafstörungen auszuschließen. Typischerweise lassen sich bei RLS-Patienten periodische Beinbewegungen im Wachen und Schlaf (Periodic Limb Movements, PLM) durch Oberflächen-EMG-Ableitungen an den Mm. tibiales anteriores registrieren. PLM führen vermehrt zu kurzzeitigen Weck- oder Aufwachreaktionen (PLM-Arousal oder Awakening), sodass die Einschlafzeit verlängert, die Gesamtschlafzeit verkürzt und somit die Schlafeffizienz (Gesamtschlafzeit bezogen auf die im Bett verbrachte Zeit) reduziert ist. Die Anzahl an PLM beziehungsweise assoziierten Weckreaktionen kann als Indikator für den Schweregrad eines RLS dienen. Zur Beurteilung werden hierfür der PLM-Index (Anzahl an PLM bezogen auf die im Bett verbrachte Zeit) und der PLM-Arousal-Index (Anzahl an PLM-Arousal pro Gesamtschlafzeit) herangezogen.

Differenzialdiagnose

Differenzialdiagnostisch sollte vor allem eine Polyneuropathie abgegrenzt werden. Dabei gilt die ungenügende Beschwerdebesserung durch Bewegung als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal. Eine seltene Differenzialdiagnose ist das „painful legs and moving toes”-Syndrom, das durch ziehende Schmerzen der Beine und unwillkürliche Bewegungen ausschließlich der Zehen charakterisiert ist.

Davon abzugrenzen ist die Polyneuropathie, eine Entzündung der Beinnerven, bei der Missempfindungen wie unangenehmes Kribbeln in den Füßen, Ameisenlaufen oder das Gefühl von kalten Füßen im Vordergrund stehen und nicht der Bewegungsdrang. Sowohl beim Restless-Legs-Syndrom als auch bei der Polyneuropthie können durch eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit der Nervus peroneus und Nervus tibialis, welche beide aus dem Ischias hervorgehen, leicht auseinandergehalten werden. Beim Restless Legs Syndrom ist die Geschwindigkeit, mit der die Beinnerven Reize weiterleiten, normal schnell und nicht wie bei der Polyneuropathie vermindert.

Weitere Differenzialdiagnosen umfassen:

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  • Funikuläre Myelose (Vitamin-B12-Mangel)
  • Radikulopathie
  • Akathisie
  • Venenleiden
  • Wadenkrämpfe (Crampi nocturni)
  • Arterielle Verschlusskrankheit („Schaufensterkrankheit“)
  • Pruritus
  • Einschlafmyoklonien

Therapie des Restless-Legs-Syndroms

Die Therapie des RLS richtet sich nach dem Schweregrad der Symptome und dem Leidensdruck des Patienten. Ziel der Behandlung ist es, die Symptome zu lindern und die Schlafqualität zu verbessern.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen

Bei leichten Beschwerden können nicht-medikamentöse Maßnahmen ausreichend sein. Dazu gehören:

  • Regelmäßige Bewegung: Moderate körperliche Aktivität kann die Symptome des RLS lindern. Besonders leichte Sportarten wie Spaziergänge, Radfahren oder Yoga haben sich als wirksam erwiesen, um die Nervenbahnen zu aktivieren und Spannungen zu lösen.
  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und die Symptome zu lindern.
  • Regelmäßiger Schlafrhythmus: Ein regelmäßiger Schlafrhythmus und eine entspannte Schlafumgebung tragen dazu bei, die Schlafqualität zu verbessern.
  • Vermeidung von Koffein, Alkohol und Nikotin: Diese Substanzen können die Symptome des RLS verschlimmern.
  • Eisenreiche Ernährung: Eine gute Versorgung mit Eisen ist wichtig, da ein Eisenmangel die Symptome verstärken kann.

Zusätzlich können folgende Maßnahmen helfen:

  • Massagen der Beine
  • Wechselwarme Bäder
  • Kniebeugen

Medikamentöse Therapie

Wenn die nicht-medikamentösen Maßnahmen nicht ausreichend sind, kann eine medikamentöse Therapie erforderlich sein. Dopaminergika stehen an erster Stelle der symptomatischen medikamentösen RLS-Therapie. Es gibt verschiedene Medikamente, die zur Behandlung des RLS eingesetzt werden können:

  • Dopaminagonisten: Dopaminagonisten sind Medikamente, die die Wirkung von Dopamin im Gehirn nachahmen. Sie sind in der Regel die erste Wahl bei der medikamentösen Behandlung des RLS. Kontrolliert beziehungsweise ausreichend geprüfte Substanzen wie L-DOPA in der Standard- und Retardform und Dopaminagonisten wie Pergolid bieten effektive therapeutische Möglichkeiten. Noch in diesem Jahr wird mit einem L-DOPA/Benserazid-Präparat Restex erstmalig in Deutschland ein Medikament für die Behandlung des RLS zugelassen. Dopaminagonisten stehen derzeit noch in der klinischen Prüfung.
  • L-DOPA: L-DOPA ist eine Vorstufe von Dopamin, die im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Es kann bei Bedarf oder als Dauertherapie eingesetzt werden. L-DOPA (plus Dopadecarboxylasehemmer) ist mit einer Therapieerfahrung über acht bis zehn Jahre und mehreren placebokontrollierten Studien derzeit die am besten geprüfte Wirksubstanz. Mit 100 bis 200 mg nicht retardiertem zum Beispiel L-DOPA/Benserazid eine Stunde vor dem Schlafengehen kann eine signifikante Abnahme der RLS-Beschwerden insbesondere in der ersten Nachthälfte sowie eine Verbesserung der subjektiven und objektiven Schlafqualität bei idiopathischen und urämischen RLS-Patienten erzielt werden.
  • Opioide: Opioide sind starke Schmerzmittel, die in einigen Fällen zur Behandlung des RLS eingesetzt werden können. Sie sollten jedoch nur als letzte Option in Betracht gezogen werden, da sie ein hohes Suchtpotenzial haben. Bei unzureichendem Ansprechen auf Dopaminergika können Opioide im Einzelfall eingesetzt werden. Eine placebokontrollierte Studie mit zwei- bis dreimaliger nächtlicher Gabe von 25 mg Oxycodon belegte eine signifikante Besserung der RLS-Symptomatik und der Schlafstörungen.
  • Antikonvulsiva: Antikonvulsiva sind Medikamente, die zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden. Einige Antikonvulsiva, wie z.B. Gabapentin und Pregabalin, können auch bei der Behandlung des RLS wirksam sein. Allerdings sind diese Medikamente nicht für die Therapie des Restless Legs Syndroms zugelassen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die medikamentöse Therapie des RLS individuell angepasst werden muss. Der Arzt wird die am besten geeignete Medikation und Dosierung basierend auf den individuellen Bedürfnissen und Symptomen des Patienten auswählen.

Augmentation

Eine mögliche Komplikation der medikamentösen Therapie des RLS ist die Augmentation. Augmentation ist eine Verschlimmerung der RLS-Symptome, die während der Behandlung mit Dopaminagonisten oder L-DOPA auftreten kann. Das Kernsymptom der Augmentation ist ein früheres Eintreten der Symptome im Tagesverlauf (mindestens 4 Stunden im Vergleich zu Beginn der aktuellen Therapie). Augmentation zeigt sich zweitens, indem die Zeit der Ruhe bis zum Eintreten der Beschwerden kürzer wird: kamen sie beispielsweise bisher erst nach Stunden, sind sie schon nach wenigen Minuten da. Das dritte Symptom von Augmentation ist die Ausbreitung der Beschwerden von den Beinen auf andere Körperteile, insbesondere die Arme.

Wenn eine Augmentation auftritt, kann der Arzt die Dosis des Medikaments reduzieren oder auf ein anderes Medikament umstellen.

Restless-Legs-Syndrom und Parkinson

Beim Parkinson wird zwar ebenfalls Dopamin als Medikament verwendet, trotzdem haben beide Erkrankungen rein gar nichts miteinander zu tun, das Restless Legs Syndrom ist weder eine Vorstufe von Parkinson noch führt die Dopamin-Medikation zu einem häufigeren Auftreten von Parkinson in späteren Jahren. Ein Patient mit Restless Legs Syndrom hat keine höhere Wahrscheinlichkeit einen Parkinson zu entwickeln als jemand ohne RLS, es schützt aber auch nicht davor.

Obwohl sowohl das RLS als auch Morbus Parkinson mit einer Störung des Dopamin-Stoffwechsels im Gehirn in Verbindung gebracht werden, handelt es sich um unterschiedliche Erkrankungen. RLS-Patienten haben kein erhöhtes Risiko, an Morbus Parkinson zu erkranken. Allerdings können einige der Medikamente, die zur Behandlung des RLS eingesetzt werden, auch bei Morbus Parkinson eingesetzt werden.

Leben mit dem Restless-Legs-Syndrom

Das Restless-Legs-Syndrom kann den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

  • Informieren Sie sich über das RLS: Je besser Sie über das RLS informiert sind, desto besser können Sie damit umgehen.
  • Suchen Sie Unterstützung: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Ihrer Familie und Freunden über Ihre Symptome. Es gibt auch Selbsthilfegruppen für RLS-Patienten, in denen Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können.
  • Passen Sie Ihren Lebensstil an: Vermeiden Sie Faktoren, die Ihre Symptome verschlimmern, wie z.B. Koffein, Alkohol und Nikotin. Achten Sie auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus und ausreichend Bewegung.
  • Nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig ein: Wenn Sie Medikamente gegen das RLS einnehmen, ist es wichtig, diese regelmäßig und wie verordnet einzunehmen.
  • Seien Sie geduldig: Die Behandlung des RLS kann einige Zeit dauern. Es ist wichtig, geduldig zu sein und mit Ihrem Arzt zusammenzuarbeiten, um die beste Behandlungsstrategie für Sie zu finden.

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